Meine Arbeit mit dem Thema „Die Landschaftsdarstellung bei Fra Angelico“ soll aufzeigen, wie das Quattrocento versuchte, sich von den trecentesken Formen zu lösen und dadurch neue Formen der Darstellung von Landschaft entwickelte. Anfang des 15. Jahrhunderts war Giotto noch immer in den Köpfen der Künstler präsent, und jeder versuchte, ihn auf seine Art und Weise zu kopieren.
Fra Angelico gehört zu den ersten Künstlern der Frührenaissance. Wie der Titel der Arbeit schon verrät, wird von Fra Angelico ausgehend die Frührenaissance in Bezug auf die Landschaftsdarstellung beleuchtet werden. Hauptaugenmerk werde ich auf jene Werke legen, die Angelico in den 1430er Jahren schuf.
Fra Angelico und sein künstlerischer Umkreis waren zu Beginn des Jahrhunderts noch am stärksten der trecentesken Tradition verpflichtet. Es sollte aber untersucht werden, ob sich dies in den 30er Jahren des Quattrocento änderte. Es stellen sich dadurch folgende Fragen: Gab es Weiterentwicklungen in den Werken der damaligen Künstler? Ab wann kann man eine derartige Entwicklung beobachten – Gab es eine Art „Initialzündung“? Trat sie bei allen Frührenaissance Künstlern auf? Hat die flämische Malerei Einfluss auf die Änderungen in der Florentiner Kunst – und warum?
Natürlich kann man, wenn man sich ausführlich mit diesem Thema beschäftigen möchte, die Arbeit nicht nur auf die 1430er Jahre beschränken. Man muss sich auch die Frage stellen, welche Voraussetzungen, Vorstufen und Weiterentwicklungen es gab.
Zusammenfassend könnte man die Problemstellung nun folgendermaßen festhalten: Es soll ausgehend von den Werken Fra Angelicos, die er in den 1430er Jahren schuf, eine Beziehung zu trecentesken Traditionen der Landschaftsdarstellung untersucht werden. Vor allem aber sollen Unterschiede beziehungsweise Weiterentwicklungen beobachtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Darstellung der Verkündigung bei Fra Angelico
- 2.1. Die Darstellung der Verkündigung im Quattrocento
- 2.2. Die Verkündigung von Cortona
- 2.3. Die Prado Verkündigung
- 2.4. Die Verkündigung im Klostergang von San Marco in Florenz
- 3. Die Predellen des Verkündigungsaltares von Cortona
- 3.1. Die Heimsuchung
- 3.2. Marientod
- 4. Das Altarbild für Santa Trinita – Die Kreuzabnahme
- 4.1. Gentile da Fabriano – Anbetung der Könige
- 5. Die Predellen des Altars von San Marco
- 5.1. Der Besessene Lysias
- 5.2. Die Enthauptung der Brüder
- 5.3. Die Grablegung
- 6. Der Freskenzyklus in den Zellen von San Marco in Florenz
- 6.1. Östliches Dormitorium – Die Zellen der Priester
- 6.1.1. Zelle 1: Noli me tangere
- 6.1.2. Zelle 2: Die Beweinung Christi
- 6.1.3. Zelle 5: Die Geburt Christi
- 6.2. Östliches Dormitorium – Die Zellen der Kleriker
- 6.2.1. Zelle 24 – Die Taufe Christi
- 6.3. Nördliches Dormitorium – Die Zellen mit den Darstellungen von Episoden aus dem Leben Christi
- 6.3.1. Zelle 32A: Die Versuchung Christi
- 6.3.2. Zelle 34: Christus am Ölberg
- 6.3.3. Zelle 39: Die Doppelzelle Cosimo de’ Medicis
- 6.4. Berater für das Freskenprogramm
- 6.1. Östliches Dormitorium – Die Zellen der Priester
- 7. Fra Angelico in Rom
- 7.1. Aufträge unter Papst Eugen IV.
- 7.2. Aufträge unter Papst Nikolaus V.
- 7.2.1. Die Kapelle für Papst Nikolaus V. – Die Cappella Niccolina
- 8. Der Tondo mit der Anbetung der Könige
- 8.1. Fra Filippo Lippi
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Fra Angelicos Zugang zur Landschaftsdarstellung und deren Entwicklung im Laufe seiner Karriere. Analysiert werden ausgewählte Werke, wobei Vergleiche mit zeitgenössischen Künstlern und der niederländischen Malerei gezogen werden, um Fra Angelicos Sonderstellung herauszustellen.
