Klettern im Schulsport


Examensarbeit, 2005

99 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Begründung der Themenwahl

2. Zielstellung der Arbeit

3. Methodologisches Vorgehen

4. Eine Betrachtung der Sportart Klettern
4.1 Historischer Überblick
4.2 Merkmalsbestimmung
4.3 Klettertechniken
4.4 Leistungsstruktur
4.5 Schwierigkeitsgrade
4.6 Kontemporäre Formen des Klettersports und ihre Relevanz für die Schule
4.6.1 Das Bouldern
4.6.2 Die Begehung von Routen in Klettergärten
4.6.3 Das Klettern in künstlichen Anlagen und das Wettkampfklettern
4.6.4 Das „Mehrseillängen-Klettern“
4.6.5 Das Alpinklettern

5. Klettern als Trendsportart
5.1 Eine Diskussion des Begriffs „Trendsport“ in Bezug auf das Klettern
5.2 Trendsportarten als Teil des Curriculums?
5.2.1 Schülerinteressen und Rahmenplananforderungen
5.2.2 Das didaktische Prinzip der Vielseitigkeit
5.2.3 Der Freizeitbezug
5.2.4 Der schulische Umgang mit Trends im Sport
5.2.5 Materielle und personelle Rahmenbedingungen

6. Das pädagogische Potenzial des Klettersports
6.1 Vorbetrachtung
6.1.1 Die Bedeutung von Bewegung für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen
6.1.2 Eine Reflexion der gegenwärtigen Lebens- und Bewegungswelt
6.2 Darstellung des pädagogischen Potenzials des Kletterns
6.2.1 Die Bedeutung des Kletterns als grundlegende Bewegungsform
6.2.2 Die Förderung konditioneller und koordinativer Fähigkeiten
6.2.3 Soziales Lernen
6.2.4 Risiko und Wagnis – ein bedeutsames Erfahrungsfeld

7. Das Klettern in der schulischen Praxis
7.1 Curriculare und andere Voraussetzungen
7.2 Qualifikation der Lehrkräfte
7.3 Umsetzungsmöglichkeiten des Kletterns in der Schule
7.3.1 Sportunterricht
7.3.1.1 Klettern im verbindlichen Sportunterricht
7.3.1.2 Klettern im wahlobligatorischen Sportunterricht
7.3.2 Angebote außerhalb des Sportunterrichts
7.3.2.1 Projekte
7.3.2.2 Wandertage, Klassen- und Studienfahrten
7.3.2.3 Klettern als Arbeitsgemeinschaft
7.3.2.4 Die „Bewegte Schule“
7.4 Einführung in das Themenfeld
7.5 Kletterunterricht nach dem Konzept der Mehrperspektivität
7.5.1 Das Leisten erfahren und reflektieren
7.5.2 Sich körperlich ausdrücken und Bewegung gestalten
7.5.3 Etwas wagen und verantworten
7.5.4 Die Wahrnehmungsfähigkeit verbessern, Bewegungserfahrung erweitern
7.5.5 Die Fitness verbessern, Gesundheitsbewusstsein entwickeln
7.5.6 Gemeinsam handeln, spielen und sich verständigen

8. Fazit

Bibliografie

Einleitung

Das Klettern gehört zu den grundlegenden Bewegungsformen des Menschen. Bereits vom Kleinstkindalter an sind Kletterbewegungen für die Exploration der Umwelt sowie das Sammeln von Körpererfahrungen – und folglich für die Bewältigung verschiedenster Entwicklungsaufgaben – von fundamentaler Bedeutung. Jedoch ist nicht nur dem Klettern als ursprüngliche Bewegungsform, sondern auch seiner sportlichen Ausübung ein hohes Bildungspotenzial zuzuschreiben. Dieses spricht für eine Umsetzung des Klettersports in der Schule.

Durch den Brandenburger Rahmenlehrplan wird denjenigen Sportarten eine schulische Bedeutung und folglich ein pädagogischer Wert bestätigt, die koordinative und konditionelle Fähigkeiten fördern, vielfältige motorische und soziale Erfahrungen sowie einen mehrperspektivischen Sportunterricht ermöglichen. Darüber hinaus sollen die entsprechenden Sportarten transferfähig sein und Zukunftsrelevanz besitzen. Ebenfalls wird eine regelmäßige Ausübung des Sportunterrichts im Freien gefordert, da die besonderen Erfahrungen bei Aktivitäten in offenen Räumen gleichzeitig einen bewussten Umgang mit der Umwelt fördern (vgl. Rahmenlehrplan Sport Sek. I, 23-24).

Wie im Verlauf der Arbeit zu zeigen ist, wird das Klettern in vielerlei Hinsicht den oben genannten Anforderungen des Rahmenlehrplans gerecht. Es bietet eine Vielzahl von Ausgangspunkten für fachspezifisches wie auch fächerübergreifendes Lernen in Theorie und Praxis. Darüber hinaus kann davon ausgegangen werden, dass es als „Trendsportart“, mit der Assoziation von Erlebnis und Abenteuer, für Schüler[1] relativ unabhängig von ihrer allgemeinen Haltung gegenüber dem (Schul-) Sport einen herausfordernden und motivierenden Charakter besitzt. Das Interesse an der Sportart seitens der Schüler wiederum ist als Grundlage für die Verfolgung sportpädagogischer Intentionen in der Schule sowie als Anreiz für ein außerschulisches Sporttreiben zu sehen.

