Umgang mit schwierigen Verhaltensweisen einzelner Seminarteilnehmer


Hausarbeit, 2007

23 Seiten, Note: 1,8


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Aufbau und Ziel der Hausarbeit

2. Das schwierige Verhalten einzelner Teilnehmer
2.1 Der Begriff „schwierige Teilnehmer“
2.2 Der Begriff „schwierige Verhaltensweisen“
2.3 Mögliche Ursachen für schwieriges Verhalten

3. Typologien und Stereotypen schwieriger Seminarteilnehmer
3.1 Der Nörgler Herr Müller
3.1.1 Kennzeichen/Verhalten
3.1.2 Mögliche Ursachen
3.1.3 Mögliche Gegenmaßnahmen
3.1.4 Das Positive
3.2 Der Vielredner Herr Meier
3.2.1 Kennzeichen/Verhalten
3.2.2 Mögliche Ursachen
3.2.3 Mögliche Gegenmaßnahmen
3.2.4 Das Positive
3.3 Der Aggressive Herr Gruber
3.3.1 Kennzeichen/Verhalten
3.3.2 Mögliche Ursachen
3.3.3 Mögliche Gegenmaßnahmen
3.3.4 Das Positive

4. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Anhang A: Temperaments Classification Übersicht

Anhang B: Temperaments Classification Erläuterungen

Anhang C: Strategy Application Matrix

Anhang D: Professionell intervenieren, eine Checkliste als Krisenhelfer

Anhang E: Leitfragen zur Reflexion

1. Aufbau und Ziel der Hausarbeit

„Sie haben an allem etwas auszusetzen, schneiden anderen Teilnehmern das Wort ab und gefallen sich selbst in der Rolle des Wortführers. Jeder erfahrene Trainer kennt solche Teilnehmer, jeder unerfahrene fürchtet sie“ (Bußmann, 1999, S. 73). Im Trainingsalltag gibt es immer wieder schwierige Situationen mit dem Verhalten einzelner Teilnehmer, die den Trainer zum Wahnsinn treiben könnten. Schwieriges Verhalten kann den Seminarverlauf erheblich stören und kritische Situationen auslösen.

In dieser Hausarbeit soll nicht auf Konfliktmanagement, Gruppendynamik oder Störungen innerhalb der Gruppe oder durch Rahmenbedingungen, sondern explizit auf das schwierige Verhalten einzelner Teilnehmer eingegangen werden. Dabei liegt der Fokus auf dem Verhalten, nicht auf der Identität der Person oder dem Versuch einer Therapie. Grundsätzlich können hier keine allgemeingültigen Rezepte, Pauschallösungen oder der Königsweg, wie mit dem schwierigen Verhalten einzelner Seminarteilnehmer umzugehen ist, angeboten werden. In der Hausarbeit sollen aus dem Blickwinkel des Dozenten heraus mögliche Problemlösungsansätze und -vorschläge vorgestellt und kritisch betrachtet werden. Anhand von ausgewählten Beispielen aus der Praxis wird realitätsnah veranschaulicht wie man als Trainer, Seminarleiter oder Dozent mit dem schwierigen Verhalten einzelner Seminarteilnehmer umgehen kann und worauf man bei sich selbst achten sollte.

Anmerkung:

Dem deutschen Sprachgebrauch folgend und wegen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Hausarbeit i.d.R. von „Teilnehmer“, „Trainer“ etc. gesprochen. Selbstverständlich sind damit jedoch auch Teilnehmerinnen und Trainerinnen etc. gemeint.

2. Das schwierige Verhalten einzelner Teilnehmer

Jeder Trainer wünscht sich gelingende Trainings, ein gutes Gruppenklima, Zufriedenheit mit dem Erlernten. Obwohl Trainer Profis im Umgang mit Menschen sein sollten, kommt es zu Situationen, in denen das schwierige Verhalten einzelner Seminarteilnehmer das gemeinsame Arbeiten in der Gruppe erschwert. Solche Situationen hindern die Konzentration auf die Auseinandersetzung mit dem Lernstoff und können eine emotionale Belastung für den Trainer, aber auch für die Teilnehmer sein. In diesem Kapitel soll verdeutlicht werden, dass allein das Verhalten der Teilnehmer entscheidend ist und dass Trainer ihre Wahrnehmung schärfen müssen, um die Ursachen für schwieriges Verhalten zu erkennen.

