Globalisierung der Kommunikation und Gegenöffentlichkeiten


Hausarbeit, 2007

23 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffserklärung „Globalisierung“

3. Kultur und Globalisierung
3.1 „Glokalisierung“
3.2 „Hybridisierung“

4. Massenmedien und Kommunikation im Globalisierungsprozess
4.1 Die Rolle der Massenmedien
4.2 Globalisierung im Fernsehen

5. Alternative Öffentlichkeiten
5.1 Begriffserklärung „Öffentlichkeit“ und „Gegenöffentlichkeit“
5.2 Das Medium Internet
5.3 Indymedia: Ein Netzwerk der Gegenöffentlichkeit

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Vor über 30 Jahren erklärte der Kommunikationswissenschaftler Marshall McLuhan die über Massenmedien vernetzte Welt zum ’global village’. Dieses globale Dorf ist eine Metapher für eine zusammenrückende Weltgemeinschaft, in der keine individuellen Handlungen ohne Auswirkungen auf andere bleiben. Er schuf damit die Bezeichnung für eine Vermehrung und Verdichtung der globalen Beziehungen. Dieser heute allgegenwärtige Begriff der Globalisierung ist schwer zu definieren, doch zu Beginn meiner Arbeit versuche ich eine kleine Einführung zu geben und neben der Globalisierung weitere Begriffe, wie ’Glokalisierung’ und ’Hybridisierung’ kurz erläutern.

Mir geht es in den Kapiteln 2-4 hauptsächlich darum, diese grundlegenden Begriffe und Entwicklungen im Globalisierungsprozess darzustellen. Das 5. und letzte große Kapitel handelt von alternativer Öffentlichkeit. Wichtigstes Medium dafür ist das Internet. Es bietet die Möglichkeit Informationen alternativ zu verbreiten und bildet eine für alle Meinungen offene Diskussionsplattform. Um zu zeigen wie solche alternativen Öffentlichkeiten entstehen und welche Probleme dabei auftreten können, werde ich das Netzwerk „Indymedia“ vorstellen.

2. Begriffserklärung „Globalisierung“

Bisher existiert keine allgemeingültige Definition für den Begriff „Globalisierung“. Angesichts der relativ kurzen Zeit seit dem Aufkommen des Begriffs, Anfang der neunziger Jahre, ist das nicht sehr verwunderlich.

Wirtschaftsexperten, Soziologen, Politiker, Politologen, Umweltschützer und Menschenrechtler formulierten eine umfangreiche Vielfalt an Definitionen, doch die meisten Erklärungsansätze und Diskussionen um die Globalisierung beziehen sich zunächst auf die ökonomische Dimension. Man geht in diesem Zusammenhang von einer Zunahme wirtschaftlicher Verflechtungen aus; also einem grenzüberschreitenden Zusammenwachsen von Märkten. Im Hinblick auf die gesamtgesellschaftlichen Wirkungen betonen alle Bereiche einen Prozess der Entgrenzung, Enträumlichung, Vernetzung und Verdichtung der Welt. Es findet ein verstärkter Austausch von Gütern, Kapital, Menschen, Bildern und Ideen über weite Distanzen hinweg statt und es können Gemeinschaften entstehen, die an keine spezifische Lokalität gebunden sind. Es geht bei Globalisierung also konkret um die Verdichtung und Intensivierung weltweiter sozialer und kultureller Beziehungen. Es werden transnationale soziale Bindungen und Räume geschaffen. Man spricht auch von der ’Anwesenheit des Abwesenden’ oder der ’Entterritorialisierung des Sozialen’, d.h. geografische und soziale Nähe fallen auseinander und man muss nicht mehr an einem bestimmten Ort leben um zusammenzuleben und an demselben Ort leben heißt noch lange nicht, zusammenleben. (vgl. Drechsel/Schmidt/Gölz 2000: 128).

Globalisierung gibt es auf kommunikationstechnischer, ökologischer, arbeitsorganisatorischer, kultureller, zivilgesellschaftlicher und religiöser Ebene und immer geht es um die Auflösung von Grenzen und die Informationsverbreitung über alle Grenzen hinweg, quer über den Erdball. Nach Anthony Giddens sind Orte demnach auf die Weise miteinander verbunden, dass Ereignisse an einem Ort, die Vorgänge eines anderen Ortes, der kilometerweit entfernt liegt, prägen und beeinflussen. (vgl. Hippe 2001: 41). Er spricht von einem verstärkten Handeln und Leben über Zeit und Raum hinweg. Die Aufmerksamkeit wird auf komplexe Beziehungen zwischen lokalen Beteiligungsweisen und der Interaktion über weite Entfernungen hinweg gelenkt. Die Beziehung zwischen örtlichen und entfernten sozialen Ereignissen wird gedehnt bzw. vergrößert. (vgl. Giddens 1995: 85). Globalisierung bezeichnet also die Tatsache, dass nichts, was sich auf unserem Planeten abspielt, nur ein örtlich begrenzter Vorgang ist. Man spricht auch von der Zunahme einer weltweiten komplexen Konnektivität, die hauptsächlich durch Kommunikationsbeziehungen entsteht (viele verschiedene gesellschaftliche Kontexte und Regionen werden über die Erdoberfläche hinweg als Ganzes vernetzt). Dementsprechend kann man die Globalisierung der Medienkommunikation als eine weltweite Zunahme von Kommunikationsbeziehungen definieren und somit von einer gesteigerten kommunikativen Konnektivität sprechen.

