In Europa findet die Auseinandersetzung mit den Türken vor allem während der Türkenkriege statt, in deren Verlauf das Osmanische Reich seit dem späten 14. Jahrhundert seine Grenzen nach Westen verschiebt. Diesen militärischen Eroberungen steht ein breites Spektrum an Reaktionen in Westeuropa gegenüber, die die osmanische Expansion nicht nur als Gefährdung der betroffenen Territorien, sondern des gesamten Abendlandes interpretieren.
Durch den Machtzuwachs muss das Osmanische Reich, welches zuvor noch vom Abendland als Nomadenstamm betrachtet wird, als ebenbürtig und später als Großmacht im europäischen Machtgefüge anerkannt werden. Diese Entwicklung wird dann im französisch-habsburgischen Antagonismus von den französischen Königen genutzt, um ihre Hegemonialansprüche in Italien zu realisieren.
Aus diesem politischen Kontext der französisch-osmanischen Allianz entstehen die sieben Reiseberichte aus dem Umfeld der diplomatischen Beziehungen des französischen Botschafters Gabriel d’Aramon.
Während im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation die Türkengefahr als ein Bedrohungsfaktor in allen gesellschaftlichen Ständen benutzt und instrumentalisiert wird, ist dies in Frankreich wegen der Kooperation der Krone mit dem Osmanischen Reich nicht möglich und nicht nötig.
Die Arbeit verfolgt auf diesem politischen Hintergrund das spezifische Ziel, die unterschiedlichen Einflüsse, Wahrnehmungsformen und Darstellungen des Türkenbildes in den französischen Reiseberichten aus dem Umfeld der diplomatischen Mission Gabriel d’Aramons herauszuarbeiten. Dabei sollen zuerst die politischen Rahmenbedingungen der französisch-osmanischen Allianz, das Türkenbild in Frankreich und der Verlauf der Gesandtschaft erörtert, sowie die Kurzbiographien der einzelnen Reisenden vorgestellt werden. Das darauffolgende Kapitel widmet sich der Gattung Reisenbericht und der Darstellung von Alterität im 16. Jahrhunderts. Nachdem der politische Rahmen sowie die Quellengrundlage geklärt sind, soll das vierte Kapitel das Türkenbild in den Reiseberichten anhand unterschiedlicher Themenfelder – Staat, Religion sowie Sitten und Gebräuche – erfassen und erläutern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsliteratur
- I. Lilie und Halbmond
- 1.1 Herausbildung der französisch-osmanischen Freundschaft
- 1.1.1 Franz I. und Süleyman
- 1.1.2 Fortführung der Allianz unter Heinrich II.
- 1.1.3 Reaktion der Öffentlichkeit
- 1.1.4 Die französisch-osmanische Allianz - „une source de bonheur"?
- 1.2 Gabriel d'Aramon – französischer Botschafter an der Pforte und sein Gefolge
- 1.2.1 Kurzbiographie der Reisenden
- 1.2.2 1547-1553: Die Tour de Levant
- 1.3 Der Corpus Aramontin
- 1.1 Herausbildung der französisch-osmanischen Freundschaft
- II. Epistemologie in den französischen Reiseberichten
- 2.1 Der Reisebericht – Entwicklung einer Gattung und ihre Definitionsproblematik
- 2.2 Reiseliteratur und ihr Wahrheitsgehalt - das Prinzip der Autopsie
- 2.3 Alterität und ihre Wahrnehmung
- 2.4 Eigenes und Fremdes
- 2.5 Die Neugierde
- 2.6 Auf den Spuren der Antike
- 2.7 Strukturierung der Reiseberichte
- 2.8 Die Reiseberichte im Corpus Aramontin
- III. Corpus Aramontin
- 3.1 Der Staat
- 3.1.1 Geschichte und Herkunft
- 3.1.2 Der Staatsapparat
- 3.1.3 Das Heer
- 3.2 Die Religion
- 3.2.1 Der Islam
- 3.2.2 Die Gebetshäuser
- 3.2.3 Des quatre diverses religions des Turcs"
- 3.2.4 Religiöse Toleranz
- 3.3 Sitten und Gebräuche
- 3.3.1 Das Wesen der Türken
- 3.3.2 Das alltägliche Leben – das antike Erbe
- 3.3.3 Die Sklavenhaltung
- 3.4 Das Türkenbild im Corpus Aramontin
- 3.1 Der Staat
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Wahrnehmung der Türken in französischen Reiseberichten aus der Zeit der diplomatischen Missionen Gabriel d'Aramons (1547-1553). Ziel ist es, die Darstellung der osmanischen Gesellschaft und Kultur zu analysieren und deren Kontextualisierung innerhalb der französisch-osmanischen Allianz zu beleuchten. Die Arbeit untersucht die Rolle von Vorurteilen, Stereotypen und dem humanistischen Interesse an der Erforschung des "Anderen".
