Komponenten und Struktur des Selbstwertgefühls


Seminararbeit, 2002

18 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung

2 Bedeutung und Implikationen des Selbstwertgefühls

3 Selbstkonzept und Selbstwertgefühl

4 Theoretische Annahmen über die Struktur des Selbstwertgefühls

5 Determinanten des Selbstwertgefühls: Empirische Befunde
5.1 Hypothesen
5.1.1 Positive und negative Affektivität
5.1.2 Spezifische Selbstbilder
5.1.3 Framing-Faktoren
5.1.3.1 Differentielle Wichtigkeit
5.1.3.2 Differentielle Sicherheit
5.1.3.3 Selbst-Ideal-Diskrepanz
5.2 Methoden
5.2.1 Stichprobe
5.2.2 UV /AV Operationalisierung
5.2.3 Auswertungsverfahren und Ergebnisse
5.2.3.1 Einzelne Prädiktoren des Selbstwertgefühls
5.2.3.2 Interaktive Prädiktoren des Selbstwertgefühls
5.2.3.3 Interpretation der Ergebnisse
5.3 Zusammenfassung und Diskussion

6 Literaturverzeichnis

1 Einführung

Das Selbstwertgefühl wird als eines der wichtigsten Verhaltensregulative beim Menschen angesehen. Alles was wir tun oder unterlassen ist auf das Selbstwertgefühl ausgerichtet. Deshalb wird dem Selbstwertgefühl innerhalb der Persönlichkeitspsychologie hohe Bedeutung für das Selbstsystem beigemessen (vgl. Crisand, 1992, S. 24 ff). In der vorliegenden Arbeit soll auf das Entstehen und die Struktur des Selbstwertgefühls eingegangen werden. Ausgangspunkt der Betrachtung bilden hierbei kognitive Ansätze der Persönlichkeitstheorie, insbesondere Theorien zum Selbstkonzept.

Beeinflusst durch technologische Innovationen, wie der Entwicklung des Computers und der Informationsverarbeitung, hat sich seit den sechziger Jahren eine neue Theorierichtung in der Psychologie entwickelt, die sogenannte kognitive Psychologie (vgl. Pervin, 2000, S. 468 ff). Als kognitive Psychologie bezeichnet man das Teilgebiet der Psychologie, das sich mit den Kognitionen sowie kognitiven Prozessen des Menschen befasst. Kognitionen sind an allem Tun eines Menschen beteiligt, sie bezeichnen Prozesse, durch die sensorischer Input umgesetzt, reduziert, weiter verarbeitet, gespeichert, erinnert und benutzt wird. Kognitive Psychologie beschäftigt sich also vor allem mit jenen Zuständen und Prozessen, die zwischen der Reizaufnahme und dem daraus resultierenden Verhalten liegen. In der Psychologie meint Informationsverarbeitung die Prozesse, die den Zusammenhang zwischen Wahrnehmung, Gedächtnis, Denken und Handeln bei der Lösung von Problemen gewährleisten (vgl. Neisser, 1974, S. 19 ff).

Zunächst soll kurz auf die Bedeutung des Selbstwertgefühls für das menschliche Verhalten eingegangen werden. Da das Selbstwertgefühl ein integraler Bestandteil der menschlichen Persönlichkeit ist, werden anschließend einige notwendige Grundbegriffe und Zusammenhänge der Persönlichkeitstheorie dargestellt. Nach der Betrachtung einiger theoretischer Annahmen über die Struktur des Selbstwertgefühls wird anhand einer Studie von Pelham und Swann (1989) auf das Entstehen und die „Zusammensetzung“ des Selbstwertgefühls genauer eingegangen.

