Hellenistische Herrscher als Förderer von Wissenschaft und Kunst


Hausarbeit, 2006

19 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt sverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Hellenistische Könige als Wohltäter

2. Die Förderungsaktivitäten an den hellenistischen Königshöfen
2.1. Die Anfänge am Hof der Ptolemäer
2.2. Die Förderung der Kunst und die Kulturpolitik in Pergamon
2.3. Weitere Förderungsaktivitäten an den hellenistischen Höfen

3. Schlussbetrachtung

4. Anhang
4.1. Abkürzungsverzeichnis
4.2. Liste der verwendeten Quellen
4.3. Liste der verwendeten Sekundärliteratur
4.4. Abbildungsnachweise

1. Einleitung

Die Tatsache, dass Personen, die sich in einer hervorgehobenen sozialen und materiellen Stellung befinden, sich als Förderer im Bereich der Wissenschaft und der Kunst betätigen, geht auf eine lange Tradition zurück – auch im antiken Griechenland. So reisten beispielsweise bereits um 500 v. Chr. einige Dichter von Hof zu Hof, um vom Wettbewerb der Tyrannen um Lobeshymnen zu profitieren.[1] Die gilt u. a. für Pindar und Aischylos, die in Sizilien von Hieron von Syrakus alimentiert wurden.[2] Diese Art der Schirmherrschaft erfuhr eine Fortführung und neue Prägung im Hellenismus (336-30 v. Chr.), die bis in die Neuzeit reichte. Denn gerade in der Renaissance und im Absolutismus berief man sich auf die hellenistische Patronage.[3]

Besonders die Königshöfe wuchsen in der Epoche zu den kulturellen Zentren der Zeit heran, an denen neue Literatur geschaffen und alte überarbeitet wurde, Architekten Paläste und Städte verschönerten, Bildhauer und Maler die Siege der Könige in ihren Werken festhielten, Historiker sie niederschrieben, Philosophen politische Traktate ausarbeiteten, Techniker neues Kriegsgerät entwarfen und vielen Naturwissenschaften grundlegende Erkenntnisse hinzugefügt wurden.[4]

Die Literaturgrundlage zum vorliegenden Thema ist oftmals auf Teilaspekte des Themas fokussiert, da kaum gesamtdarstellende Werke existieren. Vielmehr werden beispielsweise das Bibliothekswesen oder die Förderungsaktivitäten eines Herrschers oder einer Dynastie als separates Thema ausführlich behandelt. Besonders der Hof der Ptolemäer samt seinem Gelehrtenzentrum findet dabei große Beachtung. Ebenso sind viele Werke der Dichtkunst des Hellenismus bzw. ihren Schöpfern gewidmet. Diese Themen erfahren außerdem oftmals eine eher literatur-historische als eine ausschließlich historische Betrachtung, genauso wie die bildende Kunst der Zeit zumeist eher kunstgeschichtlich untersucht wird. Zum Teil geben auch die allgemeine Kultur- und Wissenschaftsgeschichte Auskunft. Ein weiteres Unterthema zur königlichen Alimentierung von Gelehrten bilden die Hofkultur, da die Geförderten einen festen Teil des Hoflebens darstellten, sowie das hellenistische Herrscherideal und Selbstbild. Gerade deswegen muss das Thema auch im Zusammenhang mit den politischen Gegebenheiten und Zwängen der Zeit gedacht werden, da diese ein neues Bewusstsein für den Stellenwert, den Wissenschaft und Kunst einnahmen, förderten. Die Patrone des Hellenismus agierten also unter den neuen Voraussetzungen ihrer Zeit und unterlagen zum einen ihren Zwängen, wurden aber zum anderen auch derart geprägt, dass sie individuelle Motive zur Förderung entwickelten. Zusammen mit den neuen Möglichkeiten zur Patronage ergab sich daraus eine hellenistisch ausgeprägte Alimentierung.

