21 barocke Dichter versammelt Grass in Telgte nach dem 300 Jahre jüngeren Vorbild der Gruppe 47 zu Ehren und anlässlich des 70. Geburtstags des Mannes, der die Gruppe 47 initiiert und am Leben erhalten hatte: Hans-Werner Richter, der einzige im Übrigen, dem mit Simon Dach eindeutig eine Figur in der Erzählung zugeschrieben ist.
Wenn sogar intime Kenner, selbst Mitglieder der Gruppe 47, beim Entwirrungsversuch nach kaum einem halben Dutzend Figuren die Segel streichen müssen , wende ich mich im Folgenden lieber einer etwas überschaubareren aber nicht minder spannenden Frage zu, zudem es auch noch der Erzähler selbst ist, der sie uns gestellt hat:
„Woher ich das alles weiß? Ich saß dazwischen, war dabei. [...] Wer ich gewesen bin?“ (S. 106)
Wie hat man diese Frage zu verstehen? Ist es tatsächlich so, dass sich unser Erzähler in den wenigen Passagen, in denen er sich zu erkennen gibt, hinter einem der anwesenden Namen verbirgt? Oder spricht er, ähnlich wie im Butt, aus vielen Figuren zugleich und doch aus keiner ausschließlich ? Der Text gibt uns auf diese Frage keine klare Antwort und ich darf jetzt bereits vermerken, dass auch am Ende dieser kleinen Arbeit keine eindeutige Lösung stehen kann, so dass ich es mir lediglich zum Ziel machen kann, einen Überblick über verschiedene Lösungsansätze zu geben und diese trotz der gebotenen Kürze so gründlich wie möglich zu beurteilen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Allgemeine Hinweise zur Erzählperspektive
- Einige Anmerkungen zu Rezensionen und Kommentaren
- Bestandsaufnahme
- Ergebnis der Bestandsaufnahme
- Das Rätsel nicht lösen, nicht abtun, sondern als Verfahren erhellen
- Johann Matthias Schneuber: Der Ich-Erzähler in Günter Grass’ „Das Treffen in Telgte
- Fazit
- Literaturverzeichnis
- Sekundärliteratur
- Anhang 1: Ich-Belegstellen aus dem Text
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle des Erzählers in Günter Grass’ „Das Treffen in Telgte“. Das Ziel ist es, verschiedene Lösungsansätze für die Frage nach der Identität des Erzählers zu analysieren und zu beurteilen. Dabei wird der Fokus auf die spezifischen Herausforderungen gelegt, die sich aus der Vielschichtigkeit des Textes ergeben, in dem Grass Zeitgeschichte des 17. Jahrhunderts, Fiktion und Erlebnisse der Gruppe 47 verwoben hat.
- Die komplexe Erzählperspektive in „Das Treffen in Telgte“
- Die Suche nach der Identität des Erzählers
- Die Verknüpfung von Geschichte, Fiktion und autobiografischen Elementen
- Die Rolle des Erzählers als Beobachter und Teilnehmer
- Die Interpretation verschiedener Rezensionen und Kommentare
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Frage nach der Identität des Erzählers in „Das Treffen in Telgte“ und skizziert die Problemstellung, die sich aus der Verflechtung verschiedener Zeitebenen und Figuren ergibt. Kapitel 2 bietet einen Überblick über die allgemeine Erzählperspektive des Textes, die zwischen auktorialer Erzählung und Einblendungen eines sich selbst bewussten Erzähler-Ichs changiert. Kapitel 3 analysiert verschiedene Interpretationen aus Rezensionen und Kommentaren, die unterschiedliche Figuren als möglichen Erzähler identifizieren, darunter Greflinger, Grimmelshausen und der Autor selbst. Das vierte Kapitel befasst sich mit der Frage, wie die Vielschichtigkeit des Erzählens als Verfahren verstanden werden kann.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind: Erzählperspektive, Ich-Erzähler, Identitätsfindung, Zeitgeschichte, Fiktion, Gruppe 47, „Das Treffen in Telgte“, Günter Grass, Rezensionen, Interpretation.
- Arbeit zitieren
- Tobias Schreiner (Autor:in), 2004, Auf der Suche nach dem Ich - der Erzähler in "Das Treffen in Telgte", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77123