Um das Klettern als einen schulsportrelevanten Inhalt vorzustellen, ist es zunächst notwendig eine nähere Beschreibung der Sportart vorzunehmen. Neben einem historischen Überblick werden u.a. Klettertechniken genannt und die Leistungsstruktur analysiert. Im Zusammenhang mit der Darstellung der heute praktizierten Formen des Klettersports wird auf deren Bedeutung für den Schulsport eingegangen. Da die Umsetzung von Trendsportarten im Schulsport einer kontroversen Diskussion unterliegt, die Arbeit jedoch für eine Durchführung der Trendsportart Klettern argumentiert, schließt eine Darstellung der Bedeutung dieser Sportarten für die Schule an. Auf der Basis dessen ist es dann möglich das pädagogische Potenzial des Klettersports darzulegen.

Den Erläuterungen des pädagogischen Potenzials folgen abschließend Ausführungen zur schulsportlichen Kletterpraxis. Hier werden sowohl Umsetzungsvarianten im unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Schulsport als auch Möglichkeiten einer mehrperspektivischen Aufbereitung vorgestellt.

Da diese Staatsexamensarbeit im Rahmen eines in Berlin und Potsdam absolvierten Studiums verfasst wird, gehen die Überlegungen von einer Umsetzung des Kletterns im Berliner und Brandenburger Schulsport aus.

1. Begründung der Themenwahl

Der Wahl des Themas „Klettern im Schulsport“ ging zunächst eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Aspekten der Sportart in sportwissenschaftlichen Seminaren voraus. Im Grundstudium untersuchte ich im Rahmen eines Referats und einer Hausarbeit die Geschichte des Bergsports. Im anschließenden Hauptstudium stellte ich im Seminar „Integrativer Behindertensport“ das Klettern als Therapieform vor. Die Beschäftigung mit dem Klettersport während des Studiums war durch ein bergsportlich aktives Umfeld und eine eigene gelegentliche Ausübung motiviert.

Sowohl die persönlichen Erfahrungen im Klettern als auch die wissenschaftlichen Vertiefungen zeigten bereits Perspektiven auf, die Überlegungen zu einer schulsportlichen Relevanz der Sportart anregten. Beim Lesen einer Zeitschrift des Deutschen Alpenvereins (DAV) stieß ich später auf einen Artikel, der die Bemühungen des DAV um die verstärkte Einrichtung von Kletter-Arbeitsgemeinschaften in Bayerischen Schulen darstellte. Der Autor, Stefan Winter, beschreibt den Sport in diesem Zusammenhang als Chance dem „Bewegungs-, Begegnungs- und Erlebnisbedürfnis der Kinder und Jugendlichen gerecht zu werden (1999, 8).“ Darüber hinaus erklärt Winter, dass „das Klettern als Schulsport in fast allen Bundesländern möglich und schulrechtlich legitimiert“ (ebd.) ist. Trotz der offensichtlich bestehenden Möglichkeit das Klettern im Schulsport anzubieten, war mir in Brandenburg und Berlin kein diesbezügliches Engagement bekannt.

Die Erkenntnisse aus dem Studium sowie Winters Ausführungen gaben den Anlass mich mit der Bedeutung und den Realisierungs- und Aufbereitungsmöglichkeiten des Kletterns in der Schule in meiner Staatsexamensarbeit auseinander zu setzen. Für mich war es von Interesse die pädagogischen Perspektiven des Kletterns über Winters allgemeine Aussage hinaus zu untersuchen und Umsetzungsmöglichkeiten – neben der durch den DAV initiierten Arbeitsgemeinschaften – zu erarbeiten.

2. Zielstellung der Arbeit

Das Klettern kann aufgrund seiner Aufnahme in viele deutsche Rahmenlehrpläne und der damit einhergehenden schulrechtlichen Legitimierung zwar im Schulsport angeboten werden, tatsächlich findet es jedoch kaum über eine vereinzelte Sport-AG hinaus praktische Umsetzung. Dies ist unter anderem auf fehlende Kenntnisse zu seiner pädagogischen Bedeutung oder zu Umsetzungs- und Aufbereitungsmöglichkeiten zurückzuführen.

Aus diesem Grund ist es das Ziel dieser Arbeit das Klettern als eine für den Schulsport verstärkt relevante Sportart vorzustellen und Anregungen zu einer Umsetzung im unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Rahmen sowie einer mehrperspektivischen Aufbereitung zu geben. Es soll dargelegt werden, warum Trendsportarten wie das Klettern, trotz diesbezüglich kontroverser Diskussionen, eine schulsportliche Bedeutung haben. Mit der Analyse des pädagogischen Potenzials des Klettersports wird sein besonderer Beitrag zur Erreichung bestimmter Lernziele aufgezeigt. Das Kapitel 7.2 soll die Vielfalt der Umsetzungsmöglichkeiten und der jeweils damit verbundenen Spezifika – Lernchancen, Gestaltung, schulische Voraussetzungen etc. – erläutern. Damit wird verdeutlicht, dass das Klettern in vielen Schulen, wenn auch in unterschiedlicher Form, realisierbar ist. Der Bezug der Ausführungen auf die Bundesländer Brandenburg und Berlin unterstreicht die Argumentation. Zum Abschluss erfolgen Überlegungen zu einem Kletterunterricht nach dem Konzept der Mehrperspektivität. Das Ziel ist es hier zu zeigen, auf welche Art und Weise das Klettern Schülern die verschiedenen Perspektiven des Sporttreibens eröffnen kann.