- Entwicklung der Landschaftsdarstellung bei Fra Angelico
- Vergleich mit der Landschaftsmalerei des Trecento und der Frührenaissance
- Einfluss von Masolino und Masaccio auf Fra Angelicos Werk
- Vergleich mit der niederländischen Malerei
- Symbolische und ikonographische Aspekte der Landschaftsdarstellung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt Fra Angelico als Maler vor, der seine Bilder nicht überarbeitete, da er glaubte, Gott habe es so gewollt. Sie beschreibt den Schwerpunkt der Arbeit auf Fra Angelicos Landschaftsdarstellung im Kontext des Quattrocento, mit seinem Bezug zur Antike und der idealisierten Natur. Die Schöpfungsgeschichte wird als Rechtfertigung für die Verherrlichung der Natur in Fra Angelicos Werk genannt, und es werden die wichtigsten kunsthistorischen Forschungsarbeiten zum Thema Landschaftsmalerei der Frührenaissance und Fra Angelicos Oeuvre vorgestellt. Die Arbeit soll Fra Angelicos Entwicklung und seine Sonderstellung in der naturgetreuen Landschaftswiedergabe aufzeigen.
2. Die Darstellung der Verkündigung bei Fra Angelico: Dieses Kapitel analysiert verschiedene Verkündigungsdarstellungen Fra Angelicos, beginnend mit den Altären von Fiesole und Cortona, und deren unterschiedliche Datierungen in der Forschung. Es wird der Einfluss Masolinos hervorgehoben und die Entwicklung Fra Angelicos von der Nachahmung seines Vorbildes hin zu einer eigenständigen, symbolischen und zunehmend naturalistischen Darstellung der Verkündigung und der damit verbundenen Szenen (Vertreibung aus dem Paradies) gezeigt. Die Kapitel unterstreichen die Bedeutung von Farben und Architektur sowie die zunehmende Bedeutung von Licht und Perspektive im Werk Fra Angelicos.
3. Die Predellen des Verkündigungsaltares von Cortona: Die Kapitel analysieren die Predellenbilder des Altares von Cortona, besonders die Heimsuchung und den Marientod. In der Heimsuchung wird die Landschaft als ikonographische Neuheit, als genau dargestellte Vedute Umbriens interpretiert. Der Blickwinkel und der Einsatz von Licht werden als wichtige Aspekte des Bildaufbaus und der Tiefenwirkung hervorgehoben. Der Marientod zeigt eine Entwicklung hin zu einer kargen, symbolischen Landschaft, die Emotionen des Ereignisses widerspiegelt, im Vergleich zu den niederländischen Miniaturen wird die Unterschiedlichkeit in der Darstellung von Landschaft betont.
4. Das Altarbild für Santa Trinita – Die Kreuzabnahme: Das Kapitel diskutiert das Altarbild der Kreuzabnahme, dessen genaue Datierung und Entstehungsumstände ungeklärt sind. Es stellt Fra Angelicos Werk dem Altarbild Gentile da Fabrianos gegenüber und analysiert die Unterschiede in der Landschaftsdarstellung. Fra Angelicos naturalistische Darstellung und der atmosphärische Einsatz von Licht werden hervorgehoben und mit Masaccios Zinsgroschen-Fresko verglichen. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Künstler in Bezug auf die Darstellung von Landschaft und Licht werden beschrieben.
5. Die Predellen des Altars von San Marco: Hier werden die Predellentafeln des San Marco-Altares analysiert, mit Fokus auf die Szenen des Lebens der Heiligen Cosmas und Damian. Es wird die Landschaftsgestaltung in den einzelnen Bildern untersucht, mit Hinweisen auf die symbolische Bedeutung von Elementen wie Zypressen und die Verwendung von Farbe und Licht zur Hervorhebung bestimmter Aspekte der Erzählung. Die Kapitel vergleicht die Darstellung der enthauptung mit ähnlichen Darstellungen aus der Kunst des späten Mittelalters.
6. Der Freskenzyklus in den Zellen von San Marco in Florenz: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Freskenzyklus im Kloster San Marco, seiner Entstehung im Kontext des Konzils von Florenz und der Rolle Cosimo de’ Medicis. Die Diskussion beinhaltet die verschiedenen Theorien zur Beteiligung Fra Angelicos und seiner Gehilfen an der Ausmalung. Es werden einzelne Fresken aus den verschiedenen Dormitorien analysiert, mit Fokus auf die symbolische und ikonographische Bedeutung der dargestellten Szenen, und es werden die Gestaltungsprinzipien, sowie die unterschiedlichen Darstellungen und deren Deutungen diskutiert.
7. Fra Angelico in Rom: Dieses Kapitel beschreibt Fra Angelicos Tätigkeit in Rom unter den Päpsten Eugen IV. und Nikolaus V., und konzentriert sich auf die erhaltenen Fresken in der Cappella Niccolina. Es werden die dargestellten Szenen aus dem Leben des Heiligen Stephanus analysiert, die Landschaftsdarstellung wird im Detail beschrieben und mit früheren Werken Fra Angelicos verglichen, sowie der Einfluss des Papstes Nikolaus V. auf die Gestaltung der Fresken erörtert.
8. Der Tondo mit der Anbetung der Könige: Das Kapitel untersucht das umstrittene Tondo mit der Anbetung der Könige, die Zuschreibungsfrage an Fra Angelico und Fra Filippo Lippi, und analysiert die Stilelemente beider Künstler um deren Beteiligung am Bild festzustellen. Es werden Hinweise auf die Auftraggeber, die Familie Medici, und deren Symbolsprache gegeben.