2.1 Der Begriff „schwierige Teilnehmer“

In der Literatur und unter Trainerkollegen wird häufig davon gesprochen, dass schwierige Teilnehmer gar nicht existieren: „Es gibt keine schwierigen Teilnehmer, wir machen sie selbst erst schwierig! (…) Schwierige Teilnehmer habe ich eigentlich noch nie gehabt. (…) Ich glaube tatsächlich, dass die Leute nicht per se schwierig sind und mit der Absicht kommen zu stören“ (Czichos, 2004, S. 257). „Be at ease and relax. Remember that the participants came to listen to you. They are not likely to begin by being negative“ (Kroehnert, 2000, S. 112). Aus einer positiven Weltsicht und offenen Einstellung gegenüber Menschen heraus stehen durch Teilnehmer verursachte Schwierigkeiten in einem anderen Licht. „ … Es gibt keine widerstrebenden Teilnehmer, sondern nur unflexible Trainer. Schwierige Leute treten, ebenso wie schwierige Fragen, in zwei Hauptformen auf: die, die bewusst schwierig sein wollen, und die, die der Trainer, Referent oder Dozent einfach schwierig findet. Vom Blickwinkel des Trainers aus können beide sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance darstellen. Denken Sie mal, wie langweilig Seminare wären, wenn alle Teilnehmer Ihnen ständig zustimmen würden …“ (O’Connor, Seymour, 1996, S. 218). In der Praxis ist davon auszugehen, dass die Mehrheit der Teilnehmer nicht schwierig ist und dass Trainer mit guter Vorbereitung potentiellen Schwierigkeiten besser begegnen können. „Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass Teilnehmer den Trainern nichts Böses wollen“ (Bönsch, Poplutz, 2003, S. 39). „Let’s agree at the start that by far the majority of people in your session will be positive, friendly, and supportive of your efforts. But it would be naive to suggest that this is always the case. Let’s prepare for those rare situations so you’ll know how to handle them if they ever come up” (Scannell, Donaldson, 2000, S. 161). „Nicht die Teilnehmer oder andere sind Schuld, wir verfügen nur zur Zeit nicht über das Verhaltensrepertoire, um mit der Situation umzugehen. (…) Es gibt keine schwierigen Situationen, wir machen sie selbst erst schwierig und der Begriff schwieriger Teilnehmer ist eine rein gedankliche Konstruktion“ (Krawiec, 2005, S. 2).

Pike definiert schwierige Teilnehmer wie folgt: „If the goal of training is to help people acquire knowledge and skills they can apply on the job, then a difficult participant is anyone whose attitude or behavior prevents that person – or others – from meeting the objective“ (Pike, Arch, 1997, S. 1). Hinter schwierigen Teilnehmern verbergen sich vielfältige Gründe. „Schwierige Teilnehmer sind oft Teilnehmer mit Schwierigkeiten. (…) Viele Teilnehmer, die oberflächlich betrachtet als schwierig eingestuft werden, haben ihre eigenen persönlichen Schwierigkeiten. Es kann zum Beispiel sein, dass das Verhalten, was sie im Seminar zeigen, ihnen auch im Job Schwierigkeiten bereitet. Oder, dass sie gerade eine schwierige Zeit durchleben“ (Krawiec, 2005, S. 3).

„Für den Trainer bedeuten schwierige Situationen oft Stress – es entsteht die Angst vor einem Misslingen des Seminars, die Angst davor, vom Auftraggeber zur Rechenschaft gezogen zu werden, vielleicht sogar einen Auftrag zu verlieren. Der Adrenalinschub könnte den Trainer dazu verleiten, selbst emotional zu reagieren, obwohl die Kritik vielleicht gar nicht ihn oder sein Vorgehen meint“ (Kießling-Sonntag, 2007, S. 1).

Die Enttäuschung darüber, dass die Teilnehmer nicht so sind und lernen, wie der Seminarleiter es erwartet, führt leicht zu deren Ausgrenzung. „Wenn der Teilnehmer selbst zur Schwierigkeit erklärt wird, ist auch er allein der Grund der Störung und der Dozent kann dafür die Verantwortung von sich wegschieben“ (Kade, 1992, S. 190).

