Es gehört heute schon fast zum guten Ton in der Ökonomie, seinen Blick gen Osten zu richten. Mit Erstaunen verfolgt man die wirtschaftlichen und politischen Umbrüche, die sich in den osteuropäischen Staaten, China, Indien oder Vietnam in den letzten Jahren vollzogen haben. So kann sich auch der Autor der vorliegenden Arbeit nicht dieser Blickrichtung erwehren. Man blickt nach Osten. Jedoch nicht vom Standort eines Westeuropäers aus, sondern von dem eines Kanadiers. Und dieser sieht, wenn er über seine Erwartungen, Hoffnungen oder Sorgen gegenüber dem Osten spricht, nicht das weit entfernte Asien, sondern die – im ungünstigsten Fall – ebenfalls mehrere tausend Kilometer entfernte kanadische Provinz Québec. Sie ist spätestens seit den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts das Sorgenkind der Nation. Der Grund für diesen Umstand liegt in der Zweisprachigkeit Kanadas begründet. In Kanada wird Englisch und Französisch gesprochen, wobei sich allerdings beide Sprachen regional genau abgrenzen lassen. In der Provinz Québec spricht man Französisch, in den übrigen neun Provinzen überwiegend Englisch. Neben einer klaren Sprachgrenze ist das Besondere an dieser Situation, dass hinter beiden Sprachen auch unterschiedliche kulturelle Elemente zum Vorschein kommen, was die Frage aufwirft, ob sich das heutige Kanada aus zwei Kulturen, die parallel nebeneinander existieren, zusammensetzt.
Diese Fragestellung ist aus der Sicht der beiden wirtschaftlichen Teilbereiche Marketing und internationales Management äußerst interessant. Denn sollte es sich in Kanada wirklich um zwei unterschiedliche Kulturen handeln, so müsste sich dies unweigerlich in irgendeiner Form auf die unternehmerische Tätigkeit auswirken, denn diese ist immer an einen Markt gebunden, der wiederum auf einer bestimmten Kultur fußt. Somit müssten Unterschiede im Handeln von Unternehmen vor allem im Bereich der Marktbearbeitung zutage treten. Für ein ausländisches Unternehmen, welches oft nur über ein begrenztes kulturelles Wissen verfügt, würde eine solche Konstellation überdies eine besondere Herausforderung darstellen. Es werden sowohl die augenblickliche Situation, d.h. die gegenwärtige unternehmerische Handhabung der besonderen kulturellen Umstände in Kanada empirisch nachgezeichnet als auch Möglichkeiten sinnvoller zukünftiger Marktbearbeitungspolitik umfangreich diskutiert. Der Fokus liegt dabei auf deutsche Unternehmen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen der internationalen Marktbearbeitung
- Überblick
- Die unterschiedlichen Formen der Auslandstätigkeit
- Das Spannungsverhältnis zwischen Standardisierung und Differenzierung
- Typen der Auslandsstrategie nach Bartlett/Ghoshal
- Kriterien zur Ermittlung der Marktbedeutung
- Marktattraktivität und Wettbewerbsvorteile
- Marktbarrieren und Marktrisiken
- Internationale Marketingpolitik
- Zusammenfassung
- Grundlagen zu Kanada und Besonderheiten Québecs
- Überblick
- Geographie und Infrastruktur
- Geschichte Kanadas
- Wirtschaft Kanadas
- Politisches System und Politik Kanadas
- Politische Grundlagen Kanadas und die Sonderstellung Québec
- Die Außenwirtschaftspolitik Kanadas und Beziehungen zu Deutschland
- Rechtliche Rahmenbedingungen für Unternehmen in Kanada
- Demographie und Sprache
- Kultur im anglophonen und frankophonen Teil Kanadas
- Überblick und zugrunde gelegter Kulturbegriff dieser Arbeit
- Kulturvergleich der beiden Teile Kanadas
- Kultur der anglophonen Provinzen Kanadas
- Kultur in Québec
- Unterschiede und Gemeinsamkeiten
- Zusammenfassung Grundlagen Kanada
- Die Marktbearbeitung Kanadas durch deutsche Unternehmen
- Überblick
- Die unterschiedliche Marktbearbeitung durch deutsche Unternehmen
