Der Dreizehnjährige Krieg in Preußen - Wahrnehmungen und Erfahrungen eines spätmittelalterlichen Söldnerkrieges


Examensarbeit, 2005

89 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung: Hinführung zum Thema und Anlage der Arbeit
1.1. Hinführung: Die Wahrnehmung des Dreizehnjährigen Krieges in der Literatur des 19. Jahrhunderts
1.2. Themenspezifische Erörterungen und Untersuchungsgegenstand
1.3. Forschungsstand
1.4. Quellenlage

2. Der Dreizehnjährige Krieg in Preußen: Vorgeschichte, Verlauf und Folgen
2.1. Die Konfliktlinien zwischen dem Deutschen Orden und den Ständen bis zum Ausbruch des Krieges
2.2. Der Kriegsverlauf
2.3. Der Zweite Thorner Frieden und seine Wirkungen

3. Die Bilder des Krieges in den Chroniken der Kriegsparteien
3.1. „Es half alles nicht, wan ihr herz waren voll gyfft ...“ - die Kriegsgründe
3.2. „Ritter by der staupsawle“ - die Kombattanten und ihre Protagonisten
3.3. „Doch bleiben sy verhartte schelke“ - die Söldner
3.4. Sieg oder Niederlage – die militärischen Kampagnen
3.5. „Keyn dorff noch hofe bleyb nicht stehen“ – Nahrungsmittelsuche und Requirierungen
3.6. Gewalt und Gewaltverzicht
3.7. Kaiser und Papst

4. Die Bilder des Krieges in hansischen Chroniken
4.1. Die Kriegsparteien
4.2. Die Friedensverhandlungen im Jahr 1464
4.3. „Also dat dar vele starff van hunghere unde van smachte ...“ - die Folgen für Land und Leute

5. Schlussbetrachtung

Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung: Hinführung zum Thema und Anlage der Arbeit

1.1. Hinführung: Die Wahrnehmung des Dreizehnjährigen Krieges in der Literatur des 19. Jahrhunderts

Im Jahr 1843 gibt der schlesische Dichter Joseph von Eichendorff in seiner Abhandlung über „Die Wiederherstellung des Schlosses der Deutschen Ordensritter zu Marienburg“ einen kurzen Einblick in den Verlauf und die Auswirkungen des Dreizehnjährigen Krieges in Preußen.[1] Insgesamt gesehen bleiben die Bilder, die Eichendorff beschreibt, recht vage. Nur an einer Stelle, im Zusammenhang mit dem Verkauf der Marienburg durch die Söldner des Ordens, gibt er ein anschauliches Bild. Eichendorff schildert wie der Hochmeister „bitterlich weinend“ auf einem Fischerkahn nach Königsberg flieht.[2] Doch wie sieht es mit dieser romantisch anmutenden Vorstellung aus? Entspricht sie der Wahrheit oder entstammt sie der Fantasie eines Dichters?[3]

Die Vorlage für Eichendorffs Schrift liefert der Königsberger Historiker Johannes Voigt, dessen Arbeiten sich aus intensiver Quellenarbeit speisen. Insbesondere seine neunbändige „Geschichte Preußens“ ist bis heute im deutschsprachigen Raum durch ihren Umfang und Quellenreichtum von herausragender Bedeutung.[4] Im achten Band schildert Voigt die Ereignisse während des Dreizehnjährigen Krieges, so auch die Episode des Hochmeisters, der auf einem Fischerkahn flieht.[5] Des Weiteren werden die Leiden und die Verluste des Krieges nicht ausgespart. Das Aufzeigen von Grausamkeiten nimmt bei Voigt insgesamt einen breiten Raum ein. Dies führt schließlich zu einer Auflistung der Kriegsopfer, bei der wiederholt von der Entvölkerung und Zerstörung des Landes sowie der Armut und dem Hunger der Überlebenden die Rede ist.[6]

Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts ist es vor allem Heinrich von Treitschke, der das Bild des Ordenslandes maßgeblich bestimmt hat. In seinem Essay „Das Deutsche Ordensland Preußen“[7] schildert er nur kurz seine Wahrnehmungen des Dreizehnjährigen Krieges. Treitschkes Wahrnehmung unterscheidet sich dabei deutlich von der Voigts. Während es Voigt war, der ein positives Bild des Ordensstaates in Deutschland etabliert hatte[8], war es Treitschkes Ziel, mit diesem Essay die Tradition und Größe des hohenzollernschen Preußen herauszustellen, und damit dessen Führungsanspruch in einem kleindeutschen Reich zu untermauern.[9] Die wenigen gegenständlichen Schilderungen über den Krieg zwischen dem Orden und dem Preußischen Bund sind recht eindringlich, wenn Treitschke den Kriegsverlauf mit den Worten „arm an Taten, überreich an allen Greueln“[10] beschreibt. Die Darstellung des Krieges mündet schließlich in dem Zitat: „Soweit das Auge reichte, war kein Baum und Gesträuch, daran man eine Kuh festbinden kann.“[11] Woher Treitschke dieses Zitat hat, erfährt man indes nicht.

Auch Treitschkes bekanntester Antipode, Leopold von Ranke, hat sich mit der Geschichte des Ordenslandes beschäftigt. Rankes Darstellung in seiner „Preussischen Geschichte“ beschränkt sich auf einen kurzen Abriss der Vorgeschichte des Krieges und des Kriegsverlaufs.[12] Ebenso verhält es sich bei Karl Lamprecht, der in seiner „Deutschen Geschichte“[13] keine Bilder dieses Krieges verarbeitet.

Es ergibt sich zusammenfassend ein interessanter Befund, denn die Literatur des 19. Jahrhunderts gibt Wahrnehmungen und Bilder dieses Krieges wieder. Bei Johannes Voigt sind die zahlreichsten Bilder zu finden. Er setzt diese ein, um die Leiden und die Verluste, die dieser Krieg hervorgerufen hat, zu beschreiben. Die Bilder sind bei ihm jedoch nur Mittel zum Zweck. Damit hebt sich Voigt von der übrigen Historiographie des 19. Jahrhunderts ab, die entweder wenige oder gar keine Bilder des Dreizehnjährigen Krieges wiedergibt.

Es ist erstaunlich, dass bereits Historiker des 19. Jahrhunderts im Rahmen ihrer Vorstellungswelten mit den Bildern des Krieges arbeiteten, obwohl diese Bilder nicht im Zentrum ihres Interesses standen.

Gleichwohl können mit Hilfe dieser Literatur keine weitreichenden Ergebnisse zu diesem Thema erzielt werden. Um ein umfangreiches Bild der Wahrnehmungen des Krieges zu erhalten, ist es notwendig, jene Darstellungen heranzuziehen, die während des Krieges oder kurz danach verfasst worden sind. Damit kommt man dem Ziel näher, die Geschichte dieser kriegerischen Auseinandersetzung aus ihrer Zeit heraus zu verstehen, und sie von nachträglichen Bewertungen und Ideologisierungen zu befreien.

1.2. Themenspezifische Erörterungen und Untersuchungsgegenstand

Das Thema dieser schriftlichen Hausarbeit für das Erste Staatsexamen im Fachbereich Geschichte erfolgte nach einer vorhergehenden Beschäftigung mit der Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen im Hauptstudium. Nach Beratung und Absprache mit Herrn Professor Dr. Gerhard Fouquet entstand die folgende Arbeit mit dem Titel: Der Dreizehnjährige Krieg in Preußen. Wahrnehmungen und Erfahrungen eines spätmittelalterlichen Söldnerkrieges.

Wenn man sich mit der menschlichen Wahrnehmung beschäftigt, begibt man sich auf ein höchst kompliziertes Feld, mit dem sich zuvor bereits namhafte Philosophen befasst haben. Schon Platon und Aristoteles[14] unterschieden die sinnliche und die geistige Wahrnehmung (einsichtiges Erfassen). Dabei ist die sinnliche Wahrnehmung, da in ihr die materialen, sinnfälligen Dinge unmittelbar empirisch gegeben sind, Grundlage der geistigen Wahrnehmung, in welcher diese mit Hilfe der Vorstellung in ihrer intelligiblen Form und ihrem Wesen (ohne ihre Materie) erfasst werden. Die Vorstellung ist dabei dasjenige Medium, welches das Wahrgenommene in seiner qualitativen, nicht mehr in seiner stofflichen Natur, unabhängig von seiner tatsächlichen Präsenz oder Existenz, in sich aufnimmt und der geistigen Wahrnehmung zur Rezeption und Apperzeption präsentiert. Der Begriff der Wahrnehmung soll in dieser Hausarbeit ausdrücklich sowohl für die unmittelbaren (sinnliche Wahrnehmung) als auch die mittelbaren Darstellungen (geistige Wahrnehmung), die sich mit dem Dreizehnjährigen Krieg auseinandersetzen, Verwendung finden.

