Die Verbalklammer


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Das Verb im Satzmodell nach Helbig/Buscha
2.1 Stellungstypen des deutschen Satzes
2.2 Der verbale Rahmen

3. Die Verbalklammer
3.1 Klammerbildungen des Verbs bei Weinrich
3.1.1 Adjunktklammern und kombinierte Klammern

4. Vergleich der Grammatiken von Helbig/ Buscha und Weinrich
4.1.1 Methodischer Ansatz bei Helbig/ Buscha
4.1.2 Methodischer Ansatz bei Weinrich
4.2 Vergleich der Einzelbetrachtungen zur Verbstellung im Satz

5. Schluss

6. Literatur

1. Einleitung

In der folgenden Arbeit soll ein Vergleich angestellt werden, zwischen der deutschen Grammatik[1] von Gerhard Helbig und Joachim Buscha und der Textgrammatik[2] von Harald Weinrich. Der Termini der Verbalklammer oder des verbalen Rahmens, wie er je nach Autor benannt wird, stellt hierbei den Fokus der Betrachtungen dar.

Zunächst wird beschrieben, wie Helbig/ Buscha eine kategorische Dreiteilung der möglichen Verbstellungen im Satz vornehmen, auf dieser aufbauend dann das Konzept des verbalen Rahmens vorgestellt werden kann. Die Betrachtungen dieser Thematik fallen bei Helbig/ Buscha spärlicher aus, als in der Grammatik Weinrichs und verfolgen einen anderen Ansatz. Um diese Unterschiede herauszustellen folgt eine Darstellung der Verbalklammern bei Weinrich.

Der Vergleich der Grammatiken wird im anschließenden Kapitell vorgestellt. Hierbei wird zunächst der methodische Ansatz der beiden Grammatiken miteinander verglichen, der jeglichen Darstellungen der Grammatiken inhärent ist. Auf diesen basierend können im Weiteren die spezifischen Differenzen bezüglich der Klammerbildung im deutschen Satz beleuchtet werden.

Es wurde in dieser Arbeit sehr bewusst nur ein Teil der, die Verbstellung im deutschen Satz, bedingenden Faktoren betrachtet, da ein Gesamtüberblick zu umfangreich geworden wäre. Zusätzlich ist die gewählte Thematik an Unterschieden deutlich ergiebiger als zum Beispiel der Bereich der Valenz.

2. Das Verb im Satzmodell nach Helbig/Buscha

Um die Ausführungen zum verbalen Rahmen bei Helbig/ Buscha in einen Kontext zu stellen, sollen vorab die verschiedenen Stellungstypen des deutschen Satzes vorgestellt werden. Darauf folgend wird dann die Rahmenbildung mit den möglichen Ausnahmen im Deutschen behandelt.

2.1 Stellungstypen des deutschen Satzes

Im deutschen Sprachverständnis determinieren drei syntaktische Stellungstypen die Position des finiten Verbs im Satz und die damit verbundene Stellung der übrigen Prädikatsteile. Die Stellung des finiten Verbs wird hierbei in den jeweiligen Stellungstyp als obligatorisch beschrieben.[3]

Unter der Verwendung von Stellungstyp 1 wird die Zweitstellung des Verbs mit der Reihenfolge Subjekt, finites Verb, Ergänzungen, abgebildet.

(1) Er geht nach Hause

Nach diesem Satztypus werden Aussagesätze, Ergänzungsfragen und uneingeleitete Objekt- und Subjektsätze gebildet.

Bei Stellungstyp 2 handelt es sich um die Erststellung des Verbs nach der Ordnung: Finites Verb, Subjekt, Ergänzungen.

(2) Geht er nach Hause?

Der vorangestellte Typus 2 bildet den Rahmen für Entscheidungsfragen, Aufforderungssätze, uneingeleitete Konzessivsätze und Hauptsätze im Satzgefüge in Nachstellung.

Mit Stellungstyp 3 wird die Endstellung des finiten Verbs angezeigt.

(3) …, dass er nach Hause geht.

Nach Stellungstyp 3 werden eingeleitete Nebensätze gebildet.[4]

Gliedert sich das finite Verb in einen finiten- und einen Prädikatsteil auf, ergeben sich je nach Stellungstypus verschiedene Positionierungen des Prädikatteils.

(4) Stellungstyp 1: Er ist nach Hause gegangen.

Es besteht bei Zweitstellung des Verbs eine Endstellung des Prädikatteils.

(5) Ist er nach Hause gegangen?

Die Erststellung des finiten Verbteils bedingt eine Endstellung des Prädikatteils.

(6) …, dass er nach Hause gegangen ist

Die Endstellung des finiten Verbs bewirkt die Festlegung des Prädikatteils auf die vorletzte Position.