Die vielfältigen Möglichkeiten einer inhaltlichen Gestaltung, die das Thema „Klettern im Schulsport“ anbietet, können im vorgegebenen Umfang einer solchen Arbeit nicht alle Berücksichtigung finden. Aus der Notwendigkeit einer Schwerpunktsetzung heraus ist es deshalb nicht Ziel dieser Arbeit auf die Vermittlung von Klettertechniken und Sicherungsmaßnahmen einzugehen bzw. detaillierte Stundenentwürfe vorzulegen. Zunächst scheint es bedeutsam oben genannte Aspekte auszuarbeiten. Diese können später in Abstimmung auf die Umsetzungsform sowie die schulischen Gegebenheiten vertieft werden.

3. Methodologisches Vorgehen

Zur Bearbeitung des Themas „Klettern im Schulsport“ wurden Fachbücher sowie Zeitschriften- und Internetbeiträge aus den verschiedenen Teilgebieten der Sportwissenschaft verwendet. Den Schwerpunkt bildeten dabei Publikationen zur Pädagogik und Didaktik des Schulsports. Die in diesen Publikationen sowie in den Berliner und Brandenburger Rahmenlehrplänen formulierten Ansprüche an den Schulsport dienten als Grundlage zur Erarbeitung der pädagogischen Relevanz und der Umsetzungs- und Aufbereitungsmöglichkeiten des Kletterns in der Schule. Darüber hinaus flossen Untersuchungsergebnisse ein, die auf verschiedene Art und Weise für die Ausarbeitung des Themas bedeutsam waren. Dazu gehören u.a. die SPRINT-Studie, Untersuchungen zum Gesundheitszustand und zur Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen sowie zur Bedeutung von Bewegung für die Entwicklung. Ebenfalls wurden Informationen und wissenschaftliche Erkenntnisse aus den Bereichen der (Outdoor-) Pädagogik, (Entwicklungs-) Psychologie und Soziologie genutzt.

Zur Beschreibung der Sportart und für die inhaltlichen Grundlagen einer schulischen Kletterpraxis ist auf bergsportspezifische Fachliteratur, Zeitschriften- und Internetveröffentlichungen zurückgegriffen worden. Bei uneinheitlichen Darstellungen, z.B. zu den heutigen Formen des Klettersports, erfolgte eine Orientierung an der Lehrmeinung des Deutschen Alpenvereins.

Eine Auswahl bundesweiter Rahmenlehrpläne wurde dahingehend untersucht, ob das Klettern im Schulsport angeboten werden kann und welche Stellung es innerhalb des Curriculums einnimmt. Um bestimmte Fragestellungen zum Klettern im schulischen Rahmen zu klären – z.B. Qualifikation der Lehrkräfte, Sicherheits- und Rechtsfragen, aktueller Stand der Umsetzung –, ist Kontakt zum Brandenburger Ministerium für Bildung, Jugend und Sport sowie zum Berliner Schulsportreferenten des Deutschen Alpenvereins aufgenommen worden. Zusätzlich wurden Broschüren des DAV zu Ausbildungslehrgängen sowie der Bundesunfallkassen zu Sicherheitsfragen gesichtet.

Der Besuch von Berliner und Brandenburger Kletteranlagen sowie eine Fahrt in die Sächsische Schweiz dienten einerseits dem Erfahrungsaustausch mit Kletterern und dem Überblick über Klettermöglichkeiten. Andererseits konnten Übungsvorschläge in ihrer praktischen Anwendung überprüft und Fotoaufnahmen für die Gestaltung der Arbeit gemacht werden.

Um einen richtungsweisenden Einblick in die Kenntnisse und Einstellungen zum Klettern im Schulsport zu erhalten wurden informelle Gespräche mit Lehrern, Schülern, Eltern und Kletterern geführt.

4. Eine Betrachtung der Sportart Klettern

4.1 Historischer Überblick

Der Bergsport kann heute allgemein in das klassische Bergsteigen und den Klettersport[2] untergliedert werden. Bereits lange vor der Entstehung des Klettersports, wie er im Rahmen dieser Arbeit thematisiert wird, fanden Besteigungen von Gipfeln in alpinen und außeralpinen Gebirgen statt.

Die Entwicklung des Bergsteigens begann zum Ende des 18. Jahrhunderts in den Alpen[3], wo 1786 der Mont Blanc und im Jahr 1800 der Großglockner erstbestiegen wurde. Waren diese Besteigungen noch stark durch wissenschaftliche Interessen motiviert, so traten bald sportliche Motive in den Vordergrund (vgl. Pankotsch 1990, 10). Für die Bergsteiger wurde das Erreichen unbestiegener Alpengipfel und die „Aneignung“ dieser Kulminationspunkte zum Hauptanliegen[4] (vgl. Renzler 2004, 8). Diese von Renzler (ebd.) als „Eroberungsphase in der Geschichte des Alpinismus“ bezeichnete Ära, war mit der Besteigung des Matterhorns im Jahr 1865 in den Alpen im Wesentlichen abgeschlossen.