Doch führt der Begriff der Wahrnehmung sogleich zum nächsten Problem: dem der Wirklichkeit. Die Wirklichkeit ist eine menschgeschaffene Wahrheit und zwar in dem Sinne, dass sie jeder anders erlebt und in seinem Geiste formt. Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass Wirklichkeit nicht objektiv sein kann, da es immer ein Individuum ist, das sie erfährt oder deutet. Die Bedingungen der Möglichkeit ihrer Wahrnehmung unterliegen somit immer sozialen Vorgaben.[15] Durch die Wahrnehmung der Chronisten werden die Bilder demzufolge entworfen und transportiert.

Die Darstellungen über diesen Krieg sollen als eine Form der Deutung von Wirklichkeit angesehen werden. Wirklichkeit ist in diesem Sinne alles, was wahrnehmbar oder erfahrbar ist. Zugleich wird ersichtlich, dass man sich auf einem Schnittpunkt zwischen Sozial- und Mentalitätsgeschichte befindet.

In einem ersten Arbeitsschritt sollen die konkreten Bilder herausgearbeitet und untersucht werden. Diese erste (quantitative) Auswertung, soll in einem zweiten Schritt (qualitative Auswertung) unter Einbezug der vergleichbaren Chroniken und anderer Quellengattungen in einen größeren Kontext eingebettet werden. Dabei soll diese „qualitative“ Analyse den Wert der quantitativen Untersuchung in keiner Weise schmälern. Vielmehr ist es das Ziel, durch die Verbindung beider Zugänge, die überzeugende Einordnung der verschiedenen singulären Wahrnehmungen zu gewährleisten, da kein Mensch die Ereignisse in ihrer Totalität und in ihrer „ruhelosen Verlaufsdynamik“ auf einmal wahrnimmt.[16] Der Dreizehnjährige Krieg erweist sich auch deshalb als ein besonders einträgliches Forschungsobjekt, weil in seinem Umfeld nicht weniger als vier monographische Schriften entstanden sind, die sich mit der Vorgeschichte und dem Verlauf des Krieges befassen. Auf diese Weise können Vergleiche zwischen den Sichtweisen der verschiedenen Autoren problemlos gezogen werden. Der Schwerpunkt der Arbeit wird demzufolge auf der Herausarbeitung und Gegenüberstellung jener Bilder liegen, welche die Chronisten präsentieren (siehe Punkt drei). Nachdem die hansischen Chroniken in Punkt vier untersucht worden sind, sollen die Bilder der Chroniken aus dem Ordensland mit jenen mittelbaren Bildern verglichen werden. Unterschiede in den Wahrnehmungen sollen nach ihren Motiven und Umständen interpretiert werden.

Die grundsätzliche Fragestellung, die diese Arbeit durchziehen soll, lautet: Welche Bilder des Dreizehnjährigen Krieges lassen sich aus den Informationen der Chroniken gewinnen und inwiefern unterscheiden sich diese Bilder voneinander?

Diesen Hauptpunkten wird ein kurzer Abriss der Gründe für den Ausbruch des Krieges, der Kriegsverlauf und schließlich die politischen Folgewirkungen mit dem Zweiten Thorner Frieden vorangestellt.

1.3. Forschungsstand

Seit 1822 war ein Großteil der Quellen des Deutschen Ordens der historischen Forschung zugänglich. Der erste, der sich diese zunutze machte, war der bereits erwähnte Königsberger Historiker Johannes Voigt. In seiner Eigenschaft als dortiger Archivdirektor hat er sich mit der Geschichte des Deutschen Ordens sehr intensiv befasst. Seine Schilderung der Ereignisse des Dreizehnjährigen Krieges ist im deutschsprachigen Raum bis heute am umfangreichsten. Im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert fällt auf, dass der Dreizehnjährige Krieg und mithin der langsame Niedergang des Ordenslandes im 15. Jahrhundert kaum Beachtung in der deutschen Historiographie gefunden hat. Es galt weiterhin das Urteil Treitschkes, der den Abfall der preußischen Stände als einen Frevel gegeißelt hatte.[17] Noch 1955 bezeichnete Erich Weise das Jahr 1454 als Katastrophenjahr, bei der keine Ehre für die deutsche Sache zu gewinnen sei.[18] Doch mit dem Ausbleiben von Arbeiten über den Dreizehnjährigen Krieg sind auch die Bilder dieses Krieges verschwunden. Dagegen haben Publikationen zu Einzelfragen die ersten Jahre nach 1945 gekennzeichnet. Ein Beispiel dafür sind die Arbeiten von Wilhelm Rautenbach, die sich mit der Söldnergeschichte dieses Krieges auseinander setzten.[19] Erst in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts begann sich langsam eine differenzierte Sichtweise zur Geschichte des Ordenslandes durchzusetzen. In diesem Kontext ist vor allem Hartmut Boockmann zu nennen, der sich intensiv mit den Konfliktlinien zwischen dem Deutschen Orden auf der einen und den Ständen auf der anderen Seite beschäftigt hat.[20] In der neueren Forschung haben Historiker wie Jürgen Sarnowsky und Klaus Neitmann diese Ansätze weiterentwickelt, so dass heute sowohl die ständische Sichtweise als auch jene des Ordens offen zutage liegt.[21] Doch hören die Arbeiten spätestens mit dem Ausbruch des Dreizehnjährigen Krieges auf, so dass die Vorgeschichte weitaus besser erforscht ist als der Krieg selbst. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, als dass es der Dreizehnjährige Krieg nicht wert wäre, näher erforscht zu werden.[22] Auf polnischer Seite war es lange Zeit Marian Biskup, der die wichtigsten Arbeiten über die Geschichte des Ordenslandes herausgebracht hat. In seiner im Jahr 1986 auf Polnisch erschienenen und erst im Jahr 2000 ins Deutsche übersetzten Monographie mit dem Titel „Die Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen“[23] gibt Biskup einerseits eine detaillierte Darstellung des Krieges, andererseits sind seine Ausführungen fast durchweg gegen den Orden gerichtet und erscheinen dadurch tendenziös.[24]

Die neuere Literatur, gleich ob Polnisch oder Deutsch, hat sich indes von einem Gedanken des Gegeneinander abgewendet.[25] Die Zusammenarbeit zwischen deutschen und polnischen Historikern ist inzwischen weit vorangeschritten. Hier hat sich die Aussage Hartmut Boockmanns bewahrheitet, nach der die Deutschen die Hilfe derer benötigten, die vor Ort sind, während die polnischen Historiker ihrerseits auf Unterstützung angewiesen sind, „weil es sich hier um die Geschichte von Ländern handelt, die jahrhundertelang in die deutsche Geschichte eingebunden waren.“[26]

Die Arbeiten zur Geschichtsschreibung des Ordenslandes sind ebenfalls neueren Datums. Die Anfänge dafür liegen in den siebziger Jahren und sind auf deutscher Seite eng mit den Namen Udo Arnold und Hartmut Boockmann verbunden.[27] Explizit mit den in dieser Arbeit verwendeten Quellen haben sich in den letzten Jahren lediglich Cord Ulrichs und Marie-Luise Heckmann beschäftigt.[28] Diese Tatsache verwundert um so mehr, als die Analyse mittelalterlicher Lebenswirklichkeiten, wie die eines Krieges, in den letzten Jahren ein Kernthema der historischen Forschung war. Man befindet sich dabei an einem Schnittpunkt der Sozial- und Mentalitätsgeschichte, deren Methoden und Fragestellungen sich im gesamten Bereich der sozialen Beziehungsnetze wiederfinden[29], so auch auf dem Gebiet der Kriegsführung.[30]

1.4. Quellenlage

Wie oben bereits erwähnt sind im Umfeld des Dreizehnjährigen Krieges vier Chroniken entstanden, die sich exklusiv mit der Vorgeschichte und mit dem Krieg selbst befassen. Dabei beruhen die Kriegsberichte auf parallel zu den Ereignissen gemachten Notizen. Die Chroniken gehören somit zur Landes- oder Gegenwartsgeschichtsschreibung, die sich von der vorherigen Ordensgeschichtsschreibung abhebt.[31] Zwei dieser Chroniken entstanden aus landesherrlicher und zwei aus städtischer Perspektive.

