aus der Einleitung...
Die Reformation teilte im 16. Jahrhundert den christlichen Glauben in zwei Konfessionen und führte somit auch eine Wandlung im Bildungswesen herbei, wobei aber die sakrale Komponente im Schulwesen nicht verschwand.
Mit der Glaubensspaltung im 16. Jahrhundert kam es zu zahlreichen Religionskriegen zwischen Protestanten und Katholiken, was die ehemalige religiöse Einheitswelt des Abendlandes in zwei verfeindete Lager spaltete. Die Politik musste erstmals Position beziehen und sich über die Forderungen der streitenden Religionsparteien stellen, um Frieden erwirken zu können. Diese Positionierung der Politik hatte entscheidenden Einfluss auf das beginnende Staatskirchentum. Die Säkularisierung, welche so seinen Anfang nahm, leitete auch die Verstaatlichung des Bildungswesens ein. Doch zunächst übten die Konfessionen noch einen beachtlichen Einfluss auf die Schulen aus, nahmen sie in den Dienst der kirchlichen Bestrebungen und stellten sie unter die Vormundschaft der Kirche und des nach kirchlichen Ideen umgestalteten Staatswesens. Die radikalste Auffassung dieses Ansatzes vertritt Gerald Strauss, der die Unterweisung der Jugend in der Reformationszeit in die Nähe der nationalsozialistischen Beeinflussung der Jugend setzt. Die Beachtung, die die Konfessionskirchen dem Bildungswesen zukommen liessen, erwuchs dem Bedürfnis, qualifiziertes Stabspersonal für die eigene Konfession zu schaffen – wollte man in der Konkurrenzsituation bestehen können. Mit dem Aufstieg der Nationalstaaten zu Beginn des 19. Jahrhunderts kümmerte sich nun zunehmend der Staat um die Zweckbestimmung der Schulen. Die religiöse Volksschule der Konfessionalisierungszeit wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von der Staatsschule abgelöst.
In meiner Arbeit werde ich nun diese Entwicklung im Kanton Bern zeigen. Den Weg von der religiösen zur liberalen Volksschule der Regeneration will ich unter anderem anhand zweier Quellen zeigen. Der Schulordnung aus dem Ancien Regime von 1720 soll die Schulordnung der Regenerationszeit von 1835 gegenübergestellt werden. Die Analyse und der Vergleich dieser Schulordnungen sollen helfen, diese Entwicklung im bernischen Volksschulwesen zu belegen. Neben der Arbeit an den Quellen sollen in allgemeinen Kapiteln zum Volksschulwesen des 18. Jahrhunderts bzw. der Regenerationszeit weitere Anzeichen für diese Entwicklung angefügt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fragestellung
- Forschungsstand
- Aufbau
- Die politische Situation im Ancien Regime bis zur Regenerationszeit
- Das Volksschulwesen des Kantons Bern im 18. Jahrhundert
- Die Schulordnung von 1720
- Das Volksschulwesen des Kantons Bern ab 1830
- Gesetz über die öffentlichen Primarschulen von 1835
- Fazit
- Bibliographie
- Literaturverzeichnis
- Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung des Schulwesens im Kanton Bern vom 18. Jahrhundert bis zur Regenerationszeit. Dabei wird der Fokus auf den Wandel von der religiösen zur liberalen Volksschule gelegt. Zwei zentrale Quellen, die Schulordnungen von 1720 und 1835, werden analysiert und verglichen, um diese Entwicklung aufzuzeigen. Darüber hinaus werden allgemeine Kapitel zum Volksschulwesen der jeweiligen Epochen weitere Einblicke in diesen Prozess liefern.
- Der Einfluss der Reformation auf das Bildungswesen
- Die Rolle der Konfessionen und des Staates im Schulwesen
- Die Entwicklung der Volksschule vom 18. Jahrhundert bis zur Regenerationszeit
- Der Vergleich der Schulordnungen von 1720 und 1835
- Die Bedeutung der Aufklärung für das Volksschulwesen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit dar, die Entwicklung vom religiösen zum liberalen Schulwesen im Kanton Bern. Zudem werden der Forschungsstand und der Aufbau der Arbeit erläutert. Das Kapitel über die politische Situation im Ancien Regime bis zur Regenerationszeit beleuchtet den historischen Kontext, der die Entwicklung des Schulwesens beeinflusst hat. Das Volksschulwesen des Kantons Bern im 18. Jahrhundert wird in einem weiteren Kapitel behandelt und die Schulordnung von 1720 analysiert. Das Kapitel über das Volksschulwesen ab 1830 zeigt die Weiterentwicklung des Bildungswesens und das Gesetz über die öffentlichen Primarschulen von 1835 wird im Detail untersucht. Die Arbeit endet mit einem Fazit, das die wichtigsten Erkenntnisse zusammenfasst.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themenbereiche Bildungswesen, Volksschule, Reformation, Konfessionalisierung, Säkularisierung, Ancien Regime, Regeneration, Schulordnung, Kanton Bern, Geschichte, Entwicklung, Vergleich.
- Quote paper
- Reto Liniger (Author), 2005, Von der Religionsschule zur liberalen Volksschule im Kanton Bern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84753