Schlüsselwörter
Fra Angelico, Landschaftsdarstellung, Quattrocento, Frührenaissance, Perspektive, Symbolismus, Ikonographie, Masolino, Masaccio, Niederländische Malerei, Fresken, Altarbilder, San Marco, Cappella Niccolina, Gentile da Fabriano, Fra Filippo Lippi, Medici.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Fra Angelico und seine Landschaftsdarstellung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht Fra Angelicos Zugang zur Landschaftsdarstellung und deren Entwicklung im Laufe seiner Karriere. Es werden ausgewählte Werke analysiert und Vergleiche mit zeitgenössischen Künstlern und der niederländischen Malerei gezogen, um Fra Angelicos Sonderstellung herauszustellen. Schwerpunkte sind die Entwicklung der Landschaftsdarstellung bei Fra Angelico, Vergleiche mit dem Trecento und der Frührenaissance, der Einfluss von Masolino und Masaccio, Vergleiche mit der niederländischen Malerei sowie symbolische und ikonographische Aspekte der Landschaftsdarstellung.
Welche Werke Fra Angelicos werden analysiert?
Die Arbeit analysiert eine Auswahl an Werken Fra Angelicos, darunter verschiedene Verkündigungsdarstellungen (Cortona, Prado, San Marco), die Predellen des Verkündigungsaltares von Cortona (Heimsuchung, Marientod), das Altarbild der Kreuzabnahme für Santa Trinita, die Predellen des Altars von San Marco (Besessene Lysias, Enthauptung der Brüder, Grablegung), den Freskenzyklus in den Zellen von San Marco in Florenz (u.a. Noli me tangere, Beweinung Christi, Geburt Christi, Taufe Christi, Versuchung Christi, Christus am Ölberg), die Fresken in der Cappella Niccolina in Rom und den umstrittenen Tondo mit der Anbetung der Könige.
Wie wird Fra Angelicos Werk in die kunsthistorische Forschung eingeordnet?
Die Arbeit ordnet Fra Angelicos Werk in den Kontext der Landschaftsmalerei des Quattrocento ein, mit Bezug zur Antike und der idealisierten Natur. Sie beleuchtet die Schöpfungsgeschichte als Rechtfertigung für die Verherrlichung der Natur in seinem Werk und diskutiert wichtige kunsthistorische Forschungsarbeiten zum Thema Landschaftsmalerei der Frührenaissance und Fra Angelicos Oeuvre. Die Arbeit zielt darauf ab, Fra Angelicos Entwicklung und seine Sonderstellung in der naturgetreuen Landschaftswiedergabe aufzuzeigen.
Welche Künstler werden mit Fra Angelico verglichen?
Vergleiche werden gezogen mit Masolino, Masaccio, Gentile da Fabriano und Fra Filippo Lippi. Der Einfluss dieser Künstler auf Fra Angelicos Werk wird untersucht, und es werden auch Vergleiche mit der niederländischen Malerei angestellt, um seine Besonderheiten herauszuarbeiten.
Welche Aspekte der Landschaftsdarstellung werden untersucht?
Die Analyse konzentriert sich auf die Entwicklung von Perspektive, Licht und Farbe in Fra Angelicos Landschaftsdarstellungen. Es werden sowohl die naturalistischen als auch die symbolischen und ikonographischen Aspekte der Landschaftsgestaltung untersucht. Die Bedeutung von Elementen wie Zypressen und die Verwendung von Licht zur Hervorhebung bestimmter Aspekte der Erzählung werden ebenfalls analysiert.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit ist in acht Kapitel gegliedert: Einleitung, Die Darstellung der Verkündigung bei Fra Angelico, Die Predellen des Verkündigungsaltares von Cortona, Das Altarbild für Santa Trinita – Die Kreuzabnahme, Die Predellen des Altars von San Marco, Der Freskenzyklus in den Zellen von San Marco in Florenz, Fra Angelico in Rom und Der Tondo mit der Anbetung der Könige. Jedes Kapitel analysiert spezifische Werke und Aspekte von Fra Angelicos Landschaftsmalerei.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit soll Fra Angelicos Entwicklung und seine Sonderstellung in der naturgetreuen Landschaftswiedergabe aufzeigen. Sie analysiert den Wandel seiner Darstellungsweise im Laufe seiner Karriere, seinen Umgang mit Licht und Perspektive und die symbolische Bedeutung seiner Landschaftsmalerei.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Fra Angelico, Landschaftsdarstellung, Quattrocento, Frührenaissance, Perspektive, Symbolismus, Ikonographie, Masolino, Masaccio, Niederländische Malerei, Fresken, Altarbilder, San Marco, Cappella Niccolina, Gentile da Fabriano, Fra Filippo Lippi, Medici.
- Arbeit zitieren
- Mag.phil. Yvonne Sitter (Autor:in), 2007, Die Landschaftsdarstellung bei Fra Angelico, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81534