Das vorliegende Essay befaßt sich mit den Gedanken, die die römischen Verantwortlichen, also den Senat damals, 149 vor Christus, veranlaßten, das doch scheinbar am Boden liegende Karthago endgültig zu vernichten. Gab es berechtigte Gründe um ein weiteres Mal gegen den alten Feind zu intervenieren, oder war es nur politisches Kalkül? Warum mußte es letztendlich zur Zerstörung des Staates Karthago kommen?
Inhaltsverzeichnis
- Roms Gründe für die Vernichtung Karthagos
- Die Situation nach dem Friedensschluß 201
- Die Entwicklung bis zum Ausbruch des letzten Krieges 149
- Die Gründe für den Krieg
- Die Furcht der Römer
- Die merkantilen Gründe
- Die Furcht vor einer neuen Großmacht Numidien
- Die römische Sicherheitsinteressen
- Das Verhältnis zwischen Rom und Karthago
- Das römische Mißtrauen
- Der römische Kriegsgrund
- Die römische Machtpolitik
- Karthago als Bedrohung
- Die Gründe für die Belagerung von Karthago
- Die Gründe für die Vernichtung von Karthago
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Essay untersucht die Gründe, die den römischen Senat 149 v. Chr. dazu veranlassten, das scheinbar geschwächte Karthago endgültig zu vernichten. Es beleuchtet die Frage, ob es berechtigte Gründe für eine erneute Intervention gegen den alten Feind gab oder ob es sich um politisches Kalkül handelte. Zudem wird untersucht, warum die Zerstörung des Staates Karthago letztendlich unumgänglich erschien.
- Die politischen und militärischen Hintergründe des dritten Punischen Krieges
- Die Rolle des römischen Senats und die verschiedenen Interessen innerhalb der römischen Führungsschicht
- Die Furcht vor einem Wiederaufleben Karthagos
- Die Bedeutung der wirtschaftlichen und strategischen Interessen Roms in Nordafrika
- Die Rolle Numidiens als potentielle Bedrohung für Rom
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Situation nach dem Friedensschluß 201: Karthago wurde nach dem zweiten Punischen Krieg strengen Auflagen unterworfen, die seine militärische Souveränität stark einschränkten. Dazu gehörten die Abgabe der Flotte, das Verbot von Kriegen außerhalb Afrikas und die Aufforderung, Spanien aufzugeben. Karthago wurde de facto zum Vasallenstaat Roms.
- Die Entwicklung bis zum Ausbruch des letzten Krieges 149: Die Karthager hatten fortwährend Probleme mit den numidischen Nachbarn, die unter der Führung Massinissas ihr Territorium auf Kosten Karthagos vergrößerten. Obwohl Rom die Beschwerde Karthagos über die Expansionspolitik Numidiens regelmäßig ignorierte, griffen die Karthager schließlich 150 selbst die Numider an. Dieser Feldzug war ein Desaster für die Karthager, was Rom den Vorwand lieferte, um den dritten Punischen Krieg zu beginnen.
- Die Gründe für den Krieg: Offiziell begründete der Senat den Krieg mit der Verletzung des Friedensvertrages von 201 durch Karthago. Doch neben diesem rechtlichen Argument spielten auch die Furcht vor einem Wiederaufleben Karthagos, die wirtschaftlichen Interessen Roms in Nordafrika und die Sorge um eine neue Vormacht Numidiens eine Rolle.
- Die Furcht der Römer: Viele Römer befürchteten, dass Karthago wieder an Stärke gewinnen und eine neue Bedrohung für Rom darstellen könnte. Es gab eine tiefe Furcht vor einem erneuten, an der Substanz zehrenden Kampf mit Karthago.
- Die merkantilen Gründe: Manche Historiker argumentieren, dass Rom Karthago aus wirtschaftlichen Gründen vernichtet habe. Diese Theorie wird jedoch oft angezweifelt, da die wirtschaftlichen Denkweisen des 19. Jahrhunderts, in denen diese Theorie aufkam, sich deutlich von denen des 2. Jahrhunderts v. Chr. unterscheiden.
- Die Furcht vor einer neuen Großmacht Numidien: Eine dritte Theorie besagt, dass Rom die Eroberung der Ländereien um Karthago vorantrieb, um einer weiteren Ausdehnung des numidischen Königreichs unter Massinissa entgegenzuwirken. Rom wollte verhindern, dass Numidien zu einer neuen Macht in Nordafrika heranwuchs und möglicherweise auch nach Europa expandierte.