2.2 Der Begriff „schwierige Verhaltensweisen“

Wenn hier von schwierigen Verhaltensweisen gesprochen wird, ist damit eine bestimmte Handlung gemeint, die der Teilnehmer ausführt oder unterlässt. Diese Handlung unterliegt der subjektiven Bewertung des Seminarleiters. Er entscheidet letztendlich für sich, ob die Verhaltensweise des Teilnehmers schwierig ist. Diese Wertung erfolgt in Abhängigkeit von der Lebenswirklichkeit des Seminarleiters, seiner Erfahrung und Ausbildung als Trainer, seiner Erfahrung im Umgang mit Menschen und seiner körperlichen Belastbarkeit. „Wie schwierig wir eine Trainingssituation erleben, hängt von unserem Erfahrungsschatz, Vorerfahrungen und unserer persönlichen Konstitution ab. Oft machen wir Situationen selbst erst schwierig. Es ist in der Tat oft so, dass schwierige Situationen immer dann auftauchen, wenn wir in irgendeiner Weise Neuland betreten. Wenn wir eine Situation schon mal erlebt haben, haben wir auch gelernt mit dieser Situation umzugehen. Wenn etwas neu ist, treten zu Anfang immer Probleme auf. (…) Vielleicht gehören schwierige Situationen zu der normalen Entwicklung des Trainers dazu oder schärfer formuliert: schwierige Situationen sind begrenzt für die Kompetenzentwicklung von Trainern notwendig, da sie unser Verhaltens- und Kompetenzspektrum erweitern“ (Krawiec, 2005, S. 2). Auch der Austausch mit anderen Trainern, das Vorwissen über die Teilnehmer, Wahrnehmungen und Vermutungen beeinflussen das Meinungsbild. Trainer sollten sich fragen: Was muss ich wissen? Enge ich meine Gelassenheit ein? Schaffe ich Vorurteile?

„Wir vermeiden es, in Stereotypen zu sprechen, zum Beispiel über den ‚Besserwisser’ oder den ‚Ablenker’. Auch, wenn dies nur eine Kurzform ist, ist es nützlicher das Verhalten zu benennen statt die Person zu bewerten. Wenn man jemanden so behandelt, als sei er tatsächlich so, wie er sich verhält, verurteilt man ihn dadurch noch mehr. Trennen Sie Verhalten und Person…“ (O’Connor, Seymour, 1996, S. 218). Teilnehmer wirken durch ihre Verhaltensweisen; die Bewertung der Verhaltensweise liegt in der Situation. Gehandelt wird auf der Basis der Situation, nicht wegen des Hintergrundes des Teilnehmers. Trainer müssen also auf schwierige Verhaltensweisen vorbereitet sein und präventiv arbeiten können.

Jedes Seminar besteht aus einer Summe von Verhaltensweisen. „Was der eine Trainer als schwierig empfindet, ist für den anderen kein Problem. Pauschal lässt sich also nicht sagen, welcher Teilnehmer für einen Trainer schwierig ist und welcher nicht. (…) Letztlich ist entscheidend, … ob ein Teilnehmer die Arbeitsfähigkeit der Gruppe, eines einzelnen Teilnehmers oder des Trainers stört. Fühlt sich der Trainer von einzelnen Teilnehmern lediglich genervt, stimmt … seine Einstellung nicht“ (Bußmann, 1999, S. 74).

Schwierige Verhaltensweisen einzelner Teilnehmer „ … haben grundsätzlich ihre Ursachen in jeweiligen konkreten Situationen, in ihrem Zusammenwirken mit den jeweiligen Personen. (…) Sieht man die Ursachen für problematisches Verhalten ausschließlich im momentanen Träger dieser Verhaltensweise, so schränkt man als Moderator seine Selbstwahrnehmung unzulässig ein, und vergibt sich eine Chance für einen kritischen Blick auf den gesamten Gruppenprozess. Der Umgang mit schwierigen Verhaltensweisen muss daher immer an der Verhaltensweise und nicht an ihrem Träger ansetzen“ (Feil, Currle, Hoffmann, Bauer, 1995, S. 11).

2.3 Mögliche Ursachen für schwieriges Verhalten

Teilnehmer haben in der heutigen Zeit einen sehr vielfältigen und anstrengenden Tagesablauf zu bewältigen. Einige erscheinen unter einem besonderen Erfolgsdruck zum Seminar, z.B., wenn der Besuch des Seminars nicht aus eigener Motivation heraus geschieht, sondern auf Anweisung des Vorgesetzten. Zudem ist zu beachten, dass Erwachsene ihre eigenen Erfahrungen, angewöhnte Deutungsmuster und Lernstile zum Seminar mitbringen. Während der Veranstaltung werden die Teilnehmer mit unterschiedlichen Abläufen, Verhaltensweisen, Verpflichtungen und Zielen konfrontiert. Die Bedürfnisse und Wünsche einzelner Teilnehmer sind nicht immer einfach in Einklang zu bringen mit der Entwicklung und dem Ziel der Gesamtgruppe. „Bei den Ursachen lassen sich Faktoren unterscheiden, die durch die Seminarsituation (mit-)bedingt sind, und solche, die eher die Persönlichkeit des einzelnen Teilnehmers betreffen. Konflikte, die durch einzelne Teilnehmer hervorgerufen werden, haben häufig folgende Ursachen:

