Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Einfluss von Nicht-Regierungsorganisationen auf die Umweltpolitik der Europäischen Union. Im Mittelpunkt stehen hierbei Umweltverbände, die Lobbying bei den EU-Institutionen betreiben.
Es scheint sich sowohl bei den nationalen Regierungen der EU-Mitgliedstaaten, als auch bei der jeweiligen Bevölkerung die Erkenntnis durchzusetzen, dass die Umweltpolitik effizienter auf EU-Ebene betrieben werden kann.
In einer Spezialuntersuchung des Eurobarometers zum Thema Umweltpolitik wurden 1995 die Menschen in den Mitgliedsländern der Union dazu befragt, ob die Umweltpolitik eine nationale Angelegenheit ist, oder ob Umweltpolitik auf Gemeinschaftsebene praktiziert werden sollte.
Es zeigt sich, dass in allen Mitgliedsländern eine breite Mehrheit dafür ist, dass Umweltpolitik auf Ebene der EU betrieben werden sollte. Den höchsten Wert hat hierbei die Niederlande, wo über 85% der Bevölkerung dieser Meinung sind.
Auch innerhalb des politischen Systems der EU scheint die Umweltpolitik einen immer größer werdenden Stellenwert einzunehmen.
Angesichts globaler Umweltprobleme, die sich in länderübergreifenden Katastrophen widerspiegeln, scheint es erforderlich, Umweltpolitik auf supranationaler Ebene zu betreiben. Besonders das sog. „Jahrhundert-Hochwasser“ im August 2002 in Deutschland, Tschechien und Österreich vergegenwärtigt, dass bei der Lösung von Umweltproblemen länderübergreifende Maßnahmen nötig sind.
Auch wenn diese Hochwasserkatastrophe möglicherweise nicht kausal mit der Erhöhung des CO2-Anteils in der Atmosphäre zusammenhängt, so ist doch „wissenschaftlich erwiesen, dass der Mensch für die Erwärmung des Erdballs wesentlich verantwortlich ist“ und somit zumindest eine Ursache für die Veränderung des Weltklimas darstellt. Die Europäische Union hat diesbezüglich sowohl die Möglichkeit, verbindliche umweltpolitische Entscheidungen für ihre Mitgliedstaaten festzusetzen, als auch im Rahmen einer weltweiten Klimadebatte eine Vorreiterrolle einzunehmen. Denn selbst diejenigen Mitgliedstaaten, die „die EU eher als funktionalen Zweckverband sehen, haben keine grundsätzlichen Einwände, im Rahmen eines europäischen Verbandes eine größere Rolle in der Weltpolitik zu spielen“. Erste Anzeichen hierfür zeigten sich beispielsweise daran, dass bei der Weltklimakonferenz in Kyoto im Dezember 1997 die EU mit einem gemeinsamen Positionspapier an den Verhandlungstisch ging.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Methodische Vorgehensweise und Erkenntnisinteresse
- Die Europäische Union als Umweltunion
- Entwicklung der rechtlichen Grundlagen der Umweltpolitik
- Anfänge einer gemeinschaftlichen Umweltpolitik
- Gemeinschaftliche Umweltkompetenzen durch die EEA
- Artikel 130r, Absatz 1 und 2
- Artikel 100a
- Umweltschutzkompetenzen durch den Maastrichter Vertrag
- Umweltschutzkompetenzen durch den Vertrag von Amsterdam
- Subsidiaritätsprinzip in der Umweltpolitik
- Diskussion
- Bedeutung der EU für Umweltverbände
- Umweltverbände auf EU-Ebene
- Entwicklung der rechtlichen Grundlagen der Umweltpolitik
- Begriffsdefinitionen
- Nicht-Regierungsorganisationen
- Einflussnahme von Interessenverbänden
- Lobbying
- Begriffsdefinition Lobbying
- Lobbying als Tausch
- Lobbying bei politischen Akteuren
- Lobbying bei bürokratischen Akteuren
- Theoretischer Bezugsrahmen
- Verbände im politischen Prozess
- Pluralismus
- Begriff
- Entstehung von Verbänden im Pluralismus
- Kennzeichen einer pluralistischen Interessenvermittlung
- Einbettung der Verbände ins pluralistische System
- (Neo-)Korporatismus
- Korporatismusbegriff
- Neokorporatismus
- Begriff
- Akteure
- Institutionelle Beteiligung von Verbänden beim Neokorporatismus
