1 Einleitung
Das literarische Werk Theodor Fontanes ist unerschöpflich. Die „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“, mit denen er den „liebenswürdigen Bewohnern ... zahlreiche Denkmäler errichtete“ (Metzler[b]: 295) machen dabei einen erheblichen Teil aus. Hierbei handelt es sich um Reisefeuilletons und historische Aufsätze, die in verschiede-nen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht wurden (vgl. ebd.). Das Gesamtwerk dieser Kurzbeschreibungen, also die Wanderungen durch die Mark Brandenburg „ist das Ergebnis eingehender Überarbeitung, Erweiterung und kritischer Auswahl“ (Kind-ler, Bd. 5: 680). Eine Gemeinsamkeit der fünf Bände besteht darin, dass sie alle Sagen enthalten. Dass sich Fontane insgesamt viel mit Sagen aus der Mark Brandenburg be-schäftigt hatte, kann wissenschaftlich belegt werden. In dem Aufsatz „Fontane und die Sage von Jarl Iron von Brandenburg“ verweist Heinz Gebhardt auf G. Mangelsdorf, der belegt, dass sich Fontane intensiv mit Sagen aus der Mark Brandenburg beschäftigt hat. Der 1819 in Neuruppin geborene Autor habe an einem Buch gearbeitet hatte, welches sich ausschließlich mit Geschichten aus der Region beschäftigen sollte. Für das erste Kapitel hatte der Autor die Heldensage von Jarl Iron von Brandenburg bestimmt, eine komplizierte Sage nach Art der Nibelungensage, zu der Fontane im Dezember 1888 bereits erste Aufzeichnungen erstellte (vgl. Gebhardt: 200). Dieses Buch wurde jedoch nie publiziert. Dafür finden sich Sagen der brandenburgischen Kulturgeschichte in Fon-tanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg, die in vier Teilen zwischen 1862-1882 erschienen und „Reisefeuilletons sowie historische Aufsätze [enthält, die] für den Laien interessant und ansprechend [sein]...können“ (Kindler: 679).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Zum Sagenbegriff
- Die Sage zur Gründung des Klosters Lehnin
- Die Sage vom „Räuberberg bei Krentzlin“
- Die Sage über die Uchtenhagens bei Freienwalde
- Die Sage vom Böttcher von Freienwalde
- Die Sage von Falkenrehde
- Die Sage der zwei „heimlich“ Enthaupteten
- Ergebnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Funktion von Sagen in Theodor Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“. Die Arbeit analysiert ausgewählte Sagen, klassifiziert sie und beleuchtet ihr Verhältnis zum umgebenden Text. Der Fokus liegt auf der Sagenform, ihrer Entstehung und ihrer Funktion innerhalb von Fontanes Werk.
- Klassifizierung verschiedener Sagenformen (Lokalsagen, Wandersagen etc.)
- Analyse der Sagenentstehung nach verschiedenen Ansätzen
- Untersuchung der Funktion von Sagen in Fontanes Texten
- Vergleich verschiedener Sagen und ihrer Eigenschaften
- Die Rolle der Sagen in der Darstellung der brandenburgischen Kulturgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ als ein umfangreiches Werk, das Sagen als einen wichtigen Bestandteil enthält. Sie skizziert die Forschungslücke bezüglich der Funktion von Sagen in Fontanes Werk und formuliert die Zielsetzung der Arbeit: die Analyse von sechs ausgewählten Sagen hinsichtlich ihrer Form, Funktion und ihres Verhältnisses zum Gesamtwerk.
Hauptteil – Analyse: Der Hauptteil präsentiert und analysiert sechs Sagen aus Fontanes „Wanderungen“. Die Analyse konzentriert sich auf die Klassifizierung der Sagenarten und deren jeweilige Funktion innerhalb der Texte. Ein Vergleich der Sagen erfolgt erst im Schlusskapitel.
Zum Sagenbegriff: Dieser Abschnitt liefert eine theoretische Grundlage zur Definition und Entstehung von Sagen. Er beleuchtet den Wandel des Sagenbegriffs über die Jahrhunderte und diskutiert verschiedene Ansätze zur Sagenentstehung, wie beispielsweise die subjektive Wahrnehmung und das objektive Geschehen nach Bausinger. Es wird auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Sagen und Märchen eingegangen.
Die Sage zur Gründung des Klosters Lehnin: Diese Zusammenfassung behandelt Fontanes Darstellung der Sage um die Gründung des Klosters Lehnin. Die Analyse befasst sich mit der Frage, ob es sich tatsächlich um eine Sage handelt und ordnet sie, aufgrund des Bezuges zu einem realen Ort und Ereignis, als Lokalsage ein. Die Funktion der Sage innerhalb des Textes wird als Bereicherung und Steigerung des Interesses an der Geschichte des Klosters dargestellt.
Die Sage vom „Räuberberg bei Krentzlin“: Hier wird die Sage um den Raubritter von Fratz und seine Burg bei Krentzlin behandelt. Die Zusammenfassung analysiert die Sage als historische Lokalsage, die der Text als Einleitung für die Beschreibung des Dorfes verwendet und somit die historische Bedeutung des Ortes unterstreicht.
Die Sage über die Uchtenhagens bei Freienwalde: Diese Zusammenfassung befasst sich mit der Sage über den Ursprung des Adelsgeschlechts der Uchtenhagens bei Freienwalde. Die Arbeit analysiert die Sage als historische Lokalsage, deren Entstehung auf die etymologische Herleitung des Namens zurückzuführen sein könnte. Ihre Funktion im Text ist die Einleitung in die Geschichte des Schlossberges und der Familie.
