Kognitive Prozesse: Wahrnehmen und Erkennen


Hausarbeit, 2001

14 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Das Wahrnehmen
1.1. Was ist und wozu dient Wahrnehmung
1.2. Die menschlichen Sinnesorgane

2. Theorien der Wahrnehmungsorganisation
2.1. Die Gestaltgesetze
2.2. 2 Prinzipien der Wahrnehmung – Tendenz zur Ordnung und Feldbedingtheit
2.3. Die Figur-Grund-Differenzierung
2.4. Weitere Wahrnehmungsphänomene

3. Das Erkennen
3.1. Das Mustererkennen
3.2. Das Erkennen visueller Muster
3.2.1. Der Schablonenansatz
3.2.2. Der Ansatz der Merkmalanalyse
3.2.3. Der Ansatz der globalen Informationsverarbeitung

4. Literaturangaben

Einleitung

„Ich gehe rückwärts, weil ich nicht länger vorwärts gehen will“, sagte der Mann. So beginnt die Kurzgeschichte „Das Experiment“ von Günter Seuren[1]. Ein Mann schildert sein Bemühen rückwärts zu laufen, der Grund dafür beruht auf Wahrnehmung und Aufmerksamkeit seiner Umwelt, denn er gesteht: „Eines Tages, sagte der Mann, war ich ganz allein in einem windstillen Park. Ich hörte die Amseln neben mir im Gebüsch nach Futter stochern, ich hörte Tauben rufen – eine große Ruhe überkam mich.“ Seine Umweltwahrnehmung bzw. seine gelenkte Aufmerksamkeit lassen den Mann nachdenken und eine für sein zukünftiges Leben wichtige Erkenntnis treffen: „Ich ging ein paar Schritte rückwärts, und ich weiß jetzt: wenn man immer nur vorwärts geht, verengt sich der Weg. Als ich anfing rückwärts zu gehen, sah ich die übergangenen und übersehenen Dinge, ich hörte sogar das Überhörte.“

Die Kurzgeschichte wird tragisch mit dem Tod des rückwärts gehenden Mannes enden, doch stellt sie anschaulich dar, daß sein Experiment von kognitiven Prozessen initiiert wurde. Mehrere kognitive Prozesse sind in der oben beschriebenen Kurzgeschichte abgelaufen, nämlich Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, (Erkennen) und Denken, Gedächtnis und nimmt man die Vermittlung des Experiments hinzu, auch die Sprache. Nach Nicky Hayes[2] bilden diese Prozesse die 5 Hauptteilbereiche der Kognitionspsychologie, also der Wissenschaft, die sich mit der menschlichen Informationsverarbeitung befaßt.

Ich möchte in dieser Arbeit besonders auf die Bereiche der Wahrnehmung und des Erkennens eingehen und ihre Funktionsweise näher beleuchten.

1. Das Wahrnehmen

1.1. Was ist und wozu dient Wahrnehmung

Wahrnehmung impliziert die Aufnahme von Informationen über unsere Sinne sowie die anschließende Verarbeitung dieser Informationen zu inhaltlich bedeutsamen und sinnhaften Sachverhalten.

Natürlich kann diese einfache Definition nicht die ganze Bandbreite des Kognitionsprozesses der Wahrnehmung beschreiben. Wahrnehmung ist mehr, denn die Aufnahme von Informationen stellt einen aktiven Prozeß dar, unsere Sinnesorgane werden nicht einfach gereizt, sondern vielmehr aktiviert. Unsere individuelle Entwicklung beeinflußt auch die Informationsaufnahme, denn prinzipiell ist die Art und das Ergebnis des Wahrnehmens bei allen Menschen ähnlich, doch muß man konstatieren, daß sowohl die Art der speziellen kulturellen Umgebung als auch die individuelle Lerngeschichte Unterschiede in der Informationsaufnahme und Beurteilung bewirken können. Kultur kann auch die Wahrnehmung beeinflussen. Die anschließende Verarbeitung der Informationen kann jedoch auch durch unsere Hoffnungen und Erwartungen verzerrt werden, so daß auch unsere Innenwelt unsere Wahrnehmung mit beeinflußt.[3]

Unsere menschliche Wahrnehmung liefert nicht genaue Informationen über die Umwelt, so wie sie wirklich ist, sondern sie muß uns nur in die Lage versetzen, die für unsere Handlungsmöglichkeiten notwendigen Informationen über unsere Umwelt zu erhalten. Denn aus einer wahren Fülle von Informationen können wir diejenigen Teile heraussuchen, die für unser Überleben relevant sind. Wahrnehmung veranlaßt uns, konkrete Aktionen, Gegenstände, Personen und Zustände nicht nur zu erkennen und zu lokalisieren, sondern sie müssen auch beurteilt und eingeschätzt werden können, sowie Auskunft darüber geben mit ihnen umzugehen.[4] Im nächsten Abschnitt wird genauer geklärt wie wir Informationen aufnehmen.