Das Interesse der Bergsteiger richtete sich nun auf die außereuropäischen Gebirge, speziell auf den Kaukasus (1886 Elbrus Ostgipfel[5]), die Anden (1867 Aconcagua) und später auf den Himalaya (1953 Mt. Everest; Abb. 1) und das Karakorum (vgl. Pankotsch 1990, 10). Annähernd parallel zur Richtung der Aufmerksamkeit auf die Besteigung außereuropäischer Gipfel begann die Zeit des „Schwierigkeitsalpinismus“ (Renzler 2004, 8) in dessen Zuge immer schwierigere Wege durch Wandfluchten gesucht wur-den und diese selbst – statt des Gipfels – die sportliche Motivation waren.

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Fotos: A. Dinter

Abb. 1: Blick auf Mt. Everest und Nuptse, Himalaya

Der Klettersport ging zum Ende des 19. Jahrhunderts als relativ eigenständige Form aus dem Bergsteigen hervor. Bereits ein Jahr vor der Besteigung des Matterhorns bestiegen Schandauer Turner 1864 den Falkenstein in der Sächsischen Schweiz (Abb. 2). Die Erstbegehung dieses Gipfels gilt als die Geburtsstunde des Felskletterns (vgl. Heinicke 1991, 32), da hier erstmalig eine Besteigung aus sportlichen Motiven, wenn auch unter Verwendung von Hilfsmitteln, erfolgte.[6] Die erste Begehung ohne künstliche Hilfsmittel fand im Jahr 1874 ebenfalls am Falkenstein statt. Diese Besteigung kennzeichnet den Beginn des Freikletterns[7], das zu späterer Zeit Einfluss auf den weltweiten Klettersport haben und allein in der Sächsischen Schweiz durchgehend

praktiziert wird. Bis zu kontroversen Diskussionen in Bezug auf eine einheitliche Kletterethik in den 1970er Jahren wird das Felsklettern in anderen Regionen nicht grundsätzlich mit hilfsmittelfreien Begehungen gleichgesetzt. Speziell in den 1950er und 1960er Jahren stand das technische Klettern vielerorts im Vordergrund bis man sich in den 1970er Jahren auf den Gedanken des Freikletterns besann (vgl. DAV 1999, 8), da erkannt wurde, dass durch den technischen Stil jede Route begehbar war und somit der sportliche Anreiz fehlte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Fotos: A. Dinter

Abb. 2: Die Sächsische Schweiz – Ursprungsort des Felskletterns

Die durch Rudolf Fehrmann zu Beginn des 20. Jahrhunderts formulierten sächsischen Kletterregeln[8], die auf einer konsequenten Ablehnung von künstlichen Hilfsmitteln im Klettern basierten, waren durch die Emigration[9] des Sachsen Fritz Wiessner in die USA getragen worden, wo sie „eine kleine aber leistungsfähige amerikanische Szene“ (Renzler 2004, 8) inspirierte. Die Amerikaner schufen das Rüstzeug, um diese Kletterethik auf hohem Niveau umsetzen zu können. „In der Folge entwickelte sich das Klettern in den USA auf Grund der Einhaltung dieser elementaren sportlichen Grundsätze rasch weiter und war Anfang der 70er Jahre den Europäern um Lichtjahre voraus (ebd.).“ Die Orientierung an der leistungsfähigen und innovativen amerikanischen Szene brachte die Idee des „sauberen Kletterns“ – der heute oftmals ein amerikanischer Ursprung zugeschrieben wird, die jedoch ihre Wurzeln in der Sächsischen Schweiz hat – zurück nach Europa, wo man den uneingeschränkten Gebrauch von Hilfsmitteln als Sackgasse erkannt hatte (vgl. Renzler 2004, 8; www.bergfieber.de

/berge/bergsteiger/epochen.htm, 1).

Insbesondere seit dieser Zeit entwickelte sich das Klettern, auch vor dem Hintergrund technischer und materieller Neuerungen, zu einem weltweit praktizierten Sport mit breitgefächerten Ausprägungsformen und einer stets wachsenden Zahl von Aktiven. Das Sportklettern[10] kann unter den Varianten als die heute „international beliebteste Form des Kletterns“ (DAV 1999, 11) gelten.

4.2 Merkmalsbestimmung

Das Klettern in seiner Grundform stellt eine Bewegung mit dem Ziel dar, sich vom Boden weg in unterschiedliche Richtungen, hauptsächlich in die Vertikale, zu bewegen und seinen Körper gegen die Einwirkung der Schwerkraft im Gleichgewicht zu halten (vgl. auch Witzel 1998, 133). Für die Kletterbewegung stellt sich die Kontrolle des Körperschwerpunktes und somit der Erhalt eines stabilen Gleichgewichts als Grundlage dar (vgl. Pankotsch 1990, 65). Die Position des Körpers, des Körperschwerpunktes und der Extremitäten muss durch abgestimmte Aktivitäten verschiedener Muskeln und Muskelgruppen gesteuert werden. Die Bewegungskoordination beim Klettern hat damit eine räumliche (Körperposition und Körperschwerpunkt), eine zeitliche (Bewegungsrhythmus und