Die Sage vom Böttcher von Freienwalde: Die Zusammenfassung untersucht die Sage vom Böttcher Trampe, die Elemente von Märchen und Gruselgeschichte vereint. Die Analyse klassifiziert die Sage als historische, mythisch-dämonische Lokalsage und beleuchtet ihre Funktion als Unterhaltungselement in Fontanes Text.
Die Sage von Falkenrehde: Dieser Abschnitt analysiert die Sage um den vermeintlich enthaupteten Oberst von Weiler in Falkenrehde. Die Zusammenfassung untersucht den Erzählstil Fontanes, der eine unheimliche Atmosphäre erzeugt, und den wissenschaftlichen Ansatz des Autors, die Sage zu widerlegen. Die Funktion der Sage wird als Unterhaltungselement mit einem gezielten Kontrast zu den faktischen Informationen beschrieben.
Die Sage der Zwei „heimlich Enthaupteten“: Die Zusammenfassung behandelt die Sagen um den Grafen Schwarzenberg und General von Einsiedel, die beide als „heimlich Enthauptete“ dargestellt werden. Die Arbeit analysiert die Sagen als historische Totensagen und diskutiert ihre mögliche Klassifizierung als Wandersagen aufgrund der Motivgleichheit. Fontanes wissenschaftliche Herangehensweise, die Sagen zu widerlegen, wird als Schwerpunkt des Textes hervorgehoben.
Ergebnis: Der Ergebnis-Abschnitt fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen und vergleicht die untersuchten Sagen. Es wird deutlich, dass Fontane die Sagen nicht nur zur Unterhaltung einsetzt, sondern auch um geschichtliche Wahrheiten zu vermitteln. Die verschiedenen Funktionen der alten und neueren Sagen werden gegenübergestellt.
Schlüsselwörter
Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Sagen, Lokalsagen, Wandersagen, Sagenentstehung, volkstümliche Erzählungen, Funktion von Sagen in Literatur, brandenburgische Kulturgeschichte, historische Analyse, literaturwissenschaftliche Analyse.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse von Sagen in Fontanes "Wanderungen durch die Mark Brandenburg"
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Diese Seminararbeit analysiert die Funktion von Sagen in Theodor Fontanes Werk "Wanderungen durch die Mark Brandenburg". Sie untersucht ausgewählte Sagen, klassifiziert sie und beleuchtet ihr Verhältnis zum umgebenden Text. Der Fokus liegt auf der Sagenform, ihrer Entstehung und ihrer Funktion innerhalb von Fontanes Werk.
Welche Sagen werden im Einzelnen untersucht?
Die Arbeit analysiert sechs ausgewählte Sagen: Die Sage zur Gründung des Klosters Lehnin, die Sage vom „Räuberberg bei Krentzlin“, die Sage über die Uchtenhagens bei Freienwalde, die Sage vom Böttcher von Freienwalde, die Sage von Falkenrehde und die Sage der zwei „heimlich“ Enthaupteten.
Wie werden die Sagen klassifiziert?
Die Sagen werden nach verschiedenen Kriterien klassifiziert, beispielsweise als Lokalsagen (gebunden an einen bestimmten Ort) oder Wandersagen (über verschiedene Regionen verbreitet). Die Klassifizierung berücksichtigt auch historische, mythisch-dämonische und andere Elemente.
Welche theoretischen Ansätze zur Sagenentstehung werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf verschiedene Ansätze zur Sagenentstehung, unter anderem den von Bausinger entwickelten Ansatz, der zwischen subjektiver Wahrnehmung und objektivem Geschehen unterscheidet. Es wird auch der Wandel des Sagenbegriffs über die Jahrhunderte beleuchtet.
Welche Funktion haben die Sagen in Fontanes Texten?
Die Arbeit untersucht die vielschichtigen Funktionen der Sagen in Fontanes Werk. Es wird gezeigt, dass Fontane Sagen nicht nur als Unterhaltungselemente einsetzt, sondern auch um geschichtliche Wahrheiten zu vermitteln und die Bedeutung bestimmter Orte und Ereignisse hervorzuheben. Die Analyse unterscheidet zwischen den Funktionen alter und neuerer Sagen.
Wie wird das Verhältnis der Sagen zum umgebenden Text analysiert?
Die Analyse betrachtet, wie die Sagen in den Kontext von Fontanes Erzählungen eingebettet sind. Es wird untersucht, wie die Sagen die Erzählung bereichern, historische Informationen vermitteln, Spannung erzeugen oder als Kontrast zu faktischen Angaben dienen.
Welche Ergebnisse liefert die Arbeit?
Die Arbeit fasst die wichtigsten Erkenntnisse der einzelnen Sagenanalysen zusammen und vergleicht die untersuchten Sagen hinsichtlich ihrer Form, Funktion und ihres Verhältnisses zum Gesamtwerk. Sie zeigt die vielfältigen Funktionen von Sagen in Fontanes "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" auf und trägt zum Verständnis des Werkes bei.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Sagen, Lokalsagen, Wandersagen, Sagenentstehung, volkstümliche Erzählungen, Funktion von Sagen in Literatur, brandenburgische Kulturgeschichte, historische Analyse, literaturwissenschaftliche Analyse.
- Arbeit zitieren
- Christiane Grammel (Autor:in), 2003, Zur Funktion von Sagen in Fontanes "Wanderungen durch die Mark Brandenburg", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80694