Amphitryon - Komik und Tragik der Selbstentzweiung


Hausarbeit, 2007

23 Seiten, Note: 1,9


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Inhalt des Dramas

3 Tragische und komische Momente der Selbstentzweiung – Eine Szenenanaylse
3.1 1. Akt 2. Szene – Mercure und Sosie stellen einander vor
3.2 1. Akt 3. u. 4. Szene – Vorbereitung der Situationskomik
3.3 2. Akt 1. Szene – Gespräch mit Vorgesetzten
3.4 2. Akt 2. Szene – Keine Überraschung überrascht
3.5 2. Akt 3. Szene – Eheliche Aussprache zwischen Sosie und Cléanthis
3.6 3. Akt 1. Szene – Amphitryons Monolog – Inventur der Seele
3.7 3. Akt 2. Szene – Mercure, der ungehorsame Diener
3.8 3. Akt 3. Szene – Amphitryons Entschluss zur Rache
3.9 3. Akt 4. Szene – Sosie, Prügelknabe von Mercure und Amphitryon
3.10 3. Akt 5. Szene – Jupiter und Amphitryon stehen sich gegenüber
3.11 3. Akt 6. Szene – Mercure und Sosie
3.12 3. Akt 7. Szene – Die Schuldfrage
3.13 3. Akt 8. u. 9. Szene – Das Figurenpersonal wird einberufen
3.14 3. Akt 10. Szene – Schlussszene

4 Amphitryon – Ein tragischer Held der Komödie ?

5 Schluss

Literatur

1 Einleitung

Seit der Antike hat der Amphitryon-Stoff eine Vielzahl von literarischen Bearbeitungen erfahren. Auch wenn die meisten Autoren von Plautus angefangen über Rotrou, Molière und Kleist den Mythos in eine Komödie überführten, blieb das Tragödienhafte stets ein fester Bestandteil der betreffenden Werke. Schon in Plautus' Bearbeitung der Komödie lässt der Götterbote Merkur im Prolog zu seinem Stück die Handlung zuerst als Tragödie ankündigen um sie später dann als Tragikomödie zusammenzufassen. Auch Molière entschied sich dazu, den Stoff als Komödie zu belassen, die einzige übrigens, in der er einen Stoff aus der antiken Mythologie aufnahm. Der Aufbau der Handlung sowie der Ausgang des Dramas machen es unmöglich von einer Tragödie zu sprechen. Und dennoch ist das Figurenpersonal so gewählt, einzelne Szenen derart gestaltet, dass man als Zuschauer und Leser dazu geneigt scheint, hinter dem Vorhang des Komischen, eine subtile Tragik zu vermuten. Die vorliegende Arbeit hat es zum Ziel, die Komik und Tragik der Selbstentzweiung Amphitryons zu untersuchen. Für ein besseres Gesamtverständnis des Dramas wird auch das Schicksal Sosies mit einbezogen, welches unweigerlich mit dem von Amphitryon einhergeht.

2 Inhalt des Dramas

Bevor die einzelnen Szenen analysiert werden, die im Zusammenhang mit der Selbstentzweiung Amphitryons und Sosies stehen, soll vorab ein kurzer Abriss des Inhalts helfen, diese besser im Gesamtzusammenhang des Stückes zu verstehen.

Der Prolog, der der Komödie vorangestellt ist, verrät hierbei schon das Wesentliche. Mercure sucht die Göttin La Nuit auf und unterrichtet sie von Jupiters Plan, die Gestalt Amphitryons anzunehmen, um dessen Frau Alcmène zu verführen. Mercure kommt hierbei die Aufgabe zu, den Doppelgänger von Amphitryons Diener, Sosie, zu spielen und diesen am verfrühten Eintreffen am Palast zu hindern, damit Jupiter ungestört Amphitryons Frau verführen kann. Während Sosie im Verlauf des Stücks die Überlegenheit seines Doppelgängers anerkennt und sich damit abfindet, hegt Amphitryon Rachegedanken bevor er die wahren Hintergründe überhaupt erst erkennt.

Alcmène und Sosies Frau Cléanthis bleiben bis zum Schluss der Komödie darüber im Unklaren, was tatsächlich vor sich geht.

Es ist Jupiter selbst, der in der letzten Szene des 3. Akts seine wahre Gestalt zeigt und ankündigt, dass aus der kurzen Liaison zwischen ihm und Alcmène ein göttlicher Sohn hervorgehen wird, der den Namen Hercule tragen soll.

3 Tragische und komische Momente der Selbstentzweiung – Eine Szenenanaylse

Auch wenn im Zentrum der Fragestellung die Selbstentzweiung Amphitryons steht, erscheint es angebracht auch das Schicksal Sosies mit einzubeziehen. An der unterschiedlichen Art und Weise wie beide die Situation bewältigen, lässt sich die Tragik und Komik, die dabei entsteht, miteinander vergleichen. Dabei muss stets daran erinnert werden, dass Amphitryon, wie auch Sosie, zwar das gleiche Schicksal erleiden einen Doppelgänger zu haben, diese Doppelgänger selbst jedoch aus einem unterschiedlichen Motiv heraus handeln. Mercure macht Sosie nur in seiner Funktion als Diener die Rolle streitig, Jupiter hingegen verdrängt seinen Rivalen in der Rolle als Feldherr und Ehegatte. Vor diesem Hintergrund divergiert die komische und tragische Intensität in den einzelnen Szenen.

