Kaum jemand erwartet von einer Dokumentation einen unterhaltsamen Kinoabend. Dass genau das Gegenteil der Fall sein kann, dass dokumentarische Filme nicht nur dokumentieren und informieren sondern auch unterhalten, mitreißen und mitfühlen lassen können, das zeigt der Film „Ratten“ von Volker Anding und Enno Hungerland.
Die beiden Regisseure und Drehbuchautoren haben sich dem unliebsamen Nager mit ihrem collageartig montierten Essayfilm, einer dokumentarisch-fiktionalen Mischform, 90 Minuten polyperspektivisch genähert. Der Zuschauer wird nicht nur mit den unterschiedlichsten Assoziationsmomenten rund um die Ratte konfrontiert, er wird darüber hinaus einem wahren Wechselbad der Gefühle ausgesetzt. Die Ratte ist zugleich Objekt der Angst und des Ekels, des Mitleids, der Neugierde und der Sympathie. Die unkonventionelle und experimentelle Form des Films, die durch den Wechsel von Bunt- zu Schwarzweißaufnahmen, von Normal- zu Zeitraffer- und Zeitlupeneinstellungen, von Foto- und Bilddokumenten zu Spielfilmelementen geprägt ist, entspricht der thematischen Vielschichtigkeit und führt den Rezipienten, einem Musikclip ähnlich, von einer Impression zur nächsten.
Diese Arbeit setzt sich mit der Entstehung des Films „Ratten“, von der Ideenfindung bis hin zu seiner Realisierung, auseinander. Dabei bildet im Rahmen der Filmanalyse die Beziehung zwischen Mensch und Ratte einen wichtigen Schwerpunkt der Ausführungen. Bevor jedoch genauer auf das Thema eingegangen wird, sollen Informationen über die Filmemacher und ihre Arbeit an dem Projekt einen Einblick in die facettenreiche Produktion der „Ratten“ geben. Die anschließende ausführliche formale und inhaltliche Analyse des Films gibt Aufschluss über wichtige Strukturmerkmale, thematische Schwerpunkte rund um die Ratte und Besonderheiten des dramaturgischen Aufbaus. Die sich anschließende technische Filmanalyse beschreibt exemplarisch auffällige gestalterische Merkmale und ihre Wirkung auf die Gesamtintention von „Ratten“.
Da es zu „Ratten“ und seiner Produktion keine Sekundärliteratur gibt, stützt sich die Arbeit im Wesentlichen auf die Erkenntnisse, die durch Interviews mit den beiden Regisseuren, aus dem Regiekonzept, dem Drehbuch- und plan, dem Exposé und durch die mehrmalige Rezeption des Films und der Rohschnitte gewonnen werden konnten. Formal und inhaltlich passt sich die Arbeit in weiten Teilen dem experimentellen und unkonventionellen Stil des Films an.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Filmemacher
- 2.1. Buch und Regie: Volker Anding
- 2.2. Buch und Regie: Enno Hungerland
- 2.3. Kamera und Produktion: Werner Kubny
- 2.4. Gemeinsame Zusammenarbeit am Film „Ratten“
- 3. Von der Idee zum fertigen Film
- 3.1. Die Ideenfindung
- 3.2. Die Recherche
- 3.3. Die Auswahl des Filmstoffes
- 3.4. Die Dreharbeiten
- 3.5. Erwartungen an den Film
- 3.6. Der Inhalt der Geschichte
- 4. Analyse des Films „Ratten“
- 4.1. Dokumentarisch-fiktionale Mischform: Der Essayfilm
- 4.1.1. Die dokumentarische Konstruktion: Entstehung einer neuen Wirklichkeit
- 4.1.2. Dokumentarische Inszenierung
- 4.1.3. Die Besonderheit der Schwarzweißszenen
- 4.1.4. Elemente spielfilmähnlicher Inszenierung
- 4.1.5. Dokumentarische Beobachtung
- 4.2. Die Tiefenstruktur des Films
- 4.2.1. Die Struktur des Films
- 4.2.2. Das filmische Konzept
- 4.2.2.1. Ratte und Pest
