Das Komische an Fausts Tragödie


Hausarbeit, 2007

19 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Hatte Goethe Sinn für Humor?

II. Das „Vorspiel auf dem Theater“ - Präambel einer Tragödie?

III. Satire im „Prolog im Himmel“

IV. Mephisto - Teufel oder Narr?

V. „Faust“ - komische Tragödie oder tragische Komödie?

VI. Literaturverzeichnis

Zu Struktur und methodischem Vorgehen

In meiner vorliegenden Arbeit werde ich mich mit der Komik in Goethes „Faust I“ beschäftigen.

Dabei werde ich zunächst grundlegend die Frage betrachten, ob Goethe überhaupt Humor besessen hat und inwiefern sich dieser in seinem Werk widerspiegelt. Anschließend versuche ich ausgewählte Textstellen zu interpretieren, in denen meiner Meinung nach Humor am deutlichsten in Erscheinung tritt und werde dann - ebenfalls unter dem komischen Gesichtspunkt - die Figur des Mephistopheles beleuchten.

Abschließend reflektiere ich das Werk im Gesamten und fasse meine Beobachtungen zusammen.

I. Hatte Goethe Sinn für Humor?

Auf den ersten Blick - scheint es - habe Goethe keinen Humor besessen, denn „Humor wird von einem Klassiker weder vorausgesetzt noch erwartet, am wenigsten von einem deutschen, scheint der doch der `Tiefe´ abträglich“[1].

Dementsprechend vorherrschend ist daher in den meisten Biographien das Bild des ernsthaften Mannes Goethe, was sicherlich auf dessen bewegtes und zum Teil auch von persönlichen Schicksalsschlägen geprägtes Leben zurückzuführen ist.

Humor gehörte nicht gerade zu den Gemütsregungen, die sein Weltbild beherrschten, jedoch war er ihm auch nicht völlig abträglich.

Daher erscheint es einleuchtend, dass man seinen Humor eher zwischen den Zeilen entdecken kann.

Abgesehen davon verwendete der Dichter in seinem eigenen Sprachgebrauch das Wort „Humor“ nicht unbedingt in der Bedeutung, in der wir es heutzutage verwenden, es bedeutete für ihn eher soviel wie drollig, kurios, wunderlich, grotesk; er verwendete es im Sinne von Ironie, für vorübergehende Stimmungen, Einfall, Geschick und Überlegenheit. Der Gebrauch von Humor weist also „Ambivalenz auf, eine - so will es scheinen - nicht selten absichtsvolle Uneindeutigkeit“[2].

Das erklärt, warum in einem Werk wie „Faust“ nicht offensichtlicher Humor zutage tritt, sondern der Dichter eher mit „Ironie und leisem Humor“[3] die Irrwege des Faust betrachtet.

Denn im „Faust“ „gehen Ernst und Heiterkeit, Tragik und Humor bis zum Ablauf der Geschehnisse nebeneinander her“[4].

Im Folgenden wird darzustellen sein, ob diese Aussage auf das Werk zutrifft, ob uns dort wirklich der „Humor mithin in allen Klangfarben“ begegnet und „sich mit dem Ernst die Waage hält“[5].

Denn ganz offensichtlich ist „Faust“ für uns alles andere als `komisch´ oder gar `heiter´; dem Leser wird vor allem der Protagonist als „der ernste Strebende und Sucher“[6] präsent sein.

Jedoch sollte man versuchen, seinen Blick von dieser in der Forschung vielbeachteten Figur eher auf das Ganze zu richten, denn dabei wird man feststellen können, dass dieses berühmte Werk von vielen kleinen heiteren und satirisch-komischen Situationen durchzogen ist.

II. Das „Vorspiel auf dem Theater“ - Präambel einer Tragödie?

Schon beim Aufschlagen des Werkes richtet man seine Aufmerksamkeit auf den Titel „Faust - Der Tragödie erster Teil“. Damit werden in dem Leser bereits Assoziationen hervorgerufen und er erwartet zu Beginn die Einführung des - erwartungsgemäß - tragischen Protagonisten.

Jedoch ist dem nicht so, Goethe stellt der eigentlichen Handlung das „Vorspiel auf dem Theater“ voran.

Im diesem treten der Theaterdirektor, der Dichter und die lustige Person auf. Gesprächsthema ist ein vom Dichter zu erfindendes Schauspiel und die Charakteristik desselben.

Der Direktor ist hierbei ganz offensichtlich nur am geschäftlichen Erfolg interessiert, der Dichter dagegen möchte durch sein Stück auch der Nachwelt in Erinnerung bleiben, wohingegen die lustige Person sich äußert:

Wenn ich nur nichts von Nachwelt hören sollte. Gesetzt, dass ich von Nachwelt reden wollte, wer machte denn der Mitwelt Spaß? Den will sie doch und soll ihn haben.[7]

Die lustige Person ist also ganz offensichtlich nicht an ernsthaften, die Zeiten überdauernden Stücken interessiert, sondern möchte im `Hier und Heute´ belustigt werden.

