Gesellschaft und Wirtschaft in Al-Andalus


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Bedeutung und Struktur der Ausarbeitung

2. Historischer Hintergrund

3. Die Gesellschaft in Al-Andalus
3.1 Die Bevölkerung
3.2 Das tägliche Leben
3.3 Frauen in Al-Andalus

4. Die Wirtschaft in Al-Andalus
4.1. Wirtschaftliche Erzeugnisse
4.2 Der Handel
4.3 Das Währungssystem

5. Zusammenfassung

6. Bibliographie

Internetquellen:

1. Bedeutung und Struktur der Ausarbeitung

Im Jahre 1492 besiegelte die Eroberung des letzten verbliebenen Königreiches der Muselmanen auf der Iberischen Halbinsel das Ende einer Herrschaft, die sich mehrere Jahrhunderte auf große Teile der Halbinsel erstreckte, diese in vielerlei Hinsicht prägte und sich positiv auf Gebieten wie der Kunst und der Wissenschaft auswirkte.

Im Folgenden sollen der Aufbau der Gesellschaft und das Wirtschaftssystem des muselmanischen Gebietes auf der Iberischen Halbinsel vorgestellt und analysiert werden. Zunächst aber erfolgt eine Einordnung in den geschichtlichen Hintergrund, der den Verlauf der Eroberung, die Regierungszeit der Emire und Kalifen, ebenso wie die Rückeroberung durch die Christen zusammenfasst. Gefolgt wird dieser Einblick in den geschichtlichen Hintergrund von einer detaillierten Ansicht der Gesellschaft in Al-Andalus. Hierbei wird vor allem auf die einzelnen Bevölkerungsgruppen eingegangen, ebenso auf den Aufbau der Städte, das tägliche Leben und schließlich auf die Rolle der Frau. Da die meiste Bevölkerung sich in Al-Andalus auf die Städte konzentrierte, werden auch nur diese im Hinblick auf das tägliche Leben und das Leben der Frauen berücksichtigt.

Als nächstes wird ein Einblick in das Wirtschaftssystem gegeben. Hierbei liegen die Schwerpunkte auf den wirtschaftlichen Erzeugnissen im Gebiet von Al-Andalus, ebenso wie auf dem ausgeprägten weltweiten Handel und dem Währungssystem.

Abgeschlossen wird diese Ausarbeitung mit einer Zusammenfassung und einer Bibliographie.

2. Historischer Hintergrund

Im Jahre 711 n. Chr. drangen die muselmanische Truppen, bestehend aus muslimischen und berberischen Soldaten, im Zuge des „Heiligen Krieges“ über Afrika bis auf die Iberische Halbinsel vor, die sie innerhalb von nur wenigen Jahren fast vollständig eroberten. Diese schnelle Eroberung hatten sie der innenpolitischen Krise im ehemaligen westgotischen Reich zu verdanken, das durch andauernde Machtkämpfe um die Thronfolge stark geschwächt und dessen Einwohner unzufrieden waren.[1]

Die Eroberung der Iberischen Halbinsel fand über die Straße von Gibraltar statt und wurde angeführt vom Berber Tariq b. Ziyād, der als eine Art Stellvertreter für den Gouverneur von Nordafrika, Mūsā Ibn Nusayr, fungierte. Die Schlacht von Guadalete am 19. Juli 711, bei der die muselmanischen Truppen unter dem berberischen Führer als Sieger hervorgingen, besiegelte den Niedergang der westgotischen Herrschaft. In den folgenden Jahren drangen die Muselmanen, diesmal unter dem Gouverneur selbst, bis nach Toledo und schließlich Zaragoza vor, vermochten jedoch nicht die kantabrischen und pyrenäischen Gebiete im Norden der Iberischen Halbinsel einzunehmen. Dieser Widerstand, der ihnen dort entgegenschlug erreichte seinen Höhepunkt im Jahre 718 in der Schlacht von Covadonga in Asturien, die auch gleichzeitig den Beginn der mehrere Jahrhunderte dauernden Rückeroberung der Halbinsel einläutete.[2]

Nach der Eroberung der Iberischen Halbinsel durch die Muselmanen wurde das annektierte Gebiet zu einer Provinz des islamischen Kalifats – genannt Al-Andalus –, welches vom Kalifen in Damaskus regiert wurde, der wiederum Angehöriger der omaijadischen Dynastie war. Bis zum Jahre 756 wurde Spanien von Statthaltern regiert, den so genannten valíes, bis die Machtübernahme der Abasiden in Damaskus – mit Verlegung des Regierungssitzes nach Bagdad – dazu führte, dass der omaijadische Abd-al-Rahman I. auf die Iberische Halbinsel flüchtete und dort das politisch unabhängige Emirat mit der Hauptstadt Córdoba ausrief.[3] In der darauf folgenden Zeit wurde nicht nur die Islamisierung voran getrieben, sondern auch eine Einteilung des eroberten Territoriums in einzelne Provinzen durchgeführt, die Regierung des Emirs gesichert und ein muselmanisches Verwaltungs- und Justizsystem geschaffen. Im Jahr 929 n. Chr. rief sich der bisherige Emir Abd-al-Rahman III. als Kalif aus, was ihm zusätzlich zur politischen Unabhängigkeit von Bagdad auch die religiöse Unabhängigkeit von den Abasiden verschaffte, da der Kalif das Oberhaupt des Islams darstellte. Seine Regierungszeit und die seines Nachfolgers al-Hakam II. stellten für Al-Andalus die Blütezeit arabischer Kunst und Wissenschaft dar.[4]

