Die Karikatur im Geschichtsunterreicht am Beispiel von "Truppen der Reichsarmee"


Seminararbeit, 2005

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Die didaktische Methode

III. Die Karikatur „Truppen der Reichsarmee“
1. Allgemeines
2. Beschreibung, historischer Bezug und Thema
a) Der Siebenjährige Krieg in Franken
b) Die Kontingente der Städte innerhalb der Reichsarmee
3. Darstellungsmittel und Aussage

IV. Zusammenfassung

V. Literaturverzeichnis
1. Literatur
2. Bildnachweis
3. E-Mail-Korrespondenz und Internetquellen

I. Einleitung

In der vorliegenden Arbeit soll untersucht werden, wie sich die Karikatur „Truppen der Reichsarmee“, die thematisch dem Siebenjährigen Krieg zuzuordnen ist, für den Geschichtsunterricht des Gymnasiums nutzbar machen lässt. Zunächst werde ich auf die didaktische Methodik zur Vermittlung von Karikaturen im Geschichtsunterricht eingehen. Sodann erfolgt eine Analyse der vorliegenden satirischen Zeichnung, welche sich an der zuvor entwickelten Methodik orientiert, so dass stets ein Bezug zum Verfahren im Unterricht gegeben ist. Neben der Interpretation einer Einzelkarikatur ist es auch möglich, mehrere, thematisch miteinander verbundene Karikaturen, zu analysieren und miteinander zu vergleichen. Im vorliegenden Fall bietet es sich an, sich auf den Bereich der Militärkarikatur zu konzentrieren. Daher werden am Ende dieser Arbeit Vorschläge zum Vergleich von „Truppen der Reichsarmee“ mit Simplicissimus-Karikaturen vom Anfang des 20. Jahrhunderts sowie Karikaturen der Bundeswehr stehen. Auch dabei wird stets der Bezug zum Unterricht gewährleistet sein.

II. Die didaktische Methode

Wie Heribert Sangs bemerkt, „lassen sich Karikaturen in jedem Unterrichtsfach einsetzen“.[1] Der Einsatz sei dann sinnvoll, wenn die Karikatur dem Entwicklungsstand der Schüler und Aussage und Stil der Karikatur dem Inhalt der zu vermittelnden Materie entspreche.[2] Ferner müsse beachtet werden, ob der Einsatz der Karikatur dem Lernerfolg diene, eine Gefahr der Fehlinterpretation bestehe und ob Aussage und Stil der Karikatur zu den didaktischen Intentionen des Lehrenden passe.[3] Eine Karikatur kann im Unterricht sowohl in der Hinführungsphase (karikaturmotiviert), wie auch in entscheidenden Lern- und Unterrichtsphasen (karikaturgesteuert) oder Phasen der Wiederholung und Zusammenfassung (karikaturzentriert) verwendet werden.[4] Generell gilt, dass der Unterricht durch den Einsatz

von Karikaturen „an (...) Motivationskraft“[5] gewinnt sowie das selbstständige Arbeiten der Schüler fördert.[6]

Bei der Verwendung von Karikaturen im Unterricht gibt es mehrere mögliche Vorgehensweisen, wobei mir die Methode nach Uppendahl gegenüber beispielsweise der Methode nach Adalbert Rudnick praktikabler erscheint, da sie ausgefeilter und übersichtlicher ist. Uppendahls Schema besteht aus sieben Analysebereichen (im Folgenden AB abgekürzt), denen jeweils Leitfragen und Identifikationsbereiche zugeordnet werden. Im AB „Sender“ soll von den Schülern geklärt werden, wer dieser ist und welche Ziele er verfolgt, der AB „Aussage“ zielt auf die Darstellung des Problems in der Karikatur, beim AB „Stil/Form“ stehen die eingesetzten Mittel wie Ironie oder Metapher im Vordergrund.[7] Bei dieser Symbolsprache wird nach ikonischen und arbiträren Zeichen unterschieden, wobei erstere sofort verständliche sind (z.B. Maulkorb als Symbol für Redeverbot), letztere auf gesellschaftlichen Konventionen beruhen, wie beispielsweise die Figur des Michel.[8] Ferner sollen die Fragen nach dem Empfänger (AB „Empfänger/Adressat“), dem Angriffsziel des Karikaturisten (AB „Intention“), der Wirkung (AB „Wirkung“) und der Verbreitungsform der Karikatur (AB „Medien“) beantwortet werden.[9]