- 4.2.2.2. Die Ratte – ihr größter Feind der Mensch
- 4.2.2.3. Die Ratte - Was die Zoologie an Fakten bietet
- 4.2.2.4. Die Ratte als Objekt der Forschung
- 4.2.2.5. Die Ratte - ihre Fans und Liebhaber
- 4.2.2.6. Die Ratte in Mythen und Legenden
- 4.2.2.7. Mensch und Ratte
- 4.2.2.8. Das Ende des Films
- 4.2.3. Leitmotive in „Ratten“
- 4.2.4. Der Rattenkönig als wichtiges Spannungselement
- 4.2.4.1. Betrachtungen zum dramaturgischen Aufbau
- 4.2.5. Backgroundstories und der Aspekt „Intuition und Zufall“
- 4.3. Die Oberflächenstruktur des Films
- 4.3.1. Sujet, Requisite und Licht
- 4.3.2. Die Tonebene
- 4.3.3. Musik
- 4.3.4. Geräusche
- 4.4. Kinematographische Gestaltungstechniken
- 4.4.1. Kameraperspektive, Kameraführung und Nähe-Distanz-Relation
- 4.4.2. Schnitt, Montage und Mischung
- 4.4.3. Besondere visuelle Effekte
- 4.5. „Ratten“ aus der Distanz betrachtet: Was würden Anding und Hungerland heute anders machen?
- 5. Preiswürdige Ratten
- 5.1. Adolf Grimme Preis für die „Ratten“
- 6. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit analysiert den Dokumentarfilm „Ratten“ von Volker Anding und Enno Hungerland. Ziel ist es, die Entstehung des Films von der Idee bis zur Fertigstellung nachzuvollziehen und die filmische Gestaltung im Kontext der Thematik Mensch-Ratte zu untersuchen. Die Arbeit beleuchtet die dokumentarisch-fiktionale Mischform des Films und analysiert dessen formale und inhaltliche Aspekte.
- Entstehungsprozess des Films „Ratten“
- Analyse der dokumentarisch-fiktionalen Gestaltung
- Die Beziehung zwischen Mensch und Ratte im Film
- Formale und inhaltliche Strukturmerkmale des Films
- Dramaturgischer Aufbau und filmische Gestaltungstechniken
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und hebt den ungewöhnlichen Ansatz des Films „Ratten“ hervor, der Dokumentarfilm mit Unterhaltung verbindet. Sie betont die polyperspektivische Annäherung an das Thema Ratte und kündigt den Fokus der Arbeit auf die Entstehung und Analyse des Films an, wobei die Beziehung Mensch-Ratte im Mittelpunkt steht.
2. Die Filmemacher: Dieses Kapitel präsentiert die beteiligten Filmemacher, Volker Anding, Enno Hungerland und Werner Kubny, und beschreibt ihre individuellen Rollen und die Zusammenarbeit bei der Produktion von „Ratten“. Es bietet Einblicke in ihre Arbeitsweise und ihre Beiträge zum Entstehungsprozess des Films.
3. Von der Idee zum fertigen Film: Dieses Kapitel detailliert den gesamten Entstehungsprozess des Films „Ratten“, von der initialen Ideenfindung und der Recherche über die Auswahl des Filmstoffs und die Dreharbeiten bis hin zu den Erwartungen der Filmemacher an den fertigen Film und eine Beschreibung des Inhalts der Geschichte. Es bietet einen umfassenden Überblick über die Produktionsgeschichte.
4. Analyse des Films „Ratten“: Dieses Kapitel stellt den Kern der Arbeit dar. Es analysiert den Film „Ratten“ auf verschiedenen Ebenen, beginnend mit der Auseinandersetzung mit der dokumentarisch-fiktionalen Mischform als Essayfilm. Die Analyse umfasst die Tiefenstruktur (Konzept, Leitmotive, dramaturgischer Aufbau) und die Oberflächenstruktur (Sujet, Ton, Musik, visuelle Effekte) sowie die kinematographischen Gestaltungstechniken. Die Beziehung Mensch-Ratte wird dabei stets im Fokus gehalten. Abschließend werden Überlegungen der Regisseure hinsichtlich einer heutigen Neuauflage des Films einbezogen.
