PISA, TIMMS und Co., Input-Orientierung, Globalisierung – bescheidene Ergebnisse in internationalen Vergleichsstudien, vage Formulierungen von Richtlinien und Verordnungen sowie Unkenntnis über die Wirksamkeit von Lehrerbildung haben dazu geführt, dass das Lehrerhandeln für Misserfolge hinsichtlich des deutschen Bildungssystems offenbar verstärkt ins Blickfeld gerät – und damit auch die Lehrer(aus)bildung. Seit einiger Zeit wird eifrig in Politik und Wissenschaft diskutiert, wie ein Paradigmenwechsel in der Lehrerbildung – der übrigens von allen Seiten gefordert wird – aussehen kann. Standards und deren Semantik werden „heute wie eine Zauberformel gebraucht […], denen die Lösung aller Probleme zugetraut wird“, wie es Jürgen Oelkers süffisant formuliert. Hinzu kommt, dass schulisch vermittelte Kompetenzen als entscheidender Produktionsfaktor angesehen werden – für einen reibungslosen Übergang von der Industrie- über die Dienstleistungs- hin zur Wissensgesellschaft. Bildung hat deshalb den Status eines „Megathemas“ im 21. Jahrhundert erlangt.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich inhaltlich mit dem Thema „Standards für die Lehrerbildung“ – einem Element im Reformprozess der Lehrerbildung. Dabei soll der gegenwärtige Entwicklungsstand gemäß einer deskriptiven Vorgehensweise nachvollzogen werden. Im Dezember 2004 hat die KMK6 erste Standards für die Lehrerbildung im Bereich der „Bildungswissenschaften“ verabschiedet, die seit dem Ausbildungsjahr 2005/2006 verbindlich gelten. In einem weiteren Abschnitt sollen einige Stellungnahmen von Verbänden und Gremien hinzugezogen werden, mit deren Argumente ich die Standards inhaltlich und substanziell bewerten möchte. Am Ende sollen mögliche Entwicklungslinien sowie ein persönliches Fazit die Arbeit abrunden.
Eines wird in der gesamten Diskussion deutlich: Standards leisten nur die Vorarbeit. Darauf aufbauende Evaluationen verfolgen in einem nächsten Schritt das eigentliche Ziel in der Debatte: die Lehrerbildung transparent zu machen und die in der Vergangenheit immer wieder geäußerten, teils polemischen Vorwürfe verschiedenster gesellschaftlicher Gruppen zu versachlichen.
In der Arbeit möchte ich einzelne Standards exemplarisch aufführen und gegenüber bisher vermitteltem Wissen in den Ausbildungsphasen abgrenzen. Ziel soll nicht sein, die Standards für die Bildungswissenschaften Schritt für Schritt abzuarbeiten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung und Eingrenzung des Themas
- 2. Theoretische und begriffliche Ausgangspunkte
- 2.1 Kompetenzen und Standards
- 2.2 Input- vs. Outputsteuerung
- 2.3 Wechselwirkung von Lehrerbildung und Schülererfolg
- 2.4 Spezifika der deutschen Lehrerbildung
- 3. Standards - eine wissenschaftliche Kontroverse
- 3.1 Einordnung in den Reformprozess
- 3.2 Konsequenzen aus und Vorbehalte gegen Standards
- 4. Von der ersten Idee bis zum aktuellen Stand – Praktische Umsetzungen
- 4.1 Einflüsse aus dem Ausland
- 4.2 Einschlägige Kommissionen und Empfehlungen
- 4.3 Standards für die Bildungswissenschaften
- 4.4 Kritische Beäugung der endgültigen Standards
- 5. Perspektiven
- 5.1 Was passiert mit schlechten Lehrern?
- 5.2 Was bleibt
- 5.3 Was kommt
- 6. Anhang
- 6.1 Ausgangspunkte für Standards
- 6.2 Standards aus Sicht der Arbeitsgruppe und der KMK
- 6.3 Standards im Kontext länderspezifischer Programme
- 6.4 Standards im Kontext neuer Ausbildungsstrukturen
- 7. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den aktuellen Entwicklungsstand von Standards für die Lehrerbildung in Deutschland. Sie verfolgt dabei das Ziel, die Debatte um Standards im Kontext des Reformprozesses der Lehrerbildung zu analysieren und deren Auswirkungen auf die Praxis zu beleuchten.
- Die Bedeutung von Kompetenzen und Standards im Lehrerbildungssystem
- Die Herausforderungen und Chancen von Standards für die Lehrerbildung
- Die Diskussion um Standards im Kontext von internationaler Vergleichsstudien und dem Bildungssystem
- Die Umsetzung von Standards in der Lehrerbildung
- Mögliche Perspektiven und Entwicklungen in der Debatte um Standards
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik „Standards für die Lehrerbildung“ in den Kontext des aktuellen Reformprozesses der Lehrerbildung und beleuchtet die Relevanz von Standards angesichts internationaler Vergleichsstudien und der Bildungslandschaft. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den theoretischen und begrifflichen Ausgangspunkten des Themas und definiert Kompetenzen und Standards sowie deren Bedeutung für die Lehrerbildung. Der dritte Teil widmet sich der wissenschaftlichen Kontroverse um Standards, beleuchtet deren Einordnung in den Reformprozess und diskutiert die damit verbundenen Konsequenzen und Vorbehalte. Das vierte Kapitel befasst sich mit der praktischen Umsetzung von Standards und beleuchtet die Einflüsse aus dem Ausland, die Rolle von Kommissionen und Empfehlungen sowie den aktuellen Stand der Standards für die Bildungswissenschaften.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Lehrerbildung, Standards, Kompetenzen, Reformprozess, Bildungswissenschaften, wissenschaftliche Kontroverse, praktische Umsetzungen, internationale Vergleichsstudien, Entwicklungen und Perspektiven.
- Arbeit zitieren
- Torsten Strecke (Autor:in), 2007, Standards für die Lehrerbildung - Analyse einer hochaktuellen Debatte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77531