„Nothing appears more surprising […] than the easiness with which the many are governed by the few“ . Dieses Zitat von David Hume, das Heinrich Popitz in seinem Werk „Phänomene der Macht“ verwendet, beschreibt wohl auch die Motivation Popitz’, sich mit der Machtthematik zu befassen, sehr treffend. Obgleich es nur den Abschnitt „Prozesse der Machtbildung“ einleitend schmückt, ist dieser Gedankengang, umfassender gedacht und fragend formuliert, nicht weniger als seine erkenntnisleitende Grundfrage: „Warum […] können Menschen Macht ausüben?“
Dieser Frage folgend sollen in diesem Kommentar die Inhalte des Popitz’schen Werkes, so-wie deren Rezeption in der wissenschaftlichen Welt und ihre Stellung im Gesamtwerk des Autors diskutiert werden. Der vorliegende Kommentar orientiert sich dabei aufgrund deren umfassenden Charakters an der Struktur der „Phänomene der Macht“, die fast sämtliche Be-reiche des wissenschaftlichen Lebenswerkes ihres Autors involvieren, bislang aber nur einer partiellen Rezeption teilhaftig wurden. Darüber hinaus soll, seinem anthropologischen Ansatz folgend und diesen weiterdenkend, noch eine weitere Frage an den Text gerichtet werden: Warum wollen Menschen Macht über andere Menschen ausüben?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen
- Machttypen - Durchsetzungsformen
- Aktionsmacht - Gewalt
- Instrumentelle Macht - Drohen und Bedrohtsein
- Autoritative Macht - Autoritätsbindung und Autoritätsbedürfnisse
- Datensetzende Macht – technisches Handeln
- Stabilisierungsformen
- Machtbildungsprozesse
- Institutionalisierung von Macht
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Heinrich Popitz' Werk „Phänomene der Macht“ befasst sich mit der Frage, warum Menschen Macht über andere Menschen ausüben können. Er analysiert verschiedene Machttypen und ihre Durchsetzungsformen, sowie Prozesse der Machtbildung und -stabilisierung. Dabei verfolgt Popitz einen anthropologischen Ansatz, d.h. er betrachtet die Macht aus der Sicht des Menschen und seiner Bedürfnisse.
- Macht als universelles Element menschlicher Vergesellschaftung
- Vier Machttypen: Aktionsmacht, Instrumentelle Macht, Autoritative Macht, Datensetzende Macht
- Bedeutung des anthropologischen Ansatzes für die Analyse von Macht
- Prozesse der Machtbildung und -stabilisierung
- Rechtfertigungsbedürftigkeit von Macht
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Popitz stellt in der Einleitung die zentrale Fragestellung seines Werkes vor: „Warum […] können Menschen Macht ausüben?“. Er greift dabei auf das Zitat von David Hume zurück, das die scheinbare Leichtigkeit verdeutlicht, mit der eine Minderheit über eine Mehrheit herrschen kann. Popitz befasst sich mit den verschiedenen Machtformen, die in diesem Zitat gleichzeitig impliziert sind.
Grundlagen
Popitz legt die drei grundlegenden Erkenntnisse dar, die seiner Analyse von Machtphänomenen zugrunde liegen: Machtordnungen sind Menschenwerk, Macht ist allgegenwärtig und Macht ist rechtfertigungsbedürftig. Diese Erkenntnisse führen zu dem Verständnis von Macht als universellem Element menschlicher Vergesellschaftung. Popitz stellt die Frage, was Macht von Menschen über Menschen konstituiert und wie sie konstituiert ist.
Machttypen - Durchsetzungsformen
Popitz differenziert vier Typen von Macht: Aktionsmacht, Instrumentelle Macht, Autoritative Macht und Datensetzende Macht. Diese Unterscheidung basiert auf einem anthropologischen Ansatz, der die Natur des Menschen und seine vitalen Abhängigkeiten betrachtet. Popitz analysiert auch die verschiedenen Durchsetzungsformen dieser Machttypen, d.h. ihre Manifestation im gesellschaftlichen und zwischenmenschlichen Umgang.
Aktionsmacht - Gewalt
Aktionsmacht basiert auf der Möglichkeit, anderen physisch-psychischen, sozialen oder materiellen Schaden zuzufügen. Der Mensch kann durch angeborenes Talent, Training und künstliche Machtsteigerung Machtvorteile erlangen. Aktionsmacht zeichnet sich durch ihre ständige Verfügbarkeit und Unabhängigkeit von Organisation aus. Die Chance zur Ausübung von Gewalt, der Durchsetzungsform von Aktionsmacht, beruht auf der Verletzbarkeit des menschlichen Körpers.
Schlüsselwörter
Macht, Machttypen, Durchsetzungsformen, Aktionsmacht, Gewalt, Instrumentelle Macht, Autoritative Macht, Datensetzende Macht, Anthropologie, Soziologie, Machtbildung, Machtstabilisierung, Rechtfertigung, Vergesellschaftung.
- Quote paper
- Christoph Sprich (Author), 2005, "Ja, wir spielen sehr schön.", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74835