Lao-tzu und das Tao te king – eine Einführung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

25 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Mann Lao-tzu

3. Das Tao te king und seine Rezeption in Deutschland

4. Tao und Te – Lehren des Taoismus
4.1. Tao
4.2. Te

5. Begriffe/Prinzipien des Taoismus
5.1 Ying und Yang
5.2. wu wei
5.3. Die zehntausend Dinge und das Natürliche

6. Resümee

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der Taoismus ist, neben dem Buddhismus und dem Konfuzianismus, eine der drei großen Glaubensrichtungen Chinas. Als seine Begründer werden Lao-tzu und Chuang-tzu verstanden, deren Werke auch in deutscher Übersetzung vorliegen, jedoch im Allgemeinen in Europa weniger rezipiert wurden als andere asiatische Schriften. Diese Arbeit widmet sich Lao-tzu und seinem Werk, das als Tao te king bekannt ist. Da der Taoismus im Laufe der Zeit Wandlungen erfahren hat, verschiedene Schulen entstanden und auch weitere Autoren ihre Schriften hinterlassen haben, kann hier nur ein Einblick in das Leben des bedeutendsten Meisters vermittelt, ein Eindruck von seinem Werk verschafft und der Versuch einer Einführung in die Denkart des Taoismus gegeben werden. Dieser erschließt sich dem Europäer nicht auf den ersten Blick, da sein Sinn tief in den Texten verborgen liegt, die nicht einfach klare Verhaltensanweisungen geben, an deren Ende das Seelenheil liegt, sondern mit Metaphern und Zeichen arbeiten. Die benutzten Symbole und Bedeutungen müssen erst gefunden und verstanden werden, bevor die Adaption des Verhaltens nach den Lehren möglich wird. Schwierig ist auch die geistige Haltung des Geschehen-Lassens, die dem europäischen aktiven Tun gegenüber steht. Aus diesen Gründen wird nach der Vorstellung Lao-tzus und seines Werkes auf die dem Taoismus und verschiedenen anderen asiatischen philosophischen Richtungen zu Grunde liegende Symbolik und grundsätzliche Sicht der Welt eingegangen.

2. Der Mann Lao-tzu

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Alles was wir über die historische Gestalt des Lao-tzu (auch Lao-Tse, Laozi, Laotse, Lao-Dsi) wissen, stammt aus dem ersten umfassenden Geschichtswerk Chinas, den Aufzeichnungen des Großhistorikers (Shih-chi) von Ssu-ma Ch'ien. Der Name Lao-tzu ist kein Eigenname, sondern ein Ehrentitel, der „alter Meister“ oder auch „altes Kind“ bedeutet. Mit bürgerlichem Namen hieß Lao-tzu mit Nachnamen Li, mit Rufnamen Erl und mit dem „persönlichen Namen“[1], „Tabu-Namen“[2] oder „Mannesnamen“[3] Tan. Er wurde also Li Erl oder Li Tan genannt.

Lao-tzu soll laut dem 63. Kapitel der Aufzeichnungen in der Sektion Biographien aus dem südlichen Staat Ch'u (auch Tsch'en oder Chu) stammen. Sein Geburtsort ist K'uhsiän (Quren).

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass durch die Latinisierung der chinesischen Schriftzeichen Teils starke Abweichungen in der Schreibweise chinesischer Namen und Begriffe auftreten. Die verschiedenen Schreibweisen werden der Vollständigkeit halber in Klammern angeführt.

Laut Florian C. Reiter und Martina Darga arbeitete Lao-tzu am Hof des Chou-Königs als Archivar. Richard Wilhelm hingegen führt an, dass er gerade nicht an den Hof der Tsch'u ging, sondern er „wandte sich in die Kaiserstadt Loyang, wo er Vorsteher der Reichsbibliothek wurde.“[4] Lao-tzu hat zur Zeit des Konfuzius (551-479 v. Chr.) gelebt, dessen Leben wesentlich besser und genauer dokumentiert ist.

Die beiden großen chinesischen Denker trafen sich zu einem Gespräch in der Bibliothek, als Konfuzius nach Chou kam. Dieses Treffen hatte Normen und Verhaltensweisen zum Thema. Es wird von Ssu-ma Ch'ien ausführlich beschrieben. Anhand von historischen Hinweisen will Richard Wilhelm das Treffen auf 518 v. Chr. datieren[5].

Aufgrund der politischen Lage im Land und der Tatsache, dass sein Rat nicht mehr gesucht wurde, machte sich Lao-tzu irgendwann nach Westen auf. Der Zeitpunkt seines Aufbruchs kann nicht genau datiert werden. Als Lao-tzu am Grenzpass ankam, verlangte der Zöllner Yin Hsi (Yin Xi) von ihm als Wegzoll die Niederschrift seiner Lehren in einem Buch. Hier schrieb Lao-tzu das Buch mit seinen gut 5.000 Zeichen in zwei Abschnitten, das uns unter dem Titel Tao te king (Tao-te ching, Daode Jing) bekannt ist. Lao-tzu kehrte von dieser Reise nicht mehr in die Zentralregion Chinas zurück und Ssu-ma Ch'ien stellt fest: „Niemand weiß, wo er sein Leben beendete“[6].

