In dieser Arbeit werden die beiden Theologen Barth und Bonhoeffer spannungsreich gegenüber gestellt.
Sie kommen aus verschiedenen gesellschaftlichen Kreisen. Ihre Väter sind beide Professoren, jedoch entwickeln sie sehr unterschiedliche Vorstellungen, wie die Welt zu organisieren sei. Barth nimmt eine Pfarrstelle in einem Schweizer Dorf an und interessiert sich besonders für die Probleme und Belange der Arbeiter der Gemeinde. Er wird dort sozialistisch geprägt, während Bonhoeffer sein Leben lang eine wertkonservative Grundordnung mit einem klaren Oben und Unten annimmt.
Während Barth Mitte der 30er Jahre der SPD beitritt, um die Demokratie zu erhalten, bleibt Bonhoeffer parteipolitisch ungebunden, neigt aber zu einem aristokratischen Staatsmodell. Das soll aber keineswegs bedeuten, dass er damit starr und reaktionär wäre, sondern ganz im Gegenteil ist er ein geistig sehr flexibler Mensch - voller Energie. Auch Barth ist voller Energie und kann in dieser Kopnstellation als langjähriger, väterlicher Freund Bonhoeffers bezeichnet werden. Von dessen theologischem Denken lässt sich Bonhoeffer inspirieren und leiten, obwohl er in manchen Punkten eigene Wege geht, die er aber jeweils innerhalb der Theologie Barths und nicht außerhalb dieser verstanden wissen möchte.
In dieser Arbeit wird untersucht, inwieweit sich diese Ansätze auf die Begründung und Ausführung ihrer jeweiligen Ethik auswirken. Diese unterschiedlichen Ansätze und Grundannahmen zeigen sich besonders in ihrem Verständnis von Gesetz und Evangelium, oder wie Barth sagen würde: Evangelium und Gesetz. Den Ausgangspunkt dieser Arbeit bilden die Ursprünge der Begriffe Gesetz und Evangelium im Judentum bzw. im Frühchristentum. Es wird erläutert, wie Paulus in den seinen Briefen mit der Spannung zwischen diesen Polen umgeht und wie sich das Verhältnis und die Betrachtungsweise auf beide im Laufe der Jahrhunderte bis hin zur liberalen Theologie im 20. Jahrhundert entwickelt hat. Die Erläuterung geht spotartig durch die Kirchengeschichte. Auf diesem Hintergrund wird das fachliche und menschliche Aufeinandertreffen von Barth und Bonhoeffer beleuchtet. Wer sich für die Auseinandersetzung mit der christlichen Ethik interessiert, sollte an diesem Werk nicht vorüber gehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsklärung
- Gesetz
- Evangelium
- Verhältnis von Gesetz und Evangelium dogmengeschichtlich
- Paulus Verständnis
- Augustins Verständnis
- Luthers Verständnis
- Erkenntnis Luthers
- Verknüpfung von Gesetz und Evangelium
- Sinn und Nutzen des Gesetzes bei Luther
- Verständnis im Altprotestanten
- Verständnis im theologischen Liberalismus
- Karl Barth
- Biographische und zeitgeschichtliche Einflüsse auf die Theologie Karl Barths
- Verhältnis von Evangelium und Gesetz bei Barth
- Gegensätzlich und doch geeint
- Die Gnade Gottes
- Jesus Christus als Gnade Gottes
- Das Gesetz Gottes
- Gesetz für die weltliche Ordnung
- Gesetz als Sündenspiegel
- Gesetz zum Handeln
- Die Sünde des Menschen
- Hineinkommende Gnade
- Barths Begründung der Ethik
- Gott als handelndes Subjekt
- Erwählung der Menschen
- Existieren im Handeln
- Das Handeln Gottes im Menschen
- Offenbarung Gottes
- Die Rede von Gott
- Der Anspruch Gottes an den Menschen
- Wechselseitige Einflüsse von Karl Barth und Dietrich Bonhoeffer
- Erste Begegnungen
- Briefwechsel
- Dietrich Bonhoeffer
- Biographische und zeitgeschichtliche Einflüsse auf die Theologie Dietrich Bonhoeffers
- Verhältnis von Gesetz und Evangelium bei Bonhoeffer
- Gesetz und Evangelium - Gegensatz und doch geeint
- Gnade Gottes
- Jesus Christus ist diese Gnade
- Christus bindet an das Gesetz - das Gesetz bindet an Christus
- Das Gesetz für die weltliche Ordnung
- Gesetz als Sündenspiegel
- Gesetz zum Handeln
- Die Sünde des Menschen
- Bonhoeffers Begründung der Ethik
- Wirklichkeitsbegriff
- Freiheitsbegriff
- Die Kirche (überarbeiten!)