- Die französisch-osmanische Allianz und ihre Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Türken.
- Die Rolle der Reiseberichte als Quelle für die Erforschung des osmanischen Reiches.
- Analyse der epistemologischen Fragen in den Reiseberichten und die Problematik der Wahrheitsfindung.
- Die Konstruktion des "Türkenbildes" als Spiegelbild der europäischen Identität.
- Die Darstellung von Staat, Religion, Sitten und Gebräuchen im Corpus Aramontin.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt den historischen Kontext der französisch-osmanischen Allianz im 16. Jahrhundert und deren Einfluss auf die europäische Wahrnehmung des Osmanischen Reiches. Sie betont die Bedeutung der Reiseberichte als Quellen für das Verständnis des damaligen Türkenbildes und die Herausforderungen bei der Interpretation dieser Texte vor dem Hintergrund von Vorurteilen und Stereotypen. Der Fokus liegt auf der Entwicklung des Türkenbildes von der Kreuzzugsliteratur hin zu einer deskriptiv-historischen Darstellung, wobei mittelalterliche Kernelemente bestehen bleiben.
I. Lilie und Halbmond: Dieses Kapitel beleuchtet die Herausbildung und Fortführung der französisch-osmanischen Freundschaft unter Franz I. und Heinrich II. Es analysiert die öffentliche Reaktion auf diese Allianz und untersucht die Frage, ob diese Allianz tatsächlich eine "Quelle des Glücks" darstellte. Weiterhin werden die Biografien der Reisenden im Gefolge von Gabriel d'Aramon vorgestellt, und der "Corpus Aramontin" als Forschungsgegenstand eingeführt. Die Komplexität der Beziehungen und die vielschichtigen Motive hinter der Allianz werden detailliert erörtert. Die Kapitelteil zu den einzelnen Reisenden legt den Grundstein für die anschließende Analyse ihrer Berichte.
II. Epistemologie in den französischen Reiseberichten: Dieses Kapitel befasst sich mit der Gattung des Reiseberichts, seiner Definitionsproblematik und dem Wahrheitsgehalt. Es untersucht die Wahrnehmung von Alterität und Fremdheit, die Konzepte von Eigenem und Fremdem, die Rolle der Neugierde und die Suche nach Spuren der Antike. Die Strukturierung der Reiseberichte und ihre spezifischen Merkmale im Corpus Aramontin werden ebenfalls analysiert. Die Kapitel diskutiert kritisch die Grenzen der historischen Quellen und die Herausforderungen der Objektivität bei der Schilderung fremder Kulturen.
III. Corpus Aramontin: Dieses Kapitel präsentiert eine detaillierte Analyse des "Corpus Aramontin". Es untersucht die Darstellung des osmanischen Staates, einschließlich seiner Geschichte, seines Staatsapparates, seines Heeres und der Institution des Harems. Die Analyse der Darstellung der Religion umfasst den Islam, die Gebetshäuser, die religiöse Toleranz und die Koexistenz verschiedener Religionen im Osmanischen Reich. Schließlich wird das alltägliche Leben der Osmanen beschrieben, einschließlich der Sitten, Gebräuche, und der Rolle der Frau in der Gesellschaft. Die Sklavenhaltung wird ebenfalls thematisiert. Der Schwerpunkt liegt auf der Synthese der Informationen aus den einzelnen Reiseberichten um ein umfassendes Bild zu zeichnen.