Grund für die Entgrenzung von sozialen und kulturellen Beziehungen ist die globale informations- und kommunikationstechnische Vernetzung (z.B. durch Internet, Mobiltelefon und E-Mail). Durch sie wird eine enorme Vielfalt von Bildern, Symbolen, Identitätsmustern und Lebensstilen verbreitet, die traditionelle Identitäten und Lebensformen auflösen oder zumindest in Frage stellen. Diese kulturelle Globalisierung beinhaltet, dass die Differenz von Nähe und Ferne entfällt und eine raumlose „Vielfalt ohne Einheit“ (Drechsel/Schmidt/Gölz 2000: 139) entsteht. An die Stelle von ortsgebundenen Kulturen, die voneinander abgegrenzt sind, tritt die kulturelle Globalisierung und damit die Vorstellung einer Art Allgegenwart der Weltunterschiede und Weltprobleme.

„Die verschiedensten Hemisphären werden zu benachbarten Plätzen ein und desselben Ortes, die Familienähnlichkeit der einen Welt überlagert und durchdringt die geographischen, ethnischen, politischen und kulturellen Distanzen und Differenzen.“ (Drechsel/Schmidt/Gölz 200: 143f).

Wie anfangs erwähnt lässt sich der Begriff Globalisierung nicht eindeutig definieren, sondern es spielen mehrere Aspekte und Dimensionen eine Rolle. Bisher war die Rede von einer ökonomischen Dimension, von einer kulturellen Globalisierung und von einer Globalisierung der Medienkommunikation. Im weiteren Verlauf meiner Arbeit geht es zunächst noch einmal um die Kultur und dann hauptsächlich nur noch um die Medien.

3. Kultur und Globalisierung

Der Begriff Kultur ist an die Idee eines festen Ortes gekoppelt. Ihr wird ein spezifischer Status von Reinheit zugesprochen und sie wird als etwas Abgegrenztes angesehen (im geografischen und ebenso im übertragenen Sinn). Der Kulturbegriff kann grundlegend als ein territorialer Kulturbegriff bezeichnet werden. Diese Territorialisierung erweist sich jedoch als problematisch, denn es stellt sich die Frage, ob mit zunehmender Mobilität von Menschen, d.h. dass Gruppen nicht mehr an bestimmte Ort gebunden sind, das territorial orientierte, traditionelle Verständnis von Kultur nicht aufgegeben bzw. erweitert werden sollte. Um Kultur gegenwärtig angemessen zu beschreiben, sollte man davon abkommen sie als etwas In-Sich-Geschlossenes, Homogenes und Ganzen zu bezeichnen. (vgl. Hepp 2004: 169).

Notwendig ist nun der Begriff der translokalen Kultur. Bei dem translokalen Kulturbegriff geht es nicht mehr um die Innenorientierung (am Kern) der jeweiligen Kultur, sondern stärker um die äußeren Beziehungen zu anderen Kulturen. Auch das Verständnis von Lokalität ist außenorientiert; die kulturelle Bindung an zwangsläufig territorial gebundene Gemeinschaften wird aufgegeben um auf globaler Ebene andere Gemeinschaften zu bilden. Im Abschnitt 3.1 werde ich noch etwas genauer auf dieses Verhältnis von Lokalität und globalen Verbindungen eingehen.

Zuletzt ist noch zu erwähnen, dass bei translokalen Kulturen auch noch die Hybridität von Kulturen betont wird, was den „Prozess der Vermischung von Ressourcen unterschiedlicher kultureller Kontexte, deren Verbindung, Fusion und Mélange….“ (Hepp 2004: 171) meint. Darum geht es auch noch im Teil 3.2 meiner Arbeit.

3.1 „Glokalisierung“

Es geht im Folgenden um die Diskussion ’Globalisierung versus Lokalisierung’. Zu beachten ist, dass beide Tendenzen im gegenseitigen Licht betrachtet werden müssen, denn sie stellen keine einander ausschließenden Entwicklungen dar, sondern bedingen sich gegenseitig. Bei Globalisierung geht es auch immer um Lokalisierung, man könnte sogar sagen, Globalisierung ist ohne Lokalisierung nicht denkbar (Auch global produzierende und vermarktende Firmen müssen lokale Bindungen entwickeln). Es geht hauptsächlich um die Rückbesinnung auf lokale kulturelle Traditionen, denn im Hinblick auf den Vereinheitlichungsdruck weltweit gleicher Kulturangebote werden die Besonderheiten der eigenen Kultur gegenüber anderen Kulturen hervorgehoben. Diese Lokalkulturen, die als Ausdruck einer kulturellen Tradition angesehen werden, sollen ein Zusammengehörigkeitsgefühl vermitteln und den Menschen in den kulturellen Globalisierungsprozessen eine Art Orientierungspunkt oder Identitätsanker bieten. (vgl. Wagner 2001: 15). Gerade in Anbetracht von Globalisierung kommt es überall zu einer starken Betonung des Lokalen; zu einer Stärkung von lokalen und traditionellen Aspekten. Von Bedeutung ist also nicht einfach nur der Besitz eines Autos (um sich fortzubewegen), eines Computers (um zu arbeiten) oder von Kleidung (um sich anziehen zu können), sondern es zählt jetzt vielmehr der Stil, das Image und die kulturelle Bedeutung. (vgl. Hepp 2004: 164).