Das von Uppendahl vorgelegte Schema erweist sich allerdings für die Karikatur „Truppen der Reichsarmee“, welche das Thema dieser Arbeit bildet, als zu breit angelegt, so dass ich dafür die „Stichpunkte zur Analyse von Karikaturen“[10] von Michael Sauer anwenden werde. Sauer beschränkt sich auf fünf Stichpunkte, nämlich „Beschreibung“ (Was zeigt die Karikatur?), „Thema“ (Wer oder was ist gemeint?), „Historischer Bezug und Kontext“ (In welcher historischen Situation ist die Karikatur entstanden?), „Darstellungsmittel“ (u.a Welche Zeichen und Übertreibungen hat der Karikaturist verwendet?) und „Position/Aussage/Tendenz/Intention“ (Wie und von welcher Position aus urteilt der Karikaturist? Welche Adressaten will er ansprechen, und was will er bei diesen erreichen?).[11] Zusätzlich sollte beim Umgang mit Karikaturen im Unterricht noch das beachtet werden, was

Hans-Jürgen Pandel die „ästhetische Dimension“[12] nennt. Der entsprechende didaktische Entwurf wurde von Dietrich Grünewald entwickelt, der Karikaturen nach ihren rhetorischen Funktionen unter Berücksichtigung der historischen und ästhetischen Bezüge eingeteilt hat.[13] Nach Grünewald existieren deskriptive (nennt einen Sachverhalt), kommentierende (bringt Ereignisse auf einen Begriff), analytische (zeigt, wohin die Entwicklung führt; benennt Ursachen; führt Erklärungen an; stellt historische Vergleiche an) sowie agitatorische Karikaturen.[14] Im Folgenden werde ich mit der Begrifflichkeit von Michael Sauer arbeiten sowie versuchen, Dietrich Grünewalds Einteilung anzuwenden.

III. Die Karikatur „Truppen der Reichsarmee“

1. Allgemeines

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Truppen der Reichsarmee[15]

Wie es Michael Sauer formuliert, ist für die Einordnung einer Karikatur die Kenntnis der historischen Situation elementar. „Dazu braucht man grundlegende Informationen über den Zeichner, den Erscheinungsort und –zeitpunkt der Karikatur“.[16] Zur oben abgebildeten Karikatur „Truppen der Reichsarmee“ ist nichts von alldem bekannt, ja, es ist nicht einmal letztlich bewiesen, ob es sich um eine Karikatur handelt. Trotzdem werde ich im Folgenden versuchen, eine plausible Erklärung für das Dargestellte zu finden.

2. Beschreibung, historischer Bezug und Thema

Im Hintergrund der Karikatur sind Teile einer mittelalterlichen Stadt zu erkennen, die anhand der rechts sichtbaren Fahne möglicherweise als Rothenburg ob der Tauber zu identifizieren ist.[17] Ferner sind im Hintergrund des Bildes Zelte zu erkennen, vor denen ein Soldat Wache steht. Im linken Vordergrund sind vier weitere Soldaten auf Pferden zu sehen, die sich durch einheitliche Bekleidung und Bewaffnung auszeichnen. Im Vordergrund rechts bietet sich dem Betrachter anscheinend eine Musterungsszene: Hinter einem Schreibtisch sitzt ein Mann mit einem Federkiel in der rechten Hand, welcher ein Buch, welches die Musterungsliste darstellen könnte, vor sich liegen hat. Rechts und links ist er von Soldaten flankiert. Vor dem Schreibtisch hat sich eine Gruppe von vier Männern eingefunden, die unterschiedlich gekleidet und bewaffnet sind. Der dem Schreibtisch am nächsten stehende Mann zieht grüßend seinen Hut.

Der historische Bezug lässt sich nicht aus der einfachen Betrachtung des Bildes erschließen, sondern nur aus dem ihm von Peter Bachmann gegebenen Titel „Truppen der Reichsarmee“ sowie dem Standort innerhalb von Bachmanns Buch. Daraus ergibt sich als historischer Kontext der Siebenjährige Krieg (1756-1763). Wenn man Rothenburg ob der Tauber als Ort des Geschehens der Karikatur annimmt, dann lässt sich der historische Bezug noch konkreter auf den siebenjährigen Krieg in Franken einschränken. Aus der Annahme, dass erstens Rothenburg gemeint ist und zweitens die vier vor dem Schreibtisch stehenden Soldaten die Freiwilligen der Stadt zur Musterung der Reichsarmee bilden, folgt der Schluss, dass das Thema der Karikatur die von den Reichsstädten zu stellenden Kontingente zur Reichsarmee im Siebenjährigen Krieg sind.

Daher werde ich zunächst auf den historischen Hintergrund des Siebenjährigen Krieges in Franken eingehen, ehe ich zu den von den Städten zu stellenden Kontingenten komme.

a) Der Siebenjährige Krieg in Franken

1740 war König Friedrich II. von Preußen – genannt Friedrich der Große – in Schlesien eingefallen und hatte sich in den Besitz der wirtschaftlich starken Provinz gebracht.[18] In Österreich war 1740 auf Karl VI. aus dem Hause Habsburg seine älteste Tochter Maria Theresia gefolgt, die ihrem Vater aber nicht auf dem Kaiserthron nachfolgen konnte. 1742 gelangte mit Karl VII. ein Wittelsbacher auf den Kaiserthron, nach dessen Tod wurde 1745 Franz Stephan von Lothringen, der Mann von Maria Theresia, zum Kaiser gekrönt.