Lao-tzu und das Tao te king hat viele Deutsche Gelehrte beeinflusst und den Dichter Berthold Brecht dazu veranlasst die Geschichte eben dieser Reise und der Entstehung des Tao te king in Versform nieder zuschreiben:

„Als er Siebzig war und war gebrechlich
Drängte es den Lehrer doch nach Ruh
Denn die Güte war im Lande wieder einmal schwächlich
Und die Bosheit nahm an Kräften wieder einmal zu.
Und er gürtete die Schuh.

Und er packte ein, was er so brauchte:
Wenig. Doch es wurde dies und das.
So die Pfeife, die er abends immer rauchte
Und das Büchlein, das er immer las.
Weißbrot nach dem Augenmaß.

Freute sich des Tals noch einmal und vergaß es
Als er ins Gebirg den Weg einschlug
Und sein Ochse freute sich des frischen Grases
Kauend, während er den Alten trug.
Denn dem ging es schnell genug.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Doch am vierten Tag im Felsgesteine
Hat ein Zöllner ihm den Weg verwehrt:
"Kostbarkeiten zu verzollen?" - "Keine."
Und der Knabe, der den Ochsen führte, sprach: "Er hat gelehrt."
Und so war auch das erklärt.

Doch der Mann in einer heitren Regung
Fragte noch: "Hat er was rausgekriegt?"
Sprach der Knabe: "Daß das weiche Wasser in Bewegung
Mit der Zeit den harten Stein besiegt.
Du verstehst, das Harte unterliegt."

Daß er nicht das letzte Tageslicht verlöre
Trieb der Knabe nun den Ochsen an
Und die drei verschwanden schon um eine schwarze Föhre
Da kam plötzlich Fahrt in unsern Mann
Und er schrie: "He, du! Halt an!

Was ist das mit diesem Wasser, Alter?"
Hielt der Alte: "Intressiert es dich?
Sprach der Mann: "Ich bin nur Zollverwalter
Doch wer wen besiegt, das interessiert auch mich.
Wenn du's weißt, dann sprich!

Schreib mir's auf! Diktier es diesem Kinde!
So was nimmt man doch nicht mit sich fort.
Da gibt's doch Papier bei uns und Tinte
Und ein Nachtmahl gibt es auch: ich wohne dort.
Nun, ist das ein Wort?"

Über seine Schulter sah der Alte
Auf den Mann: Flickjoppe. Keine Schuh.
Und die Stirne eine einzige Falte.
Ach, kein Sieger trat da auf ihn zu.
Und er murmelte: "Auch du?"

Eine höfliche Bitte abzuschlagen
War der Alte, wie es schien, zu alt.
Denn er sagte laut: "Die etwas fragen Die verdienen Antwort." Sprach der Knabe: "Es wird auch schon kalt."
"Gut, ein kleiner Aufenthalt."

Und von seinem Ochsen stieg der Weise
Sieben Tage schrieben sie zu zweit
Und der Zöllner brachte Essen (und er fluchte nur noch leise
Mit den Schmugglern in der ganzen Zeit).
Und dann war's soweit.

Und dem Zöllner händigte der Knabe
Eines Morgens einundachtzig Sprüche ein.
Und mit Dank für eine kleine Reisegabe
Bogen sie um jene Föhre ins Gestein.
Sagt jetzt: kann man höflicher sein?

Aber rühmen wir nicht nur den Weisen
Dessen Name auf dem Buche prangt!
Denn man muß dem Weisen seine Weisheit erst entreißen.
Darum sei der Zöllner auch bedankt:
Er hat sie ihm abverlangt.“[7]

Die Faszination Brechts an Lao-tzu und dem Tao te king ist durch eine Starke Rezeption des Buches durch deutsche Künstler und Philosophen nach Ende des Ersten Weltkriegs zu erklären. Die Verbreitung des Tao te king wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts stark durch die Theosophische Gesellschaft gefördert. Brecht selbst sah den Taoismus als eine Überlebensstrategie zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland und gerade die Lehre des wu wei (Nicht-Handeln) wurde von vielen Pazifisten hoch geschätzt.[8]

[...]


[1] Wilhelm, Richard (1987): Lao-Tse und der Taosimus, S. 15

[2] Reiter, Florian C. (1994): Lao-tzu zur Einführung, S. 7

[3] Darga, Martina (2003): Laotse, S. 11

[4] Wilhelm, Richard (1987): Lao-Tse und der Taosimus, S. 16

[5] Wilhelm, Richard (1987): Lao-Tse und der Taosimus, S. 18

[6] Darga, Martina (2003): Laotse, S. 12

[7] http://www.geocities.com/onkellotus/Andere/Brecht.html (15.09.2006)

[8] http://de.wikipedia.org/wiki/Daoismus#Grundz.C3.BCge (15.09.2006)

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Lao-tzu und das Tao te king – eine Einführung
Hochschule
Universität Lüneburg  (KuWi)
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
25
Katalognummer
V71687
ISBN (eBook)
9783638619752
ISBN (Buch)
9783640732913
Dateigröße
508 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Einführung, Taoismus
Arbeit zitieren
Sina Schieweck (Autor:in), 2006, Lao-tzu und das Tao te king – eine Einführung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71687

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