-geschwindigkeit) sowie eine dynamische (Krafteinsatz) Dimension (vgl. hierzu Klein 1999b, 49). Die Bewegungsqualität des Kletterns resultiert weiterhin aus der Struktur des Fels (bzw. der künstlichen Wand), der Neigung, den Griff- und Trittkombinationen sowie der Absicherung (vgl. Klein 1999b, 49). Aus diesen komplexen Anforderungen heraus ergibt sich die Notwendigkeit beim Klettern jede Bewegung bewusst zu kontrollieren. Ein Zugriff auf die „Basis automatisierter Bewegungsabläufe“ (Lazik / Bittmann 2002, 191) ist nicht möglich. Beim Klettern handelt es sich somit um eine „offene Bewegungsfertigkeit, die sich deutlich sowohl in ihrer Struktur als auch ihrer Lehrmethodik“ (Klein 1999b, 50) von anderen unterscheidet. Der Lernprozess, der im Klettern genau genommen nie abgeschlossen wird, muss die Aneignung unterschiedlichster Bewegungsabläufe und Techniken ermöglichen, um flexibel und situativ angemessen auf die jeweiligen Anforderungen reagieren zu können.

4.3 Klettertechniken

Im Klettern werden heute meist die Techniken des Greifens, Tretens, Spreizens, Stemmens, Hangelns, Klemmens, Eindrehens und die Reibungstechnik unterschieden[11] (vgl. Winter 2004, 36-59; Pankotsch 1990, 64-80; Klein 1999, 50). In der Kletterpraxis werden die genannten Techniken einzeln, im unmittelbaren Wechsel oder kombiniert angewendet (vgl. Pankotsch 1990, 64).

Die dargestellten Klettertechniken finden in diversen Varianten Umsetzung. Zur Verdeutlichung sollen einige mögliche Formen des Tretens aufgeführt werden (z.T. in Abb. 3): Antreten mit dem Außenrist oder Ballen, Frontales Antreten, Trittwechsel durch Umspringen oder Umtreten, Hooks (dt. Haken). Die Abbildung 4 zeigt eine Auswahl an Möglichkeiten des Greifens an einer Kunstwand.

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Abb. 3: Mögliche Formen des Tretens (v.l.n.r.): Antreten mit dem Ballen, Frontales Antreten, Toe-Hook, Heel-Hook, Antreten mit dem Außenrist

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Fotos: A. Dinter

Abb. 4: Einige Varianten des Greifens

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4.4 Leistungsstruktur

Die klettersportliche Leistung ergibt sich zunächst aus koordinativen und konditionellen Leistungsvoraussetzungen. Für das Klettern sind grundsätzlich alle der von Meinel / Schnabel (1987, 242-256) benannten koordinativen Fähigkeiten annähernd gleichberechtigt leistungsbestimmend, woraus die Bedeutung der Sportart für den Schulsport ersichtlich wird. Bezüglich der konditionellen Fähigkeiten Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Schnelligkeit kommt im Klettersport insbesondere der Kraftausdauer eine tragende Rolle zu. Spezifische Kletterstellen, Routen oder Kletterarten verlangen aber zusätzlich auch eine große Maximalkraft und / oder Schnelligkeit. Eine hohe Beweglichkeit beeinflusst die konditionellen und koordinativen Fähigkeiten im Klettern maßgeblich. So vergrößert sie den Kraftansatz der Muskeln und ermöglicht flüssige und harmonische Kletterbewegungen. Darüber hinaus formen psychische Eigenschaften (u.a. Mut, Entschlossenheit, Willenstärke) ebenso die Leistung, wie die geistige Flexibilität (Einsatz des Bewegungskönnens, Entscheidungskompetenz), die Taktik oder äußere Rahmenbedingungen (zur Leistungsstruktur vgl. Schädle-Schardt 1993, 16-17; Pankotsch 1990, 13-15/124-126).

4.5 Schwierigkeitsgrade

Zur Beschreibung der Anforderung, die eine Route an den Kletterer stellt, existieren weltweit verschiedene Schwierigkeitsskalen.[12] Obwohl die Verwendung der französischen sowie der UIAA-Skala[13] international in vielen Klettergebieten üblich ist, sind in einigen Ländern (z.B. USA) und Gebieten (z.B. Sächsische Schweiz) spezielle Skalen in Gebrauch. Der Schwierigkeitsgrad, der die klettertechnischen Anforderungen eines Aufstieges bewertet, wird in den meisten Skalen durch Ziffern dargestellt. Innerhalb dieser erfolgt eine Graduierung durch Buchstaben bzw. Zeichen. Ergänzend finden gelegentlich umgangssprachliche Begriffe (z.B. „schwer“) Verwendung. Die Bewertung eines Kletterweges wird entweder nach der Maximalschwierigkeit oder als allgemeine Einstufung vorgenommen (vgl. Pankotsch, 161-165).