In den folgenden Ausführungen werden besonders die neuen Bedingungen, die die Herrscher zur Förderung von Wissenschaft und Kunst an ihren Höfen verleiteten, betrachtet. Dabei soll das Hauptaugenmerk auf die Fördernden, ihre Beweggründe sowie die Auswirkungen ihrer Förderungsaktivitäten gelegt werden, weniger auf die Geförderten selbst. Aufgrund der gebotenen Kürze der Arbeit werden nur die Förderungsaktivitäten an den Höfen des ptolemäischen, attalidischen, seleukidischen und makedonischen Großreiches betrachtet. Die Förderung unter Alexander dem Großen wird bewusst nur am Rande erwähnt, da sie nicht an dieselben Gegebenheiten wie die seiner Nachfolger geknüpft war.

Um einen allgemeinen Überblick zu bieten, werden einleitend die Motive der Herrscher zur Protektion von Gelehrten und Künstlern, die aus übergeordneten Orientierungsmustern der Zeit resultierten, dargelegt. Anschließend werden persönlich-individuelle Motive einzelner Wohltäter der jeweiligen Dynastien und einige ihrer Förderungsaktivitäten vorgestellt. Dabei wird zunächst ausführlich die Patronage der Ptolemäer in Alexandria erörtert, da diese als Vorbild für spätere Förderungsaktivitäten anderer Könige diente. Aufgrund der Fülle an Beispielen hierfür ist der Fokus auf die Zeit der intensivsten Patronageaktivität unter den ersten drei Ptolemäern gerichtet. Nachfolgend werden die Attaliden und ihre Förderung der bildenden Kunst und Architektur dargestellt. Mit der in Pergamon betriebenen Kulturpolitik wird außerdem die Nutzbarmachung des Prestigehaften der Förderungsaktivitäten für die Machtpolitik der Könige veranschaulicht. Weitere Patronageaktivitäten der Attaliden auf anderem Gebiet und die der seleukidischen und makedonischen Dynastien werden im Anschluss lediglich kurz erläutert. Zuletzt werden einige abschließende Bemerkungen auch zu den Nachwirkungen der königlichen Patronage gegeben.

1.1. Hellenistische Könige als Wohltäter

Folgt man der Einteilung Max Webers, existieren drei Arten legitimer Herrschaft: Eine traditionale, eine rationale und eine charismatische Variante, die im Sinne von Idealtypen verstanden werden sollen,[5] wovon die letzte die Monarchien des Hellenismus bis zu ihrem Ende bestimmt hat.[6] Eine charismatisch legitimierte Herrschaft beruht „auf der außeralltäglichen Hingabe an die Heiligkeit oder die Heldenkraft oder die Vorbildlichkeit einer Person und der durch sie offenbarten oder geschaffenen Ordnung“.[7]

Zu Anfang des Hellenismus war die Abstammung eines Herrschers, also die Legitimation „kraft Natur“,[8] als primäres Legitimationsprinzip zurückgetreten und an seine Seite trat für den König die Notwendigkeit, seine Außergewöhnlichkeit und die daraus resultierende Legitimität durch die Verdeutlichung seines Charismas unter Beweis zu stellen.[9] Der Grund hierfür ist in der Tatsache zu suchen, dass die Nachfolger Alexander des Großen keinen Anspruch auf die Loyalität des makedonischen Adels besaßen und sich somit auf keine feste Gruppe stützen konnten; sie waren vielmehr durch Eroberungen zu ihren Reichen, dem speergewonnenem Land, gelangt.[10]