- Voraussetzungen für neokorporativ-verbandliche Strukturen
- Makro- und Mesokorporatismus
- Mitgliedschafts- und Einflusslogik
- Politik-Netzwerk-Konzept
- Die EU als Mehrebenen-Netzwerk
- Akteure
- Netzwerkfunktion
- Netzwerkstrukturen
- Machtverteilung
- Machtasymmetrie zwischen Umweltverbänden und anderen Verbänden
- Professionalisierung der Interessenpolitik
- Diskussion
- Offenheit der EU-Institutionen für das Lobbying von Umweltverbänden
- Die Kommission
- Kompetenzen der Kommission
- Einflussmöglichkeiten von NGO's auf die Kommission
- Lobbying-Verständnis der Europäischen Kommission
- Taktiken der Kommission in der Umweltpolitik
- Rat der Europäischen Union („Ministerrat“)
- Kompetenzen des Rats der Europäischen Union
- Bedeutung des Rats der Europäischen Union für das Lobbying
- Europäisches Parlament
- Kompetenzen des Europäischen Parlamentes
- Bedeutung des EP's für die Einflussnahme von NGO's
- Lobbying-Verständnis des Europäischen Parlaments
- Europäischer Rat
- Ausschusswesen in der EU
- Ausschüsse des Rates
- Ausschüsse der Kommission
- Wirtschafts- und Sozialausschuss
- Europäischer Gerichtshof EuGH
- Gesetzgebungsverfahren
- Initiations- und Vorbereitungsphase
- Entscheidungsphase
- Implementationsphase
- Diskussion
- Die Kommission
- Determinanten der Zusammenarbeit von Umweltverbände
- Dachverbandsdilemma beim EEB
- Unterschiedliche Zielsetzung und Strukturen der Umweltverbände
- Unterschiedliche Politikstile
- Unterschiedlicher ideologischer Hintergrund der Umweltverbände
- Selbstverständnis der Umweltverbände
- Zusammenarbeit zwischen den Umweltverbänden
- Diskussion
- Organisationsfähigkeit und Interessenaggregation
- Theorie des kollektiven Handelns
- Kritik an Olsons Theorie
- Bereitschaft der Individuen zur Unterstützung eines Umweltverbandes
- Unterstützung der Umweltverbände durch EU-Bürger
- Anwendung der Theorie Olsons auf das Verhalten innerhalb der Umweltverbände
- Diskussion
- Fallbeispiel Flora-Fauna-Habitatschutzrichtlinie
- Motivation der FFH-Richtlinie
- Entstehungsprozess der FFH-Richtlinie
- Umsetzung der Richtlinie
- Bewertung der FFH-Richtlinie
- Umweltverbände in der verbandstheoretischen Sicht
- Anzeichen für Pluralismus
- Anzeichen für (Neo-)Korporatismus
- Diskussion
- Resumee und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss von Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) auf die Umweltpolitik der Europäischen Union. Ziel ist es, die Möglichkeiten und Grenzen dieses Einflusses zu analysieren und die verschiedenen Einflussfaktoren zu identifizieren.
- Einflussmechanismen von NGOs auf EU-Institutionen
- Zusammenarbeit und Konflikte zwischen Umweltverbänden
- Theoretische Rahmenbedingungen des Lobbyings und der Interessenvermittlung
- Analyse der Offenheit der EU-Institutionen für Lobbying
- Fallstudie zur Flora-Fauna-Habitatschutzrichtlinie
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und beschreibt die methodische Vorgehensweise sowie das Erkenntnisinteresse. Sie skizziert die Relevanz des Themas und die Forschungsfrage, die im Laufe der Arbeit beantwortet werden soll. Es wird ein Überblick über den Aufbau und die Struktur der Arbeit gegeben, der dem Leser Orientierung bietet.
Methodische Vorgehensweise und Erkenntnisinteresse: Dieses Kapitel erläutert die gewählte Methodik zur Untersuchung des Einflusses von NGOs auf die EU-Umweltpolitik. Es beschreibt die Forschungsstrategie und die angewandten Methoden der Datengewinnung und -auswertung, einschließlich der Quellen und Literatur, die herangezogen wurden. Das Erkenntnisinteresse, also die spezifischen Fragen, die die Arbeit beantworten möchte, wird präzise definiert.
