Diese Arbeit versteht sich als Versuch, das neu entdeckte Interesse an Lenz zu unterstützen und die Wichtigkeit seiner dramentheoretischen Äußerungen nicht nur für die Sturm-und-Drang-Zeit, sondern auch bis in die zeitgenössische Gegenwart hinein hervorzuheben. Die Anmerkungen übers Theater signalisieren zwar eine deutliche Kritik an der bestehenden Praxis, deuten aber Lenzens eigene Alternative nur an. Da die Annmerkungen vor der Vollendung seiner meisten Dramen formuliert wurden, sind sie nur im Zusammenhang mit seinen späteren dramentheoretischen Äußerungen und seiner Dramen zu interpretieren. Eben dies will ich im Rahmen dieser Arbeit versuchen. Beginnen werde ich mit einer Einführung in die Poetik des Aristoteles, da eben diese die Grundlage der Lenzschen Kritik an den zeitgenössischen Gattungskonventionen darstellt. Um einen Einblick in Lenzens literarische Gegenwart zu bekommen, folgt darauf eine Übersicht zu allgemeinen Strömungen im Sturm und Drang, wobei nicht nur die Literatur, sondern auch der Geniekult und das Vorbild Shakespeares eine Rolle spielen soll. Auch Lessings Dramentheorie wird an dieser Stelle Beachtung finden, da er es ist, auf den sich Lenz unausgesprochen in den Anmerkungen übers Theater bezieht, wenn die aristotelische Regelpoetik kritisiert wird. Der Fokus dieser Arbeit soll auf den nun folgenden Teilen liegen. Es wird sich dabei um eine genaue Analyse der Anmerkungen übers Theater sowie anderen dramentheoretischen Äußerungen Lenzens handeln. Ob Lenz seine Forderungen an das neue Theater in die literarische Praxis umsetzen kann, zeigen die darauf folgenden Teile, die sich mit der Analyse zwei seiner Dramen beschäftigen werden. Den neuen Menoza bezeichnete Lenz nach einigem Wanken als Komödie, den Engländer hingegen als dramatisches Phantasei. Jeweils am Ende einer Dramenanalyse soll eine dramentheoretische Einordnung des Stücks in Lenzens theoretische Forderungen folgen.
Abschließend wird geprüft, ob die Ziele dieser Arbeit erreicht wurden und inwiefern von einer „ungemein fruchtbar[en]“ Schrift gesprochen werden kann
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Aristoteles: Poetik
- Die Entstehungszeit der Poetik
- Dichtung als Nachahmung
- Die Tragödientheorie
- Die Komödientheorie
- Allgemeine Strömungen im Sturm und Drang
- Dichtung des Sturm und Drang
- Geniekult und das Vorbild Shakespeares
- Der Shakespeare-Aufsatz Herders
- Goethe: Zum Schäkespears Tag
- Lenz: Über die Veränderung des Theaters im Shakespear
- Die Dramentheorie Gotthold Ephraim Lessings
- Die Hamburgische Dramaturigie Gotthold Ephraim Lessings
- Jakob Michael Reinhold Lenz: Anmerkungen übers Theater
- Die Entstehung der Anmerkungen übers Theater
- Die Form der Anmerkungen übers Theater
- Der Aufbau der Anmerkungen übers Theater
- Das Wesen der Poesie
- Zum Gegenstand der Nachahmung
- Die drei Einheiten
- Das französische Theater und Shakespeare
- Lenz und Aristoteles
- Die Dramentheorie
- Die Tragödientheorie
- Die Komödientheorie und Mischung der Gattungen
- Lenz Notiz Für Wagnern (Theorie der Dramata)
- Jakob Michael Reinhold Lenz: Der neue Menoza oder Geschichte des cumbanischen Prinzen Tandi
- Entstehung- und Textgeschichte des neuen Menoza
- Analyse des Stücks Der neue Menoza
- Die Handlungsstruktur im neuen Menoza
- Zeit und Raum
- Zum Umgang mit der Zeit
- Zum Umgang mit dem Raum
- Das dramatische Personal
- Das Prinzip des Zufalls
- Die Schlussszenen
- Gattungstheoretische Einordnung des neuen Menoza
- Jakob Michael Reinhold Lenz: Der Engländer
- Entstehungs- und Textgeschichte des Engländers
- Analyse des Engländers
- Handlungsstruktur
- Umgang mit den drei Einheiten
- Einheit des Ortes
- Einheit der Zeit
- Einheit der Handlung
- Das dramatische Personal
- Gattungstheoretische Einordnung des Engländers
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Dramentheorie von Jakob Michael Reinhold Lenz und ihrer Bedeutung für die Literaturgeschichte. Sie untersucht Lenzens Kritik an der bestehenden Praxis und stellt seine eigene Alternative, die in seinen Dramen "Der neue Menoza" und "Der Engländer" greifbar wird, in den Vordergrund. Die Arbeit verfolgt das Ziel, Lenzens neu entdecktes Interesse an Lenz zu unterstützen und die Bedeutung seiner dramentheoretischen Äußerungen für die Sturm-und-Drang-Zeit und bis in die Gegenwart hinein zu beleuchten.
