„Der Gang der Geschichte entscheidet sich bisweilen an einem Tag oder auch nur innerhalb weniger Stunden.“ Es ist 8.46 Uhr am 11. September 2001, als sich eine Boeing 767 der American Airlines (Flug 11) in den Nordturm des World Trade Centers (WTC) bohrt. 17 Minuten später rast eine Maschine der United Airlines in den Südturm. Ein Unfall kann zu diesem Zeitpunkt ausgeschlossen werden. Die Vereinigten Staaten von Amerika befinden sich unter Beschuss. Es ist 9.37 Uhr, als sich American Airlines Flug Nummer 77 in die militärische Machtzentrale der USA, das unweit vom Potomac River in Virginia gelegene, Pentagon bohrt. Etwa eine halbe Stunde später rast ein weiteres Verkehrsflugzeug in ein Feld bei Shanksville, Pennsylvania. Eigentliches Ziel vermutlich das Kapitol, politisches Machtzentrum der Vereinigten Staaten. Es sind ewig währende 77 Minuten, die an diesem Septembermorgen die Ordnung der Welt auf den Kopf stellen. Amerika war in das Fadenkreuz islamischer Terroristen geraten. Ihren Groll auf die westliche Zivilisation projizierten sie auf deren schillerndste Fassade, die Finanzmetropole New York mit ihren blasphemisch in die Höhe ragenden Türmen.
„[D]ie Katastrophe des Zweiten Weltkrieges kostete in den […] Vereinigten Staaten nur sieben Zivilisten das Leben. […] Während der nächsten beiden Kriege, Korea und Vietnam, gab es [in den USA] überhaupt keine Opfer. Doch dann, am 11. September 2001, wurden binnen einer Stunde fast 3000 Menschen auf amerikanischem Boden getötet. Eine extreme Demonstration der Waffen der Schwachen. Sie erfüllte die Starken mit Angst.“
Amerika war getroffen, nicht in Vietnam, nicht in Korea, sondern mitten im Herzen einer ihrer größten Metropole. Das subjektive Sicherheitsgefühl der amerikanischen Bevölkerung war bis ins Mark erschüttert. Der asymmetrische Krieg des Terrorismus hatte das „promised land“ eingeholt. „Osama bin Laden und Konsorten [hatten] gezeigt, daß [sic] der Atlantik schmaler sein kann als das Mittelmeer, weil im Zeitalter der »Globalisierung« auch der Terrorismus global agiert.“
Für die amerikanische Administration stellte sich eine neue Situation dar. „Kommentatoren beschworen [den Angriff auf Pearl Harbour], als eine Art Präzedenzfall, aber in Wirklichkeit gab es keine Parallele. Der 11. September brachte etwas völlig Neues.“ Man sah sich im Krieg und der amerikanische Präsident George Bush jr. wurde nicht müde, dies zu betonen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- USA, 11. September 2001: „Ein Kampf, den niemand wollte“
- „Die neue Weltunordnung“: Der 11. September und das Internationale System
- Neorealismus vs. Liberaler Internationalismus
- Einleitung
- Die Theorie des Neorealismus nach Kenneth N. Waltz
- Die Entwicklung einer Theorie des Liberalen Internationalismus
- Die Wurzeln in Immanuel Kants „ewigem Frieden“
- Vom philosophischen Entwurf zur außenpolitischen Richtschnur
- Forschungsdesign: Schlagwörter der Theorien...
- Hintergrund
- Die Bush-Doktrin: Zwischen Konsequenz und Allmachtsvorstellung...
- ,,Iraqi-Freedom\" und der Versuch einer Rechtfertigung
- Waltz versus Kant – Analyse aus zwei Blickwinkeln
- Post-9/11 und Kenneth N. Waltz. Eine neorealistische Betrachtung us-Amerikanischer Außenpolitik.
- Post-9/11 und Immanuel Kant. Eine Liberale Betrachtung us-Amerikanischer Außenpolitik
- Conclusio
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die „Bush-Doktrin“ im Kontext der amerikanischen Außenpolitik nach dem 11. September 2001. Sie beleuchtet die Rhetorik und Realität dieser Doktrin im Lichte der neorealistischen und liberalen Theorien der internationalen Beziehungen. Dabei werden die zentralen Argumente beider Ansätze auf die amerikanische Außenpolitik nach 9/11 angewendet.
- Der 11. September 2001 als Wendepunkt in der amerikanischen Außenpolitik
- Die „Bush-Doktrin“ als Reaktion auf den Terrorismus und die „Achse des Bösen“
- Der Konflikt zwischen neorealistischer und liberaler Sichtweise auf die amerikanische Außenpolitik nach 9/11
- Die Rolle der Macht und der Moral in der amerikanischen Außenpolitik
- Die Bedeutung des internationalen Systems im Kontext der „Bush-Doktrin“
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel führt in die Thematik der Arbeit ein und beschreibt den historischen Kontext des 11. Septembers 2001. Es beleuchtet die Auswirkungen des Terroranschlags auf die amerikanische Gesellschaft und die Reaktion der Regierung Bush. Zudem wird der Einfluss des 11. Septembers auf das internationale System erläutert.
- Neorealismus vs. Liberaler Internationalismus: Dieses Kapitel stellt die beiden zentralen Theorien der internationalen Beziehungen – Neorealismus und Liberaler Internationalismus – vor. Es geht auf die wichtigsten Annahmen und Kernpunkte beider Theorien ein und beschreibt die Entwicklung und die relevanten Vertreter jeder Theorie.
- Hintergrund: Das Kapitel analysiert die „Bush-Doktrin“ im Kontext der amerikanischen Außenpolitik nach 9/11. Es beleuchtet die zentralen Elemente der Doktrin, wie die „Achse des Bösen“ und die „Präventivkriegsdoktrin“ sowie die Reaktion der internationalen Gemeinschaft auf die amerikanische Politik.
- Waltz versus Kant – Analyse aus zwei Blickwinkeln: Dieses Kapitel analysiert die amerikanische Außenpolitik nach 9/11 aus der Sichtweise des Neorealismus und des Liberalismus. Es untersucht, wie die beiden Theorien die amerikanischen Handlungen im Kontext des „Krieges gegen den Terror“ erklären und beurteilen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen der internationalen Beziehungen und konzentriert sich auf die amerikanische Außenpolitik nach dem 11. September 2001. Schlüsselbegriffe sind: „Bush-Doktrin“, Neorealismus, Liberaler Internationalismus, „Achse des Bösen“, „Präventivkriegsdoktrin“, Terrorismus, Krieg gegen den Terror, internationale Ordnung, Machtpolitik, Moral in der Politik, US-amerikanische Außenpolitik.
- Arbeit zitieren
- Tim Klimes (Autor:in), 2006, Die Bush-Doktrin - Rhetorik und Realität amerikanischer Außenpolitik nach dem 11. September, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71198