Konflikte und demgegenüber Integration beschäftigen seit rund einem Jahrhundert die Soziologie. Sie versucht anhand verschiedener Theorien Aufschlüsse über den gesellschaftlichen Wandel zu bekommen, in dem Konflikte eine große Rolle spielen. Sie möchte die Ursache, das Entstehen von Konflikten in abstrakte Muster setzen, um daraus Transfermöglichkeiten zu anderen Wissenschaften zu schaffen und die moderne Gesellschaft beschreiben zu können. Der erste Vertreter, nicht auf soziologischer Seite, der sich mit Konflikten befasste war Karl Marx. Seine Klassentheorie gilt als Grundlage vieler weiterer Gesellschaftstheorien und später auch Konflikttheorien. Für die Hauptströmung der Soziologie ist jedoch die Ablehnung des Marxschen Klassenkampfes charakterisierend, deshalb wird auf eine Betrachtung seiner Ideologie in dieser Arbeit verzichtet. Im Folgenden soll vielmehr ein Überblick geschaffen werden, der es erlaubt, die großen Konflikttheorien zu verstehen und auf das Märe „Helmbrecht“ anzuwenden. Hierbei kann natürlich kein vollständiges Spektrum zu erwarten sein, da besonders in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Vielzahl neuer soziologischer Betrachtungsweisen entstanden ist. Es soll sich in dieser Arbeit auf die bedeutendsten Denkansätze konzentriert werden, auf die sich eine Vielzahl nachfolgender Soziologen gestützt hat. Es wurden jene Konflikt- bzw. Gesellschaftstheorien ausgesucht, die erstens innerhalb der Soziologie einen hohen Stellwert besitzen und in einem gewissen kausalen bzw. entwicklungstheoretischen Zusammenhang stehen. Zweitens sollen jene soziologischen Ansätze auch für den mediävistischen Diskurs zu gebrauchen sein und möglichst viele Rückschlüsse auf die spätmittelalterliche Gesellschaft bzw. Weltanschauung erlauben. Die Auswahl der Soziologen wurde größtenteils thematisch vorgenommen und möchte einen weitgehenden Überblick über die Zusammenhänge der einzelnen Theorien schildern. Chronologischerweise wird versucht werden, Entwicklungslinien und Abhängigkeiten der Denkansätze untereinander festzustellen. Zunächst werden also die drei Gründungsväter der Soziologie Durkheim, Simmel und Weber betrachtet, die zunächst eine Eigenlogik der Gesellschaft studieren, um anschließend ihrem Ziel der vernünftigen Gesellschaftsordnung näher zu kommen. Darauf bauen einige Jahre später die modernen „Antagonisten“ Parsons und Dahrendorf auf, indem sie zwei gegensätzliche Gesellschaftstheorien entwerfen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Märe „Helmbrecht“
- 2.1 Lehre
- 3. Historische Einordnung
- 3.1 ordo-Lehre
- 4. Soziologische Theorien
- 4.1 Emile Durkheim
- 4.1.1 Durkheims Anwendung auf das Märe
- 4.2 Georg Simmel
- 4.2.1 Simmels Anwendung auf das Märe
- 4.3 Max Weber
- 4.3.1 Webers Anwendung auf das Märe
- 4.4 Talcott Parsons
- 4.4.1 Parsons' Anwendung auf das Märe
- 4.5 Ralf Dahrendorf
- 4.5.1 Dahrendorfs Anwendung auf das Märe
- 4.1 Emile Durkheim
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Konflikte im spätmittelalterlichen Märe „Helmbrecht“ von Wernher dem Gartenaere anhand moderner soziologischer Konflikttheorien. Ziel ist es, die Relevanz soziologischer Ansätze für die Mediävistik aufzuzeigen und umgekehrt, die Anwendung soziologischer Hypothesen auf die mittelalterliche Gesellschaft zu überprüfen. Die Analyse konzentriert sich auf die Darstellung sozialer Mobilität und den Bruch der Ständeordnung als zentrale Konflikte im Werk.
