„Le monde est une maison qui n’a ni portes ni fenêtres. Et seuls se voient coincés dans cette immense demeure ceux qui essaient d’en sortir en emportant la part des autres. La part des autres? C’est leur défauts.“
Die Mande-Literatur ist eine Form des Ausbrechens aus dieser Welt „ohne Fenster und Türen“, ein Versuch, die kolonialen Strukturen in einer postkolonialen Welt zu überwinden und durch ein Berufen auf die eigene Kultur und Geschichte zurückzugewinnen, was zahlreichen afrikanischen Menschen durch die unfreiwillige Kolonialisierung genommen wurde. Mande-Autoren fordern die Rückbesinnung und Selbstfindung ihrer verratenen Völker und streben durch eine „nostalgische Rückbesinnung in die eigene Vergangenheit“ ein neues Gefühl der Solidarität und der gesellschaftlichen Dynamik an. Sie sehen sich als Lehrer und „Anwälte“ ihrer Mitmenschen, die durch „kritische Bilanz“ an ihre traditionellen moralischen und sozialen Werte erinnern möchten und moderne Konflikte mit traditionellen Mitteln zu lösen versuchen. Die Mande-Literatur lässt sich in ihrer Eigenart somit nicht in westliche Muster und Literaturkonzepte einordnen, sondern hebt sich durch ganz eigene Konzepte von eben dieser „westlichen“ Literaturkonzeption ab und ist dieser sogar fast kämpferisch gegenüber zu stellen, da sie sich gegen eine weitere Assimilation an die westliche Kultur und das westliches Werteverständnis auflehnt und für die Selbstbehauptung der ehemals kolonisierten Völker eintritt.
Diese Arbeit nimmt sich die besagte besondere Beschaffenheit der Mande-Literatur zum Gegenstand, mit dem Ziel, ihre Eigenart zu beschreiben sowie ihre Bedeutung und Funktion in der modernen postkolonialen Gesellschaft Afrikas zu verdeutlichen. Nach einer allgemeinen und historischen Begriffsbestimmung wird ausführlich auf die konkreten Mande-Konzepte eingegangen, die sich in traditionellen Bambara -Begriffen ausdrücken lassen. Zudem wird die Bedeutung des Sunjata -Epos in der Mande-Literatur erläutert und insbesondere die sprachsoziologischen Aspekte sowie die sprachliche und kulturelle Identität beschrieben, die im Mittelpunkt der Mande-Literatur stehen. Dabei wird das Hauptaugenmerk auf die zunächst sehr problematisch erscheinende Tatsache gelegt, dass die Mande-Autoren die französische Sprache nutzten, um sich literarisch auszudrücken.
Inhaltsverzeichnis
- A Einleitung: Die Mande-Literatur und Massa Makan Diabaté
- B Die Konzeption der Mande-Literatur und Diabatés Umsetzung in seinen Romanen
- I Die Eigenart der Mande-Konzepte
- 1. Ursprung und Bedeutung der Mande-Literatur
- 2. Der jamu - die soziale Struktur der Mande
- 3. Das Sunjata-Fasa
- 4. „Kasten“ in der Mande-Gesellschaft
- 4.1 Das soziale System des antiken Mande-Reiches in der modernen Mande-Gesellschaft
- 4.2 Das Verhältnis von nyamakalaw und hornw
- 5. Konkrete Mande-Konzepte im Überblick
- 5.1 fasa und fasiya - Die Determination des Seins im Mande
- 5.2 fadenya und badenya als grundlegende Mande-Sozialkonzepte
- 5.3 ngana und nganaya - Helden und Heldenideal im Mande
- 5.5 ngara - Der Künstler als Mediator des Heldentums
- 6. Sprichwörter in der Mande-Gesellschaft
- 7. Kulturelle und sprachliche Identität im Mande – Diglossie und Transposition von Mande-Metaphorik in die französische Sprache
- II. Massa Makan Diabaté
- 1. Massa Makan Diabaté und seine Rolle als moderner Griot
- 2. Die Roman-Trilogie Massa Makan Diabatés und die Struktur der Mande-Prosa
- 3. „Le Boucher de Kouta“
- III. Der Bezug der Mande-Literatur zur modernen Négritude-Bewegung
- 1. Ursprünge und Grundzüge der Négritude-Bewegung
- 2. Definitionen von Négritude
- 3. Die Mande-Literatur als Ausdrucksform der Négritude
- C Ausblick und Schlussbetrachtung: Möglichkeiten und Grenzen der Mande-Literatur im heutigen postkolonialen Afrika
- Die Eigenart der Mande-Konzepte und ihre literarische Umsetzung.