Die Europäische Union als Umweltunion: Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung der europäischen Umweltpolitik und ihrer rechtlichen Grundlagen. Es untersucht die institutionellen Kompetenzen der EU im Umweltbereich und die Bedeutung der EU für Umweltverbände. Darüber hinaus wird die Rolle des Subsidiaritätsprinzips in der EU-Umweltpolitik diskutiert und analysiert, wie diese Prinzipien die Handlungsspielräume der NGOs beeinflussen.
Begriffsdefinitionen: Dieses Kapitel klärt zentrale Begriffe wie Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs), Einflussnahme von Interessenverbänden und Lobbying. Es differenziert zwischen verschiedenen Arten des Lobbyings und erläutert die Mechanismen des politischen Einflusses von Verbänden. Die verschiedenen Definitionen werden im Kontext der EU-Umweltpolitik eingeordnet und präzisiert.
Theoretischer Bezugsrahmen: Dieses Kapitel präsentiert verschiedene theoretische Ansätze, die für das Verständnis des Einflusses von NGOs auf die EU-Umweltpolitik relevant sind. Es werden verschiedene Modelle der Interessenvermittlung wie Pluralismus und (Neo-)Korporatismus vorgestellt und ihre Anwendbarkeit auf den untersuchten Kontext diskutiert. Darüber hinaus wird das Politik-Netzwerk-Konzept herangezogen, um die komplexen Interaktionen zwischen verschiedenen Akteuren zu analysieren.
Offenheit der EU-Institutionen für das Lobbying von Umweltverbänden: Dieses Kapitel analysiert die Offenheit der verschiedenen EU-Institutionen (Kommission, Rat, Parlament etc.) für das Lobbying von Umweltverbänden. Es untersucht die jeweiligen Kompetenzen der Institutionen und die Möglichkeiten für NGOs, Einfluss auf politische Entscheidungsprozesse auszuüben. Die unterschiedlichen Zugangswege und Möglichkeiten des Einflusses werden detailliert beschrieben und verglichen.
Determinanten der Zusammenarbeit von Umweltverbänden: Dieses Kapitel untersucht die Faktoren, welche die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Umweltverbänden beeinflussen. Es analysiert interne Konflikte und Herausforderungen für die Zusammenarbeit, wie z.B. unterschiedliche Zielsetzungen, Strukturen und Politikstile. Die Bedeutung des Selbstverständnisses der Verbände und das Dachverbandsdilemma werden ebenfalls beleuchtet.
Organisationsfähigkeit und Interessenaggregation: Dieses Kapitel analysiert die Organisationsfähigkeit von Umweltverbänden und ihre Fähigkeit zur Interessenaggregation. Es greift die Theorie des kollektiven Handelns auf und diskutiert die Bereitschaft von Individuen, Umweltverbände zu unterstützen. Der Fokus liegt auf der Frage, wie Umweltverbände ihre Ressourcen effektiv nutzen können, um ihre Interessen zu vertreten.
Fallbeispiel Flora-Fauna-Habitatschutzrichtlinie: Dieses Kapitel präsentiert eine Fallstudie zur Flora-Fauna-Habitatschutzrichtlinie (FFH-Richtlinie), um die theoretischen Überlegungen anhand eines konkreten Beispiels zu illustrieren. Es wird der Entstehungsprozess, die Umsetzung und die Bewertung der Richtlinie untersucht, um die Rolle der Umweltverbände bei der Gestaltung und Durchsetzung von Umweltpolitik aufzuzeigen. Der Einfluss der NGOs auf den Erfolg der FFH-Richtlinie steht im Mittelpunkt der Analyse.
Umweltverbände in der verbandstheoretischen Sicht: Dieses Kapitel wertet die Ergebnisse der Arbeit aus und ordnet die Befunde in den theoretischen Rahmen ein. Es diskutiert, inwieweit die Ergebnisse Anzeichen für pluralistische oder neokorporatistische Interessenvermittlungsprozesse liefern. Der Fokus liegt auf der Synthese der gewonnenen Erkenntnisse und ihrer Einordnung in die bestehenden Theorien.