3.1 1. Akt 2. Szene – Mercure und Sosie stellen einander vor

Die erste Doppelgängerszene findet sich in der 2. Szene des 1. Akts. Mercure hat die Gestalt Sosies angenommen und will Letzteren daran hindern den Palast zu betreten. Komik entsteht hier unter anderem aus der Anlage zweier gänzlich verschiedener Charaktere, die sich zwar äußerlich gleichen, dem Wesen nach jedoch sehr unterschiedlich sind.

SOSIE

En effet, maintenant que je le considere,

Je voiy qu’il a de moy, taille, mine, action.

(vv 472-473)

Mercure stehen anscheinend unbegrenzte Mittel zur Verfügung, um seinen Willen durchzusetzen. Er droht jedoch zuweilen an der Hartnäckigkeit und bewussten Naivität, die Sosie an den Tag legt, zu scheitern. Sosie, Diener Amphitryons, und Vertreter des Unteren Standes, ist sich zwar seiner untergebenen Rolle bewusst, dennoch will er seine Grenzen erfahren.

Die Wortkomik der nun folgenden Dialoge ist von der Charakterkomik der ungleichen Doppelgänger stark beeinflusst. So entschließt sich Sosie beispielsweise, seinem unbekannten Gegner härter gegenüberzutreten, als er es eigentlich zu sein vermag.

SOSIE. [à part]

Mais pourquoi trembler tant aussy ? […]

Oüy, oüy, ne souffrons point qu’on nous croye un Oison.

Si je ne suis hardy, tâchons de le paroistre;

(vv 300, 304-305)

Dann kontert Sosie mit Wortkomik um seinem Gegenüber Paroli zu bieten. Mercure hat es zum Ziel, die Identität Sosies zunächst einmal Stück für Stück zu demontieren, damit dieser von seinem Vorhaben ablässt, den Palast zu betreten, um von der erfolgreichen Schlacht seines Feldherrn Amphitryons zu berichten. Sosie stellt sich jedoch den Fragen Mercures nicht, indem er allen Fragen zu seiner Person mittels deiktischen Wörtern ausweicht.

MERCURE

Qui va là?

SOSIE

Moy.

MERCURE

Qui, moy?

SOSIE

Moy. (A part). Courage, Sosie. […]

MERCURE

Résoulement, par force, ou par amour,

Je veux scavoir de toy, Traistre,

Ce que tu fais ; d’ou tu viens avant jour;

Où tu vas; à qui tu peux estre.

SOSIE

Je fais le bien, et le mal, tour à tour :

Je viens de là; vais là; j’appartiens à mon Maistre.

(vv 309-319)

Der im Wortgefecht anscheinend unterlegene Mercure gelangt auf dem verbalen Wege vorerst nicht an sein Ziel und ohrfeigt Sosie daraufhin. Der Streit geht damit in die nächste Runde. Sosie verrät zwar seinen Namen und gibt damit einen Teil seiner Identität preis, die Wortkomik bleibt ihm jedoch erhalten:

MERCURE

Hé bien ! es-tu Sosie à présent ? qu’en dis-tu ?

SOSIE

Tes coups n’ont point en moy fait de metamorphoese.

Et tout le changement que je trouve à la chose,

C’est d’estre Sosie battu.

(vv379-382)

Erneut muss sich Mercure einer naiven Antwort auf seine Drohung ausgesetzt sehen und er verleiht seinen Argumenten diesmal mit Gewalt Nachdruck. Sein unterlegener Gegner fordert dennoch für sich Sosie zu heißen. Der Name als Teil der Identität, welche ihm gerade Stück für Stück streitig gemacht wird. Um dem Geheimnis genauer auf die Spur zu kommen, kündigt Sosie an, dem vermeintlichen Identitätsdieb auf die Probe zu stellen, indem er ihn befragt, was sich zuletzt bei der Schlacht zugetragen habe.

Mercure ist im Stande, jede Einzelheit zu benennen und Sosies Selbstzweifel mehren sich.

SOSIE [bas, à part].

Il ne ment pas d’un mot, à chaque repartie,

Et de moy je commence à douter tout de bon.

Près de moy, par la force, il est déjà Sosie:

Il pourroit bien encore l’estre, par la raison.

Pourtant, quand je me tâte, et que je me rapelle,

Il me semble que je suis Moy.

(vv 483-488)

Sosie fragt weiter und genauer, als könne er auf diese Weise seine Identität noch retten, doch letztendlich gibt er sich geschlagen:

SOSIE

Je ne scaurois nier, aux preuves qu’on m’expose,

Que tu ne sois Sosie; et j’y donne ma voix.

Mais si tu l’es, dy-moy qui tu veux que je sois;

Car encor faut-il bien que je sois quelque chose.

(vv 509-512)

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Amphitryon - Komik und Tragik der Selbstentzweiung
Hochschule
Universität des Saarlandes
Note
1,9
Autor
Jahr
2007
Seiten
23
Katalognummer
V78294
ISBN (eBook)
9783638837484
Dateigröße
456 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Amphitryon, Komik, Tragik, Selbstentzweiung
Arbeit zitieren
Michael Rasch (Autor:in), 2007, Amphitryon - Komik und Tragik der Selbstentzweiung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78294

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