1.2. Die menschlichen Sinnesorgane

Die Informationen aus unserer Umwelt werden durch die Sinnesorgane aufgenommen. Insgesamt lassen sich 5 Sinnesmodi unterscheiden, das Sehen (visueller Sinn), das Hören (auditorischer Sinn), das Tasten (taktiler Sinn), das Schmecken (gustatorischer Sinn) und das Riechen (olfaktorischer Sinn). Die jeweiligen Rezeptororgane sind Auge, Ohr, Rezeptoren auf der Haut, der Nase und der Zunge. Darüber hinaus verfügen wir über einen kinästhetischen Sinn, den Gleichgewichtssinn, sowie über Rezeptoren für Wärme, Druck und Schmerz, diese sind über ganze Oberfläche unseres Körpers verteilt. Die Sinnesorgane sind nicht isoliert zu sehen, denn wir wissen, daß Riechen und Schmecken kaum voneinander getrennt werden können, oder das die Farbe des Essens Einfluß auf unser Eßverhalten hat.[5] Im folgenden werde ich mich hauptsächlich auf visuelle Wahrnehmung bzw. Wahrnehmungsprozesse konzentrieren, ohne jedoch auf den genauen Aufbau oder die Funktionsweise des Auges einzugehen.[6]

2. Theorien der Wahrnehmungsorganisation

Wahrnehmung ist kein zufälliger oder willkürlich ablaufender Prozeß, sondern bedeutet die gezielte Verarbeitung von eintreffenden Informationen. Wie kommt es jedoch, daß wir die gegebenen Reizverhältnisse (Informationen) in Wahrnehmungsbilder umsetzen? Wie kommt es überhaupt dazu, daß wir Struktur und Ordnung in einer komplexen Umwelt erleben, die uns nur über elektromagnetische Wellen vermittelt wird?

2.1. Die Gestaltgesetze

Es waren insbesondere die Gestalttheoretiker wie Max Wertheimer (1880-1943), Wolfgang Köhler oder Kurt Koffka[7] die die Organisationsleistung des Gehirns erkannt und Gesetzmäßigkeiten herausgearbeitet haben.

Insgesamt lassen sich 5 sogenannter Gestaltgesetze der Organisation in der Wahrnehmung ausmachen: das Gesetz der Nähe, der Ähnlichkeit, der guten Gestalt, der Geschlossenheit und der Erfahrung.[8]

[...]


[1] Ulrich, Winfried: Deutsche Kurzgeschichten, Stuttgart 1991, 65-68.

[2] Hayes, Nicky: Kognitive Prozesse – eine Einführung, in: Gerstenmaier, Jochen (Hg.): Einführung in die Kognitionspsychologie, München/Basel 1995, 12-13.

[3] Cassells, Annette u. Green, Patrick: Wahrnehmung, in: Gerstenmaier, Jochen (Hg.): Einführung in die Kognitionspsychologie, München/Basel 1995, 42-43. Vgl. Guski, Rainer: Wahrnehmen – ein Lehrbuch, Stuttgart 1996, 5-6.

[4] Guski, Rainer: Wahrnehmen – ein Lehrbuch, Stuttgart 1996, 5.

[5] Hayes, Nicky: Kognitive Prozesse – eine Einführung, in: Gerstenmaier, Jochen (Hg.): Einführung in die Kognitionspsychologie, München/Basel 1995, 14-15.

[6] Folgende Literatur gibt einen guten Einblick in das visuelle System: Kebeck, Günther: Wahrnehmung, Weinheim 1994, 19-37.

[7] Guski, Rainer: Wahrnehmen – ein Lehrbuch, Stuttgart 1996, 23-25.

[8] Vgl. Anderson John R.: Kognitive Psychologie, Heidelberg 1988, 64-65. Guski, Rainer: Wahrnehmung – ein Lehrbuch, Stuttgart 1996, 29-32.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Kognitive Prozesse: Wahrnehmen und Erkennen
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (FB Psychologie)
Note
2
Autor
Jahr
2001
Seiten
14
Katalognummer
V8174
ISBN (eBook)
9783638152211
Dateigröße
497 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kognitive, Prozesse, Wahrnehmen, Erkennen
Arbeit zitieren
Thorsten Hübner (Autor:in), 2001, Kognitive Prozesse: Wahrnehmen und Erkennen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8174

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