Die beiden Berichte seitens des Ordens sind einmal die „Geschichte von wegen eines Bundes“[32], die im Jahr 1440 mit der Gründung des Preußischen Bundes einsetzt und die Ereignisse bis zum Jahre 1462 schildert und zum Zweiten die „Erste Fortsetzung der Älteren Hochmeisterchronik“[33], die sich über den Zeitraum von 1433 bis 1455 erstreckt. Beide Chroniken enden also bereits vor dem Ende des Krieges. Die Verfasser sind in beiden Fällen unbekannt.[34] Es wird davon ausgegangen, dass es sich um Sekretäre oder Geistliche des Deutschen Ordens gehandelt hat. Den Schwerpunkt beider Chroniken bilden die Ereignisse um die Verteidigung der Marienburg im Jahr 1454 sowie die Schlacht bei Konitz im September desselben Jahres. Bei der „Geschichte von wegen eines Bundes“ stehen zudem die Geschehnisse um den Verkauf der Marienburg bis 1457 im Zentrum der Berichte. Die Chroniken zeichnen sich durch eine sehr detaillierte und streng chronologische Schilderung der Ereignisse aus, wodurch die Berichte teilweise zusammenhangslos erscheinen. Diese Fülle an Details dürfte sich daraus erklären, dass den Verfassern nicht nur Augenzeugenberichte oder Bulletins der militärischen an die politische Führung zur Verfügung gestanden haben, sondern dass sie auch von einer großen Anzahl an Protokollen, Relationen und chronikalischen Berichten profitiert haben, die ursprünglich für den im Jahr 1453 am kaiserlichen Hof geführten Prozess gegen den Preußischen Bund hergestellt worden waren.[35] Die einseitige Parteinahme zugunsten des Ordens legt die Vermutung nahe, dass es sich bei diesen Chroniken um Rechtfertigungs- oder Propagandaschriften gehandelt hat. Besonders deutlich tritt dies bei der „Geschichte von wegen eines Bundes“ hervor.[36] Die Zielgruppe der Chroniken waren die geistlichen und weltlichen Fürsten des Reiches sowie die eigenen Ordensmitglieder. Die Berichte sollten den Zweck der Rechtfertigung und Propaganda also sowohl nach Außen als auch nach Innen erfüllen.

Die von Seiten des Preußischen Bundes verfassten Berichte entstanden in Danzig. Sie geben somit vor allem die städtische (Danziger) Sicht wieder. Dabei zeichnen sowohl der Chronist der „Danziger Chronik vom Bunde“[37] als auch Johann Lindau in seiner „Geschichte des Dreizehnjährigen Krieges“[38] die Geschichte des Preußischen Bundes aus der Perspektive der von ihrem Landesherrn missachteten und vernachlässigten Untertanen nach.

Die „Danziger Chronik vom Bunde“ umschließt die Jahre von 1440 bis 1467, dem Todesjahr des Hochmeisters Ludwig von Erlichshausen, während Johann Lindau mit seiner Schilderung bei Kriegsbeginn einsetzt und die Ereignisse bis zum Friedensschluss im Jahr 1466 wiedergibt. Lindaus Chronik beschreibt die Auseinandersetzungen zugleich als Städte-, Stände-, Söldner-, See- und Landkrieg[39], was es dem Leser erschwert, den Gesamtzusammenhang im Auge zu behalten. Dabei geht er nur selten auf die Ereignisse vor dem Krieg ein, während die „Danziger Chronik“ schwerpunktmäßig in dieser Zeitperiode angesiedelt ist und dem Leser ein Bild der Kriegsgründe aus städtischer Sicht gibt. Beide Chroniken zeichnen sich, wie jene des Ordens, durch einen hohen Grad an Selektivität und Parteilichkeit aus.

Als weitere Quellen sollen in dieser Arbeit die Einträge der Lübecker Ratschronik[40] sowie der Reisebericht des Ratssekretärs Johann Bracht aus dem Jahr 1464[41] dienen. Brachts Reisebericht erscheint deshalb so interessant, da er eine Art Reisetagebuch verfasst hat, in dem er unter anderem auf die Folgen des Krieges Bezug nimmt. Die hansischen Quellen berichten aus größerer räumlicher Entfernung von den Ereignissen. Sie weisen einen anderen Blickwinkel als die preußischen Chroniken auf, der allerdings nicht mit dem Prädikat „objektiver“ versehen werden sollte. Das Hauptziel Lübecks war die Wiederherstellung des Friedens, doch nicht aus uneigennützigen Gründen, sondern, um einen ungestörten Handel im Ostseeraum wiederherzustellen.[42]

Ferner werden die von Max Toeppen edierten „Akten der Ständetage Preußens unter der Herrschaft des Deutschen Ordens“[43] sowie die von Erich Weise herausgegebenen „Staatsverträge des Deutschen Ordens in Preußen im 15. Jahrhundert“[44] als Quellen herangezogen, um dem Leser weitere Informationen zu geben und um die Zusammenhänge besser herauszuarbeiten. Im Umfeld des Dreizehnjährigen Krieges ist insgesamt eine gute Quellenlage vorzufinden, weshalb es sich um ein durchaus ergiebiges Forschungsfeld handelt.

2. Der Dreizehnjährige Krieg in Preußen: Vorgeschichte, Verlauf und Folgen

2.1. Die Konfliktlinien zwischen dem Deutschen Orden und den Ständen bis zum Ausbruch des Krieges

Die Entwicklung der Stände im Ordensland Preußen bildete einen Sonderfall in der politischen Entwicklung des späten Mittelalters. Da in Preußen die Landesherrschaft in den Händen der geistlichen Korporation des Deutschen Ordens sowie der vier Bischöfe (von Kulm, Pomesanien, Ermland und Samland) samt deren Domkapiteln lag, formierten sich die Stände aus den führenden Vertretern der auf dem Lande lebenden Ritterschaft sowie der Oberschicht der preußischen Städte unter Ausschluss der Geistlichkeit.[45] In diesem Prozess kam es zwischen dem Deutschen Orden als Landesherrn und den Ständen im 15. Jahrhundert zu tiefgreifenden Konflikten, die sich 1440 in der Gründung des Preußischen Bundes und 1454 in der Aufkündigung des Gehorsams gegenüber dem Orden manifestierten. Dabei deuteten sich die Konflikte bereits vor dem Ersten Thorner Frieden im Jahr 1411 an.[46] Einen ausführlichen Überblick bietet in diesem Zusammenhang die 66 Abschnitte umfassende Schrift mit dem Titel „Orsachen des Bundes“[47], die im Rahmen der rechtlichen Auseinandersetzungen zwischen dem Deutschen Orden und den Ständen am Hof Kaiser Friedrichs III. entstanden ist.[48] Die Aufzählung umfasst neben der Schilderung von Übergriffen einzelner Ordensbeamter sowohl wirtschaftliche als auch politische und rechtliche Gesichtspunkte.

Die wirtschaftlichen Streitpunkte waren besonders für die Städte von herausragender Bedeutung. Sie wandten sich unter der Führung der preußischen Hansestädte[49] gegen die Weigerung der Ordensbeamten (vor allem des Pfundmeisters und der Großschäffer[50]), den von den Städten zur Finanzierung ihrer politischen, diplomatischen und militärischen Maßnahmen eingeführten Waren- und Schiffszoll, das Pfundgeld (Pfundzoll)[51], zu bezahlen. Ferner begehrten die Stände gegen die Missachtung der in Abstimmung mit den Ständen betriebenen Politik der Ausfuhrverbote durch Ordensbeamte[52] und schließlich gegen die überhöhte Erhebung des Mahlpfennigs auf.[53] Diese Konflikte wurden durch die unbefriedigende Finanzsituation des Ordens noch verstärkt[54], in deren Folge der Deutsche Orden sich seit dem 15. Jahrhundert neue Einnahmequellen zu sichern versuchte.[55] Dieser Sachverhalt wurde darüber hinaus durch vier[56], für das Ordensland sehr verlustreiche, Kriege gegen Polen-Litauen verschärft. Landwirtschaft und Handel nahmen großen Schaden, was die Stände erstmals im Krieg von 1422 zu einer eigenständigen Stellungnahme gegenüber ihrem Landesherrn veranlasste.[57] In der Folgezeit, vor allem nach dem Frieden von Brest im Jahr 1435, war die ständische Beteiligung in außenpolitischen Fragen unumkehrbar geworden.[58] Der Orden war in diesem Bereich nun auf Zusammenarbeit mit seinen Ständen angewiesen.[59]