2 Bedeutung und Implikationen des Selbstwertgefühls

Ein hohes Selbstwertgefühl erscheint allgemein als nützlich und erstrebenswert, da es mit verschiedenen positiven Folgen und Auswirkungen verbunden zu sein scheint, auch wenn noch keine vollkommene Klarheit über die Kausalität der Zusammenhänge vorliegt (vgl. Baumeister 1998). Hohes Selbstwertgefühl wirkt sich positiv auf die Ausdauer bei Problemlösungsprozessen und auf das Ausmaß der Selbstwirksamkeit aus. Es ist verbunden mit umfangreicheren Kenntnissen über die eigene Person und hängt positiv mit der zeitlichen Konsistenz von Selbsteinschätzungen zusammen. Bei der Bewältigung von Aufgaben führen anfängliche Rückschläge bei Personen mit einem hohen Selbstwert zu einer Steigerung zukünftiger Leistungserwartungen, während Personen mit niedrigem Selbstwertgefühl ihre Erwartungen senken. Geringes Selbstwertgefühl hingegen verursacht stärkere Zweifel, ein Problem lösen zu können, ist verbunden mit stärkeren Stimmungsschwankungen und kann mit stärkerer Beeinflussbarkeit zusammenhängen (vgl. Baumeister 1998). Das Selbstwertgefühl ist somit in weiten Strecken bestimmend für unser Verhalten.

3 Selbstkonzept und Selbstwertgefühl

Nach Baumeister (1998) entsteht das individuelle Selbst aus drei Quellen, aus Selbstreflektion, Erfahrungen über interpersonale Aspekte des Selbst und aus Erfahrungen, die sich auf das Selbst als ausführende Funktion beziehen. Wenn die Aufmerksamkeit des Bewusstseins sich auf den eigenen Ursprung richtet und schrittweise ein Konzept von sich selbst entwirft, spricht man von Selbstreflektion. Alle kognitiven Darstellungen des Selbst entstehen durch Selbstreflektion, sie ist somit eine Vorraussetzung für das Entstehen des Selbst.

Das Selbst wird als Konstrukt aus verschiedenen Selbstschemata, auch Selbstbilder genannt, und Überzeugungen über die eigene Person angesehen, man spricht deshalb auch vom Selbstkonzept. Die im Selbstkonzept enthaltenen Kenntnisse über das Selbst entstehen durch Selbstwahrnehmung. Die Einschätzung der eigenen Person erfolgt dabei auf ähnliche Weise wie die Einschätzung anderer Personen, durch Rückschlüsse aus beobachtetem Verhalten. Allerdings werden Gedanken und Gefühle als validere Basis zur Einschätzung einer Persönlichkeit angesehen als das Verhalten. Da nicht alle Schemata und Überzeugungen zu jeder Zeit im Bewusstsein sind, kann das Selbstkonzept auch sich wiedersprechende Informationen enthalten. Der Teil der Kenntnisse über das eigene Selbst, der jederzeit bewusst ist, wird als phänomenales Selbst bezeichnet. Nur wenn sich wiedersprechende Informationen aus der Menge der Selbstkenntnisse aktiviert werden und in das phänomenale Selbst gelangen, werden diese Widersprüche und Inkonsistenzen wahrgenommen (vgl. Baumeister,1998).

Aus welchen im Gedächtnis vorhandenen Informationen sich das gegenwärtige Selbstbild zusammensetzt, ist somit situationsabhängig. Die Situation beeinflusst, anhand welches Leitfadens Personen gespeicherte Informationen aktivieren und in Bezug zum gegenwärtigen Selbstbild setzten. Die zwei bedeutendsten Leitfäden zur Organisation der Selbstkenntnisse sind das ideale Selbst und das Soll-Selbst. Das ideale Selbst setzt sich aus Idealvorstellungen der eigenen Person zusammen, während das Soll-Selbst die Vorstellung der eigenen Person repräsentiert, die man aufgrund von Moralvorstellungen versuchen sollte zu sein. Abweichungen des gegenwärtigen Selbstbildes vom idealen Selbst können depressive Stimmungen verursachen, Abweichungen vom Soll-Selbst können Angst- und Schuldgefühle hervorrufen (vgl. Baumeister,1998).

Kenntnisse über die eigene Person entstehen also durch Selbstwahrnehmung, welche wiederum durch Selbstreflektion ermöglicht wird. Richtet sich Selbstreflektion auf die Bewertung der eigenen Person entsteht Selbstwertgefühl. Bestimmte Eigenschaften ,Überzeugungen und Handlungen werden der eigenen Person zugeordnet und mit ihrer Relevanz und Positivität gewichtet und bewertet. Selbstwertgefühl kann demnach als ein auf Selbstkenntnissen basierendes Werturteil aufgefasst werden. Bei der Erforschung des Selbstwertgefühls wird zwischen einer generellen und einer bereichsspezifischen Dimension unterschieden. Auch wenn das Selbstwertgefühl in bestimmten Bereichen von der generellen Bewertung der eigenen Person abweicht, wird es doch von dieser stark beeinflusst. In der anwendungsbezogenen Forschung können bereichsspezifische Dimension von größerer Bedeutung sein, für theoretische Betrachtungen spielen sie eine untergeordnete Rolle (vgl. Baumeister, 1998).