Die Habsburgerin und der Preußenkaiser bildeten die großen – sich auch konfessionell feindlich gegenüberstehenden - Gegenspieler im Siebenjährigen Krieg, den man auch als dritten Schlesischen Krieg bezeichnen kann. Dem Kriegsausbruch ging 1756 eine Allianz zwischen Preußen und Großbritannien voraus, der ein Bündnis zwischen Frankreich und Österreich folgte. Friedrich II. reagierte auf diese ungewohnte Konstellation mit einem militärischen Präventivschlag und marschierte im August 1756 in Sachsen ein. Dem österreichisch-französischen Bündnis trat im Januar 1757 das russische Zarenreich bei, es folgten Schweden und die meisten deutschen Fürsten. Die Mitglieder des Reichstags von Regensburg erklärten dem Preußenkönig am 17. Januar 1757 den Krieg und stellten Kraft einer Reichsexekutionserklärung eine Reichsarmee gegen ihn auf. Die bewaffnete deutsche Unterstützung für die Österreicher bestand außerdem aus sechs sächsichen Kavallerieregimentern, die sich aus dem preußischen Zwangsdienst hatten befreien können, dem Bataillon Anhalt-Zerbst und drei Hilfsinfanterieregimentern (Mainz, Blau- und Roth-Würzburg), die vom österreichischen Militär unterhalten wurden sowie deutschen Soldaten und Offizieren, die in der österreichischen Armee dienten. Zahlreiche Schlachten brachten weder der einen noch der anderen Seite einen entscheidenden Vorteil, der Krieg endete im Frühjahr 1763 mit einem Doppelfrieden, dem Pariser zwischen England und Frankreich und dem Hubertusberger zwischen Preußen und Österreich.

[...]


[1] Sangs, Heribert: Die Karikatur. Didaktische Hinweise zu Einsatzmöglichkeiten im Unterricht. Darmstadt 1985, S. 14.

[2] Vgl. Uppendahl, Herbert u.a.: Die Karikatur im historisch-politischen Unterricht. Eine Einführung mit Unterrichtsbeispielen. Freiburg/Würzburg 1978, S. 15; Sangs, Karikatur, S. 16.

[3] Vgl. ebd.

[4] Vgl. Uppendahl, Karikatur, S. 17f.; Sangs, Karikatur, S. 16.

[5] Loch, Werner/Görres, Karl: Politische Karikatur und ihr Einsatz im Unterricht. Limburg 1985, S. 12.

[6] Vgl. ebd.

[7] Vgl. Uppendahl, Karikatur, S. 23.

[8] Vgl. Faust, Manfred: Politische Karikaturen im Geschichtsunterricht der Sekundarstufe I. In: GWU 31/12 (1980), S. 742f.

[9] Vgl. Uppendahl, Karikatur, S. 23.

[10] Sauer, Michael: Bilder im Geschichtsunterricht. Typen, Interpretationsmethoden, Unterrichtsverfahren. Seelze-Velber 2000, S. 104.

[11] Vgl. ebd.

[12] Pandel, Hans-Jürgen: Karikaturen. Gezeichnete Kommentare und visuelle Leitartikel. In: Handbuch Medien im Geschichtsunterricht. Hg. von Hans-Jürgen Pandel und Gerhard Schneider. Schwalbach/Ts. 20022, S. 268.

[13] Vgl. Grünewald, Dietrich: Karikatur im Unterricht. Weinheim/Basel 1979, S. 122ff.; Pandel, Karikaturen, S. 270.

[14] Vgl. Grünewald, Karikatur, S. 122ff.; Pandel, Karikaturen, S. 270.

[15] Bachmann, Peter/Zeisler, Kurt: Der deutsche Militarismus. Vom brandenburg-preußischen zum deutschen Militarismus. Bd. 1. Berlin 19862, S. 91.

[16] Sauer, Bilder, S. 104f.

[17] Vgl. www.eutropia.com/fotos/fotos-3812.html

[18] Vgl. hierzu und zum Siebenjährigen Krieg u.a. die Überblicksdarstellung bei Schilling, Heinz: Höfe und Allianzen. Deutschland 1648-1763. Berlin 1989 (Das Reich und die Deutschen Bd. 5), S. 287ff. und S. 450ff sowie Duffy, Christopher: Sieben Jahre Krieg 1756-1763. Die Armee Maria Theresias. Wien 2003.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Karikatur im Geschichtsunterreicht am Beispiel von "Truppen der Reichsarmee"
Hochschule
Universität Bayreuth
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V73709
ISBN (eBook)
9783638734080
Dateigröße
741 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Karikatur, Geschichtsunterreicht, Beispiel, Truppen, Reichsarmee
Arbeit zitieren
Ines Hoepfel (Autor:in), 2005, Die Karikatur im Geschichtsunterreicht am Beispiel von "Truppen der Reichsarmee", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73709

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