Zu den wirtschaftlichen Aspekten traten die rechtlichen Streitpunkte, die sich aus der Kulmer Handfeste ergaben. Hier waren das Bodenrecht[60] sowie die Fischerei[61] - und Jagdrechte[62] Gegenstand der Kontroverse. Ein weiterer Streitpunkt war der Huldigungseid, den Land und Städte dem neuen Hochmeister schwören sollten. Die Stände wollten nicht dem Orden als Ganzes, sondern nur dem Hochmeister persönlich huldigen, während es das Ziel des Ordens war, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten.[63]

Der Hauptstreitpunkt war die Einrichtung eines obersten Gerichtes. Von den Ständen vehement eingefordert, sollte es als höchstes Entscheidungsorgan beim Streit um Privilegien fungieren. Letztlich war es das Ziel der Stände, auf diesem Weg grundsätzlich an der Herrschaft beteiligt zu werden.[64] Um dieses Gericht durchzusetzen, schlossen sich Landesadel und Städte am 14. März 1440 zum Preußischen Bund zusammen. Der Abfall vom Deutschen Orden war dabei ausdrücklich nicht beabsichtigt.[65]

Die Ordensführung reagierte auf diese Gesamtorganisation der Stände[66] uneinheitlich. Nachdem von Hochmeister Paul von Rusdorf versucht worden war, eine Beruhigung der Vorgänge herbeizuführen, zeigte sich der im Jahr 1441 erwählte Konrad von Erlichshausen im Hinblick auf einzelne ständische Forderungen durchaus kompromissbereit.[67] Auf die Hauptforderung nach einem gemischten Gericht konnte selbst dieser Hochmeister nicht eingehen.

Der Deutsche Orden als Ganzes und nicht die Person des Hochmeisters war in Preußen der Landesherr. Eine geistliche Korporation wie der Deutsche Orden konnte dieser Einschränkung des kirchlichen Rechts nicht zustimmen, ohne innere Zerwürfnisse zu riskieren.[68] Denn innerhalb des Ordens gab es verschiedene Parteiungen. Als Vertreter einer kompromisslosen Politik wurde im Jahr 1450 Ludwig von Erlichshausen neuer Hochmeister. Sein Ziel war es, den Preußischen Bund aufzulösen.[69] Hilfe versprach man sich auf Seiten des Ordens dabei sowohl vom Kaiser als auch vom Papst.[70] Als im Jahr 1452 der Preußische Bund eine Klage gegen den Orden am kaiserlichen Hof einreichte, zahlten sich die guten Verbindungen des Deutschen Ordens zur Umgebung des Kaisers aus. Der Kaiser sprach am 5. Dezember 1453[71] ein Urteil, in welchem er den Bund verurteilte (für illegal erklärte) und zur Auflösung zwang. Diesen Rechtsspruch nahmen die Führer des Preußischen Bundes[72] nicht hin, da er ihrem Ziel der politischen Partizipation zuwiderlief. Am 4. Februar 1454 sagten sie dem Orden ihren Gehorsam auf und erklärten ihm den Krieg. Bereits am 6. März nahm der polnische König Kasimir IV. ihre Unterwerfung entgegen[73], nachdem auch Polen am 22. Februar dem Orden den Krieg erklärt hatte.

Mit diesen Ereignissen endete die politische und rechtliche Konfliktaustragung zwischen den Ständen und ihrem Landesherrn. Die Stände hatten erst allmählich, und im Hinblick auf Westeuropa verspätet, ein Selbstverständnis entwickelt. Zunächst waren es wirtschaftliche, später überwiegend politische Forderungen, die sie gegenüber dem Orden erhoben. Dabei muss betont werden, dass der Entwicklung kein Automatismus zugrunde lag. Möglichkeiten zum Ausgleich waren in den vielen Jahren sehr wohl gegeben.[74] Die auf Konfrontation ausgerichtete Haltung der Mehrheit der Ordensführung ließ nach 1450 andere Lösungsmöglichkeiten aber gar nicht erst aufkommen.

2.2. Der Kriegsverlauf

Das Spätmittelalter war eine Zeit, in der sich ein allmählicher Wandel im Kriegsbild abzeichnete. Kriege gewannen an Ausmaß und Umfang[75], was sich auch am Dreizehnjährigen Krieg feststellen lässt. Sowohl der Preußische Bund und der polnische König auf der einen, als auch der Deutsche Orden auf der anderen Seite, hatten alsbald Söldnertruppen aus dem Reich und Böhmen angeworben. In den ersten Monaten des Jahres 1454 hatte der Orden den überwiegenden Teil seiner Burgen eingebüßt und die Truppen des Preußischen Bundes belagerten zudem die Marienburg und die Burg Stuhm. Doch lediglich Stuhm konnte erobert werden[76], die Belagerung der Marienburg zog sich über ein halbes Jahr hin, ohne dass es den Belagerern gelang, Stadt und Burg einzunehmen. Die Entscheidung zugunsten des Ordens fiel nach der Schlacht bei Konitz am 18. September 1454, in der eine Hilfsarmee, bestehend aus deutschen und böhmischen Söldnern, ein Heer des polnischen Königs besiegen konnte. Im Anschluss an diese Schlacht rückten die Truppen des Bundes von der Marienburg ab. Dem Orden gelang es in der Folgezeit, wichtige Ordensburgen wieder zurück zu erobern.[77] Als bedeutendestes Problem für den Orden gestaltete sich in den folgenden Monaten die Bezahlung seiner Söldner.[78] So verpfändete der Landesherr bereits am 9. Oktober 1454 seine Ländereien einschließlich der hochmeisterlichen Residenz[79], zum einen um sich einen zeitlichen Aufschub zu sichern und zum anderen, um die unzufriedenen Söldner zu beruhigen. Die ausgehandelten Fristen zur Einlösung der Soldforderungen konnte der Orden nicht einhalten. Es folgten lange Verhandlungen der Ordensführung mit den Hauptleuten der Söldner, die überdies Kontakt zum polnischen König und zu den Führern des Preußischen Bundes aufgenommen hatten. Begleitet wurden diese Verhandlungen von Plünderungen des Umlandes und der allmählichen Besetzung der Marienburg durch die Söldner.[80] Nachdem sich ein Teil der Söldner nach Teilzahlungen des Komturs[81] von Elbing, Heinrich Reuß von Plauen, zum Einlenken hatte bewegen lassen, kam es dennoch am 16. August 1456 zu einem Kaufvertrag der übrigen Söldnerführer mit den Feinden des Ordens.[82] Für die Summe von 190000 ungarischen Gulden verkauften sie die Marienburg, Dirschau und Deutsch Eylau an Polen.[83] Die Übergabe der Marienburg fand aber erst im Juni des Jahres 1457 statt, nachdem es dem polnischen König und den wohlhabenden Hansestädten innerhalb des Preußischen Bundes schwer gefallen war, die finanziellen Forderungen der Söldner zu erfüllen.[84]

Im Allgemeinen konnte der Orden den Krieg in der Phase bis 1461 ausgeglichen gestalten. Politisch wurde seine Position durch den päpstlichen[85] Bannspruch (24. September 1454) und die Verhängung der Reichsacht durch Kaiser Friedrich III. (24. März 1455) aufgewertet.[86] Auf militärischem Gebiet versprach die dänische Kriegserklärung an Polen (Sommer 1455) Entlastung, eine Hoffnung, die sich durch die geringe Aktivität des dänischen Königs allerdings nicht erfüllte. Den Flotten der preußischen Hansestädte kam in diesem Zusammenhang die Bemühung Lübecks zu Gute, dem es in den Jahren 1458 und 1459 gelungen war, Waffenstillstände mit dem dänischen König zu vermitteln, so dass Dänemark faktisch aus dem Kriegsgeschehen ausschied.[87] Der Orden konnte indes den Verlust der Marienburg teilweise verwinden, als seine Söldner im Oktober 1457 die Stadt Marienburg wieder besetzten und Kulm eroberten. Ferner gelang es dem Orden in den nächsten Jahren, seine Herrschaft im östlichen Teil des Landes zu festigen.[88]

Nach diesen Teilerfolgen verschlechterte sich im Jahr 1462 die militärische Situation des Ordens. Denn in der zweiten großen Schlacht bei Schwetzin, in der Nähe des Klosters Zarnowitz, mussten die Truppen des Ordens eine schwere Niederlage hinnehmen. Dieser Niederlage zu Land schloss sich eine der Ordensflotte gegen Danziger Schiffe im Frischen Haff ein Jahr später an. Der unbefriedigende militärische Verlauf und die andauernden finanziellen Schwierigkeiten zwangen den Orden, gegenüber Friedensbemühungen aufgeschlossen zu sein. Päpstliche[89] Bemühungen im Jahr 1463 und auch die, auf Initiative der Hansestadt Lübeck zustande gekommenen, Verhandlungen in Thorn im Jahr 1464 führten noch zu keinem Ergebnis. Die Kriegslage für den Orden verschlechterte sich danach zunehmend. Erst als sich auf Vermittlung des päpstlichen Legaten Rudolf von Rüdesheim beide Seiten, infolge der wachsenden Kriegsmüdigkeit, einem Friedensschluss nicht verwehrten, gelang es, am 19. Oktober 1466, den Zweiten Thorner Frieden zu schließen.[90] Mit diesem Vertragsabschluss erkannte der Orden seine militärische Niederlage an.