Die Zeit des mächtigen Kalifats von Córdoba endete im Jahr 1031 n. Chr.[5], ausgelöst durch den Tod von Muhammad Ibn Abi Amir – „Almanzor“ – im Jahre 1002, der de facto die Macht hatte, während der eigentlich Kalif Hisham II. sich lediglich in Córdoba aufhielt und nur eine minimale Herrschaftsrolle spielte. Nach dem Tod des „Almanzor“ kam es zum Bürgerkrieg in Al-Andalus und das Reich zerfiel in mehrere Emirate, die so genannten „taifas“, die unabhängig von einander regiert und verwaltet wurden.[6]

Im Zuge der Rückeroberung durch die Christen aus dem Norden – der Reconquista – fielen Teile dieser „taifas“ an die Christen, während die südlichen Gebiete von den Almoraviden und später von den Almohaden von Nordafrika aus erobert wurden. Die Schlacht von Navas de Tolosa im Jahre 1212 beendet auch diese Herrschaft. Die letzte muselmanische Bastion auf europäischem Boden, das Königreich Granada, das bis dahin von den Nasriden regiert wurde, fiel am 2. Januar 1492, und besiegelte damit das Ende der Reconquista ebenso wie einer fast acht hundert Jahre währenden muselmanischen Herrschaft auf der Iberischen Halbinsel.[7]

3. Die Gesellschaft in Al-Andalus

3.1 Die Bevölkerung

Die Annahmen über die Bevölkerungszahl in Al-Andalus in der Zeit der Herrschaft der Muselmanen variiert zwischen mehreren Hunderttausend bis hin zu Millionen, wobei eine genaue Bevölkerungsstärke der maurischen Provinz nie festgestellt werden konnte. Man nimmt an, dass Córdoba als Hauptstadt von Al-Andalus etwa 250.000 Einwohner hatte – zu dieser Zeit nur vergleichbar mit Konstantinopel, das etwa die gleiche Bevölkerungszahl aufwies – und schließt daraus, dass es in den Städten zusammen insgesamt 650.000 Einwohner gab.[8]

Die Einteilung der Bevölkerungsschichten kann unter mehreren Aspekten erfolgen: dem Religiösen, dem Juristischen und dem Ethnischen. Die größte Bevölkerungsgruppe im Hinblick auf die gemeinsame Religion – den Islam – stellten die Muselmanen dar. Allerdings kann auch hier keine genaue Anzahl an islamischen Bürgern gegeben werden, da die islamische Bevölkerungsschicht sich in den fast 800 Jahren muselmanischer Herrschaft auf der Iberischen Halbinsel stark durch Konvertierungen und Vermischungen mit der einheimischen Bevölkerung ausdehnte.[9] Neben den Muslimen gab es die Christen und die Juden. Viele Christen konvertierten nach der Eroberung des Gebiets, welches später Al-Andalus wurde, zum Islam und nutzten dadurch etwaige Steuervorteile wie die Vermeidung der Zahlung einer Kopfsteuer, die für Christen und Juden vorgesehen war, aus.[10] Hierbei wurden allerdings erst die Konvertierten der zweiten und der folgenden Generation – die muwallad („Abkömmlinge nicht-arabischer Neumuslime“[11]) oder muladíes – als vollwertige Muslime akzeptiert wurden, nicht aber etwa die der ersten Generation, die musalima.[12]

[...]


[1] http://www.historiasiglo20.org/HE/2a.htm (10.01.2007).

[2] Bollée, Annegret und Neumann-Holzschuh, Ingrid, Spanische Sprachgeschichte, Stuttgart: Ernst Klett Sprachen GmbH 2003, S. 43.

[3] Álvarez Palenzuela, Vicente A. und Suárez Fernández, Luis, Historia de España, 5. Auflage, Madrid: Editorial Gredos 1995, S. 158.

[4] http://www.spanieninfos.org/spanieninfos/iberische-geschichte.php (10.01.2006).

[5] Álvarez Palenzuela, Suárez Fernández, S. 161.

[6] Álvarez Palenzuela, Suárez Fernández, S. 161.

[7] http://encyclopedie-de.snyke.com/articles/geschichte_spaniens.html (10.01.2007).

[8] Álvarez Palenzuela, Suárez Fernández, S. 133.

[9] Clot, André, Das maurische Spanien, Düsseldorf: Albatros Verlag 2004, S. 191.

[10] Herbers, Klaus, Geschichte Spaniens im Mittelalter, Stuttgart: Kohlhammer 2006, S. 91.

[11] Clot, S. 194.

[12] Álvarez Palenzuela, Suárez Fernández, S. 135.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Gesellschaft und Wirtschaft in Al-Andalus
Hochschule
Universität Paderborn
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
21
Katalognummer
V83872
ISBN (eBook)
9783638001359
ISBN (Buch)
9783640229833
Dateigröße
582 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gesellschaft, Wirtschaft, Al-Andalus
Arbeit zitieren
Eveline Podgorski (Autor:in), 2007, Gesellschaft und Wirtschaft in Al-Andalus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83872

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