Weil das System Sprache auf einem willkürlich festgelegten Konsens aufbaut und der Sprecher davon ausgeht, beim Sprechen dasselbe zu meinen, wie sein Gegenüber. Sobald ich beispielsweise das Ding mit vier Beinen und einer horizontalen Platte darauf „Tisch“ nenne und jedes Mal, wenn es in meinem discours1 benutzt wird diese Vorstellung damit verbinde und meine Mitmenschen ebenfalls verstehen, was ich darunter verstehe, sie das Wort auch benutzen und dabei dasselbe meinen wie ich, wird es irgendwann so im System der Sprache festgelegt sein, dass die Bezeichnung „Tisch“ Allgemeingültigkeit erlangt. In wie weit ich als Zeichenbenutzer jedoch tatsächlich bei dem Wort „Tisch“ dieselbe Vorstellung habe, wie mein Gegenüber, bleibt offen. Und großteils scheint dieses Offenbleiben, diese Ungewissheit innerhalb der bereits etablierten semantischen Konvention bzw. des normativen Konsensus der Zeichenbenutzer auch keine Probleme zu bereiten. Es scheint beinahe banal, sich mit dieser Tatsache - der Arbitrarität der Sprache - beschäftigen zu wollen. Auf der anderen Seite überwiegt jedoch das Interesse, dieses Phänomen genauer zu untersuchen, sobald man sich vor Augen führt, dass alles2 auf diesem komplexen System aufbaut. Da liegt es nahe, dieses alles beherrschende Zentrum menschlichen Daseins zu hinterfragen und nach anderen Möglichkeiten des Verstehens, des Erkennens, des Kommunizierens, ja des Meditierens eines Themas zu forschen. Eine solche Möglichkeit stellt der Dekonstruktivismus Jacques Derridas dar.
Innerhalb meiner Arbeit, diesen Begriff exakt zu definieren, erscheint mir nicht nur unmöglich, sondern auch sinnlos, da eine Festlegung der Bedeutung dem dekonstruktiven Denken selbst diametral gegenüber stünde. Stattdessen soll versucht werden, die Idee dieses „geistigen Werkzeugs“ innerhalb der Philosophiegeschichte vorzustellen. Der formale Aufbau der Arbeit orientiert sich dabei an den begrifflichen Bestandteilen des zusammengesetzten Wortes Dekonstruktivismus: Destruktion, Konstruktion, Struktur, -ismus.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Abriss des Konstruktivismus
- Historie: Die erfundene Wirklichkeit
- I. Kant, eine Rekonstruktion von Erkenntnis
- Abriss des Dekonstruktivismus
- Historie
- Poststrukturalismus: Jacques Derrida
- Nietzsche - Saussure - Derrida
- différence – différance
- Beziehungsgefüge und Abhängigkeiten
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie Sprache unsere Wahrnehmung von Wirklichkeit beeinflusst. Sie beleuchtet die Konzepte des Konstruktivismus und des Dekonstruktivismus und untersucht, wie diese Ansätze unser Verständnis von Sprache, Erkenntnis und Realität verändern.
- Die willkürliche Festlegung von Begriffen in der Sprache
- Der Einfluss des Konstruktivismus auf das Verständnis von Wirklichkeit
- Die Dekonstruktion von Bedeutungen durch Jacques Derrida
- Der Zusammenhang zwischen Sprache, Denken und Wirklichkeit
- Die Kritik an der Annahme einer objektiven Realität
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Seminararbeit ein und stellt die Frage nach der Rolle der Sprache bei der Konstruktion von Wirklichkeit. Der Autor beschreibt die alltägliche Herausforderung der Kommunikation und verweist auf die Willkürlichkeit der sprachlichen Zeichensetzung als Grund für Missverständnisse.
Abriss des Konstruktivismus
Das zweite Kapitel behandelt den Konstruktivismus als ein Denksystem, das die Konstruktion von Wirklichkeit durch den Einzelnen betont. Die Historie des Konstruktivismus wird kurz dargestellt, bevor sich der Autor auf Immanuel Kants "Transzendentalphilosophie" konzentriert und deren Bedeutung für das konstruktivistische Denken herausarbeitet.
Abriss des Dekonstruktivismus
Der dritte Abschnitt stellt den Dekonstruktivismus vor, eine philosophische Strömung, die die festen Bedeutungen von Begriffen in Frage stellt. Jacques Derrida und seine Kritik an der Annahme von stabilen Bedeutungen stehen im Mittelpunkt dieses Kapitels.
Beziehungsgefüge und Abhängigkeiten
Das vierte Kapitel untersucht die Beziehung zwischen Sprache, Denken und Wirklichkeit und zeigt, wie Sprache als ein mächtiges Werkzeug zur Gestaltung unserer Wahrnehmung fungiert.
Schlüsselwörter
Konstruktivismus, Dekonstruktivismus, Sprache, Wirklichkeit, Erkenntnis, Jacques Derrida, Immanuel Kant, Zeichen, Bedeutung, Kommunikation, Willkürlichkeit, Interpretation, Semiotik.
- Arbeit zitieren
- Anna Bockhoff (Autor:in), 2006, Wissen, Sprache, Wirklichkeit - Dekonstruktion und was der Name hergibt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74083