Der Krieg hatte beiden Seiten große Anstrengungen abverlangt und schließlich zu immensen Verlusten geführt. Diese Schäden blieben jedoch nicht auf militärische Personen und Objekte beschränkt. Die Zahl der zivilen Opfer und die Schäden an der Infrastruktur des Landes waren enorm.[91] Das ehemalige Ordensland brauchte lange, um sich von diesen Verlusten wieder zu erholen. Dabei zeigte es sich, dass nicht nur das Schlachtenglück zum Ausgang dieses Krieges beigetragen hatte. Mindestens ebenso wichtig waren die finanziellen Möglichkeiten zur Entlohnung der Söldner. Insbesondere die Städte erwiesen sich dem Orden gegenüber auf diesem Feld als überlegen.

2.3. Der Zweite Thorner Frieden und seine Wirkungen

Die territorialen Bestimmungen des Friedensvertrages vom 19. Oktober des Jahres 1466 bewirkten die Teilung des Ordenslandes. Pommerellen mit der Weichselmündung, das Kulmerland sowie die Weichselniederung mit dem Werder, inklusive dessen Zentren Marienburg und Elbing, wurden unmittelbar der polnischen Krone unterstellt.[92] Dem Orden verblieb im wesentlichen der Landstrich, der in späteren Zeiten den Namen Ostpreußen tragen sollte. Der Sitz des Hochmeisters war nun Königsberg. Dieses Gebiet war wirtschaftlich gesehenen weniger entwickelt als der Westen des alten Ordenslandes.[93] Zudem war die Besiedelungsdichte geringer. Dafür erhielt der Orden jenen Landesteil, dessen Bevölkerung von Beginn des Krieges an auf seiner Seite gestanden hatte oder bald nach Kriegsbeginn zu ihm zurückgekehrt war.[94]

In politischer Hinsicht brachten die Regelungen des Friedensvertrages gravierende Veränderungen mit sich, denn nicht nur der westliche Landesteil, sondern ganz Preußen wurde der polnischen Krone inkorporiert.[95] Der Hochmeister wurde Fürst und ständiger Reichsrat Polens. Er musste Kriegsfolge leisten und als Reichsrat auf den Friedensvertrag einen Eid leisten. Jene Verbindung, die das Ordensland seit der Goldbulle von Rimini mit der „monarchia imperii“ verbunden hatte, wurde durch diesen Vertrag aufgelöst.[96] Neben dem Papst trat nun an die Stelle des Kaisers der König von Polen, das bedeutete, der Hochmeister erkannte den polnischen König als seinen Oberen an. Ferner hieß es in dem Vertrag, dass der Orden bis zur Hälfte seiner Mitgliederzahl Polen aufnehmen sollte, denen der Aufstieg in der Ordenshierarchie gewährleistet sein sollte.[97] Diesem Passus ist der Orden jedoch nie nachgekommen.[98]

Dieser Friedensvertrag bestimmte bis 1525[99] das gesamte politische Leben des Deutschen Ordens in Preußen, obwohl ihm die Ordensmeister in Livland und im Reich ihre Zustimmung versagten, ebenso wie Kaiser und Papst. Der Hochmeister hatte seinen politischen Einfluss eingebüßt, und die Grundlage seiner vormaligen Macht, der wirtschaftliche Reichtum Preußens, ging nun an den König von Polen über. Die wichtigen Hansestädte Danzig, Thorn, Kulm und Elbing waren der hochmeisterlichen Einflussnahme endgültig entzogen. Insofern gestaltete sich die wirtschaftliche und politische Zukunft für den Orden recht unbefriedigend. Der weitere Niedergang der Ordensherrschaft war in den folgenden Jahren zu beobachten, auch wenn der Orden das Ziel, den Vertrag zu revidieren, nicht aus den Augen verlor.[100]

[...]


[1] Eichendorff, Joseph von, Die Wiederherstellung des Schlosses der Deutschen Ordensritter zu Marienburg, in: Ders.: Werke V, Winkler Verlag, München 1988, S. 259-391, hier S. 296-298.

[2] Vgl. ebda., S. 298.

[3] Siehe allgemein zum Ordensbild bei Eichendorff: Riemen, Alfred: Der Deutsche Orden in Eichendorffs Sicht. In: Arnold, Udo: Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens. Bd. 2, (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, Bd. 49), Marburg 1993, S. 151-182.

[4] Siehe Voigt, Johannes: Geschichte Preußens, von den ältesten Zeiten bis zum Untergange der Herrschaft des Deutschen Ordens. Bd. 8, (Die Zeit vom Hochmeister Konrad von Erlichshausen 1441 bis zum Tode des Hochmeisters Ludwig von Erlichshausen 1467), Neudr. d. Aufl. Königberg 1838, Hildesheim 1968.

[5] Vgl. ebda., S. 532f.

[6] Vgl. ebda., S. 705f.

[7] Siehe Treitschke, Heinrich von: Das deutsche Ordensland Preußen. Leipzig 1915.

[8] Siehe Wippermann, Wolfgang: Der Ordensstaat als Ideologie. Das Bild des Deutschen Ordens in der Geschichtsschreibung und Publizistik, Berlin 1979, S. 120.

[9] Vgl. ebda., S. 155 und vgl. Boockmann, Hartmut: Der Deutsche Orden. Zwölf Kapitel aus seiner Geschichte, München 1981 (1999), S. 242f.

[10] Treitschke (wie Anm. 7), S. 79.

[11] Ebda., S. 80.

[12] Siehe Ranke, Leopold von: Preussische Geschichte. Hrsg. von Prof. Dr. W. Andreas, Essen [o.J.].

[13] Siehe Lamprecht, Karl: Deutsche Geschichte. Bd. 4, 2. Aufl., Berlin 1896.

[14] Siehe z.B. Aristoteles: Kleine naturwissenschaftliche Schriften (Parva Naturalia). (Übersetzt und mit einer Einleitung und erklärenden Anmerkung versehen von Eugen Rolfes), Leipzig 1924 - und siehe zu Platon seine Ausführungen im Timaios sowie in der Politeia (insbesondere in den drei Gleichnissen).

[15] Siehe Fried, Johannes: Der Schleier der Erinnerung. Grundzüge einer historischen Memorik, München 2004, S. 16f.

[16] Vgl. ebda., S. 16.

[17] Siehe Treitschke (wie Anm. 7), S. 76.

[18] Siehe Weise, Erich: Das Widerstandsrecht im Ordenslande Preußen und das mittelalterliche Europa. Göttingen 1955, S. 190.

[19] Siehe Rautenberg, Wilhelm: Böhmische Söldner im Ordenslande Preußen. Ein Beitrag zur Söldnergeschichte des 15. Jahrhunderts, vornehmlich des 13jährigen Städtekrieges 1454-1466, 2 Bde., Hamburg 1953; und vgl. Ders.: Der Verkauf der Marienburg 1454-1457. In: Bahr, Ernst (Hrsg.): Studien zur Geschichte des Preußenlandes. Festschrift für Erich Keyser zu seinem 70. Geburtstag dargebracht von Freunden und Schülern, Marburg 1963, S. 119-150.

[20] Siehe Boockmann, Hartmut: Zu den politischen Zielen des Deutschen Ordens in seiner Auseinandersetzung mit den preußischen Ständen. In: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands (im folgenden: JbGMO), Bd. 15, 1966, S. 57-104.

[21] Siehe Sarnowsky, Jürgen: Die ständische Kritik am Deutschen Orden in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. In: Jähnig, Bernhart; Michels, Georg (Hrsg.): Das Preußenland als Forschungsaufgabe. Eine europäische Region in ihren geschichtlichen Bezügen, (Festschrift für Udo Arnold zum 60. Geburtstag gewidmet von den Mitgliedern der historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung), Lüneburg 2000, S. 403-422; und vgl.: Neitmann, Klaus: Die preußischen Stände und die Außenpolitik des Deutschen Ordens vom 1. Thorner Frieden bis zum Abfall des Preußischen Bundes (1411-1454). In: Arnold, Udo (Hrsg.): Ordensherrschaft, Stände und Stadtpolitik. Zur Entwicklung des Preußenlandes im 14. und 15. Jahrhundert, Lüneburg 1985, S. 27-80.