Schlüsselwörter
Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs), Umweltpolitik, Europäische Union, Lobbying, Interessenvermittlung, Pluralismus, Neokorporatismus, Politiknetzwerke, Interessenaggregation, Flora-Fauna-Habitatschutzrichtlinie (FFH-Richtlinie), EU-Institutionen, Einflussnahme, Zusammenarbeit, Konflikt.
Häufig gestellte Fragen zum Dokument: Einfluss von NGOs auf die EU-Umweltpolitik
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Einfluss von Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) auf die Umweltpolitik der Europäischen Union. Sie analysiert die Möglichkeiten und Grenzen dieses Einflusses und identifiziert die verschiedenen Einflussfaktoren.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Einflussmechanismen von NGOs auf EU-Institutionen, Zusammenarbeit und Konflikte zwischen Umweltverbänden, theoretische Rahmenbedingungen des Lobbyings und der Interessenvermittlung, Analyse der Offenheit der EU-Institutionen für Lobbying und eine Fallstudie zur Flora-Fauna-Habitatschutzrichtlinie (FFH-Richtlinie).
Welche methodische Vorgehensweise wird angewendet?
Das Dokument beschreibt die gewählte Methodik zur Untersuchung des Einflusses von NGOs auf die EU-Umweltpolitik. Es erläutert die Forschungsstrategie und die angewandten Methoden der Datengewinnung und -auswertung, einschließlich der Quellen und Literatur.
Welche theoretischen Bezugsrahmen werden verwendet?
Die Arbeit verwendet verschiedene theoretische Ansätze, darunter Pluralismus, (Neo-)Korporatismus und das Politik-Netzwerk-Konzept, um den Einfluss von NGOs zu verstehen. Diese Modelle der Interessenvermittlung werden im Kontext der EU-Umweltpolitik diskutiert und auf ihre Anwendbarkeit geprüft.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zur Einleitung, methodischen Vorgehensweise, der EU als Umweltunion, Begriffsdefinitionen (NGOs, Lobbying), dem theoretischen Bezugsrahmen, der Offenheit der EU-Institutionen für Lobbying, Determinanten der Zusammenarbeit von Umweltverbänden, Organisationsfähigkeit und Interessenaggregation, einer Fallstudie zur FFH-Richtlinie, einer verbandstheoretischen Sicht der Umweltverbände und einem Resumee mit Ausblick.
Welche EU-Institutionen werden betrachtet?
Die Arbeit analysiert die Offenheit der verschiedenen EU-Institutionen (Kommission, Rat der Europäischen Union, Europäisches Parlament, Europäischer Rat, Ausschüsse, Wirtschafts- und Sozialausschuss, Europäischer Gerichtshof) für das Lobbying von Umweltverbänden und deren jeweilige Kompetenzen und Möglichkeiten für NGOs, Einfluss auszuüben.
Welche Rolle spielt die Flora-Fauna-Habitatschutzrichtlinie (FFH-Richtlinie)?
Die FFH-Richtlinie dient als Fallbeispiel, um die theoretischen Überlegungen anhand eines konkreten Beispiels zu illustrieren. Der Entstehungsprozess, die Umsetzung und die Bewertung der Richtlinie werden untersucht, um die Rolle der Umweltverbände bei der Gestaltung und Durchsetzung von Umweltpolitik aufzuzeigen.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit wertet die Ergebnisse aus und ordnet sie in den theoretischen Rahmen ein. Es wird diskutiert, inwieweit die Ergebnisse Anzeichen für pluralistische oder neokorporatistische Interessenvermittlungsprozesse liefern. Das Resumee bietet einen Ausblick auf zukünftige Forschungsfragen.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs), Umweltpolitik, Europäische Union, Lobbying, Interessenvermittlung, Pluralismus, Neokorporatismus, Politiknetzwerke, Interessenaggregation, Flora-Fauna-Habitatschutzrichtlinie (FFH-Richtlinie), EU-Institutionen, Einflussnahme, Zusammenarbeit, Konflikt.
- Arbeit zitieren
- Diplom-Soziologe / PR-Berater (DPRG) Tilmann Wörner (Autor:in), 2002, Einflussmöglichkeiten von Nicht-Regierungsorganisationen auf die Umweltpolitik der EU, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7691