Mit der Globalisierung kommt es zu einem Zusammenziehen, einem Aufeinandertreffen solcher, oben erwähnten, gestärkten lokalen Kulturen. (vgl. Beck 1997: 90). Um diesem Spannungsverhältnis zwischen lokal und global einen Namen zu geben, wurde der Begriff ’Glokalisierung’ geprägt. Der englische Soziologe Roland Robertson (1998) bezieht sich mit diesem Wortspiel auf den Begriff ’globale Lokalisierung’, der bereits in den 80er Jahren im japanischen Wirtschaftsleben gebildet wurde. Damit soll das ’Ineinanderleben’ von lokal und global verdeutlicht werden. Die Bezeichnung ’Glokalisierung’ geht über die Betonung des Lokalen hinaus und zielt sogar auf die Verankerung des Globalen im Lokalen und umgekehrt. Sie schließen sich also nicht aus. „Im Gegenteil: Das Lokale muss als Aspekt des Globalen verstanden werden.“ (Beck 1997: 90).

Viele multinationale Konzerne wissen wie notwendig diese Verbindung ist. Sie mussten dies meist da schmerzhaft erfahren, wo sie die kulturellen Kontexte eines neuen Absatzmarktes für ihre Produkte ignoriert haben (vom Produktnamen, Werbestrategien bis hin zum Design und den Verkaufsformen). Fast alle dieser großen multinationalen Konzerne beschreiben ihre Werbe- und Absatzstrategien als ’globaler Lokalisierung’ oder ’lokaler Globalisierung’.

„Auch (…) in einer Zeit neuer globaler Verbindungen von Menschen und Märkten bleibt der Bezug auf traditionelle kulturelle Gewohnheiten ein integraler Bestandteil von Produktion, Vertrieb und Konsum von Waren gleich welcher Art.“ (Wagner 2001: 16).

3.2 „Hybridisierung“

Vertreter einer Theorie der Hybridisierung der Kulturen setzen auf eine Annäherung oder sogar Verschmelzung von Kulturen. Sie sind gegen ein Verständnis von Kultur, das sie als statische und in sich abgeschlossene Einheit beschreibt. Sie gehen nicht davon aus, dass Kulturen im Kern unveränderbar sind und widersprechen der oben genannten Wichtigkeit von lokalen Traditionen und Kulturen.

Gegner des Konzeptes der Hybridisierung hingegen sagen, dass Kulturen stabil sind und sich aggressiv gegen andere durchsetzen. Sie sprechen von kultureller Abgrenzung; bei ihnen gilt Kultur als „die Blüte des Daseins eines Volkes.“ (Hippe 2001: 44).

Bei Hybridisierung dreht es sich jedoch um Verschmelzung. Im Zuge der Globalisierung lösen sich kulturelle Ausdrucksformen von ihrem ursprünglichen Ort, werden entgrenzt zu einer Art Einheitskultur oder Hyperkultur. Grenzen gibt es nun nicht mehr, sondern nur noch Vernetzungen und Vermischungen und genau dieses Nebeneinander und diese Gleichzeitigkeit von verschiedensten Kulturen sind charakteristisch für die Einheitskultur. Elemente aller Kulturen sind in ihr enthalten und sind weltweit verfügbar. Gemeint sind damit beispielsweise traditionell deutsche Restaurants in Afrika oder China, afrikanische Musik in Deutschland usw. Man könnte auch von einer Vereinheitlichung der Welt sprechen. In einer solchen Welt, in der man Coke von Grönland bis Australien trinkt, alle die Backstreetboys hören und alle mit dem Handy telefonieren, kann kaum noch von kultureller Vielfalt die Rede sein.

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Globalisierung der Kommunikation und Gegenöffentlichkeiten
Hochschule
Universität Koblenz-Landau  (Institut für Sozialwissenschaften (Soziologie))
Veranstaltung
Kommunikationswissenschaftliche Grundlagen II
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
23
Katalognummer
V73118
ISBN (eBook)
9783638633253
ISBN (Buch)
9783638675628
Dateigröße
652 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Globalisierung, Kommunikation, Gegenöffentlichkeiten, Kommunikationswissenschaftliche, Grundlagen, Medienkommunikation, Glokalisierung, Hybridisierung, Kommunikationswissenschaft, Indymedia, Massenmedien, Internet, Global Village, McLuhan, Giddens, Entgrenzung
Arbeit zitieren
Linda Weidner (Autor:in), 2007, Globalisierung der Kommunikation und Gegenöffentlichkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73118

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