[22] Sogar im deutschsprachigen Standardwerk zur Geschichte des Deutschen Ordens von Hartmut Boockmann, (siehe Anm. 9) ist der Dreizehnjährige Krieg nur sehr kurz thematisiert worden.

[23] Siehe Biskup, Marian; Labuda, Gerard: Die Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen. Wirtschaft – Gesellschaft – Staat – Ideologie, Osnabrück 2000.

[24] So zum Beispiel die Schilderung des Thorner Vertrages von 1466, in welcher der Orden in seiner Eigenschaft als Landesherr über das östliche Preußen „als mögliche Quelle weiterer Unruhen und Auseinandersetzungen an der Ostsee“ angesehen wird; siehe Biskup, Geschichte des Deutschen Ordens (wie Anm. 23), S. 448. Einen guten Überblick über die Arbeit der polnischen Historiker bis Anfang der achtziger Jahre bietet dagegen Biskups Aufsatz: Biskup, Marian: Die Erforschung des Deutschordensstaates Preußen. Forschungsstand – Aufgaben – Ziele, in: Arnold, Udo; Biskup, Marian (Hrsg.): Der Deutschordensstaat Preußen in der polnischen Geschichtsschreibung. (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, Bd. 30), Marburg 1982, S. 1-35.

[25] Das negative Bild des Deutschen Ordens ist somit bei den jüngeren polnischen Historikern nicht mehr verankert. Vgl. Serczyk, Jerzy: Die Wandlungen des Bildes vom Deutschen Orden als politischer, ideologischer und gesellschaftlicher Faktor im polnischen Identitätsbewusstsein des 19. und 20. Jahrhunderts. In. Nowak, Zenon Hubert; Czaja, Roman (Hrsg.): Vergangenheit und Gegenwart der Ritterorden. Die Rezeption der Idee und die Wirklichkeit, Torún 2001, S. 55-64, hier S. 63.

[26] Siehe Boockmann, Hartmut: Ostpreußen und Westpreußen, (Deutsche Geschichte im Osten Europas), Berlin 1992, S. 74.

[27] Siehe Arnold, Udo: Geschichtsschreibung im Preußenland bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts. In: JbGMO 19, 1970, S. 74-126; sowie: Boockmann, Hartmut: Die Geschichtsschreibung des Deutschen Ordens. Gattungsfragen und Gebrauchssituationen, in: Patze, Hans (Hrsg.): Geschichtsschreibung und Geschichtsbewusstsein im Spätmittelalter. Sigmaringen 1987, S. 447-470.

[28] Ulrichs, Cord: Der Dreizehnjährige Krieg zwischen dem Deutschen Orden und dem preußischen Städtebund im Spiegel der „Geschichte von wegen eines Bundes“ und anderer Chroniken. In: Heiduk, Christoph; Höfert, Altmut; Ulrichs, Cord (Hrsg.): Krieg und Verbrechen nach mittelalterlichen Chroniken. (Kollektive Einstellungen und sozialer Wandel im Mittelalter, NF, Bd. 4), Köln [u.a.] 1997, S. 185-241; Heckmann, Marie-Luise: Krieg und historische Erinnerung im landesherrlichen und im städtischen Milieu des Hanseraums. In: Czaja, Roman: Das Bild und die Wahrnehmung der Stadt und der städtischen Gesellschaft im Hanseraum im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Torùn 2004, S. 115-162.

[29] Siehe Simon-Muscheid, Katharina: Die Dinge im Schnittpunkt sozialer Beziehungsnetze. Reden und Objekte im Alltag, (Oberrhein, 14. bis 16. Jahrhundert), Göttingen 2004, S. 27f.

[30] Siehe z.B. Hruschka, Constantin: Kriegsführung und Geschichtsschreibung im Spätmittelalter. Eine Untersuchung zur Chronistik der Konzilszeit (Kollektive Einstellungen und sozialer Wandel im Mittelalter, NF, Bd. 5), Köln [u.a.] 2001.

[31] Siehe Arnold, Geschichtsschreibung (wie Anm. 25), S. 86; und vgl. Heckmann (wie Anm. 26), S. 142. Chroniken gehören zu den Traditionsquellen. Ihr Vorteil ist, dass durch sie das Wesentliche des historischen Geschehens überliefert werden soll. So können Abläufe und Kausalitäten erkannt werden. Der Nachteil ist allerdings, dass der Bericht subjektiv, das heißt nach Maßgabe einer bestimmten Fragestellung, beeinflusst wird, weil der Berichterstatter eine Auswahl aus allen ihm bekannten Ereignissen trifft und nur das tradiert, was ihm wichtig, interessant oder auch wünschenswert erscheint. So entsteht eine Wertung, da der Erzähler bewusst oder unbewusst Partei nimmt und seine Nachrichten durch verschiedene Stilmittel (nicht nur ausdrückliches Lob/Tadel-Muster, sondern auch Verwendung von direkter Rede, Zitaten aus der Bibel und antiker Autoren, diskretem Verschweigen oder Nichtbetonen) anreichert. Vgl. von Brandt, Ahasver: Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die historischen Hilfswissenschaften, 14. Aufl., Stuttgart [u.a.] 1996, S. 61-64.

[32] Geschichte von wegen eines Bundes. In: Hirsch, Theodor; Toeppen, Max; Strehlke, Ernst (Hrsg.): Scriptores Rerum Prussicarum (im folgenden: SRP): Die Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft. Bd. 4, Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1870, Frankfurt a. M. 1965, S. 75-211 (im folgenden: Geschichte).

[33] Erste Fortsetzung der Älteren Hochmeisterchronik. In: Hirsch, Theodor; Toeppen, Max; Strehlke, Ernst (Hrsg.): SRP. Bd. 3, Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1866, Frankfurt a. M. 1965, S. 637-700 (im folgenden: ÄHMChr).

[34] Im Falle der Ersten Fortsetzung der Älteren Hochmeisterchronik wurde zeitweise angenommen, dass es sich bei dem Autor um den Vogt von Leipe, Georg von Egloffstein, gehandelt habe. Dieser figuriert nun als Verfasser im Verfasserlexikon des Mittelalters; siehe Arnold, Udo: Georg von Egloffstein. In: Ruh, Kurt [u.a.] (Hrsg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 2, Berlin, New York 1980, S. 1198f; diese Meinung haben sowohl Hartmut Boockmann als auch Jaroslaw Wenta verworfen; siehe Boockmann, Geschichtsschreibung (wie Anm. 27), S. 464; und vgl. Wenta, Jaroslaw: Studien über die Ordensgeschichtsschreibung am Beispiel Preußens. Torùn 2000, S. 252.

[35] Siehe Boockmann, Geschichtsschreibung (wie Anm. 27), S. 463.

[36] Siehe Ulrichs (wie Anm. 26), S. 236f; und vgl. Wippermann (wie Anm. 8), S. 63.

[37] Danziger Chronik vom Bunde. In: Hirsch, Theodor; Toeppen, Max; Strehlke, Ernst (Hrsg.): SRP. Bd. 4, Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1870, Frankfurt a. M. 1965, S. 409-448 (im folgenden: DzChrB); als Verfasser wird ein Peter Brambeck angenommen, ein Bruder des Danziger Ratsherrn Otto Brambeck. Siehe Arnold Udo: Brambeck, Peter. In: Ruh, Kurt [u.a.] (Hrsg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 1, Berlin, New York 1978, S. 984; allerdings wird diese Auffassung angezweifelt; siehe Engels, Odilo: Zur Historiographie des Deutschen Ordens im Mittelalter. In: Archiv für Kulturgeschichte, Bd. 48, 1966, S. 336-363, hier S. 352.

[38] Lindau, Johann: Geschichte des Dreizehnjährigen Krieges. In: Hirsch, Theodor, Toeppen, Max; Strehlke, Ernst (Hrsg.): SRP. Bd. 4, Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1870, Frankfurt a. M. 1965, S. 502-637.

[39] Siehe Heckmann (wie Anm. 26), S. 146.