- Das Kreuz auf sich nehmen
- Relation zu Christus in der Relation zum Nächsten
- Sind Jesu Gebote wörtlich gemeint?
- Konkrete Ethik
- Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Begründung der Ethik von Barth und Bonhoeffer
- Gemeinsamkeiten
- Unterschiede
- Evangelium und Gesetz - Gesetz und Evangelium
- Wirklichkeit und Existenz
- Wissen von Gott
- Freiheit
- Die Kirche - Verkündigerin des Willens Gottes?
- Sünde
- Ergebnis
- Fazit
- Reflexionen von Barth und Bonhoeffer
- Herausforderungen bei der Ausarbeitung der Arbeit
- Ist ihre Ethik noch zeitgemäß?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der christlichen Ethik und vergleicht die Ansätze von Karl Barth und Dietrich Bonhoeffer. Ziel ist es, die jeweiligen Begründungen der christlichen Ethik aufzuzeigen, indem die theologischen Denkansätze beider Autoren anhand ihres Verhältnisses von Gesetz und Evangelium analysiert werden.
- Das Verhältnis von Gesetz und Evangelium in der Theologie Barths und Bonhoeffers
- Die Begründungen der christlichen Ethik bei Barth und Bonhoeffer
- Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Ansätzen von Barth und Bonhoeffer
- Die Auswirkungen der unterschiedlichen Ansätze auf die jeweilige Ethik
- Die Relevanz der Ethiken von Barth und Bonhoeffer für die heutige Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung, die die Thematik und den Aufbau der Arbeit erläutert. Anschließend wird der Begriff "Gesetz" und der Begriff "Evangelium" definiert. Im dritten Kapitel wird das Verhältnis von Gesetz und Evangelium in der Dogmengeschichte behandelt, wobei die Ansätze von Paulus, Augustinus und Luther sowie die Sichtweise der Altprotestanten und des theologischen Liberalismus beleuchtet werden.
Kapitel 4 und 6 fokussieren sich auf die Theologie von Karl Barth bzw. Dietrich Bonhoeffer. Hier werden die biographischen und zeitgeschichtlichen Einflüsse auf die jeweilige Theologie dargestellt, sowie das Verhältnis von Gesetz und Evangelium im Werk der beiden Autoren erläutert. Zudem wird ihre jeweilige Begründung der christlichen Ethik untersucht.
In Kapitel 5 werden die wechselseitigen Einflüsse von Barth und Bonhoeffer beleuchtet, insbesondere ihre frühen Begegnungen und ihr Briefwechsel. Im abschließenden Kapitel 7 werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Begründung der Ethik von Barth und Bonhoeffer herausgearbeitet, wobei auch die Auswirkungen der unterschiedlichen Ansätze auf die jeweilige Ethik betrachtet werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der christlichen Ethik, dem Verhältnis von Gesetz und Evangelium, und den unterschiedlichen Ansätzen von Karl Barth und Dietrich Bonhoeffer. Weitere wichtige Schlagworte sind: Dogmengeschichte, Theologie, Evangelische Kirche, liberale Theologie, Zeitgeschichte, christliches Handeln, Nächstenliebe, und die Frage nach der Aktualität der Ethik im 21. Jahrhundert.
- Arbeit zitieren
- Fabian Labahn (Autor:in), 2006, Wie ist die christliche Ethik zu begründen? Das Verhältnis von Gesetz und Evangelium bei Karl Barth und Dietrich Bonhoeffer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72993