Die beschriebenen Stellungsregeln sind für infinitive Verbformen (grammatischer Prädikatsteil), sowie auch für trennbare Verbteile (lexikalischer Prädikatsteil) als obligatorisch zu betrachten.[5]

2.2 Der verbale Rahmen

Bedingt durch die getrennte Stellung von finitem Verb und den übrigen Prädikatsteilen wird im Stellungstyp 1 und 2 ein verbaler Rahmen – auch Satzklammer genannt – gebildet, in dem die nicht prädikativen Satzglieder eingeschlossen sind.[6]

Im Stellungstyp 1 ist nur das erste Glied nicht in diesen Rahmen eingebunden, wogegen Stellungstyp 2 alle nicht-prädikativen Satzglieder in dem Rahmen vereint. Stellungstyp 3 stellt streng genommen keinen verbalen Rahmen, da die verbalen Teile dieses Stellungstyps an letzter sowie vorletzter Position stehen. Zudem können jedoch auch Konjunktionen beziehungsweise Nebensatzeinleitungen einen rahmenöffnenden Teil darstellen und somit bezeichnen Helbig/Buscha die Rahmenbildung auch als ein Grundprinzip des deutschen Satzes. Schwierig ist dennoch zu erkennen, wann ein Rahmen vorliegt und wann nicht, da als rahmenschließende Elemente „nicht nur die infiniten Verbformen und die trennbaren Verbteile, sondern auch andere Wörter angesehen werden können.“[7]

Neben den geläufigen Partizipien, Infinitiven, trennbaren Verben und Kopulaverben, die anschließend bei Weinrich erläutert werden, existieren folgende rahmenbildende Konstruktionen.

(1) Adverbien und präpositionale Substantivgruppen als obligatorische Richtungsangaben bei Verben der Ortsveränderung:

- Ich komme wegen dringender Arbeiten in letzter Zeit nur selten dorthin.

(2) Substantivgruppen als nominale Teile von Funktionsverbgefügen:

- mit dem Experiment stellt der Kandidat die Richtigkeit der Thesen unter

Beweis.

(3) Satznegation „nicht“

Er besuchte den Lehrer trotz der Einladung nicht.[8]

In der deutschen Gegenwartssprache wird dieser Rahmen jedoch öfters durchbrochen. Man unterscheidet bei diesen Ausrahmungen zwischen einer grammatikalischen und einer stilistischen Ausrahmung.

Die grammatikalische Ausrahmung betrifft vor allem „Satzglieder mit den Präpositionen wie und als“[9] (3), Nebensatzkonstruktionen (4) sowie „Infinitive mit zu (5) (nicht erweitert und erweitert)“[10].

(3) Du bist so schön wie eine Orchidee.

(4) Ich wohne noch hier, weil ich keine andere Wohnung finde.

(5) Der Redner beginnt zu sprechen.

Um eine stilistische Ausrahmung handelt es sich, wenn ein Satzteil, durch die Stellung hinter den Prädikatsteil, semantisch hervorgehoben wird oder, bei einer sehr zahlreichen Menge an Satzgliedern, zwischen finitem Verb und Prädikatsteil steht.[11]

[...]


[1] Helbig, Gerhard, Joachim Buscha: Deutsche Grammatik. Ein Handbuch für den Ausländerunterricht. 17. Aufl. Leipzig, Berlin, München: Langenscheidt Verlag 1996.

[2] Weinrich, Harald: Textgrammatik der deutschen Sprache. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag 1993.

[3] Vgl. Helbig, Gerhard, Joachim Buscha: Deutsche Grammatik. Ein Handbuch für den Ausländerunterricht. 17. Aufl. Leipzig, Berlin, München: Langenscheidt Verlag 1996. S. 564.

[4] Vgl. Ebd. S. 564f.

[5] Anmerkungen:

„Wie der grammatische und der lexikalische Prädikatsteil verhält sich grundsätzlich auch das Prädikativ.“ (Helbig G.: Deutsche Grammatik. S. 566)

„Die Stellungstypregeln für die Prädikatsteile gelten für die meisten, jedoch nicht für alle […] Gruppen lexikalischer Prädikatsteile.“ (Helbig G.: Deutsche Grammatik. S. 566)

[6] Helbig, G.: Deutsche Grammatik. S. 566.

[7] Ebd.: S. 567.

[8] Vgl. Helbig, G.: Deutsche Grammatik. S. 567.

[9] Ebd.: S. 568.

[10] Ebd.: S. 569.

[11] Vgl. ebd. S. 569.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Verbalklammer
Hochschule
Universität Münster  (Institut für Sprachwissenschaft)
Veranstaltung
Grammatiken
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
18
Katalognummer
V71063
ISBN (eBook)
9783638630917
Dateigröße
446 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Eine vergleichende Betrachtung von Harald Weinrichs 'Textgrammatik' und der 'deutschen Grammatik' Gerhard Helbigs und Joachim Buschas.
Schlagworte
Verbalklammer, Grammatiken
Arbeit zitieren
Florian Dülks (Autor:in), 2006, Die Verbalklammer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71063

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