Leseprobe
Archetypen des Städtebaues Toledo, Castilla-La Mancha, Spanien Lars Niemann 9600532
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Stadtkarte Toledo
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Toledo
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Schwarzplan Toledo
1. Beschreibung der Lage
Toledo liegt im Hochland der spanischen Meseta in Zentralspanien ca. 75 km südwestlich von Madrid. Dieser Teil Spaniens gehört ver- waltungstechnisch zu Castilla-La Mancha. Die Stadt ist auf einem vom Fluß Tajo dreiseitig eingefassten Felshügel auf ca. 530 m ü.NN. gelegen, die Granitkuppe erhebt sich vom Wasser ca. 100 m hoch.
An der Stelle kreuzen sich alte Handelswege und die strategische Position ist ausgesprochen günstig, denn die Stadt ist quasi unein- nehmbar.
Das zentralspanische Klima hat kontinentalen Charakter, die Tem- peraturunterschiede sind im Jahresverlauf sehr hoch. Madrid bei- spielsweise hat eine mittlere Julitemperatur von 24° C, während der entsprechende Wert im Januar bei nur 5° C liegt.
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Lage in Spanien
Toledo hat heute ca. 60.000 Einwohner, die Provinz Toledo zählt ca.500.000 Einwohner.
2. Geschichte
Die Geschichte der Stadt Toledo ist eine Geschichte der Macht und der Herrschaft in Spanien gleichermaßen wie die Geschichte der christlichen und moslemischen Religionen und Kulturen. In Toledo haben sich die Kulturen gekreuzt, überlagert und Mischungen her- vorgebracht, die zahlreiche Legenden produziert haben und auch heute noch viel von ihrer Mystik erahnen lassen.
Die Stadt der drei Kulturen:
In Toledo gibt es eine kulturelle Parallelexistenz, die den historischen Charakter weitläufig prägt. Diese Kulturelle Vielfalt wurde hervorge- rufen durch die drei monotheistischen Weltreligionen, dem Christen- tum, dem Islam und dem Judentum.
Die Juden haben dabei ab dem Jahr 700 starken Einfluss auf den wirtschaftlichen Aufschwung, die Moslems tragen in besonderer
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Aussen - Stadtansicht von Süden
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Innen - Dachlandschaft
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Detail - Straßenraum
Weise zur Akkumulation von Wissen bei. Die 12000 in Toledo leben- den Juden bezeichnen die Stadt als „zweite Heimatstadt“ nach Jeru- salem. Wiederfinden lassen sich die Einflüsse in der Stadtstruktur, den Sakral- und Profanbauten ebenso wie in der Vielfalt der Kon- vente und religiösen Schulen.
Entwicklungsstichpunkte:
- Keltisch-Iberische Kultur, von den Römern 192 v.Chr. erobert (Tole- tum), Verteidigung gegen barbarische Atacken
- 306 n.Chr. Erzbischhofsitz
- 418 Eroberung durch die Goten
- 554 Span. Hof geht nach Toledo, kurz darauf wird Toledo Haupt- stadt des span.-gotischen Reiches
- 589 tritt der Monarch zum Katholizismus über, Christentum wird Staatsreligion, Neubau zahlreicher Kirchen
- 711 Eroberung durch die Araber, Toledo verliert Hauptstadtstatus, Abhängigkeit von Cordoba bis 1012
- 1058 Eroberung durch den christlichen König Alfonso VI
- 1492 Juden werden aus Stadt vertrieben, die Katholischen Könige vergrößern Toledo
- Das16 Jh. wird Toledos Blütezeit
- 1563 Madrid wird Hauptstadt, Toledo fällt wirtschaftlich ab
- seit 1983 ist Toledo Hauptstadt der Junta de Castilla-La Mancha
- seit 1987 Weltkulturerbe der UNESCO
3. Gliederung/ Gestalt/ Typisierung
Toledo empfängt den Besucher herrschaftlich auf dem Felsen thro- nend, denn der Reisende nährt sich der Stadt von unten her an. Der Ursprüngliche Hauptzugang befand sich an der Puente de Alcántara im Süden. Weitere Zugänge durch Stadttore im Mauerring befanden sich im Osten und im Norden.
Topografische Einflüsse:
Der Granitsporn, auf dem Toledo entstanden ist, befindet sich ca. 100 m über der Geländehöhe des Tajo. Die Stadt liegt dabei kei- neswegs auf einem Tafelberg, sondern auf 12 Gipfeln - in der Ver- gangenheit und heute wichtige Orte der Stadt liegen dabei auf den Gipfeln.
In „Stadt und Topografie“ sagt Paul Zucker: „In der Fixierung der Stadt an einem geographisch und topografisch bestimmten Punkt der Erdoberfläche ist (...) die Tonart angegeben, innerhalb derer ihre formalen Entwicklungsmöglichkeiten überhaupt liegen.“ Für Toledo bedeutet das konkret: Die Stadt ist in drei Richtungen durch den Fluß beschränkt, zum Tajo hin ist das Gefälle sehr stark und schränkt damit die Stadtentwicklung ein.
Sich in der Stadt zu bewegen ist ziemlich anstrengend, denn durch die zwölf Hügel geht es unentwegt bergauf und bergab.
Die Topografie prägt die Stadt, die Erschließung und die Sonderbau- steine beziehen sich auf das Gelände. Überlagert man die Höhenli- nien mit einem Schwarzplan wird der Zusammenhang deutlich.
Entwicklung:
Räumlich und stadtstrukturell wurde Toledo in der Zeit der Araber geprägt, also vom Zeitpunkt der Eroberung im 8 Jh. bis zur end-
gültigen Vertreibung im 16 Jh. In dieser Zeit hieß Toledo „Madina Tulaitula“. Heute zeugen in erster Linien die verschiedenen Mez- quiten (die zum Teil wieder christliche Kirchen sind) von den Ara- bern, ebenso ist ein Großteil der Stadtmauern arabisch. An den Namen einiger Stadttore lassen sich Einflüsse deutlich festmachen: Die „Puerta de Bisagra“ beispielsweise leitet sich vom arabischen „bib-xacra“ ab und bedeutet „die aufs Feld führt“.
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