- Massa Makan Diabaté als repräsentativer Autor der Mande-Literatur.
- Der Bezug der Mande-Literatur zur Négritude-Bewegung.
- Die sprachliche und kulturelle Identität in der Mande-Literatur (Diglossie).
- Möglichkeiten und Grenzen der Mande-Literatur im postkolonialen Afrika.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Eigenart der Mande-Literatur und ihre Rolle in der Négritude-Bewegung, exemplarisch dargestellt anhand des Werks von Massa Makan Diabaté. Ziel ist es, die spezifischen Konzepte der Mande-Literatur zu beschreiben und ihre Bedeutung in der postkolonialen Gesellschaft Afrikas zu beleuchten.
Zusammenfassung der Kapitel
A Einleitung: Die Mande-Literatur und Massa Makan Diabaté: Die Einleitung stellt die Mande-Literatur als eine Form des Widerstands gegen koloniale Strukturen dar, die durch Rückbesinnung auf die eigene Kultur und Geschichte ein neues Gefühl der Solidarität und gesellschaftlichen Dynamik anstrebt. Mande-Autoren werden als Lehrer und „Anwälte“ ihrer Mitmenschen beschrieben, die an traditionelle Werte erinnern und moderne Konflikte mit traditionellen Mitteln lösen wollen. Die Arbeit zielt darauf ab, die Eigenart der Mande-Literatur zu beschreiben und ihre Bedeutung in der modernen postkolonialen Gesellschaft Afrikas zu verdeutlichen.
B Die Konzeption der Mande-Literatur und Diabatés Umsetzung in seinen Romanen: Dieses Kapitel analysiert die Konzepte der Mande-Literatur, darunter das Sunjata-Epos, das soziale System, Schlüsselbegriffe wie *fasa*, *fasiya*, *fadenya*, *badenya*, *ngana*, *nganaya* und *ngara*, sowie die Rolle von Sprichwörtern und die sprachliche Identität (Diglossie) im Kontext der französischen Sprache. Es legt den Schwerpunkt auf die spezifischen Mande-Konzepte und wie diese die Literatur prägen. Der Bezug zu traditionellen Bambara-Begriffen und die problematische, aber notwendige Verwendung des Französischen als literarische Sprache werden diskutiert.
II. Massa Makan Diabaté: Dieses Kapitel porträtiert Massa Makan Diabaté als modernen Griot und zentralen Vertreter der Mande-Literatur. Es untersucht seine Roman-Trilogie und zeigt auf, wie die zuvor erläuterten Mande-Konzepte in seinem Werk umgesetzt werden. Die Analyse konzentriert sich auf die Verbindung zwischen Diabatés literarischer Produktion und den traditionellen Konzepten der Mande-Kultur. Der Fokus liegt auf dem Verständnis seiner Werke im Kontext der Mande-Tradition.
III. Der Bezug der Mande-Literatur zur modernen Négritude-Bewegung: Dieser Abschnitt beleuchtet den Zusammenhang zwischen der Mande-Literatur und der Négritude-Bewegung. Er untersucht die Ursprünge und Grundzüge der Négritude, bietet verschiedene Definitionen und analysiert die Rolle der Mande-Literatur als Ausdruck dieser Bewegung. Es wird die Bedeutung und Funktion der Mande-Literatur im Kontext des Widerstands gegen den französischen Kolonialismus im Paris der 1930er Jahre erörtert.