- Lenzens Kritik an der aristotelischen Regelpoetik und den Gattungskonventionen seiner Zeit
- Die Bedeutung von Shakespeares Dramen für Lenzens eigene Dramentheorie
- Die Analyse der Dramen "Der neue Menoza" und "Der Engländer" im Kontext von Lenzens dramentheoretischen Äußerungen
- Die Rolle von Zufall und Handlungsstruktur in Lenzens Dramen
- Die Frage der Gattungsgrenzen und der Mischung der Gattungen in Lenzens Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Aristoteles: Poetik
Dieses Kapitel stellt die Poetik des Aristoteles vor, die Grundlage für Lenzens Kritik an den zeitgenössischen Gattungskonventionen bildet. Es werden die Entstehungszeit der Poetik, die Theorie der Nachahmung, die Tragödientheorie und die Komödientheorie behandelt.
Allgemeine Strömungen im Sturm und Drang
Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die wichtigsten Strömungen im Sturm und Drang, einschließlich der Literatur, des Geniekults und des Vorbilds Shakespeares. Es befasst sich auch mit der Dramentheorie Gotthold Ephraim Lessings, die für Lenzens Anmerkungen übers Theater relevant ist.
Jakob Michael Reinhold Lenz: Anmerkungen übers Theater
Dieses Kapitel analysiert Lenzens Anmerkungen übers Theater, seine wichtigste dramentheoretische Schrift. Es werden die Entstehung, die Form, der Aufbau, das Wesen der Poesie, der Gegenstand der Nachahmung, die drei Einheiten, das französische Theater und Shakespeare, sowie die Tragödientheorie und die Komödientheorie behandelt.
Jakob Michael Reinhold Lenz: Der neue Menoza oder Geschichte des cumbanischen Prinzen Tandi
Dieses Kapitel analysiert Lenzens Drama "Der neue Menoza". Es werden die Entstehung, die Handlungsstruktur, der Umgang mit Zeit und Raum, das dramatische Personal, das Prinzip des Zufalls und die Schlussszenen beleuchtet.
Jakob Michael Reinhold Lenz: Der Engländer
Dieses Kapitel analysiert Lenzens Drama "Der Engländer". Es werden die Entstehung, die Handlungsstruktur, der Umgang mit den drei Einheiten, das dramatische Personal und die Einordnung in die Dramentheorie behandelt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Dramentheorie von Jakob Michael Reinhold Lenz, insbesondere mit seinen Anmerkungen übers Theater, dem Sturm und Drang, der aristotelischen Regelpoetik, den drei Einheiten, dem französischen Theater, Shakespeare, der Komödie, der Tragödie, dem Zufall, der Handlungsstruktur, der Gattungsgrenzen und der Mischung der Gattungen. Die Analyse der Dramen "Der neue Menoza" und "Der Engländer" spielt eine zentrale Rolle.
- Arbeit zitieren
- Stephanie Pick (Autor:in), 2005, „Komödie ist Gemälde der menschlichen Gesellschaft...“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85758