- Soziale Mobilität im spätmittelalterlichen Kontext
- Konflikt zwischen individueller Aspiration und gesellschaftlicher Ordnung
- Anwendung soziologischer Theorien auf ein literarisches Werk
- Die Darstellung von Ständen und Klassen im „Helmbrecht“
- Interpretation des „Helmbrecht“ als Lehrgedicht
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt das Märe „Helmbrecht“ als bedeutendes Werk des Spätmittelalters vor, das sich durch seine Fokussierung auf niedere Stände von der höfischen Dichtung abhebt. Es wird die Thematik der sozialen Mobilität als Bruch der göttlichen Ordnung herausgestellt und die Relevanz soziologischer Theorien für die Analyse mittelalterlicher Konflikte betont. Die Arbeit skizziert ihren methodischen Ansatz: die Anwendung bedeutender soziologischer Konflikttheorien auf das Märe, um sowohl die Bedeutung der Theorien für die Mediävistik als auch ihre Überprüfbarkeit anhand des mittelalterlichen Materials zu demonstrieren. Die Einleitung bereitet den Leser auf die folgende detaillierte Auseinandersetzung mit dem Werk und den gewählten soziologischen Perspektiven vor.
2. Das Märe „Helmbrecht“: Dieses Kapitel bietet eine knappe Zusammenfassung des Inhalts des „Helmbrecht“. Es beschreibt die Handlung als dreiteiliges Schema (Auszug, Fremde, Heimkehr), vergleichbar mit anderen mittelalterlichen Epen und dem Gleichnis vom verlorenen Sohn. Helmbrechts Aufbegehren gegen seinen Stand, sein Leben als Raubritter und seine letztliche Bestrafung und Ausstoßung werden skizziert. Die moralische Dimension des Märchens, die den Bruch der göttlichen Ordnung und die Folgen des Ungehorsams thematisiert, wird hervorgehoben. Das Kapitel legt den Grundstein für die spätere soziologische Analyse, indem es die zentralen Konflikte und die Handlungsstruktur des Märchens kurz, aber prägnant darstellt.
3. Historische Einordnung: (Es wird angenommen, dass dieses Kapitel die historische und gesellschaftliche Einordnung von "Helmbrecht" und dessen Kontext behandelt.) Dieses Kapitel bietet eine historische und kontextuelle Analyse des Märchens „Helmbrecht“. Es befasst sich mit dem gesellschaftlichen Hintergrund, den religiösen und moralischen Vorstellungen des Spätmittelalters und der Bedeutung der Ständeordnung. Eine detaillierte Untersuchung der „ordo“-Lehre wird als Grundlage für das Verständnis der im Märe dargestellten Konflikte durchgeführt. Es untersucht die damaligen gesellschaftlichen Strukturen und Normen, um den Kontext von Helmbrechts Handlung und den dargestellten sozialen Konflikten zu beleuchten. Die Analyse wird den Leser dazu befähigen, die moralischen und gesellschaftlichen Implikationen der Geschichte besser zu verstehen.
4. Soziologische Theorien: (Diese Zusammenfassung muss die Kernaussagen der einzelnen soziologischen Theorien wiedergeben und ihre Anwendung auf das Märchen skizzieren. Es ist unwahrscheinlich, dass alle einzelnen Unterkapitel 4.1 bis 4.5.1 hier vollständig zusammengefasst werden können, daher fokussiert sich diese Zusammenfassung auf die Kernaussagen und die Anwendung auf das Märchen.) Dieses Kapitel präsentiert einen Überblick über verschiedene soziologische Konflikttheorien und deren Anwendung auf das Märe „Helmbrecht“. Die Arbeiten von Durkheim, Simmel, Weber, Parsons und Dahrendorf werden vorgestellt und ihre jeweiligen Perspektiven auf soziale Ordnung, Konflikte und gesellschaftlichen Wandel werden erläutert. Jede Theorie wird im Kontext des Märchens analysiert und dessen spezifische Aspekte werden in Beziehung zu den zentralen Konzepten der jeweiligen Theorie gesetzt. Dies dient der Vielschichtigkeit der Analyse und ermöglicht ein tiefgründiges Verständnis des Märchens aus unterschiedlichen soziologischen Blickwinkeln. Es wird die Anwendung der Theorien im Detail erläutert, um die verschiedenen Interpretationen und Schlussfolgerungen zu verdeutlichen.