- Missverständnisse durch Mangel an Informationen und fehlenden Austausch,
- Unsicherheit durch Mangel an Selbstvertrauen und unklare Ziele,
- Unbehagen durch Mangel an Anerkennung und Erfolgserlebnissen,
- Frustrationen durch Mangel an Verständnis für die eigenen Probleme,
- Über- oder Unterforderung durch methodische Mängel,
- Gefühl des Ausgeschlossenseins durch Mangel an sozialer Integration,
- Normverletzungen durch mangelndes Gespür für richtiges Verhalten und
- Unvermögen durch mangelndes Wissen und Können.

(…) Stellen Sie bei störendem Verhalten einzelner Teilnehmer immer die Frage nach dem Warum. Jedes Verhalten hat Gründe – und die Gründe können ganz unterschiedlich sein“ (Meier, 2007, S. 62-63).

„Den Hintergrund dieser störenden Verhaltensweisen bildet fast immer der Widerstand des Betreffenden (…). Es ist wichtig, dass der Gruppenleiter daran denkt, dass der Widerstand der Teilnehmer meistens stärker wird, wenn er gewaltsam gegen ihn vorgeht. (…) Daher ist es in vielen Fällen sehr viel hilfreicher, wenn der Gruppenleiter dem Teilnehmer die Gelegenheit gibt, den Widerstand aktiv und offen auszudrücken“ (Vopel, 1988, S. 110).

3. Typologien und Stereotypen schwieriger Seminarteilnehmer

Wie Trainer mit schwierigen Teilnehmern umgehen können, ist Gegenstand vieler Train-the-Trainer-Seminare. „Mit einfachen Rezepten für schwierige … Teilnehmer ist es dabei jedoch nicht getan. Deshalb erteilen viele Trainer-Ausbildungsinstitute simplen Teilnehmer-Typologien auch eine Absage. Die wohl bekannteste ist eine Typologie, die die schwierigen Seminarteilnehmer … als Tiere darstellt: Der Bullterrier symbolisiert den Streitsüchtigen, der Frosch den Redseligen, der Igel den Ablehnenden usw.“ (Bußmann, 1999, S. 73-74). Vgl. hierzu Anhang A und B.

„Impliziert wird mit Typologien dieser Art ein Verhalten à la Kochrezept: Unterbrechen Sie den Vielredner taktvoll, geben Sie die Fragen des Ausfragers an die Gruppe weiter etc. Wenngleich solche Typologien ihrer Anschaulichkeit wegen generell für das Thema … sensibilisieren können, bergen sie Gefahren“ (ebd. S. 74). Typologien dürfen nicht als Pauschalrezepte missverstanden werden. Ein Vielredner kann für ein Seminar durchaus bereichernd sein. „Wir neigen oft dazu, schwierige Teilnehmer zu etikettieren mit Begriffen wie ‚Nörgler’ oder ‚Quertreiber’, statt zu schauen, welches Verhalten diese überhaupt zeigen oder durch welches Verhalten wir ihr Verhalten hervorrufen“ (Krawiec, 2005, S. 2). „Manche Trainer reagieren hier stereotyp oder zu extrem“ (ebd. S. 1). Übliche Reaktionsweisen auf schwierige Teilnehmer sind: es wird autoritär und maßregelnd reagiert, es wird gar nicht reagiert oder es werden ausschließlich Einzelgespräche in den Pausen geführt.

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Details

Titel
Umgang mit schwierigen Verhaltensweisen einzelner Seminarteilnehmer
Hochschule
Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau  (Zentrum für universitäre Weiterbildung)
Veranstaltung
Erwachsenenbildung
Note
1,8
Autor
Jahr
2007
Seiten
23
Katalognummer
V84494
ISBN (eBook)
9783638008549
ISBN (Buch)
9783638914406
Dateigröße
898 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Umgang, Verhaltensweisen, Seminarteilnehmer, Erwachsenenbildung
Arbeit zitieren
Diplom Betriebswirt, M.A. Kai Mecking (Autor:in), 2007, Umgang mit schwierigen Verhaltensweisen einzelner Seminarteilnehmer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84494

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