Dabei hat die charismatische Art der Legitimation freilich keinen kontinuierlich gleich hohen Stellenwert inne gehabt, denn besonders zu Anfang des Hellenismus hatten die neuen Herrscher mit einem Legitimitätsdefizit zu kämpfen.[11] Dennoch war die Verdeutlichung des königlichen Charismas zur zusätzlichen Legitimation der Herrschaft und dadurch letztlich zur Stabilisierung des Herrschaftsgebildes unabdingbar.[12] Der König musste seine Fähigkeit, ein Heer zu führen und die Staatsgeschäfte zum Wohle seiner Untertanen zu leiten, unter Beweis stellen. Dies nahm er v. a. mittels der Zurschaustellung seiner Errungenschaften, Siege und Großtaten[13] sowie seiner Leistungsfähigkeit im physischen und materiellen Bereich vor.[14] Diese königlichen Qualitäten wurden zusätzlich demonstriert, indem man sie als festen Namensbestandteil in Form von Zusätzen wie Retter (Soter) oder Wohltäter (Euergetes) in die Titulatur des Herrschers übernahm wie sie auch bei vielen Königen, die sich als Förderer von Wissenschaft und Kunst hervortaten, zu finden sind.[15]

Im Kontext dieser Prestige- und Erfolgsorientierung muss also auch die Förderung von Kunst und Wissenschaft gesehen werden, die an den Höfen der hellenistischen Könige einen hohen Stellenwert genoss.[16] Das königliche Mäzenatentum demonstrierte wirksam den Großmut des Wohltäters und brachte ihm Ruhm und Wertschätzung ein.[17] Es ist also der Euergetismus, der in diesem Zusammenhang ein entscheidendes Element für die Anerkennung des königlichen Prestiges darstellt. Zwar hatte es die Idee des Euergetismus schon im archaischen und klassischen Griechenland gegeben, doch kam sie erst im Hellenismus als Teil des Herrscherideals zu ihrer großen Legitimationskraft,[18] so dass viele der wichtigsten künstlerischen, wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften der Epoche an den Höfen der Könige und unter ihrer Schirmherrschaft entstanden.[19]

[...]


[1] B. Gold, Literary Patronage in Greece and Rome, Chapel Hill / London 1987, S. 18.

[2] F. Walbank, Die hellenistische Welt, München 21985, S. 181.

[3] A. Glock, Art.: Museion, in: H. Cancik / H. Schneider (Hrsgg.), Der neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, Bd. 8 Mer-Op, Stuttgart / Weimar 2000, Sp. 511.

[4] R. Strootman, Mecenaat aan de hellenistische hoven, in: Lampas 34 (2001), S. 191.

[5] M. Weber, Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie, Tübingen 51976, S. 124 ff. Siehe auch: H.-J. Gehrke, Der siegreiche König. Überlegungen zur Hellenistischen Monarchie, in: AKG 64 (1982), S. 249 ff.

[6] Gehrke, Siegreiche König, S. 271.

[7] Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, S. 124.

[8] Gehrke, Siegreiche König, S. 253.

[9] Ebd., S. 268.

[10] Walbank, Hellenistische Welt, S. 76 f. Siehe auch: M. Austin, Krieg und Kultur im Seleukidenreich, in: K. Brodersen (Hrsg.), Zwischen West und Ost. Studien zur Geschichte des Seleukidenreiches, Hamburg 1999, S. 131.

[11] Walbank, Hellenistische Welt, S. 77.

[12] Gehrke, Siegreiche König, S. 268 f.

[13] Ebd., S. 255.

[14] Ebd., S. 259.

[15] Ebd., S. 266.

[16] Ebd., S. 261.

[17] Strootman, Mecenaat, S. 203.

[18] H.-J. Gehrke, Art.: Euergetismus, in: H. Cancik / H. Schneider (Hrsgg.), Der neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, Bd. 4 Epo-Gro, Stuttgart / Weimar 1998, Sp. 229.

[19] Strootman, Mecenaat, S. 190.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Hellenistische Herrscher als Förderer von Wissenschaft und Kunst
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
19
Katalognummer
V86140
ISBN (eBook)
9783638016360
ISBN (Buch)
9783638917995
Dateigröße
557 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hellenistische, Herrscher, Förderer, Wissenschaft, Kunst
Arbeit zitieren
BA of Arts Susanne Makarewicz (Autor:in), 2006, Hellenistische Herrscher als Förderer von Wissenschaft und Kunst , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86140

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