Propaganda - ein ungewöhnliches Thema im Lateinunterricht! Propaganda ist jedoch in der Hauptsache ein sprachliches Phänomen, weil ihr Urheber in erster Linie die Sprache und ihre Wirkungsmöglichkeiten nutzt, um möglichst viele Menschen in seinem Sinne für geistig-kulturelle, wirtschaftliche oder politisch-ideologische Ziele zu beeinflussen.
In der Sachanalyse wird kurz skizziert, daß der Begriff in seiner heutigen Bedeutung jung ist - im Gegensatz zur Sache an sich. Um so reizvoller erscheint mir dieser Versuch, Schüler im Rahmen einer lateinischen Unterrichtsreihe Propagandamethoden am Beispiel der augusteischen Öffentlichkeitsarbeit erarbeiten zu lassen. Denn sie können dabei unter anderem die wichtige Einsicht gewinnen, daß dieses Phänomen kein Spezifikum der Gegenwart darstellt, sondern der Sache nach zu den kommunikativen Grundbedingungen des Menschen und der Intention von Sprache immanent ist. In diesem Sinne ermöglicht der Unterrichtsversuch einen existentiellen Transfer im Lateinunterricht, weil Schüler hier an einem Modell aus der antiken Vergangenheit isomorphe, also epochenunabhängige anthropologische oder genauer sprach- und kommunikationsimmanente Phänomene erarbeiten können.
Eine wichtige Intention meiner Unterrichtsreihe besteht darin zu versuchen, das Potential des Lateinunterrichts auszuschöpfen: Die Schüler sollen im Verlaufe des Unterrichtsversuches problemorientiert mit Gegenständen aus wichtigen altertumswissenschatlichen Bezugsdisziplinen des Lateinunterrichts in Berührung kommen, um mit ihnen umgehen und sie aufeinander beziehen zu lernen, so daß sie aus einer komplementär-kontrastiven Betrachtung Interpretationsgesichtspunkte gewinnen. Zu diesem Zwecke werden die Schüler mit Erkenntnisobjekten aus der lateinische Philologie, der Archäologie, der Epigraphik und der Numismatik konfrontiert, deren Interpretation auch Einblicke in die Alte Geschichte erfordern. In diesem Sinne soll diese Sequenz auch wissenschaftspropädeutisch wirken, da die moderne lateinische Philologie ebenso wie andere auf das Altertum gerichtete Fächer selbstverständlich Erkenntnisse aus ihren Nachbardisziplinen in ihren Interpretationsvorgang einbeziehen.
Inhaltsverzeichnis
- Begründung der Themenwahl
- I. Planung
- A. Pädagogische Intentionen
- 1) Die Modellhaftigkeit augusteischer Propaganda
- 2) Augustus und seine Epoche in der Schule
- B. Themenanalyse
- 1) Das historische Umfeld in der neueren Forschung
- 2) Didaktische Reduktion
- 3) Kriterien für die Materialauswahl
- 4) Analyse der ausgewählten Texte und Materialien
- a) Das Monumentum Ancyranum
- 1) Auszüge aus den Kapiteln 1-6
- 2) Das Kapitel 34
- b) Münzlegenden und Münzbilder
- c) Die Inschrift vom Ehrenbogen für Augustus auf dem Forum Romanum in Rom
- e) Tacitus, Annalen I 2
- C. Lerngruppe und Lehrer
- D. Methoden und Medien
- 1) Allgemeine methodische Überlegungen
- 2) Textpräsentation und Materialauswahl
- 3) Texterschließung
- 4) Interpretation
- E. Globale Lernziele
- 1) Kognitive Lernziele
- 2) Affektive Lernziele
- 3) Instrumentale Lernziele
- F. Geplanter Verlauf der Unterrichtseinheit
- 1) Grobplanung der Einheit
- 2) Verlaufspläne der Einzelstunden mit Feinlernzielen
- II. Dokumentation der Durchführung
- A. Überblick über den Gesamtverlauf
- B. Der Verlauf einzelner Stunden
- 1) Die erste Stunde
- 2) Die erste Doppelstunde
- 3) Die zweite Doppelstunde
- 4) Die vierte Doppelstunde
- III. Auswertung und kritische Reflexion
- A. Kritische Reflexion einzelner Stunden
- 1) Die erste Stunde
- 2) Die erste Doppelstunde
- 3) Die zweite Doppelstunde
- 4) Die dritte Doppelstunde
- 5) Die vierte Doppelstunde
- B. Eignung der ausgewählten Texte und Materialien
- C. Methoden- und Medienreflexion
- 1) Textaufbereitung und Hilfen
- 2) Texterschließungs- und Übersetzungsmethoden
- 3) Interpretation
- 4) Medieneinsatz und Arbeitsformen
- D. Auswertung der Lernzielkontrolle
- E. Der Unterrichtsversuch im Urteil der Schülerinnen
- IV. Rückblick und Ausblick: Eine Schlußbetrachtung
- Analyse von Propagandatechniken im römischen Reich
- Die Bedeutung der augusteischen Propaganda für die politische und soziale Stabilität
- Die Relevanz antiker Propagandatechniken für das Verständnis moderner Kommunikation
- Methoden und Medien im Lateinunterricht
- Evaluation der Unterrichtseinheit und ihre Auswirkungen auf das Lernverhalten der Schülerinnen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Planung, Durchführung und Evaluation einer Unterrichtseinheit zur Propaganda des römischen Kaisers Augustus im Gymnasialen Oberstufenunterricht. Das Ziel der Arbeit ist es, ein Modell für den Einsatz von Propagandatechniken in der antiken Geschichte zu entwickeln und deren Auswirkungen auf die heutige Gesellschaft zu beleuchten. Die Arbeit beschäftigt sich mit folgenden Themenschwerpunkten:
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel der Arbeit wird die Themenwahl und die didaktische Intention der Unterrichtseinheit begründet. Das zweite Kapitel beschreibt die Planung der Unterrichtseinheit, wobei die pädagogischen Intentionen, die Themenanalyse, die Lerngruppe, die Methoden und Medien sowie die Lernziele im Detail dargestellt werden. Der dritte Teil der Arbeit dokumentiert die Durchführung der Unterrichtseinheit, indem der Gesamtverlauf und der Verlauf einzelner Stunden detailliert beschrieben werden. Im vierten Kapitel schließlich wird die Unterrichtseinheit ausgewertet und kritisch reflektiert, indem die Eignung der Materialien, die Methoden und Medien sowie die Ergebnisse der Lernzielkontrolle analysiert werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Propaganda, Augustus, römisches Reich, antike Kommunikation, Lateinunterricht, didaktische Planung, Methodenreflexion und Evaluation. Die Arbeit untersucht die Bedeutung von Propagandatechniken im römischen Reich, insbesondere im Kontext der augusteischen Epoche. Sie analysiert die Auswirkungen von Propaganda auf die Gesellschaft und beleuchtet die Relevanz von antiken Propagandatechniken für das Verständnis moderner Kommunikation. Die Arbeit stellt ein didaktisches Modell für die Vermittlung von Propagandatechniken im Lateinunterricht vor und untersucht dessen Wirksamkeit im Hinblick auf die Erreichung der Lernziele.
- Quote paper
- Dr. Martin Biastoch (Author), 1995, Zur Propaganda des Augustus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86187