Das Hauptproblem bei der Interpretation mittelalterlicher Texte stellt zweifelsohne die andersartige Erfahrungswelt dar, die den Menschen früherer Jahrhunderte zu eigen war.
In diese andere Welt „einzusteigen“, ihre sozialen, religiösen und psychologischen Hintergründe zu erkennen, muss aber der Grundpfeiler jeglicher Versuche sein, literarische Werke des Mittelalters zu verstehen. Dem literaturinteressierten, modernen Rezipienten mögen zwar stilistische Elemente auffallen, die ihm nicht unbekannt sind, eine geistesgeschichtlich – im wahrsten Sinne des Wortes – angemessene Interpretation wird er ohne ein fundiertes Vorwissen jedoch kaum erlangen können.
Ziel dieser Arbeit soll es sein, einen Teil dieses nötigen Vorwissens im Hinblick auf Leitmotive und Symbole, die gemeinhin am schwierigsten zu deuten sind, in kompakter Form zu liefern, und somit das Verständnis Wernhers des Gartenære „Helmbrecht“ zu erleichtern.
Beginnen werde ich meine Ausführungen ausgehend von der Haube als Leitmotiv, die den Bogen vom Anfang bis zum Schluss spannt. Von dort aus werden die Symbolik und die Hintergründe des Gerichtsverfahrens behandelt. Schließlich möchte ich noch auf die Träume des Meiers eingehen, und ihre Funktion und Symbolik untersuchen.
Die drei Blöcke werden nach dem gleichen Muster angegangen. Nach der textimmanenten Behandlung kommen schließlich verschiedene Ansätze aus der Forschungsliteratur zu Wort, die diskutiert werden sollen.
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Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- I. Helmbrechts Haube
- 1. Die Haube im Text
- 1.1 Haubenschilderung
- 1.2 Herkunft der Haube
- 1.3 Die Haube als Zeichen für Helmbrechts Aufstiegswillen
- 1.4 Die Rolle der Haube für das Ende der Dichtung und das Gesamtwerk
- 2. Interpretationsansätze der Forschung
- 2.1 Bildprogramm zur moraldidaktischen Unterstützung
- 2.2 Die Vogelbilder als Schmuck- und Wappenembleme
- 3. Kritische Anmerkungen
- 1. Die Haube im Text
- II. Das Gerichtsverfahren gegen Helmbrecht und seine Hinrichtung
- 1. Helmbrechts Ende
- 1.1 Verhaftung, Prozess und Strafe
- 1.2 Die Rache der Bauern
- 2. Interpretationsansätze der Forschung
- 2.1 Rechtshistorische Deutung
- 2.2 Rechtstheologische Deutung
- 3. Kritische Anmerkungen
- 1. Helmbrechts Ende
- III. Die Träume des Meiers
- 1. Schilderung der Trauminhalte
- 2. Funktion fiktiver Träume
- 3. Symbolgehalt der Traumbilder
- 4. Kritische Anmerkungen
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit zielt darauf ab, dem Leser ein besseres Verständnis für die Leitmotive und Symbole in Wernhers des Gartenære „Helmbrecht“ zu vermitteln. Durch die Auseinandersetzung mit der andersartigen Erfahrungswelt des Mittelalters soll die Interpretation dieses literarischen Werks erleichtert werden.
- Die Haube als Leitmotiv und ihre Funktion als Symbol für Helmbrechts Aufstiegswillen und Ständeordnung
- Das Gerichtsverfahren und die Hinrichtung von Helmbrecht als Spiegelbild der mittelalterlichen Rechtsordnung und Moral
- Die Träume des Meiers als Mittel der Darstellung von symbolischen Botschaften und psychologischen Zuständen
- Die Bedeutung von Vogelbildern als Schmuck- und Wappenembleme und ihre Funktion in der mittelalterlichen Kunst
- Die Rezeption von Wernhers „Helmbrecht“ in der Forschung und die unterschiedlichen Interpretationsansätze
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Haube als Leitmotiv in Wernhers „Helmbrecht“. Es werden die Beschreibung der Haube, ihre Herkunft und ihre Funktion als Zeichen für Helmbrechts Aufstiegswillen untersucht. Darüber hinaus wird die Rolle der Haube für das Ende der Dichtung und das Gesamtwerk beleuchtet. Die Interpretationsansätze der Forschung, wie das Bildprogramm zur moraldidaktischen Unterstützung und die Vogelbilder als Schmuck- und Wappenembleme, werden ebenfalls diskutiert.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem Gerichtsverfahren gegen Helmbrecht und seiner Hinrichtung. Es werden die Verhaftung, der Prozess und die Strafe sowie die Rache der Bauern untersucht. Die Interpretationsansätze der Forschung, wie die rechtshistorische und die rechtstheologische Deutung, werden ebenfalls diskutiert.
Das dritte Kapitel befasst sich mit den Träumen des Meiers. Es werden die Schilderung der Trauminhalte, die Funktion fiktiver Träume und der Symbolgehalt der Traumbilder untersucht.
Schlüsselwörter
Leitmotiv, Symbol, Helmbrecht, Ständeordnung, Gerichtsverfahren, Hinrichtung, Träume, Vogelbilder, Moraldidaktik, Rechtsgeschichte, Rechtstheologie
- Quote paper
- Patrick Müller (Author), 2001, Symbole und Leitmotive im "Helmbrecht" Wernhers des Gartenaere, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8252