Medieninformationen werden tendenziell effektiver von Mitgliedern höherer sozioökonomischer Schichten aufgenommen. Diese zentrale Aussage der Wissensklufthypothese wird in dieser Arbeit als Forschungsperspektive aufgegriffen und interdisziplinär untersucht. Es gibt keine konsentierte Definition von Wissen. Daher konzentriert sich die Arbeit auf die Entstehung von Wissen. Die Hirnforschung zeigt, wie Informationen, die Grundlage des Wissens, verarbeitet werden. Wichtigste Faktoren sind Emotion, Kognition und Motivation. Das Gehirn baut seine Funktionen während der Entwicklung aus. Piagets Phasenmodell zeigt, dass zuvor erlernte Schemata in höheren Phasen ausdifferenziert werden. Das Wissen von Erwachsenen basiert auf Informationen und Schemata der Kindheit. Wissen durch Medien ist auch vom Vorwissen abhängig. Eltern haben großen Einfluss auf den Wissenserwerb. In dem Bereich der Sozialisation ist daher der Haushaltstyp wichtig. Emotionale Haushalte - kombiniert mit der Zuneigung zu Printmedien - fördern frühzeitig die sprachliche Entwicklung des Kindes. So erlernt es schneller die Schriftsprache und wird gezielter Informationen aus Medien aufnehmen. Im zweiten Teil der Arbeit werden diese Annahmen empirisch überprüft. Fünf Kinderzeitschriften wurden untersucht, ob Machart und Inhalte Kinder zum informationsorientierten Lesen anregen können. Die Ergebnisse lassen befürchten, dass Kinderzeitschriften die Wissenskluft im Kindesalter eher verstärken.
Inhaltsverzeichnis
- A. Theoretischer Teil
- Einleitung
- 1. Wissenskluft
- 1.1 Die ursprüngliche Wissensklufthypothese
- 1.2 Begründung der Hypothese
- 1.3 Basiskonzepte
- 1.3.1 Wissen
- 1.3.2 Sozioökonomischer Status
- 1.3.3 Informationsfluss
- 1.3.4 Sozialsystem
- 1.4 Ceiling-Effekt
- 1.5 Differenz- vs. Defizitperspektive
- 1.6 Erweiterung der ursprünglichen These
- 1.6.1 Angebotsbedingte Wissensklüfte
- 1.6.2 Nutzungsbedingte Wissensklüfte
- 1.6.3 Rezeptionsbedingte Wissensklüfte
- 1.7 Kritik zur Wissensklufthypothese
- 1.8 Zusammenfassung
- 2. Wissen
- 2.1 Der Wissensbegriff
- 2.2 Hirnforschung
- 2.3 Gedächtnis
- 2.3.1 Ultrakurzzeitgedächtnis
- 2.3.2 Kurzzeitgedächtnis
- 2.3.3 Langzeitgedächtnis
- 2.4 Kognitives Modell
- 2.4.1 Piagets Modell im Allgemeinen
- 2.4.1.1 Sensomotorische Phase
- 2.4.1.2 Phase des präoperationalen Denkens
- 2.4.1.3 Phase der konkreten Operationen
- 2.5 Typologie von Wissen (Fakten vs. Strukturwissen)
- 2.6 Zusammenfassung
- 3. Wissen durch Sozialisation
- 3.1 Sozialisation allgemein
- 3.2 Sozialisation in der Familie
- 3.3 Sozialisation durch die Schule
- 3.4 Sozialisation durch Peers
- 3.5 Selbstsozialisation
- 3.6 Zusammenfassung
- 4. Wissen durch Medien
- 4.1 Medienfunktionen
- 4.2 Stadien der Medienwirkungsforschung
- 4.3 Das dynamisch-transaktionale Modell
- 4.3.1 Transaktionale Sichtweise
- 4.3.2 Dynamische Sichtweise