In Abbildung 5 werden die zunächst abstrakten Schwierigkeitsgrade durch eine Formulierung der damit verbundenen Anforderungen veranschaulicht. Aus der Tabelle geht hervor, welche Schwierigkeit von Kindern und Jugendlichen in bestimmten Altersbereichen bei durchschnittlicher Sportlichkeit bewältigt werden kann.[14]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Darstellung der Schwierigkeitsgrade im Vergleich sowie der damit in Verbindung stehenden Anforderungen an den Kletterer (modifiziert nach Winter 2004)

4.6 Kontemporäre Formen des Klettersports und ihre Relevanz für die Schule

Winter (2004, 9-10) bezeichnet die Beschreibung des Klettersports als „ein schwieriges Vorhaben, weil es sich um ein Mosaik aus zahlreichen unterschiedlichen Formen wie Sportklettern, klassisches Alpinklettern, alpines Sportklettern, Wettkampfklettern und Bouldern handelt.“ Dies verdeutlicht, dass sich das heutige Klettern nicht als eine homogene Sportart darstellt, sondern durch eine Vielzahl von verschiedenen Aktivitäten gekennzeichnet ist, die sich – obwohl sie unter einander im Zusammenhang stehen – doch bezüglich diverser Aspekte unterscheiden (vgl. DAV 1999, 11).

Obwohl auf die teilweise variierenden Einteilungen und uneinheitlichen Definitionen der jeweiligen Form hinzuweisen ist, wird im Folgenden eine Einteilung vorgenommen. Hierbei scheint eine Orientierung an der Vorgehensweise des Deutschen Alpenvereins – dem Fachverband für den Bergsport – sinnvoll, da durch weitergefasste Kategorien die Begrifflichkeitsproblematik umgangen wird. Im Anschluss an die Beschreibung der Form des Kletterns soll eine kurze Bewertung ihrer Relevanz für die Schule erfolgen. Ausführliche Einsatzmöglichkeiten und eine Aufbereitung des Kletterns nach dem Konzept der Mehrperspektivität werden in einem späteren Abschnitt thematisiert.

4.6.1 Das Bouldern

Als Bouldern bezeichnet man das vertikale oder horizontale Klettern an kleinen Felsblöcken (engl. Boulder) (Abb. 6), Felswänden oder künstlichen (Boulder-) Anlagen (Abb. 7). Kennzeichnend ist hier das Klettern in Absprunghöhe, weshalb im Normalfall auf eine Seilsicherung verzichtet wird. Beim Bouldern kann sich der Kletterer auf die Ausführung einzelner, schwieriger Bewegungen konzentrieren. Es dient hauptsächlich der Kraft- und Technikschulung, entwickelte sich aber im Laufe der Zeit auch zu einer eigenständigen Form des Kletterns inklusive eines Wettkampfsystems (vgl. DAV 1999, 11; Finkel 2004, 58-60; http://de.wikibooks.org/wiki/Klettern/_KletterArten).

Diese Variante eignet sich in besonderem Maße zur Umsetzung in der Schule, speziell mit Rücksicht auf Sicherheitsaspekte. Der Platzbedarf zum Errichten einer Boulderanlage ist verhältnismäßig gering; materielle Aufwendungen beschränken sich auf die Errichtung und Wartung der Wand. Boulderanlagen stellen eine gute Möglichkeit zur Konditions- und Koordinationsschulung dar; vielfältige Übungs- und Spielformen sind in diesem Zusammenhang realisierbar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Foto: S. Althaber

Abb. 6: Bouldern an Felsblöcken

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 7: Künstliche Boulder-anlage in Potsdam

Foto: A. Dinter

4.6.2 Die Begehung von Routen in Klettergärten

Unter „Klettergärten“ versteht man Felsen von beschränkter Höhe, die Routenlängen von ein bis zwei Seillängen ermöglichen. Ein Großteil der Routen in den außeralpinen Felsgebieten Deutschlands lassen sich dieser Kategorie zuordnen. Aufgrund der Kürze der Routen und der geringen objektiven Gefahren hat sich hier das Freiklettern – das Klettern an natürlichen Haltepunkten ohne Zuhilfenahme von Fixpunkten zum Ruhen oder zur Fortbewegung – durchgesetzt (vgl. auch DAV 1999, 11).[15] Die gute Erschließung von Klettergärten ermöglicht ein sicheres Klettern, auch mit größeren Gruppen, insofern gängige Sicherheitsaspekte Beachtung finden.

Aufgrund der bergfernen Lage der Bundesländer Brandenburg und Berlin ist das Klettern in Klettergärten (Abb. 8) lediglich im Rahmen von Wandertagen, Projekten oder Klassen- und Abschlussfahrten denkbar. Die Durchführung ist dann mit einem gewissen organisatorischen und finanziellen Aufwand verbunden und würde Schülern einen eher überblickartigen Eindruck des Sports vermitteln. Es kann davon ausgegangen werden, dass es von den Schülern als ein besonderes Erlebnis aufgenommen wird und bei einigen ein weiterführendes Interesse weckt. Vom gesamten Potenzial, insbesondere den „Langzeitwirkungen“, wie der Verbesserung koordinativer und konditioneller Fähigkeiten, könnten sie aber kaum profitieren.

Wie später wiederholt gezeigt wird, hat das Klettern im Freien jedoch seinen besonderen Wert, der für eine – wenn auch nicht regelmäßig mögliche – Umsetzung dieser Variante in der Schule spricht. Durch die Ausübung in der Natur wird unter anderem ein fächerübergreifendes Lernen realitätsnah möglich.