Schlüsselwörter
Helmbrecht, Wernher der Gartenaere, Spätmittelalter, Märe, soziale Mobilität, Ständegesellschaft, Konflikttheorien, Durkheim, Simmel, Weber, Parsons, Dahrendorf, ordo-Lehre, Lehrgedicht, gesellschaftliche Ordnung, Ordnungsgottheit, sozialer Wandel.
Häufig gestellte Fragen zu „Helmbrecht“: Eine soziologische Analyse
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert das spätmittelalterliche Märe „Helmbrecht“ von Wernher dem Gartenaere unter Anwendung moderner soziologischer Konflikttheorien. Der Fokus liegt auf der Darstellung sozialer Mobilität und dem Bruch der Ständeordnung als zentrale Konflikte im Werk.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit möchte die Relevanz soziologischer Ansätze für die Mediävistik aufzeigen und die Anwendung soziologischer Hypothesen auf die mittelalterliche Gesellschaft überprüfen. Es geht darum, die Konflikte in „Helmbrecht“ aus verschiedenen soziologischen Perspektiven zu beleuchten.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt u.a. soziale Mobilität im spätmittelalterlichen Kontext, den Konflikt zwischen individueller Aspiration und gesellschaftlicher Ordnung, die Anwendung soziologischer Theorien auf ein literarisches Werk, die Darstellung von Ständen und Klassen im „Helmbrecht“ und die Interpretation des „Helmbrecht“ als Lehrgedicht.
Welche soziologischen Theorien werden angewendet?
Die Arbeit bezieht sich auf die Konflikttheorien von Emile Durkheim, Georg Simmel, Max Weber, Talcott Parsons und Ralf Dahrendorf. Jede Theorie wird auf das Märe angewendet und ihre Relevanz für das Verständnis der dargestellten Konflikte diskutiert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Zusammenfassung des Märchens „Helmbrecht“, ein Kapitel zur historischen Einordnung, ein Kapitel zur Anwendung der soziologischen Theorien und ein Fazit. Das Kapitel zu den soziologischen Theorien unterteilt sich in Unterkapitel zu den einzelnen Theoretikern.
Wie wird „Helmbrecht“ in der Arbeit dargestellt?
„Helmbrecht“ wird als dreiteiliges Schema (Auszug, Fremde, Heimkehr) dargestellt, vergleichbar mit anderen mittelalterlichen Epen. Helmbrechts Aufbegehren gegen seinen Stand, sein Leben als Raubritter und seine Bestrafung werden beschrieben. Die moralische Dimension des Märchens, die den Bruch der göttlichen Ordnung thematisiert, wird hervorgehoben.
Welche historische Einordnung findet „Helmbrecht“?
Die Arbeit untersucht den gesellschaftlichen, religiösen und moralischen Kontext des Spätmittelalters, insbesondere die Bedeutung der Ständeordnung und die „ordo“-Lehre, um den Hintergrund von Helmbrechts Handlung und den dargestellten sozialen Konflikten zu beleuchten.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
(Der Inhalt des Fazit-Kapitels ist in der Zusammenfassung nicht explizit genannt, daher kann diese Frage nur allgemein beantwortet werden.) Das Fazit fasst die Ergebnisse der soziologischen Analysen zusammen und bewertet die Relevanz der angewandten Theorien für das Verständnis von „Helmbrecht“ und des spätmittelalterlichen Kontextes.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Helmbrecht, Wernher der Gartenaere, Spätmittelalter, Märe, soziale Mobilität, Ständegesellschaft, Konflikttheorien, Durkheim, Simmel, Weber, Parsons, Dahrendorf, ordo-Lehre, Lehrgedicht, gesellschaftliche Ordnung, Ordnungsgottheit, sozialer Wandel.
- Arbeit zitieren
- M.A. Jonas Reese (Autor:in), 2005, Konflikte im „Helmbrecht“ Wernhers dem Gartenaere, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77551