4 Theoretische Annahmen über die Struktur des Selbstwertgefühls

Ein hoher Selbstwert wird als der positive Teil des Ergebnisses einer Bewertung des eigenen Selbst angesehen ( vgl. Baumeister, 1998). Wie aber entsteht Selbstwertgefühl und wie ist es strukturiert? Witte (1993) und Mittag (1992) verstehen die kognitiven Aspekte der Selbstwahrnehmung als Teil des Selbstkonzepts, während sie die mit diesen selbstbezogenen Kognitionen einhergehenden Bewertungen als eher affektive Komponenten dem Selbstwertgefühl zurechnen. Andere Autoren (Baumeister,1998, Pelham, 1989, Greenwald et al., 2002) vertreten hingegen die Auffassung, dass sich das Selbstwertgefühl sowohl aus kognitiven als auch affektiven Komponenten zusammensetzt. Wie Campell (1990, nach Baumeister, 1998) in mehreren Untersuchungen gezeigt hat, sind nicht nur affektive, sondern auch kognitive Faktoren mit dem Selbstwertgefühl korreliert. Diesen Untersuchungen zufolge steht hohes Selbstwertgefühl in Zusammenhang mit präziseren und umfangreicheren Selbstkenntnissen als niedriges Selbstwertgefühl.

Greenwald et al. definieren Selbstwertgefühl als eine Sammlung von Assoziationen zwischen dem Selbst und einem Werturteil. Abbildung 1 zeigt die Struktur eines Selbstkonzeptes am Beispiel einer Professorin höheren Alters. Die Kreise repräsentieren verschiedene Komponenten des Selbstkonzepts wie Eigenschaften („intelligent“) oder Rollenbilder („Großmutter“). Stereotypen werden durch Verbindungen zwischen Gruppenkonzepten wie „Geschlecht“, hier durch die Symbole ♀ und ♂ bezeichnet, und Eigenschaften dargestellt. Linien bezeichnen Assoziationen. Die Stärke der Linien drückt die Stärke des Zusammenhangs aus. Positive Bewertungen dieser Assoziationen sind mit +, negative mit – gekennzeichnet. Diese Verbindungen zwischen Selbst und Bewertung können sowohl direkt als auch mittelbar über Komponenten des Selbstkonzepts vorliegen. So assoziiert die Person in Abbildung 1 sowohl direkt mit ihrem Selbst („ME“) positive Werturteile als auch indirekt über ihre Rolle als Professorin und die Eigenschaften „intelligent“, „athletisch“ und „fürsorglich“. Negative Bewertungen verbindet die Professorin mit ihrer Rolle als „alte Person“ und den Eigenschaften „schwach“, „klein“ und „vergesslich“. Insgesamt verfügt die Professorin über ein positives Selbstwertgefühl, da sie ihr Selbst und die Mehrzahl ihrer Eigenschaften positiv beurteilt ( vgl. Greenwald et al., 2002).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1. Struktur des Selbstkonzeptes (vgl. Greenwald et al., 2002, S. 5)

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Details

Titel
Komponenten und Struktur des Selbstwertgefühls
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Lehrstuhl für Psychologie, insb. Wirtschafts- und Sozialpsychologie)
Veranstaltung
Selbstkonzept und Feedbackverarbeitung
Note
1,7
Autor
Jahr
2002
Seiten
18
Katalognummer
V7575
ISBN (eBook)
9783638147958
ISBN (Buch)
9783640098910
Dateigröße
554 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Selbstkonzept, Selbstbewußtsein, Selbst, Selbstwahrnehmung, Selbstschema
Arbeit zitieren
Dipl.-Kfm. Robert Bayerlein (Autor:in), 2002, Komponenten und Struktur des Selbstwertgefühls, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7575

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