Der Film als modernes visuelles Medium unserer Zeit ist mehr als nur Unterhaltung, oder Information. In Filmen werden Bilder erzeugt, Mythen geschaffen, aber ebenso Vorurteile abgebaut. Dies geschieht nicht nur in Actionstreifen alla Hollywood, sondern auch in anderen Genres, in denen man es auf den ersten Blick nicht vermutet. Darunter fällt auch der Filmtypus Ethnologischer Film, denn trotz seines dokumentarischen Charakters und objektiven Anspruchs kann er die Konstruktion und Dekonstruktion von Mythen durch seine Machart nicht ausschließen. Das ist in der Immanenz der subjektiven Szenenauswahl, Schnitts, Ton, etc. im Produktionsprozess begründet. Der Produzent, Regisseur und Kameramann müssen in dem was sie filmisch darstellen wollen eine Vorauswahl treffen, um ihr inhaltliches Ziel zu erreichen. Auch wenn alle Beteiligten einer Produktion eines dokumentarischen Films einen Objektivitätsanspruch hegen, können sie ihre eigene Subjektivität, die den Filmentstehungsprozess zwangläufig beeinflusst, nicht verneinen. Der Ethnologe Edmund Ballhaus sieht darin die Konstruktion einer filmischen Realität, „die allenfalls eine Annäherung an die nichtfilmische Realität darstellt.“ Die filmische Realität ist das Spiegelbild der Intention des Filmproduzenten. Ein Film hat somit neben seiner inhaltlichen Bedeutung eine zweite Ebene, welche sich anhand der filmsprachlichen Mittel erarbeiten und belegen lässt. Der Film wird zu einer doppelten Informationsquelle, dies geschieht einerseits direkt durch den Inhalt, andererseits indirekt durch die verwandten filmsprachlichen Mittel.
Der Film Szafari ist trotz seines experimentellen Charakters ein Beispiel für die Dialektik des Ethnologischen Films, die nicht zwangsläufig widersprüchlich sein muss. Denn trotz des dokumentarischen Filmstils von Szafari, und der indirekt sichtbaren, subjektiven Intention der Produzenten Boglárka Pölcz und Robert Pölcz, bleibt der Film im doppelten Sinne eine Quelle der visuellen Anthropologie.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Erstes Filmverständnis
- Spezifische Lesart
- Der Mythos nach Barthes
- Filmsprachliche Analyse
- Sequenzanalyse
- Die richtige“ Einstellung
- Farben als Leitmotiv
- Musik als Harmonisierungswerkzeug
- Szafari - Eine Reise
- Inhaltliche Analyse von Szafari
- Bezugsrealität
- Mythen der Sinti und Roma
- Sinti und Roma in der filmischen Darstellung und als reales Problem
- Bedingungsrealität und Wirkungsrealität
- Konklusion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text untersucht den Film "Szafari" als Beispiel für die Dialektik des ethnologischen Films und beleuchtet, wie filmische Mittel Emotionen sichtbar machen können. Der Fokus liegt auf der Analyse des Films als visuelle Quelle der Ethnologie und der Rolle von filmsprachlichen Elementen in der Konstruktion und Dekonstruktion von Mythen.
- Die vielschichtige Natur des ethnologischen Films und seine Rolle als visuelle Quelle der Ethnologie.
- Die Analyse von filmsprachlichen Elementen wie Bildgestaltung, Schnitt und Ton zur Dekonstruktion von Mythen und der Veranschaulichung von Emotionen.
- Die Untersuchung des Films "Szafari" im Kontext seiner Bezugs- und Wirkungsrealität.
- Die Herausarbeitung der subjektiven Intentionen der Filmemacher im Kontext eines objektiven Anspruchs auf Dokumentation.
- Die Dekonstruktion des Mythos "Szafari" als Beweis für die gezielte Verwendung filmsprachlicher Mittel im ethnologischen Film.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Film als ein modernes visuelles Medium vor und erläutert die Bedeutung von filmischen Mitteln in der Konstruktion und Dekonstruktion von Mythen, auch im Kontext des ethnologischen Films.
Das Kapitel "Erstes Filmverständnis" beschreibt die erste Rezeption des Films und die primäre Wirkung des Films.
Das Kapitel "Spezifische Lesart" analysiert die Eigenheit des Films und formuliert eine Auslegungshypothese, die durch einen kurzen Exkurs zur Klärung des Begriffs "Mythos" nach Barthes ergänzt wird.
Das Kapitel "Filmsprachliche Analyse" beleuchtet die filmsprachlichen Mittel des Films, wie zum Beispiel Bildgestaltung, Schnitt und Ton.
Das Kapitel "Inhaltliche Analyse von Szafari" untersucht die Bezugsrealität des Films, die Mythen der Sinti und Roma, und die filmische Darstellung von Sinti und Roma.
Schlüsselwörter
Ethnologischer Film, Filmanalyse, Szafari, Mythos, visuelle Anthropologie, filmsprachliche Mittel, Bildgestaltung, Schnitt, Ton, Sinti und Roma, Bezugsrealität, Wirkungsrealität, Subjektivität, Objektivität.
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- Paul Vierkant (Author), 2007, Wie eine Filmanalyse Emotionen sichtbar machen kann, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72759