Schlüsselwörter
Mande-Literatur, Massa Makan Diabaté, Négritude, postkoloniales Afrika, Griot, Bambara, Sunjata-Epos, kulturelle Identität, sprachliche Identität, Diglossie, Frankophonie, soziale Strukturen, traditionelle Konzepte, kolonialer Widerstand.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Mande-Literatur und Massa Makan Diabaté
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Eigenart der Mande-Literatur und ihre Rolle in der Négritude-Bewegung, exemplarisch dargestellt anhand des Werks von Massa Makan Diabaté. Ziel ist es, die spezifischen Konzepte der Mande-Literatur zu beschreiben und ihre Bedeutung in der postkolonialen Gesellschaft Afrikas zu beleuchten.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Eigenart der Mande-Konzepte und ihre literarische Umsetzung, Massa Makan Diabaté als repräsentativen Autor der Mande-Literatur, den Bezug der Mande-Literatur zur Négritude-Bewegung, die sprachliche und kulturelle Identität in der Mande-Literatur (Diglossie), sowie die Möglichkeiten und Grenzen der Mande-Literatur im postkolonialen Afrika.
Welche Konzepte der Mande-Literatur werden analysiert?
Die Analyse umfasst das Sunjata-Epos, das soziale System der Mande, Schlüsselbegriffe wie *fasa*, *fasiya*, *fadenya*, *badenya*, *ngana*, *nganaya* und *ngara*, die Rolle von Sprichwörtern und die sprachliche Identität (Diglossie) im Kontext der französischen Sprache.
Welche Rolle spielt Massa Makan Diabaté in dieser Arbeit?
Massa Makan Diabaté wird als moderner Griot und zentraler Vertreter der Mande-Literatur betrachtet. Seine Roman-Trilogie wird untersucht, um aufzuzeigen, wie die Mande-Konzepte in seinem Werk umgesetzt werden. Der Fokus liegt auf dem Verständnis seiner Werke im Kontext der Mande-Tradition.
Wie wird der Bezug zur Négritude-Bewegung hergestellt?
Die Arbeit beleuchtet den Zusammenhang zwischen der Mande-Literatur und der Négritude-Bewegung. Sie untersucht die Ursprünge und Grundzüge der Négritude, bietet verschiedene Definitionen und analysiert die Rolle der Mande-Literatur als Ausdruck dieser Bewegung. Die Bedeutung und Funktion der Mande-Literatur im Kontext des Widerstands gegen den französischen Kolonialismus wird erörtert.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit untersucht die Möglichkeiten und Grenzen der Mande-Literatur im heutigen postkolonialen Afrika, indem sie die Bedeutung der Mande-Literatur als Form des Widerstands gegen koloniale Strukturen und als Ausdruck kultureller Identität beleuchtet. Die Rückbesinnung auf die eigene Kultur und Geschichte wird als ein Mittel zur Stärkung der gesellschaftlichen Solidarität und Dynamik dargestellt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Mande-Literatur, Massa Makan Diabaté, Négritude, postkoloniales Afrika, Griot, Bambara, Sunjata-Epos, kulturelle Identität, sprachliche Identität, Diglossie, Frankophonie, soziale Strukturen, traditionelle Konzepte, kolonialer Widerstand.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in Einleitung, Hauptteil (mit Unterkapiteln zur Konzeption der Mande-Literatur, zu Massa Makan Diabaté und zum Bezug zur Négritude-Bewegung) und Schlussbetrachtung gegliedert. Ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel und eine Liste der Schlüsselwörter erleichtern die Orientierung.
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- Lisa-Marie Rohrdantz (Author), 2007, Mande-Literatur im Zeitalter der Négritude, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75005