- Industrielle Besonderheiten der beiden Teile Kanadas und Folgen für deutsche Unternehmen
- Die Chemiebranche
- Handlungsempfehlungen für deutsche Unternehmen in der Konsumindustrie
- Überblick
- Konsequenzen für den Marketing-Mix
- Produktpolitik
- Preispolitik
- Kommunikationspolitik
- Distributionspolitik
- Die Automobilbranche
- Merkmale und Besonderheiten der kanadischen Automobilbranche
- Die Automobilindustrie in den anglophonen Provinzen Kanadas
- Die Automobilindustrie in Québec
- Unterschiede und Gemeinsamkeiten
- Deutsche Automobilunternehmen in Kanada
- Zusammenfassung und Handlungsempfehlungen
- Zusammenfassung
- Die mögliche Abspaltung Québecs und Konsequenzen für deutsche Unternehmen
- Die Unabhängigkeitsbestrebungen Québecs seit Beginn der Stillen Revolution 1960
- Konsequenzen einer Separation Québecs für deutsche Unternehmen
- Zusammenfassung
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit analysiert die Unterschiede in der Marktbearbeitung zwischen Québec und den anglophonen Provinzen Kanadas durch deutsche Unternehmen. Das Ziel ist es, die spezifischen Herausforderungen und Chancen für Unternehmen zu identifizieren, die in beiden Regionen aktiv sind oder eine Expansion planen. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf die Besonderheiten des kanadischen Marktes, insbesondere auf die kulturellen und politischen Unterschiede zwischen Québec und den anderen Provinzen.
- Kulturvergleich zwischen Québec und den anglophonen Provinzen Kanadas
- Unterschiede in der Marktbearbeitung zwischen Québec und den anglophonen Provinzen Kanadas
- Einfluss der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf die Marktbearbeitung
- Handlungsempfehlungen für deutsche Unternehmen, die den kanadischen Markt bearbeiten
- Potenzielle Folgen der möglichen Abspaltung Québecs für deutsche Unternehmen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Grundlagen der internationalen Marktbearbeitung, beleuchtet verschiedene Formen der Auslandstätigkeit, das Spannungsverhältnis zwischen Standardisierung und Differenzierung sowie wichtige Kriterien zur Ermittlung der Marktbedeutung. Anschließend werden spezifische Gegebenheiten Kanadas und Québecs im Detail betrachtet, einschließlich der geographischen, historischen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Aspekte. Besondere Aufmerksamkeit wird der Kultur und den damit verbundenen Unterschieden zwischen Québec und den anglophonen Provinzen gewidmet.
Im vierten Kapitel wird die Marktbearbeitung Kanadas durch deutsche Unternehmen untersucht, wobei verschiedene Branchen wie die Chemie-, Konsum- und Automobilindustrie beleuchtet werden. Die Arbeit analysiert die spezifischen Herausforderungen und Chancen in den verschiedenen Regionen und stellt Handlungsempfehlungen für deutsche Unternehmen auf. Schließlich werden im fünften Kapitel die möglichen Konsequenzen einer Abspaltung Québecs für deutsche Unternehmen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind die internationale Marktbearbeitung, insbesondere im Kontext Kanadas, die kulturellen Unterschiede zwischen Québec und den anglophonen Provinzen Kanadas sowie die Herausforderungen und Chancen für deutsche Unternehmen in diesen Regionen. Wichtige Schlüsselbegriffe umfassen: Kulturvergleich, Marktbearbeitung, Standardisierung, Differenzierung, Marketingpolitik, Automobilindustrie, Konsumindustrie, Chemieindustrie, Québec, Kanada, Abspaltung, Unabhängigkeit.
- Quote paper
- Diplom-Kaufmann Christian Wehner (Author), 2007, Unterschiede in der Marktbearbeitung zwischen Québec und den anglophonen Provinzen Kanadas durch deutsche Unternehmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85457