Eine kurze Interpretation zu Friedrich Schillers "Der Taucher"


Hausarbeit, 2007

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Der Taucher und das Verhältnis zu seinem „NachstückDer Handschuh

3.1 Der Taucher als Ballade
3.2 Interpretation

4. Schlussbetrachtung

5. Literaturverzeichnis
Primärliteratur
Sekundärliteratur

1. Einleitung

Friedrich Schillers Werk Der Taucher entstand in einem relativ kurzen Zeitraum zwischen dem 5. und 15. Juni 1797 und erschien im Jahr darauf erstmalig im Musenalmanach, welches von Schiller selbst herausgegeben wurde.[1] Dieses Sammelwerk enthielt verschiedene Werke Schillers und Goethes, unter diesen auch Der Handschuh, welcher in engem Zusammenhang mit dem Taucher steht.

Goethe bezeichnete die Ballade als „wirklich ein artiges Nach- und Gegenstück [zum Taucher]“[2].

Zum Motiv der Ballade gibt es eine Vielzahl von Überlieferungen zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert, wodurch die Frage nach der Quelle verschiedene Schlüsse zulässt. Die Handlung kommt aber sehr nahe an die Historia de Pescecola Urimatore Siculo (Geschichte vom sizilianischen Taucher Pescecola) in Athanasii Kircheri mundus subterraneus (Athanasius Kirchers unterirdische Welt) aus dem Jahr 1651. Diese Geschichte handelt von einem sizilianischen Berufstaucher aus der Zeit des Königs Friedrich und scheint in diesem Fall motivgeschichtlich zentral zu sein.[3]

Diverse wissenschaftliche Ausgaben befassen sich mit den Werken Schillers. Als Basis dieser Hausarbeit soll die Frankfurter Ausgabe dienen.

Zu Beginn der Arbeit steht der Nachweis einer Einordnung als Ballade anhand des Textes und seiner literaturgattungsspezifischen Merkmale. Weiterhin soll der enge Bezug zum eben genannten Handschuh näher beleuchtet werden. Im Anschluss folgt eine eingehende formale und inhaltliche Interpretation des Textes. Dabei soll auf drei wesentliche Aufsätze zum Thema Bezug genommen werden.[4]

Im Mittelpunkt der Betrachtung soll die Entwicklung der Persönlichkeit des Knappen im Verlauf der Geschichte stehen. Des Weiteren wird untersucht, ob er selbst oder der König die Schuld an seinem Schicksal trägt.

2. Der Taucher und das Verhältnis zu seinem „Nachstück“ Der Handschuh

Wie in der Einleitung schon angedeutet, sah Schillers Freund Goethe den Handschuh als „Nach- und Gegenstück zum Taucher“. Diese offensichtlich starke Verbindung dieser Balladen untereinander verlangt nach einer näheren Betrachtung.

Der Handschuh entstand drei Tage nach Fertigstellung des Tauchers und weist stofflich einige Parallelen auf. Im Handschuh fordert das Fräulein Kunigunde den Ritter Delorges auf, ihr zum Beweis seiner Liebe den entfallenen Handschuh aus der Raubtier-Arena zu holen. Der Ritter lässt sich auf diese Forderung ein, zeigt aber im Unterschied zum Taucher im Anschluss seine Missbilligung und wirft der Dame den Handschuh ins Gesicht. Der Ritter versteht die Forderung der Dame als das, was sie ist, als einen Akt der Willkür. Und entgegen aller höfischen Etikette bringt er dies zum Ausdruck. Dabei legt er ein Verhalten an den Tag, dass man sich auch vom Knappen im Taucher gewünscht hätte, auch wenn er gesellschaftlich anders zum König steht, als der Ritter in diesem Fall zur Dame.

Die Frage ist, ob es sich hierbei nun um Kritik am Taucher oder um eine Weiterentwicklung und vielleicht sogar Korrektur handelt. Es kann einerseits natürlich als Kritik gelesen werden, denn der Ritter zeigt in diesem Fall der Willkürherrschaft der Obrigkeit klar die Grenzen auf. Ein Schritt, den jeder Leser des Tauchers bis zuletzt vergeblich erhofft.

Andererseits ist es nicht weniger als eine Korrektur des verfehlten Handelns des tauchenden Jünglings, der durch blinde Untertänigkeit sein Leben verlor. Es ist das bei Schiller ständig wiederkehrende Thema von „Aufgaben und Pflichten der Herrscher und um ein neues Selbstbewusstsein der Beherrschten“. Das Verhalten des Ritters macht Mut und Segebrecht erkennt nicht umsonst „Nachwirkungen der Französischen Revolution“ darin.[5]

3.1 Der Taucher als Ballade

Ohne den Inhalt des Tauchers näher betrachtet zu haben, weisen drei Sachverhalte darauf hin, dass es sich hierbei um eine Ballade handeln muss. Zunächst wurde sie, wie zuvor schon einmal erwähnt, zum ersten Mal in Schillers Musen – Almanach 1798 veröffentlicht, welches auch den Beinamen „Balladen – Almanach“ trägt.[6] Des Weiteren entstand sie im Jahre 1797, dem Balladenjahr überhaupt, in dem auch Schillers Freund Goethe großartige Werke verfasste. Nicht zuletzt stellt der Verfasser durch den Untertitel heraus, um welche Art der Dichtung es sich hierbei handelt.