- Die römische Sicherheitsinteressen: Der Senat rechtfertigte den Krieg mit der Notwendigkeit, die römischen Sicherheitsinteressen zu schützen. Die Verletzung des Friedensvertrages von 150 wurde als hinreichender Grund für die Vernichtung Karthagos angesehen.
- Das Verhältnis zwischen Rom und Karthago: Das Verhältnis zwischen Rom und Karthago war durch eine lange Geschichte von Krieg, Kriegsvorbereitung und Diktatfrieden geprägt. Rom empfand Karthago als eine Bedrohung, die es in seiner Existenz bedrohte.
- Das römische Mißtrauen: Das römische Mißtrauen gegenüber Karthago war tiefgreifend. Die "punica fides", die punische Treue, war zum Synonym für Verrat geworden. Dieses Mißtrauen war nicht ganz unbegründet, da Karthago zwei harte Diktatfrieden akzeptieren musste, was es im Laufe seiner Geschichte nur akzeptieren konnte, wenn es sich nicht erneut zur Wehr setzen konnte.
- Der römische Kriegsgrund: Die Angst vor einem Wiederaufleben Karthagos allein reichte als römischer Kriegsgrund nicht aus. Die Kriegszüge gegen Karthago waren zum großen Teil ein Ergebnis eines machtpolitischen Kalküls.
- Die römische Machtpolitik: Nach dem ersten Punischen Krieg hatte sich Rom von einer "Kontinentalmacht" zu einer "Mittelmeermacht" entwickelt. Im römischen Senat gab es Stimmen, die man im 19. Jahrhundert "imperialistisch" genannt hätte. Rom strebte nach weiterer Expansion und wollte verhindern, dass eine andere Macht es jemals in die Schranken weisen könnte.
- Karthago als Bedrohung: Karthago hatte nach dem zweiten Punischen Krieg zwar militärisch an Bedeutung verloren, doch seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit erholte sich schnell. Rom befürchtete, dass Karthago sich erneut erheben und eine Bedrohung für seine Herrschaft darstellen könnte. Zudem sahen die Römer in Numidien unter Massinissa eine potentielle Gefahr, da es sein Gebiet auf Kosten Karthagos vergrößerte und somit zu einer neuen Macht in Nordafrika heranwachsen konnte.
- Die Gründe für die Belagerung von Karthago: Karthago wurde nach seiner Kapitulation 201 nicht sofort vernichtet, da die Stadt befestigt war und ihre Einnahme viele Opfer gefordert hätte. Zudem war es fraglich, ob Scipio über genügend Ressourcen verfügte, um Karthago zu belagern. Nach der Eroberung hätte die Stadt besetzt werden müssen, um zu verhindern, dass sich die Numider das gesamte Gebiet aneigneten. Daher beließ man Karthago zunächst in seiner Existenz, da es ein Gegengewicht zu Numidien darstellte.
- Die Gründe für die Vernichtung von Karthago: 50 Jahre nach der Kapitulation Karthagos wurde die Stadt schließlich zerstört. Dazu trugen die unterschiedlichen Strömungen im Senat bei, wobei sich die "Partei" für den Krieg schließlich durchsetzte. Zudem hatte Rom in den 50 Jahren zuvor Reparationszahlungen von Karthago erhalten, was die Entscheidung für die Vernichtung möglicherweise beeinflusste. Letztlich gibt es jedoch keine plausiblen Gründe für eine Notwendigkeit der Zerstörung Karthagos, da es militärisch zu schwach war, um eine Bedrohung für Rom darzustellen. Die Vernichtung Karthagos kann daher vor allem als Ergebnis von politischem Kalkül angesehen werden, entweder um eine weitere Ausdehnung Numidiens zu verhindern oder um Roms Expansion in Übersee zu ermöglichen.
Schlüsselwörter
Der dritte Punische Krieg, Rom, Karthago, Numidien, Massinissa, römischer Senat, politisches Kalkül, militärische Macht, wirtschaftliche Interessen, Sicherheitsinteressen, punica fides, Expansion, Vernichtung.
- Arbeit zitieren
- Stephan-Pierre Mentsches (Autor:in), 2003, Roms Gründe für die Vernichtung Karthagos, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84227