Sie versucht einerseits in diesem Gespräch zwischen dem Direktor und dem Dichter zu vermitteln, bildet andererseits aber sprachlich den Gegensatz zum Stil des Dichters, da sie dessen teilweise getragene Ausdrucksweise durch die eigene, unpathetische Sprache abschwächt.

Außerdem ist die lustige Person diejenige, die den Dichter dazu auffordert, neben „Vernunft, Verstand, Empfindung, Leidenschaft“ auch „Narrheit“[8] in das Stück zu integrieren.

Unter „Narrheit“ verstand Goethe ganz offensichtlich Humor, denn er war zu der Einsicht gelangt, dass zum „Mimen der Humor überhaupt so unweigerlich dazugehört“[9].

Dadurch wird verständlich, warum er dieser Figur, diesem Mimen des „Vorspiels“, die Bezeichnung „lustige Person“ verliehen hat.

Warum allerdings wird der Begriff der „Narrheit“ mit „Vernunft, Verstand, Empfindung, Leidenschaft“ verbunden, bzw. in einem Atemzug genannt?

Ein Narr ist nicht nur jemand, der `seltsame Possen macht, andere zu belustigen´, sondern `ein jeder Mensch, welcher der gesunden Vernunft auf eine grobe Art zuwider handelt´[10].

Da in diesem Zitat von „jedem Menschen“ die Rede ist, würde dies die Möglichkeit einschließen, Kritik an jedem Einzelnen zu üben. Durch die Verbindung zum Narren jedoch ergibt sich die Einbettung in eine ironische Form, „da die `Handlungen des Narren…so unschädlich sind, dass man darüber lachen kann´“[11].

An dieser Stelle wäre zu bemerken, dass in Aufführungen des Stücks meist der Darsteller des Mephistopheles die lustige Person spielt, denn „der Narr kann nur Mephisto sein. Der Künstler, der den Teufel spielt, spielt auch die `lustige Person´, des Amüsements gewiß, das er dem Publikum bereiten wird“[12]. Ich werde noch an späterer Stelle erläutern, warum man denn gerade dem Teufel heitere Züge zuspricht.

„Nach einem selbst gesteckten Ziel mit holdem Irren hinzuschweifen“[13] - die weitere Forderung der „lustigen Person“ - stellt einen Vorgriff auf die folgende Faust-Handlung und eine Parallele zum „Prolog im Himmel“ dar, in welchem der Herr spricht: „Es irrt der Mensch, solang er strebt“[14]. Das „holde Irren“ und die „Narrheit“ wird der Menschheit zugeschrieben und somit zum Ausgangspunkt des folgenden Stücks.

Es gibt viele Hypothesen zu dem Thema, ob das „Vorspiel auf dem Theater“ überhaupt zum „Faust“ gehört oder doch eher als Vorspiel von Goethes Fortsetzung der „Zauberflöte“ bestimmt war. Dabei wird dann sogar die „lustige Person“ mit Papageno verglichen. Jedoch ändern diese Theorien nichts an der Tatsache, dass Goethe das „Vorspiel auf dem Theater“ dem „Faust“ vorangestellt hat. Dass hierbei allerdings auf die nachfolgende Handlung kein Bezug genommen wird, liegt schlichtweg daran, dass sich hierin die Personen noch nicht über „den Gegenstand des angekündigten Schauspiels, sondern um die Art von Schauspielen überhaupt“[15] unterhalten.

[...]


[1] Wilpert: „Goethe-Lexikon“

[2] Goethe-Lexikon: „Humor“, S. 507

[3] Hohmann: „Hatte Goethe Humor?“, S. 10

[4] Ebd.: S. 10

[5] Hohmann: „Hatte Goethe Humor“, S. 11

[6] Ebd.: S. 11

[7] Goethe: „Faust“, S. 8, Z. 75-78

[8] Goethe: „Faust“, S. 8, Z. 87-88

[9] Binder: „Das Vorspiel auf dem Theater in Goethes Faust”, S. 107

[10] Ebd.: S. 110

[11] Ebd.: S. 110

[12] Müller-Seidel: „Komik und Komödie in Goethes Faust“, S. 184

[13] Goethe: „Faust”, S. 11, Z. 208-209

[14] Ebd.: S 15, Z. 317

[15] Michelsen: „Im Banne Fausts“, S. 23

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Das Komische an Fausts Tragödie
Hochschule
Universität zu Köln  (Institut für Deutsche Sprache und Literatur)
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
19
Katalognummer
V85122
ISBN (eBook)
9783638005890
ISBN (Buch)
9783638912952
Dateigröße
414 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Komische, Fausts, Tragödie
Arbeit zitieren
Michaela Oriana Weinand (Autor:in), 2007, Das Komische an Fausts Tragödie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85122

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