Die politische Wende in den Jahren 1989/90 in Mittel- und Osteuropa machte den Weg für
globale Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalströme frei. Nicht nur die zunehmende internationale
Wirtschaftsverflechtung, sondern die umfassende Denationalisierung gesellschaftlicher
Bereiche stellt die Staaten in den nächsten Jahren vor gewaltige Herausforderungen politischer,
sozialer und wirtschaftlicher Art. Die hiervon ebenso betroffenen Länder Mittel- und
Osteuropas (MOE) befinden sich zusätzlich in einer schwierigen Phase der
Systemtransformation.
Zurzeit wird die Diskussion von zwei Richtungen dominiert, welche die künftige weltpolitische
Entwicklung entweder als „Kampf der Kulturen“1 oder als „Globalisierung“2 begreifen.
Nach erstgenannter Ansicht zerfallen die beiden Blöcke in verschiedene Staatengruppen,
die miteinander konkurrieren und globale Auseinandersetzungen führen werden. Ausschlaggebend
für die Zusammensetzung der Bündnisse ist die Zugehörigkeit zum jeweiligen
Kulturkreis. Die zweite Strömung prognostiziert die Entstehung einer homogenen Weltgesellschaft
als Endstadium. Zunächst verläuft die Konfliktlinie jedoch zwischen den gesellschaftlichen
Gewinnern und Verlierern des globalisierten Handelns.
Beiden Zukunftsprognosen ist gemeinsam, dass nach einer Steuerungsgewalt zur Regulierung
der Wirtschafts- und Finanzströme gesucht wird, entweder als Führer einer Staatengruppe
oder zur Verminderung der sozialen Kosten, die durch die Globalisierung entstehen.
Die gesellschaftlichen Handlungszusammenhänge überschreiten zunehmend nationale Grenzen,
so dass wirksames staatliches Regieren oft nicht mehr möglich ist. Die EU stellt eine solche
Zentralgewalt zur Rückgewinnung eines wesentlichen Teils politischer Gestaltungsfähigkeit
dar, die durch die Globalisierung verloren gegangenen ist. Aufgrund der größeren Reichweite
der EG-Regulierungen kann partiell wieder eine Deckungsgleichheit mit den sozialen
Handlungszusammenhängen erreicht werden. Künftig werden deshalb weniger die Nationalstaaten
als vielmehr transnationale Organisationen weltweit agierende Akteure sein.3 Auch die
mittel- und osteuropäischen Staaten reihen sich in Integrationsräume ein, um handlungsfähig
nach innen und außen zu bleiben.
Die MOE-Staaten stehen einer völlig neuen Situation mit Entwicklungsprozessen auf
verschiedenen Ebenen gegenüber.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Die wirtschaftliche Ausgangslage der Tschechischen Republik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die wirtschaftliche Einbindung der Tschechischen Republik in transnationale Güterströme im Kontext der Systemtransformation in Mittel- und Osteuropa nach 1989. Die Arbeit untersucht die Herausforderungen und Chancen, die mit der Integration in wirtschaftliche Integrationsräume wie die Europäische Union verbunden sind.
- Die Herausforderungen der Systemtransformation in Mittel- und Osteuropa
- Die wirtschaftliche Ausgangslage der Tschechischen Republik nach der Teilung der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik
- Die Rolle der Globalisierung und die Notwendigkeit einer Steuerungsgewalt zur Regulierung von Wirtschafts- und Finanzströmen
- Der Einfluss von ausländischen Investitionen und der Außenhandel auf die tschechische Wirtschaft
- Die Auswirkungen der wirtschaftlichen Entwicklung auf die soziale Situation in Tschechien
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die geopolitische Situation in Mittel- und Osteuropa nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und die Herausforderungen, die sich aus der globalisierten Welt ergeben. Die Diskussion über die zukünftige Entwicklung der Weltpolitik konzentriert sich auf die Konzepte des "Kampfs der Kulturen" und der "Globalisierung". Der Text argumentiert, dass transnationale Organisationen wie die EU eine wichtige Rolle bei der Rückgewinnung politischer Gestaltungsfähigkeit spielen, die durch die Globalisierung verloren gegangen ist. Die mittel- und osteuropäischen Staaten suchen ebenfalls Integration in wirtschaftliche Räume, um ihre Handlungsfähigkeit zu erhalten.
B. Die wirtschaftliche Ausgangslage der Tschechischen Republik
Dieses Kapitel analysiert die wirtschaftliche Situation der Tschechischen Republik nach der Trennung von der Slowakei. Es werden die Fortschritte bei der Transformation von einer Planwirtschaft zu einer sozialen Marktwirtschaft, die Privatisierungsprozesse und die Liberalisierung von Preisen und Märkten beleuchtet. Der Text schildert die Auswirkungen der ökonomischen Politik auf die Arbeitslosigkeit, die Staatsverschuldung und die soziale Situation. Die tschechische Wirtschaft wird als "Musterknabe" dargestellt, der zunächst erfolgreich war, aber in den späten 1990er Jahren in eine Krise geriet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter des Textes sind: Systemtransformation, Mittel- und Osteuropa, Globalisierung, Europäische Union, Tschechische Republik, Wirtschaft, Privatisierung, Außenhandel, Arbeitslosigkeit, soziale Situation, Reformen.
- Arbeit zitieren
- Dr. Gerald G. Sander (Autor:in), 2001, Die Teilhabe mittel- und osteuropäischer Staaten an wirtschaftlichen Integrationsräumen, am Beispiel der Tschechischen Republik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7270