5. Preiswürdige Ratten: Dieses Kapitel behandelt die Auszeichnung des Films „Ratten“ mit dem Adolf Grimme Preis und analysiert die Bedeutung dieser Anerkennung im Kontext des Films und seiner Rezeption.
Schlüsselwörter
Dokumentarfilm, Essayfilm, Ratten, Mensch-Tier-Beziehung, Volker Anding, Enno Hungerland, filmische Gestaltung, Dokumentarisch-fiktionale Mischform, Analyse, Filmanalyse, Adolf Grimme Preis
Häufig gestellte Fragen zum Dokumentarfilm "Ratten"
Was ist der Inhalt dieser Magisterarbeit?
Diese Magisterarbeit analysiert den Dokumentarfilm "Ratten" von Volker Anding und Enno Hungerland. Sie untersucht die Entstehung des Films von der Idee bis zur Fertigstellung und analysiert die filmische Gestaltung im Kontext der Thematik Mensch-Ratte. Die Arbeit beleuchtet die dokumentarisch-fiktionale Mischform des Films und analysiert dessen formale und inhaltliche Aspekte.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Entstehungsprozess des Films "Ratten", Analyse der dokumentarisch-fiktionalen Gestaltung, die Beziehung zwischen Mensch und Ratte im Film, formale und inhaltliche Strukturmerkmale des Films, dramaturgischer Aufbau und filmische Gestaltungstechniken, sowie die Auszeichnung mit dem Adolf Grimme Preis.
Wer sind die Filmemacher von "Ratten"?
Der Film "Ratten" wurde von Volker Anding und Enno Hungerland (Buch und Regie) und Werner Kubny (Kamera und Produktion) realisiert. Die Arbeit beschreibt ihre individuellen Rollen und die Zusammenarbeit bei der Produktion.
Wie ist der Film "Ratten" aufgebaut?
Die Analyse des Films umfasst sowohl die Tiefenstruktur (Konzept, Leitmotive, dramaturgischer Aufbau) als auch die Oberflächenstruktur (Sujet, Ton, Musik, visuelle Effekte) und die kinematographischen Gestaltungstechniken. Der Film wird als dokumentarisch-fiktionale Mischform, als Essayfilm, beschrieben.
Welche Aspekte der Beziehung zwischen Mensch und Ratte werden untersucht?
Die Arbeit untersucht die Beziehung zwischen Mensch und Ratte aus verschiedenen Perspektiven: die Ratte als Schädling, die Ratte in der Wissenschaft, die Ratte in Mythen und Legenden, und die Ratte als Objekt der Faszination. Der Fokus liegt auf der Darstellung dieser Beziehung im Film "Ratten".
Welche Rolle spielt der Rattenkönig im Film?
Der Rattenkönig wird als wichtiges Spannungselement analysiert, und der dramaturgische Aufbau im Zusammenhang damit wird untersucht.
Welche Auszeichnungen hat der Film erhalten?
Der Film "Ratten" wurde mit dem Adolf Grimme Preis ausgezeichnet. Die Arbeit analysiert die Bedeutung dieser Anerkennung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in sechs Kapitel gegliedert: Einleitung, Die Filmemacher, Von der Idee zum fertigen Film, Analyse des Films "Ratten", Preiswürdige Ratten und Resümee. Jedes Kapitel wird in der Zusammenfassung der Kapitel detailliert beschrieben.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Dokumentarfilm, Essayfilm, Ratten, Mensch-Tier-Beziehung, Volker Anding, Enno Hungerland, filmische Gestaltung, Dokumentarisch-fiktionale Mischform, Analyse, Filmanalyse, Adolf Grimme Preis.
- Arbeit zitieren
- Magistra Artium Julia Schröder (Autor:in), 2002, Von der Idee zum fertigen Film - „Ratten“ von Volker Anding und Enno Hungerland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84096