Schlüsselwörter
Französisch-osmanische Allianz, Gabriel d'Aramon, Reiseberichte, Türkenbild, Osmanisches Reich, 16. Jahrhundert, Epistemologie, Alterität, Fremdwahrnehmung, Staatsapparat, Religion, Sitten und Gebräuche, Humanismus.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Corpus Aramontin
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung der osmanischen Gesellschaft und Kultur in französischen Reiseberichten aus der Zeit der diplomatischen Missionen Gabriel d'Aramons (1547-1553). Der Fokus liegt auf der Wahrnehmung der Türken im Kontext der französisch-osmanischen Allianz und der Rolle von Vorurteilen und Stereotypen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit untersucht die französisch-osmanische Allianz und ihren Einfluss auf das Türkenbild, die Reiseberichte als historische Quellen, epistemologische Fragen der Wahrheitsfindung in Reiseberichten, die Konstruktion des „Türkenbildes“ als Spiegelbild der europäischen Identität und die Darstellung von Staat, Religion, Sitten und Gebräuchen im Corpus Aramontin.
Wer ist Gabriel d'Aramon und welche Rolle spielt er?
Gabriel d'Aramon war ein französischer Botschafter an der Pforte im 16. Jahrhundert. Seine diplomatischen Missionen (1547-1553) und die Reiseberichte seines Gefolges bilden den zentralen Forschungsgegenstand ("Corpus Aramontin") dieser Arbeit.
Was ist der "Corpus Aramontin"?
Der "Corpus Aramontin" bezeichnet die Gesamtheit der Reiseberichte, die von den Mitgliedern der diplomatischen Mission Gabriel d'Aramons im Osmanischen Reich verfasst wurden. Diese Berichte dienen als primäre Quelle für die Analyse des zeitgenössischen Türkenbildes.
Wie wird das "Türkenbild" in der Arbeit analysiert?
Die Arbeit analysiert das "Türkenbild" in den Reiseberichten, indem sie die Darstellungen von Staat, Religion, Sitten und Gebräuchen untersucht. Sie beleuchtet die Rolle von Vorurteilen, Stereotypen und dem humanistischen Interesse an der Erforschung des "Anderen" bei der Konstruktion dieses Bildes.
Welche epistemologischen Fragen werden diskutiert?
Die Arbeit befasst sich mit der Gattung des Reiseberichts, seiner Definitionsproblematik und seinem Wahrheitsgehalt. Sie untersucht die Wahrnehmung von Alterität und Fremdheit, die Herausforderungen der Objektivität bei der Schilderung fremder Kulturen und die Grenzen historischer Quellen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, drei Hauptkapitel (Lilie und Halbmond, Epistemologie in den französischen Reiseberichten, Corpus Aramontin) und einen Schluss. Kapitel I beleuchtet die französisch-osmanische Allianz und die Reisenden. Kapitel II behandelt epistemologische Fragen der Reiseberichte. Kapitel III analysiert detailliert den Corpus Aramontin hinsichtlich Staat, Religion und Sitten.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
(Die Zusammenfassung des Schlusskapitels fehlt im bereitgestellten Text. Die Schlussfolgerungen würden die Ergebnisse der Analyse des Türkenbildes im Corpus Aramontin und deren Kontextualisierung innerhalb der französisch-osmanischen Allianz zusammenfassen.)
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Französisch-osmanische Allianz, Gabriel d'Aramon, Reiseberichte, Türkenbild, Osmanisches Reich, 16. Jahrhundert, Epistemologie, Alterität, Fremdwahrnehmung, Staatsapparat, Religion, Sitten und Gebräuche, Humanismus.
- Arbeit zitieren
- M.A. Maria Glotzbach (Autor:in), 2006, Die Wahrnehmung der Türken in den französischen Reiseberichten aus dem Umfeld der diplomatischen Missionen des Botschafters Gabriel d’Aramon 1547 bis 1553, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76821