Das allein macht Schillers Taucher natürlich nicht zu einer Ballade, vielmehr die Tatsache, dass Elemente der später getrennten Gattungen Lyrik, Epik und Dramatik enthalten sind. Goethe, mit dessen Hilfe im Rahmen einer produktiven Zusammenarbeit die Ballade neben weiteren entstand[7], sah durch diesen Umstand in der Ballade eine Art „Ur-Ei“ der Dichtung.

Zunächst lassen sich in der Ballade klare lyrische Elemente erschließen. Sie besteht aus 27 Strophen zu je sechs Versen, die im wiederkehrenden Reimschema ababcc verfasst sind. Schiller verwendet für die sechszeiligen Strophen ein sehr bewegtes Metrum, was eine zusätzliche Verstärkung der aufgewühlten, auf und ab wogenden Handlung bewirkt.

Als wichtigstes episches Element ist die Existenz eines Erzählers zu nennen. Der Leser wird hier von einem auktorialen Erzähler, welcher kommentiert und reflektiert, durch den Verlauf der Geschichte geführt. In Strophe zehn wendet er sich trotz seiner eigentlichen Distanz zum Geschehen mit einem kritischen Appell sogar direkt an den König, während er abseits der direkten Rede in epischem Präteritum durch die Geschichte führt.

Als letzte der drei Gattungen lassen sich auch Elemente der Dramatik ausfindig machen. Die Handlung der Ballade verläuft in einem dramatisch pyramidalen Ablauf mit Steigerung, Höhepunkt, Umkehr und zuletzt der Katastrophe. Sie ist durch eine zuspitzende, finalistische Struktur mit Konflikten auf der Handlungsebene geprägt. Ein weiteres Merkmal der Dramatik ist die direkte Rede, die gleich zu Beginn der Ballade vom König verwendet und im späteren Verlauf für die Schilderung der Erlebnisse des tauchenden Knappen genutzt wird.

3.2 Interpretation

Um den Handlungsort des Tauchers zu lokalisieren, ist es notwendig, die erste Strophe zunächst zu überspringen und die zweite Strophe zu betrachten. Hier findet sich in Zeile 10 mit dem Wort „Charybde“ eine mehr literarische als geographische Ortsbestimmung.

Bei Charybdis handelt es sich um einen Strudel, dem Odysseus mit seinem Schiff bei einem Abenteuer der Odyssee ausweichen muss und in der Folge sechs seiner Gefährten vom Meeresungeheuer Skylla verschlungen werden. Der Meereswirbel selbst lässt sich geographisch in der Straße von Messina lokalisieren.[8]

Der Zeitpunkt der Handlung lässt sich nur sehr vage eingrenzen, da sich im Text keine Jahreszahl oder ähnliches findet. Letztlich bleibt aber zu konstatieren, dass es sich hier um eine mittelalterliche, feudale Ständegesellschaft mit dem König als weltlichem Oberhaupt handelt.

[...]


[1] Vgl. Schiller-Handbuch. Leben – Werk - Wirkung. Hrsg.: Matthias Luserke – Jaqui. Verlag J.B. Metzler Stuttgart 2005. S. 281.

[2] Goethe: Sämtliche Werke. Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1497 – 1805. Hrsg.: Manfred Beetz. Carl Hanser Verlag München 1990. S. 359.

[3] Vgl. Friedrich Schiller: Werke und Briefe. Gedichte. Hrsg. Georg Kurscheidt. Deutscher Klassiker Verlag Frankfurt a.M. 1992. S. 887 ff.

[4] 1. Wulf Segebrecht: „Die tödliche Losung ‚Lang lebe der König’. Zu Schillers Ballade Der Taucher“, 2. Gerhard Kaiser: „Sprung ins Bewusstsein“ und 3. Martin Dyck: „Die ‚greuliche Ungestalt’ in ‚purpurner Finsternis’“

[5] Segebrecht, Wulf: Die tödliche Losung „Lang lebe der König“. Zu Schillers Ballade Der Taucher. In: Gedichte und Interpretationen. Deutsche Balladen. Hrsg. von Gunter E. Grimm. Verlag Philipp Reclam jun. Stuttgart 2002. S. 127 ff.

[6] Unter anderem sind darin enthalten Schillers „Der Handschuh“ oder „Die Kraniche des Ibykus“ sowie Goethes „Der Gott und die Bajadere“, „Die Braut von Korinth“ oder „Der Zauberlehrling“.

[7] Schiller und Goethe tauschten in regem Briefverkehr Gedanken über die eigenen Werke aus, so dass man von einer produktiven Zusammenarbeit sprechen kann (Vgl. Goethe: Sämtliche Werke. Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1497 – 1805. Hrsg.: Manfred Beetz. Carl Hanser Verlag München 1990. S. 355.

[8] Vgl. Kaiser, Gerhard: Sprung ins Bewusstsein. In: Interpretationen. Gedichte von Schiller. Hrsg.von Norbert Oellers. Reclam Verlag Stuttgart 1996. S. 208.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Eine kurze Interpretation zu Friedrich Schillers "Der Taucher"
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Philosophisches Institut)
Veranstaltung
Neuere Deutsche Literatur II
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
16
Katalognummer
V82500
ISBN (eBook)
9783638898102
ISBN (Buch)
9783638904537
Dateigröße
434 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Eine, Interpretation, Friedrich, Schillers, Taucher, Neuere, Deutsche, Literatur
Arbeit zitieren
Sebastian Pohle (Autor:in), 2007, Eine kurze Interpretation zu Friedrich Schillers "Der Taucher", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82500

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