[40] Lübecker Ratschronik von 1438-1482. (Dritte Fortsetzung der Detmar Chronik zweiter Teil), hrsg. von Friedrich Bruns, in: Die Chroniken der niedersächsischen Städte, Bd. 4 u. Bd. 5, 1. Teil, (ChrDST Bd. 30 u. 31), Neudr. d. Ausg. Leipzig 1910-1911, 2. Aufl., Stuttgart 1968; als Verfasser der betreffenden Jahre gilt der Ratsmann Johann Hertze, der von 1436 bis 1454 Stadtschreiber war und danach bis 1476 Ämter im Rat der Stadt inne hatte. Vgl. zu seinem Leben: Bruns, Friedrich: Die Lübecker Stadtschreiber von 1350-1500. In: Hansische Geschichtsblätter (im folgenden: HGBll) 11, 1903 (1904), S. 45-102, hier S. 58-63.

[41] Hanserezesse, 2. Abteilung: Die Rezesse und andere Akten der Hansetage, von 1431-1476, bearb. von Goswin Frhr. von der Ropp, Bd. 5, Leipzig 1888, Nr. 443, S. 297-369 (im folgenden: HR). Johann Bracht nahm im Jahr 1451 die Stelle eines Stadtschreibers ein, die er bis 1487 ausübte. Vgl. Bruns (wie Anm. 40), S. 63f.

[42] Siehe Heckmann (wie Anm. 26), S. 147.

[43] Toeppen, Max (Hrsg.): Die Akten der Ständetage Preußens unter der Herrschaft des Deutschen Ordens. Bd. 2-5, Neudr. d. Ausg. Leipzig 1880-1892, Aalen 1974 (im folgenden: ASP).

[44] Weise, Erich (Hrsg.): Die Staatsverträge des Deutschen Ordens in Preußen im 15. Jahrhundert. Bd. 2, (1438-1467), Marburg 1955.

[45] Siehe Sarnowsky, Ständische Kritik (wie Anm. 21), S. 403; und vgl. Boockmann, Hartmut, Deutscher Orden (wie Anm. 9), S. 181-220.

[46] Siehe Sarnowsky, Ständische Kritik (wie Anm. 21), S. 407.

[47] Siehe ASP 4 (wie Anm. 43), Nr. 17, S. 21-33.

[48] Zur Überlieferung siehe Weise, Staatsverträge (wie Anm. 44), Nr. 313, S. 162.

[49] Die preußischen Hansestädte waren Thorn, Kulm, Elbing, Danzig, Braunsberg und Königsberg. Siehe dazu Sarnowsky, Jürgen: Die preußischen Städte in der Hanse. In: HGBll 112, 1994, S. 97-124.

[50] Der Großschäffer war im 14. und 15. Jahrhundert ein wichtiger Ordensritter im Ordensland Preußen, da er im Auftrag des Ordens Handel und Reederei betrieb. Es gab zwei Großschäffer, in Königsberg und Marienburg, die mit ihren Unterbeamten, den Schäffern, nahezu den ganzen Handel monopolisierten. Siehe Haberkern, Eugen; Wallach, Joseph Friedrich: Hilfswörterbuch für Historiker. Mittelalter und Neuzeit. Bd. 1, 8. Aufl., Tübingen, Basel 1995, S. 260.

[51] Es handelt sich beim Pfundzoll um eine Abgabe, die von jeder ein- und ausgehenden Schiffsladung nach Gewicht erhoben wurde. Siehe Leinz, Josef: Die Ursachen des Abfalls Danzigs vom Deutschen Orden unter besonderer Berücksichtigung der nationalen Frage. In: JbGMO 13/14, 1965, S. 1-59, hier S. 15.

[52] Es handelte sich dabei insbesondere um Ausnahmen für Getreide. Siehe Sarnowsky, Ständische Kritik (wie Anm. 21), S. 408.

[53] Am Beispiel Danzigs siehe Leinz (wie Anm. 51), S. 2; und vgl. zum Mühlenregal Kisch, Guido: Studien zur Rechts- und Sozialgeschichte des Deutschordenslandes. (Forschungen und Quellen zur Rechts- und Sozialgeschichte des Deutschordenslandes, Bd. 1), Sigmaringen 1973, S. 111-116; sowie Sarnowsky, Ständische Kritik (wie Anm. 21), S. 412.

[54] Siehe dazu Sarnowsky, Jürgen: Die Wirtschaftsführung des Deutschen Ordens in Preußen (1382-1454). Köln 1993, S. 454-457.

[55] Seit 1409 war es, von wenigen zeitlichen Ausnahmen abgesehen, der Orden, der über den Pfundzoll allein verfügte. Siehe Leinz (wie Anm. 51), S. 16; und vgl. Sarnowsky, Wirtschaftsführung (wie Anm. 54), S. 214.

[56] Kriegerische Auseinandersetzungen gab es in den Jahren 1409-1411 (mit der großen Niederlage des Ordens in der Schlacht von Tannenberg im Jahr 1410), 1414, 1422 und von 1431-1435. Die Kosten dieser Kriege lassen sich nachlesen bei: Sarnowsky, Wirtschaftsführung (wie Anm. 54), S. 392-413; und vgl. Ekdahl, Sven: Das Soldbuch des Deutschen Ordens 1410/11. Die Abrechnungen für die Soldtruppen, Teil 1, Köln, Wien 1988.

[57] Siehe Neitmann, Klaus: Die Außenpolitik des Deutschen Ordens zwischen preußischen Ständen und Polen-Litauen. In: Westpreußen-Jahrbuch 42, 1992, S. 49-64, hier S. 58f.

[58] In diesem Friedensvertrag sicherte der Orden zu, den vom polnischen König jeweils eingesetzten litauischen Großfürsten anzuerkennen. Innerlitauische Gegensätze sollte der Orden somit nicht mehr ausnutzen. Falls der Orden beabsichtigte, den Frieden zu brechen, wurden die Stände gemäß des Vertrages ihrer Gehorsamspflicht gegenüber ihrem Landesherrn entbunden. Die Stände garantierten somit die Einhaltung dieses Friedensvertrages. Siehe Neitmann, Die Außenpolitik des Deutschen Ordens (wie Anm. 57), S. 60f; und vgl. Nowak, Zenon Hubert: Waffenstillstände und Friedensverträge zwischen Polen und dem Deutschen Orden. In: Fried, Johannes (Hrsg.): Träger und Instrumentarien des Friedens im hohen und späten Mittelalter. Sigmaringen 1996, S. 391-404, hier S. 396.

[59] Siehe Neitmann, Die Außenpolitik des Deutschen Ordens (wie Anm. 57), S. 61; und vgl. Ders.: Die preußischen Stände und die Außenpolitik des Deutschen Ordens vom 1. Thorner Frieden bis zum Abfall des Preußischen Bundes (1411-1454). In: Arnold, Udo (Hrsg.): Ordensherrschaft, Stände und Stadtpolitik. Zur Entwicklung des Preußenlandes im 14. und 15. Jahrhundert, Lüneburg 1985, S. 27-80, hier S. 66f.

[60] So versuchte der Orden Dienstgüter nicht mehr nach Kulmischem Recht, sondern nach Magdeburgischem Recht zu vergeben. Der Unterschied lag vornehmlich in der Erbfolge. Im Gegensatz zum Kulmischen Recht, sind beim Magdeburgischen Recht nur die männlichen Nachkommen und Seitenverwandten erbberechtigt. Dies hatte eine höhere Wahrscheinlichkeit des Heimfalls der Güter an den Orden zur Folge. Siehe Boockmann, Politische Ziele (wie Anm. 20), S. 66.

[61] Hier klagte der Orden gegen eine zu exzessive Fischerei durch den Landesadel, welcher die Grenze des Mitfischrechts überschritten hätte. Siehe Boockmann, Politische Ziele (wie Anm. 20), S. 76f.

[62] Das Recht zur Jagd ist generell laut der Kulmer Handfeste dem Landesherrn vorbehalten. Siehe Boockmann, Politische Ziele (wie Anm. 20), S. 81.

[63] Vgl. ebda., S. 82f.; und siehe die Huldigungsverhandlungen im Jahre 1450 nach der Wahl Ludwig von Erlichshausens: ASP 3 (wie Anm. 43), Nr. 68 u. 69, S. 152-154 u. 174-177.

[64] Siehe Boockmann, Deutscher Orden (wie Anm. 9), S. 205.

[65] Siehe ASP 2 (wie Anm. 43), Nr. 108, S. 171-176.

[66] Siehe Biskup, Marian: Der preußische Bund 1440-1454. Genesis, Struktur, Tätigkeit und Bedeutung in der Geschichte Preußens und Polens, in: Fritze, Konrad [u.a.] (Hrsg.): Hansische Studien III. Bürgertum – Handelskapital – Städtebünde, Weimar 1975, S. 210-229, hier S. 218.

[67] Siehe Murawski, Klaus Eberhard: Konrad von Erlichshausen (Ellrichshausen). (12.IV.1441-7.XI.1449), in: Arnold, Udo (Hrsg.): Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190-1994. (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, Bd. 40), Marburg 1998, S. 128-130, hier S. 129.