4.6.3 Das Klettern an künstlichen Anlagen und das Wettkampfklettern

Die Nutzung von künstlichen Anlagen ist theoretisch nicht als selbstständige Ausprägungsform des Klettersports zu betrachten, da sie oftmals der Vorbereitung auf das Klettern in der Natur dient.[16] Aufgrund meist längerer Anfahrtswege ins Gebirge bieten künstliche Anlagen zeit- und kostengünstige Trainings-möglichkeiten für Aktive. Kletter-wettkämpfe im Schwierigkeits- und Schnellklettern finden auf inter-nationaler bis regionaler Ebene durch die Initiative des Deutschen Alpen-vereins und gemäß dem Reglement der UIAA[17] ausschließlich an künst-lichen Kletterwänden statt (vgl. DAV 1999, 11).

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Foto: D. Kneis

Abb. 9: Klettern an einer künstlichen Anlage in Berlin

Das Klettern an künstlichen Wänden (Abb. 9) stellt im Raum Brandenburg / Berlin die einzige Möglichkeit dar, den Klettersport regelmäßig zu betreiben. Der Platz-bedarf und die Kosten für die Errichtung einer Kletterwand in der Schule sind höher als für eine Boulderanlage, da neben der größeren Kletterfläche auch zusätzliche Materialkosten (Seile, Gurte, Karabiner) in die Kalkulation einfließen müssen. Das (langfristige) Nutzungspotenzial scheint jedoch höher, da sowohl das Bouldern als auch das Routen-Klettern umsetzbar ist und sich somit die Palette der Lern-, Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten erweitert. Aufgrund einer meist größeren Kletterfläche als bei einer Boulderwand besteht die Chance mehr Schüler zeitgleich in Übungs- oder Spielformen einzubeziehen. Die besondere Sozialbeziehung in einer Seilschaft, die später ausführlicher thematisiert wird, ist für Schüler nur beim Klettern von Routen erfahrbar.

Stehen der Errichtung einer Kletterwand in der Schule finanzielle oder sonstige Gründe entgegen, bietet sich die Nutzung künstlicher Innen- oder Außenanlagen in Schulnähe an. Im Zuge der Popularisierung des Sports steigt die Zahl der Klettermöglichkeiten.[18] Ob diese sich für eine regelmäßige Nutzung im Rahmen des Schulsports eignen (z.B. Erreichbarkeit; kommerziell vs. frei zugänglich), muss geprüft werden. Das Wettkampfklettern besitzt für die Schule nur eine geringe Bedeutung, da es nicht die Funktion des Sportunterrichts ist darauf vorzubereiten. Im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft kann die Teilnahme an Wettkämpfen eine Zielstellung sein.

[...]


[1] Es wird darauf hingewiesen, dass im gesamten Verlauf der Arbeit auf eine separate Nennung von männlichen und weiblichen Personen verzichtet wird, wenn eine Aussage beide Geschlechter gleichermaßen betrifft.

[2] Klettersport wird hier als Oberbegriff für diverse Ausprägungsformen des Sports verwendet, die im folgenden Abschnitt näher erläutert werden. In diesem Zusammenhang muss auf die zum Teil uneinheitliche Verwendung von Begrifflichkeiten verwiesen werden, weshalb in diesem Kapitel z.B. Bezeichnungen wie „Klettersport“ oder „sportliches Klettern“ anstatt „Sportklettern“ gewählt wurden. Einige Autoren verwenden das „Sportklettern“ als Synonym für den Klettersport allgemein, währenddessen in anderen Quellen vom Sportklettern als einer spezifischen Variante (hilfsmittelfreies Klettern in Routen mit Bohrhaken o.ä.) des Kletterns ausgegangen wird. Teilweise wird der Begriff Sportklettern auch auf das Klettern an künstlichen Wänden und in Klettergärten beschränkt. Diese Termini werden bis heute in der Fachwelt kontrovers diskutiert. Eine detaillierte Diskussion „korrekter“ Begrifflichkeiten kann mit Rücksicht auf das eigentliche Thema nicht erfolgen.

[3] Allgemein wird in der Literatur die Besteigung des Mont Blanc als Beginn des Bergsteigens angesehen. Gelegentlich werden jedoch auch deutlich länger zurückliegende Ereignisse – z.B. Petrarcas Besteigung des Mont Ventoux 1336, da Vincis wissenschaftlich motivierte Ausflüge ins Gebirge, Humboldts Besteigung des Cotopaxi – in Chronologien des Bergsteigens einbezogen (vgl. u.a. www.emmet.de/bergstei.htm).

[4] Wobei die „Aneignung“ im Gegensatz zum „Erreichen“ eines Gipfels weniger als sportliches Motiv bezeichnet werden kann.

[5] Bezüglich des Elbrus herrscht Uneinigkeit über die geografische Zuordnung zum europäischen oder asiatischen Raum. Pankotsch (1990, 10) ordnet den Gipfel dem asiatischen Kontinent zu.

[6] Es handelte sich hierbei zwar um die erste Kletterei aus rein sportlichen Motiven, Hasse (2000, 49) verweist jedoch darauf, dass diese Besteigung nicht als Ursprung des Sächsischen Kletterns gelten kann, da sie unter Verwendung von Hilfsmitteln durchgeführt wurde und somit nicht den später durch Rudolf Fehrmann verfassten sächsischen Kletterregeln entspricht.