- 4.4 Medienwirkung bei Kindern
- 4.5 Zusammenfassung
- 5. Durch Lesen zum Wissen
- 5.1 Lesen in der Wissenskluftforschung
- 5.2 Lesen und Hirnforschung
- 5.3 Lesesozialisation
- 5.3.1 Familiale Lesesozialisation
- 5.3.2 Lesen und Schule
- 5.3.3 Lesen und Peers
- 5.4 Printmedien
- 5.5 Zusammenfassung
- 6. Zwischenfazit
- B. Empirischer Teil
- 7. Kinderzeitschriften
- 7.1 Zeitschrift
- 7.1.1 Periodizität
- 7.1.2 Aktualität
- 7.1.3 Publizität
- 7.1.4 Universalität
- 7.1.5 Definition von Zeitschrift
- 7.2 Kindheit
- 7.3 Kinderzeitschrift
- 7.4 Kriterien der Stichprobe
- 7.4.1 Typologie von Kinderzeitschriften
- 7.4.1.1 Produzentenbezogene Merkmale
- 7.4.1.2 Inhaltlich-formale Aspekte
- 7.4.1.3 Zielgruppe
- 7.4.2 Zusätzliche Auswahlkriterien
- 7.5 Die Stichprobe
- 7.5.1 Schülerzeitschriften
- 7.5.2 Vorschulzeitschriften
- 8. Analyse
- 8.1 Umfang
- 8.2 Text-Bild-Verhältnis
- 8.3 Textverständlichkeit
- 8.3.1 Verständlichkeitsformel
- 8.3.2 Schriftgröße
- 8.4 Kaufwahrscheinlichkeit
- 8.4.1 Preis
- 8.4.2 Gimmick
- 8.5 Inhalt
- 8.5.1 Werbung
- 8.5.2 Formalien
- 8.5.3 Unterhaltung
- 8.5.4 Information
- 8.6 Themenverteilung
- 9. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht den Einfluss der Medien auf die primäre Sozialisation von Kindern und analysiert, wie Kinderzeitschriften im Kontext der Entstehung der Wissenskluft eine Rolle spielen.
- Wissenskluft und ihre Entstehung
- Sozioökonomische Faktoren und ihre Rolle
- Medienwirkung auf Kinder
- Die Bedeutung von Lesen in der frühen Entwicklung
- Analyse von Kinderzeitschriften hinsichtlich ihrer Inhalte und Formate
Zusammenfassung der Kapitel
Der theoretische Teil der Arbeit beleuchtet die Wissensklufthypothese und ihre Entstehung, vertieft den Wissensbegriff anhand von Erkenntnissen der Hirnforschung und Pädagogik, und erörtert die Rolle der Sozialisation in der Entwicklung von Wissen. Dabei werden die Einflüsse von Familie, Schule, Peers und Medien auf die Wissenserwerbsprozesse von Kindern herausgestellt. Der Schwerpunkt liegt auf den Medienfunktionen und -wirkungen im Hinblick auf die frühkindliche Entwicklung.
Im empirischen Teil der Arbeit werden Kinderzeitschriften als Beispiel für mediale Einflüsse analysiert. Es werden Kriterien zur Auswahl der Stichprobe vorgestellt und die Analyse der Zeitschriften hinsichtlich Umfang, Text-Bild-Verhältnis, Textverständlichkeit, Kaufwahrscheinlichkeit und Inhalt durchgeführt. Die Arbeit fokussiert auf die Inhalte und Formate der Kinderzeitschriften und wie diese die Entstehung der Wissenskluft beeinflussen könnten.
Schlüsselwörter
Wissenskluft, Kinder, Medien, Sozialisation, Kinderzeitschriften, Hirnforschung, Pädagogik, Lesesozialisation, Wissensvermittlung.
- Quote paper
- Nils Ortmann (Author), 2004, Die Wissenskluft beginnt im Kindesalter , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85688