[68] Siehe Boockmann, Deutscher Orden (wie Anm. 9), S. 206; und vgl. Sarnowsky, Ständische Kritik (wie Anm. 21), S. 419.

[69] Siehe Jähnig, Bernhart: Ludwig von Erlichshausen (Ellrichshausen). (21.III.1450-4-IV.1467), in: Arnold, Udo (Hrsg.): Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190-1994. (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, Bd. 40), Marburg 1998, S. 131-138, hier S. 132.

[70] So erklärte der Papst, nachdem er im Jahr 1450 einen Legaten nach Preußen geschickt hatte, den Preußischen Bund für nichtig, da der Bund gegen die Privilegien und Rechte des Deutschen Ordens verstoße. Im Falle der Nichtauflösung drohte Papst Nikolaus V. die Exkommunikation an. Siehe Weise, Staatsverträge (wie Anm. 44), Nr. 273, S. 97; vgl. zur Entsendung und Mission des Legaten auf Initiative des Ordens: Lüdicke, Edith: Der Rechtskampf des deutschen Ordens gegen den Bund der preußischen Stände 1440-53. In: Altpreußische Forschungen 12, 1935, S. 1-43 u. S. 173-217, hier S. 28 u. S. 176f.

[71] Ursprünglich sollte die Entscheidung im Juni desselben Jahres fallen. Doch ein Überfall auf die Gesandtschaft des Bundes, in Mähren ausgeführt, führte zu weiteren Verzögerungen. Siehe Biskup, Geschichte des Deutschen Ordens (wie Anm. 23), S. 432.

[72] Die herausragende Persönlichkeit auf Seiten des Preußischen Bundes war Hans von Baysen, der vom polnischen König am 9. März 1454 zum Statthalter (Gubernator) in Preußen ernannt wurde. Siehe zur Person: Grieser, Rudolf: Hans von Baysen. Ein Staatsmann aus der Zeit des Niederganges der Ordensherrschaft in Preußen, Leipzig 1936.

[73] Siehe Weise, Staatsverträge (wie Anm. 44), Nr. 292, S. 126-133.

[74] Siehe Sarnowsky, Ständische Kritik (wie Anm. 21), S. 422.

[75] Siehe Auer, Leopold: Formen des Krieges im abendländischen Mittelalter. In: Rauchensteiner, Manfried; Schmidl, Erwin A. (Hrsg.): Formen des Krieges. Vom Mittelalter zum „Low-Intensity-Conflict“ (Forschungen zur Militärgeschichte 1), Graz [u.a.] 1991, S. 17-44, hier S. 33.

[76] Siehe Weise, Staatsverträge (wie Anm. 44), Nr. 306, S. 152f.

[77] Siehe Biskup, Geschichte des Deutschen Ordens (wie Anm. 23), S. 442.

[78] Kriege im Spätmittelalter waren gewöhnlich Söldnerkriege. Seit dem 13. Jahrhundert nehmen Söldnertruppen überdies europaweit zu. Siehe Auer, Leopold, Formen des Krieges (wie Anm. 75), S. 34.

[79] Siehe Rautenberg, Verkauf der Marienburg (wie Anm. 19), S. 120; und vgl. Weise, Staatsverträge (wie Anm. 44), Nr. 307 u. 308, S. 154-156 u. S. 156-158. Die Besiegelung wurde dem Hochmeister zum Verhängnis, weil sie die formaljuristische Grundlage (Vorrausetzung) für den Verkauf der Marienburg und der anderen Burgen und Städte schuf. Siehe Rautenberg, Böhmische Söldner (wie Anm. 19), Bd. 1, S. 98.

[80] Siehe Rautenberg, Verkauf der Marienburg (wie Anm. 19), S. 123-128. Doch waren es nicht nur Plünderungen, welche die Menschen über sich ergehen lassen mussten. Schlimmer als diese wogen zusätzlich das Erbrechen von Wohnungen, das Prügeln und Einsperren der Hausinsassen sowie Brandstiftung. Schlimmstenfalls wurden die Bewohner, vor allem wenn sie sich wehrten, tot geschlagen. Siehe Rautenberg, Böhmische Söldner (wie Anm. 19), Bd. 1, S. 101.

[81] Das Ordensland war in kleine regionale Verwaltungseinheiten aufgegliedert, die Komtureien, die unter der Aufsicht eines Komturs standen. Diese Personen hatten ihr Amt nur auf Zeit inne, sie mussten jährlich Rechenschaft über ihre Amtsführung ablegen. Siehe Haberkern (wie Anm. 50), Bd. 1, S. 347.

[82] Siehe Weise, Staatsverträge (wie Anm. 44), Nr. 343, S. 194-204.; siehe allgemein zur Problematik um den Verkauf der Ordensburgen die Quellenzusammenstellung von Hellmann, Manfred: Beiträge zur Geschichte des Dreizehnjährigen Krieges im Ordenslande Preußen. In: JbGMO 8, 1959, S. 1-49.

[83] Siehe Biskup, Geschichte des Deutschen Ordens (wie Anm. 23), S. 443.

[84] Siehe Rautenberg, Verkauf der Marienburg (wie Anm. 19), S. 138-142.

[85] Papst Nikolaus V. war in der Zwischenzeit verstorben, der neue Papst hieß Calixt III.

[86] Siehe Biskup, Geschichte des Deutschen Ordens (wie Anm. 23), S. 442; und vgl. Weise, Staatsverträge (wie Anm. 44), Nr. 330 u. 314, S. 177-181 u. S. 162f.

[87] Lübeck wahrte in diesem Krieg eine strikte Neutralität, obwohl es sich „gefühlsmäßig“ auf die Seite der preußischen Hansestädte stellte. Siehe Graßmann, Antjekathrin: Lübeck und der deutsche Osten im Spätmittelalter. In: Angermann, Norbert (Hrsg.): Die Hanse und der Deutsche Osten. Lüneburg 1990, S. 23-39, hier S. 31.

[88] Siehe Biskup, Geschichte des Deutschen Ordens (wie Anm. 23), S. 444.

[89] Seit 1458 war Pius II. der neue Papst.

[90] Siehe Biskup, Geschichte des Deutschen Ordens (wie Anm. 23), S. 446f.

[91] Siehe Voigt (wie Anm. 4), S. 705f.

[92] Siehe Biskup, Geschichte des Deutschen Ordens (wie Anm. 23), S. 447; und vgl. Weise, Staatsverträge (wie Anm. 44), Nr. 403, S. 267-272.

[93] Siehe Moraw, Peter: Von offener Verfassung zu gestalteter Verdichtung. Das Reich im späten Mittelalter 1250 bis 1490, Berlin 1985, S. 361.

[94] Siehe Dralle, Lothar: Der Staat des Deutschen Ordens in Preussen nach dem II. Thorner Frieden. Untersuchungen zur ökonomischen und ständepolitischen Geschichte Altpreußens zwischen 1466 und 1497, Wiesbaden 1975, S. 9.

[95] Siehe Weise, Staatsverträge (wie Anm. 44), Nr. 403, S. 275.

[96] Die Goldbulle von Rimini wurde von Kaiser Friedrich II. im Jahr 1226 ausgestellt und mit ihr wurde die Arrondierung des Ordensstaates ermöglicht. Sie etablierte den künftigen Ordensstaat gegenüber dem Reich. Siehe dazu Boockmann, Deutscher Orden (wie Anm. 9), S. 80-86.

[97] Siehe Weise, Staatsverträge (wie Anm. 44), Nr. 403, S. 279.

[98] Siehe Weise, Widerstandsrecht (wie Anm. 18), S. 273.

[99] Im Jahr 1525 wurde der Reststaat vom Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach in ein weltliches Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit überführt. Siehe dazu Moraw (wie Anm. 93), S. 361.

[100] Siehe Dralle (wie Anm. 94), S. 10.

Ende der Leseprobe aus 89 Seiten

Details

Titel
Der Dreizehnjährige Krieg in Preußen - Wahrnehmungen und Erfahrungen eines spätmittelalterlichen Söldnerkrieges
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
89
Katalognummer
V84156
ISBN (eBook)
9783638877831
Dateigröße
838 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Dreizehnjährige, Krieg, Preußen, Wahrnehmungen, Erfahrungen, Söldnerkrieges
Arbeit zitieren
Tobias Thiel (Autor:in), 2005, Der Dreizehnjährige Krieg in Preußen - Wahrnehmungen und Erfahrungen eines spätmittelalterlichen Söldnerkrieges, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84156

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