[7] Unter Freiklettern versteht man nicht, wie oft angenommen, das Klettern ohne jegliche Seilsicherung.

[8] König (1999, 51) definiert die Bedeutung und den Einfluss der Fehrmannschen Kletterregeln und des Kletterns in der Sächsischen Schweiz derart: „Und während man bis in die späten siebziger Jahren [sic!] überall auf der Welt über die richtigen Formen des Alpinismus im allgemeinen und des Kletterns im speziellen stritt, um schließlich auf die Formel ‚by fair means’

zu kommen, das sportlich faire Klettern zu propagieren und Abstand zu nehmen von Hakenleitern und ‚Durchkommen oder Umkommen’-Mentalitäten, tat und tut man in der Sächsischen Schweiz einfach das, was man immer schon getan hat, seit Fehrmann es zu Papier gebracht hat: man klettert sportlich.“

[9] Ardito (2000, 120) benennt das Jahr 1935 als Auswanderungsjahr Wiessners in die USA. Hasse (2000, 247) erwähnt den Winter 1928/29 als Zeitpunkt der Auswanderung.

[10] Hier als Klettern dessen Grundlage die Idee des Freikletterns ist. Zur Fortbewegung werden nur natürliche Felsstrukturen oder Griff- und Trittmöglichkeiten an künstlichen Wänden benutzt. Gurt, Seil und Haken dürfen lediglich zu Sicherungszwecken – nicht zur Fortbewegung in der Route – verwendet werden (vgl. Winter 2004, 10). Das Sportklettern ist allgemein auch durch verhältnismäßig kurze Routen und gute Sicherungsmöglichkeiten definiert.

[11] Eine übereinstimmende Darstellung von Klettertechniken findet sich in der Literatur nicht. Aus diesem Grund werden in dieser Arbeit nur die grundlegenden, auch für die Schule relevanten Techniken aufgelistet (vgl. zu den Techniken Pankotsch 1990, Winter 2004, Klein 1999b).

Ältere Einteilungsformen wurden nach den zu überwindenden Felsformen vorgenommen und unterscheiden das Wand-, Reibungs-, Hangel-, Kamin-, und Rissklettern. Bei diesen Klettereien kommen jedoch mehrere Techniken zur Anwendung. Die aktuelle Gliederung der Klettertechnik erlaubt eine präzise Analyse und Darstellung der Techniken und macht ihre gezielte Ausbildung im Trainingsprozess möglich (vgl. Pankotsch 1990, 64).

[12] Zu den gebräuchlichsten gehören: UIAA-Skala, Französische Skala, Sächsische Skala;

US-Skala, UK-Skala und Australische Skala (vgl. hierzu Carter 1998, 175; Pankotsch 1990,

161-165; www.sportunterricht.ch/IF/freeclimb.html) .

[13] Skala der Union Internationale des Associations d’Alpinisme. Die UIAA-Skala wurde 1968 vor dem Hintergrund eingerichtet, eine international einheitliche Bewertung zu erreichen.

[14] Diese nach Winter (2004, 11) modifizierte Darstellung entspricht nach Angaben des Autors eigenen Erfahrungen, ist jedoch weitestgehend deckungsgleich mit anderen Beschreibungen der Schwierigkeitsgrade für das Freiklettern (vgl. dazu z. B. Pankotsch 1990, 164).

[15] Der Begriff „Sportklettern“ findet im Allgemeinen für diese Form des Kletterns Verwendung. Oftmals wird wiederum das unten beschriebene „Klettern an künstlichen Wänden“ ebenfalls dem Sportklettern zugeordnet (vgl. hierzu http://de.wikibooks.org/wiki/Klettern/_Kletter

Arten).

[16] Nedbal (1997, 298) und Schweinheim / Breull (1995, 3) zeigen Tendenzen im Klettersport auf, die in Richtung einer Entwicklung des Hallenkletterns als selbstständige Disziplin gewertet werden können.

[17] Union Internationale des Associations d’Alpinisme.

[18] Eine große Anzahl von kommerziellen oder frei zugänglichen Innen- und Außenanlagen im Raum Berlin und Brandenburg kann z.B. unter www.klettern-in-berlin.de abgefragt werden. Während das Angebot an Klettermöglichkeiten in Berlin generell groß ist, ist es in Brandenburg regional recht unterschiedlich. Kommerzielle Kletterhallenbetreiber bieten mittlerweile inhaltlich und preislich auf die Bedürfnisse von Schulklassen abgestimmte Kurse unter Anleitung eines Trainers an (vgl. z.B. http://magicmountain.de). Den Informationen einer Berliner Fachberaterin für den Sport zufolge ist ein großer kommerzieller Anbieter in diesem Jahr an die Berliner Fachberater herangetreten, um die vermehrte schulsportliche Nutzung seiner Anlage anzuregen.

Ende der Leseprobe aus 99 Seiten

Details

Titel
Klettern im Schulsport
Hochschule
Universität Potsdam  (Institut für Sportwissenschaft)
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
99
Katalognummer
V75133
ISBN (eBook)
9783638690232
ISBN (Buch)
9783656206897
Dateigröße
9045 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Klettern, Schulsport
Arbeit zitieren
Anja Dinter (Autor:in), 2005, Klettern im Schulsport, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75133

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