„Hast du es schon gehört …?“ – Geheimnisse üben naturgemäß einen hohen Reiz auf uns aus; Dinge, die nicht für unsere Ohren bestimmt sind, wecken das Interesse umso mehr. Wie im Alltag des wahren Lebens, so ist Klatsch und Tratsch, ist das Reden über intime Affären anderer, auch in der Literatur ein beliebtes Thema, eignet es sich doch derart vortrefflich, um dem Leser das Gefühl zu geben, einen Einblick in die privatesten Angelegenheiten von Fremden erhalten zu können. [...]
Agatha Christies Figur der alten, schrulligen Detektivin Miss Marple, stellt aufgrund ihrer spezifischen Ermittlungstechniken und Charaktereigenschaften für die ‚Klatsch-Forschung’ einen besonders interessanten Ansatzpunkt dar; sie bildet sozusagen eine Synthese zwischen unterhaltsamer Detektiv- und Klatschliteratur, gilt sie doch als Inbegriff einer verschrobenen Klatschbase. Hier tut sich eine hoch spannende Lektüre-Landschaft auf, die sich bestens zur literarischen Erforschung des bislang recht kontrovers und lückenhaft dargestellten Themas der Gerüchte- und Klatschfor-schung zu eignen scheint. Diese These wird im Folgenden zu belegen sein. Ziel der Arbeit ist es, anhand verschiedener Romane die Verwendung des Klatsch-Motivs zu beleuchten. Allein schon der Charakter der Protagonistin eröffnet diesbe-züglich sehr komplexes und viel versprechendes Analysematerial. Ist sie lediglich eine neugierige Tratschtante oder vielleicht doch vielmehr eine geniale, mythisch ü-berhöhte Rachegöttin auf den Spuren der berühmten Fama? Des Weiteren wird be-sonders die symptomatische, die Handlung vorantreibende Bedeutung des Klatsch-Moments für die Komposition der Detektivgeschichte untersucht werden. Denn Klatschtheorien warnen nicht selten vor der Gefahr des Klatschens – wird dieses E-lement bei Christie (als narratives Mittel) eingesetzt, und wenn ja, wie? Ebenso wird der Genuss-Aspekt, wird die Lust am Konsum von Intimitäten, welche Agatha Chris-tie in ihren Marple-Romanen auf äußerst geschickte Weise funktional einsetzt, zu analysieren sein. Und auch das Faktum, dass Klatsch profan als eine Tätigkeit be-schrieben wird, die vor allem vom weiblichen Geschlecht frenetisch ausgeübt, ja, ge-radezu zelebriert wird, darf nicht vergessen werden. Die Studie wird sich daher auch dem gender-Aspekt des Klatschens widmen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Ziel der Arbeit
- „Klatsch“ - was ist das eigentlich?
- Wortgeschichte: Klatsch – (r)eine Frauensache?
- Abgrenzung zum Gerücht
- Weiblichkeit des Klatschens
- Verbindung von Klatsch und Mord
- Die Detektivgeschichten um Miss Marple und ihr Klatsch-Kontext
- Klatsch im Detektivroman - Metaphern etc.
- Miss Marples Charakter
- Ermittlungsmethoden – Die Macht des Gespräches
- Erzählmittel „Klatschen“
- Genuss des Klatschens
- Gefahr des Klatschens
- Fehlwahrnehmungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Verwendung des Klatschmotivs in Agatha Christies Detektivromanen um Miss Marple. Sie analysiert den Charakter der Protagonistin, ihre Ermittlungstechniken und die Bedeutung des Klatschens für die Komposition der Detektivgeschichten. Darüber hinaus werden die verschiedenen Aspekte des Klatschens, wie Genuss, Gefahr und Fehlwahrnehmungen, sowie der Gender-Aspekt beleuchtet.
- Analyse des Klatschmotivs in Agatha Christies Miss Marple-Romanen
- Charakterisierung von Miss Marple als Klatschbase und Detektivin
- Bedeutung des Klatschens für die Komposition der Detektivgeschichten
- Untersuchung der verschiedenen Aspekte des Klatschens: Genuss, Gefahr, Fehlwahrnehmungen
- Gender-Aspekt des Klatschens
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Klatschmotivs in der Literatur und insbesondere in den Miss Marple-Romanen von Agatha Christie dar. Es wird die Bedeutung des Klatschens für die Handlung und Charakterentwicklung sowie die Verbindung zum Mordgeschäft untersucht.
Im ersten Kapitel wird der Begriff „Klatsch“ näher betrachtet. Die Wortgeschichte wird beleuchtet und die Konnotation des Schmutzes und der Besudelung im 18. Jahrhundert dargestellt. Auch die Verbindung zwischen Klatsch und Mord wird in diesem Kapitel behandelt.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den Detektivgeschichten um Miss Marple und dem Klatsch-Kontext, in dem sie stattfinden. Die Rolle des Klatschens im Detektivroman, Miss Marples Charakter und ihre Ermittlungstechniken werden analysiert. Des Weiteren wird das erzählerische Mittel „Klatschen“ untersucht und die verschiedenen Aspekte wie Genuss, Gefahr und Fehlwahrnehmungen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Agatha Christie, Miss Marple, Detektivroman, Klatsch, Gerücht, Wortgeschichte, Weiblichkeit, Mord, Ermittlungsmethoden, Erzählmittel, Genuss, Gefahr, Fehlwahrnehmungen, Gender-Aspekt
- Arbeit zitieren
- Sabine Buchholz (Autor:in), 2006, Die Verwendung des Klatschmotivs in Agatha Christies Detektivromanen um Miss Marple, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82622