Selbstverletzendes Verhalten ist ein Störungsbild, das erst in der letzen Zeit in der Öffentlichkeit und auch in Fachkreisen bewusster wahrgenommen wird. Gerade deshalb und auch, weil viele Menschen, auch Sozialarbeiter, mit Unverständnis und Ablehnung auf ein solches Verhalten reagieren, hat mich die intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema sehr interessiert. Ich hoffe es ist mir gelungen eine umfassende Beschreibung den selbstverletzenden Verhaltens seiner Ursachen, Funktionen und den Möglichkeiten einen therapeutischen Umgang damit zu finden.
Ich werde mich in der vorliegenden Arbeit zunächst auf der Ebene der Begriffsbestimmung an die Thematik der Selbstverletzung annähern und einen Definitionsversuch geben. Bei der Kategorisierung selbstverletzenden Verhaltens orientiere ich mich an der Untersuchung von Walsh et al. (1988) , der pathologisches selbstverletzendes Verhalten hinsichtlich des Verletzungsgrades, der psychischen Verfassung des Betroffenen und der sozialen Akzeptanz in von nicht pathologischen Verhaltensweisen abgrenzt. Es gibt bisher keine eigenständige Diagnose selbstverletzenden Verhaltens, auf diese Problematik und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Handlungszusammenhänge der sozialen Arbeit werde ich in Kapitel 4 eingehen. Im Folgenden wende ich mich der Thematik des selbstverletzenden Verhaltens bei jungen Frauen zu. Ich gehe zunächst auf die Erscheinungsformen und Schweregrade selbstverletzender Verhaltensweisen ein, um anschließend die Entstehungszusammenhänge von Selbstverletzung näher zu beleuchten. Ausführlich befasse ich mich in Abschnitt 5.3 mit den psychischen Funktionen selbstverletzenden Verhaltens für die Betroffenen. Ich gehe hier besonders auf die Funktionen der Selbstregulation, der Bewältigung von belastenden Lebensereignissen und die sozialen Funktionen selbstverletzenden Verhaltens ein. Da Selbstverletzung ein Phänomen ist, das sehr gehäuft bei Frauen auftritt beschäftige ich mich im Folgenden mit den denkbaren Zusammenhängen der weiblichen Sozialisation mit dem Verhalten der Selbstverletzung. Hierbei gehe ich näher auf die Rolle des weiblichen Körpers ein und setze mich in diesem Zusammenhang mit der symbolischen Bedeutung von Haut und Blut als Objekte selbstverletzenden Verhaltens auseinander. Anschließend gebe ich einen kurzen Überblick über die therapeutischen Ansätze in der Behandlung der von selbstverletzendem Verhalten und gehe dann auf die Aufgaben der Sozialen Arbeit näher ein Betroffenen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsbestimmung
- Kategorisierung selbstverletzenden Verhaltens
- Diagnose der Selbstverletzung
- Selbstverletzendes Verhalten junger Frauen
- Erscheinungsformen und Schweregrade
- Entstehungszusammenhänge
- Psychische Funktionen
- Selbstregulation
- Bewältigung von belastenden Lebensereignissen
- Soziale Funktionen
- Selbstverletzung und Weiblichkeit
- Emotionale Sozialisation der Frau
- Der weibliche Körper
- Die symbolische Bedeutung von Blut und Haut
- Die symbolische Bedeutung der Haut bei Selbstverletzung
- Interventionsmöglichkeiten bei selbstverletzendem Verhalten
- Psychotherapeutische Behandlung
- Aufgaben der Sozialen Arbeit
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Phänomen des selbstverletzenden Verhaltens, insbesondere bei jungen Frauen. Sie zielt darauf ab, das Thema umfassend zu beleuchten, indem sie die Definition, Kategorisierung, Ursachen, Funktionen und mögliche Interventionen beleuchtet.
- Definition und Abgrenzung selbstverletzenden Verhaltens von anderen Formen der Körperverletzung
- Kategorisierung selbstverletzenden Verhaltens nach Walsh et al.
- Entstehungszusammenhänge und psychische Funktionen selbstverletzenden Verhaltens bei jungen Frauen
- Die Rolle des weiblichen Körpers und die symbolische Bedeutung von Haut und Blut bei Selbstverletzung
- Möglichkeiten der Intervention und die Aufgaben der Sozialen Arbeit im Umgang mit selbstverletzendem Verhalten
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt das Thema Selbstverletzung vor und erläutert die Motivation der Autorin, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Sie gibt zudem einen Überblick über die Struktur der Arbeit.
- Kapitel 2 definiert selbstverletzendes Verhalten und grenzt es von artifiziellen Störungen und suizidalem Verhalten ab.
- Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Kategorisierung selbstverletzenden Verhaltens nach Walsh et al., indem es die Faktoren Verletzungsgrad, psychischer Zustand und soziale Akzeptanz berücksichtigt.
- Kapitel 5 widmet sich dem selbstverletzenden Verhalten bei jungen Frauen. Es analysiert die verschiedenen Erscheinungsformen und Schweregrade und beleuchtet die Entstehungszusammenhänge. Weiterhin werden die psychischen Funktionen von Selbstverletzung im Hinblick auf Selbstregulation, Bewältigung von belastenden Lebensereignissen und soziale Funktionen untersucht.
- Kapitel 6 untersucht den möglichen Zusammenhang zwischen weiblicher Sozialisation und selbstverletzendem Verhalten. Die Rolle des weiblichen Körpers und die symbolische Bedeutung von Haut und Blut als Objekte selbstverletzenden Verhaltens stehen im Fokus.
Schlüsselwörter
Selbstverletzendes Verhalten, Automutilation, junge Frauen, weibliche Sozialisation, Körper, Haut, Blut, psychische Funktionen, Selbstregulation, Bewältigung, soziale Funktionen, Intervention, Soziale Arbeit.
- Arbeit zitieren
- Stefanie Sieber (Autor:in), 2006, Selbstverletzendes Verhalten junger Frauen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79671