Die Historiker und Filmwissenschaftler tun sich schwer mit den Anti-Nazi-Filmen. Als eigenständiges Genre sind sie zu indifferent, in vielen Arbeiten zu Kriegsfilmen tauchen sie gar nicht erst auf, und qualitativ befinden sie sich meist unter dem Niveau, das für nötig befunden wird, um Eingang in die Filmgeschichte zu finden. Sind sie so sehr in ihrer Zeit verankert, dass sie darüber hinaus keinen Verwertungseffekt mehr haben? Oder sind sie für den heutigen Zuschauer noch von Interesse?
Dabei findet ein besonderer Verdienst dieser Filme überhaupt keine Berücksichtigung - sie waren häufig das letzte Refugium für Auftritte der aus Deutschland emigrierten Schauspieler. Heute längst vergessen, liefern die Filme Zeugnis ab von einer vergangenen Epoche, der eine Generation Schauspieler zum Opfer fiel. Ihre Namen und Gesichter kennt heute keiner mehr, doch in den Filmen sind sie noch zu sehen, fast so, als würden sie nur darauf warten, wieder entdeckt zu werden. Doch niemand scheint sich für die zu interessieren, die erst vertrieben, und dann nur noch in Kleinstrollen eingesetzt wurden. Aus der Filmgeschichtsschreibung fielen sie heraus, weil ihr Status anscheinend zu unbedeutend für eine ausführliche Auseinandersetzung mit ihnen und ihrem Schicksal war. Die Studien zum Filmexil nehmen nur einen kleinen Teil innerhalb des Forschungsbereichs 'Emigration' ein, und wenn das Thema Auseinandersetzung fand, lag der Schwerpunkt auf den Filmen und deren Macher, nicht aber auf den Schauspielern, zumal, wenn sie 'nur' als 'Supporting Actors' auftraten.
Diese Lücke zu füllen, ist das Ziel von "Man wird halt wieder Lieschen Müller." Diesen Schauspielern wieder einen Namen bzw. ein Gesicht zu geben, um sie aus der Vergessenheit zurück in den filmgeschichtlichen Kontext zu holen. Vor dem Rahmen der allgemeinen Hintergründe der Emigration werden zunächst deren Folgen für die Filmschauspieler beleuchtet. Daraufhin werden einzelne Schauspieler porträtiert und die Anti-Nazi-Filme, in denen sie mitwirkten, vorgestellt. Den Abschluss bildet eine umfangreiche Filmografie dieser Schauspieler, um somit eine weitere Beschäftigung mit ihnen und den Filmen zu ermöglichen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Situation der Schauspieler in Europa
- Arbeitsverbot im Heimatland
- Ausweichen auf andere europäische Länder
- Emigrantenwellen
- Ausbruch des Krieges
- Flucht durch Europa
- Flucht nach Amerika
- Affidavits
- Die Situation in den USA
- Isolationisten versus Interventionisten
- Hollywoods Geschäfte mit den Nazis
- Nye-Ausschuß
- Office of War Information
- European Film Fund
- Die deutschsprachigen Schauspieler im amerikanischen Exil
- Emigration nach 1933
- Emigration nach 1939
- Arbeitsmöglichkeiten
- Ungewohntes Studiosystem in Hollywood
- Sprachschwierigkeiten
- Deutschsprachige Schauspieler in den Anti-Nazi-Filmen
- Arbeitsfeld
- accent roles
- Rollen als Nazis oder deren Opfer
- Rollenklischees
- Beruf: Nebendarsteller
- Character Actor
- Supporting Actor
- Bit
- Extra
- Die Personen
- Felix Basch
- Frederick Giermann
- Faye Wall
- Felix Bressart
- Helmut Dantine
- Ludwig Donath
- Poldy Dur
- Alexander Granach
- Ilka Grüning
- Lotte Palfi
- Otto Reichow
- Lionel Royce
- Richard Ryen
- Reinhold Schünzel
- Ludwig Stössel
- Helene Thimig
- Gisela Werbezirk
- Die Anti-Nazi-Filme
- Anti-Nazi-Filme bis 1941
- Anti-Nazi-Filme nach 1941
- Das Deutschlandbild in den Anti-Nazi-Filmen
- Filme zwischen Realität und Künstlichkeit
- Genrefilme mit Nazithematik
- Die Filme
- ABOVE SUSPICION
- THE CROSS OF LORRAINE
- DESPERATE JOURNEY
- EDGE OF DARKNESS
- ESCAPE
- HITLER - DEAD OR ALIVE
- THE HITLER GANG
- HOSTAGES
- HOTEL BERLIN
- ONCE UPON A HONEYMOON
- THE SEVENTH CROSS
- SO ENDS OUR NIGHT
- Die Situation der Schauspieler in Europa und ihre Flucht nach Amerika
- Die Rolle der deutschsprachigen Schauspieler in Hollywoods Anti-Nazi-Filmen
- Die Darstellung des Deutschlandbildes in den Anti-Nazi-Filmen
- Die Arbeitsbedingungen und die Rolle der deutschsprachigen Schauspieler in Hollywood
- Die Rezeption der Anti-Nazi-Filme in der heutigen Zeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Schicksal deutschsprachiger Filmschauspieler, die nach der Machtergreifung der Nazis aus Deutschland flohen und im Exil in Hollywood als Nebendarsteller in Anti-Nazi-Filmen arbeiteten.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beschreibt die Situation deutschsprachiger Filmschauspieler in Europa nach der Machtergreifung der Nazis und beleuchtet die Gründe für ihre Emigration. Die Kapitel 2 und 3 betrachten die Situation in den USA und die Arbeitsbedingungen für deutschsprachige Schauspieler in Hollywood. Kapitel 4 beschäftigt sich mit den spezifischen Rollen, die deutschsprachige Schauspieler in Anti-Nazi-Filmen üblicherweise einnahmen. Kapitel 5 beleuchtet die Anti-Nazi-Filme selbst und ihre Darstellung des Deutschlandbildes.
Schlüsselwörter
Anti-Nazi-Filme, Filmexil, deutschsprachige Filmschauspieler, Hollywood, Nebendarsteller, Supporting Actors, Rollenklischees, Deutschlandbild, Propaganda, Emigration, Flucht, Arbeitsbedingungen, Rezeption.
- Arbeit zitieren
- Holger Ziegler (Autor:in), 2003, "Man wird halt wieder Lieschen Müller." - Der Weg deutschsprachiger Filmschauspieler ins Exil und ihre Rolle als supporting actors in Hollywoods Anti-Nazi-Filmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81994