„Jedenfalls ist seine, wie man sagte, ´Vergangenheitsbesessenheit´ bei der Elternversammlung von fast allen Anwesenden gerügt worden“ (Mein Jahrhundert 138).
Dieses Zitat aus Günter Grass´ Roman "Mein Jahrhundert" enthält einen wichtigen Aspekt der Erinnerung und der Beschäftigung des Menschen mit seiner bzw. der Vergangenheit anderer: Geschehnisse, Ereignisse und Vorfälle, die sich in der Vergangenheit zugetragen haben, werden zum Gegenstand der Betrachtung, und objektive sowie subjektive Implikationen werden durch diese mit den heutigen sozial-politisch, wirtschaftlich wie auch bürgerlich-privaten Abläufen verglichen, kommentiert, dargelegt und beschrieben. Genau dort setzen die hundert Geschichten des Romans ein, durch die Grass dem Leser einhundert Jahre deutsche Geschichte zwischen 1900 und 1999 beschreibt. Teilweise sind diese einzelnen Geschichten, die in einem chronologischen Zeitraster katalogisiert sind, jedoch keine sukzessiven oder kausalen Ursachen- und Wirkungsaspekte darlegen und somit auch allein und ohne Kontext Verständnis der Geschichtslage des jeweiligen Jahres aus der Perspektive verschiedener Bürger vermitteln, autobiographisch-subjektiv, realistisch-objektiv oder fiktional geschrieben. Dadurch werden sowohl autobiographische Elemente des Autors wie auch objektive Zeitzeugen sichtbar und entwickelt, wobei Kommunikation und Transmission entsteht. Das Geschichtsverständnis oder die Geschehnisoffenbarung der beschriebenen Jahre hat jedoch nicht den Anspruch auf eine vollständige Darstellung und dies wird von Grass auch nicht beabsichtigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kapitel I: Kritik und Perspektiven
- Kapitel II: Historikerstreit und Auswirkungen auf die Geschichtsperspektive
- Kapitel III: Zwei Erzählungen aus Mein Jahrhundert: Subjektivität vs. Objektivität
- Kapitel IV: Historismus und Geschichtsrekonstruktion – Grass´ Mein Jahrhundert und Frühere Werke
- Kapitel V: Vergangenheitsaufarbeitung, Vergangenheitsbewältigung und autobiographisches Schreiben
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Zulassungsarbeit befasst sich mit Günter Grass' Roman "Mein Jahrhundert" und analysiert seine Geschichtsperspektive im Kontext von Historikerstreit und Geschichtsbild eines Schriftstellers. Sie untersucht die Verbindung von subjektiven und objektiven Elementen in der Darstellung deutscher Geschichte und beleuchtet die Relevanz autobiographischer Aspekte.
- Subjektive und objektive Elemente in der Geschichtsdarstellung
- Der Einfluss des Historikerstreits auf die Geschichtsperspektive
- Geschichtsrekonstruktion und die Rolle des Historismus
- Vergangenheitsaufarbeitung und -bewältigung in der Literatur
- Autobiographisches Schreiben und die Konstruktion einer persönlichen Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentralen Aspekte des Romans "Mein Jahrhundert" vor, insbesondere die Verbindung von Subjektivität und Objektivität in der Darstellung der deutschen Geschichte. Kapitel I analysiert die kritischen Perspektiven auf Grass' Werk und dessen Einfluss auf die Geschichtswissenschaft. Kapitel II behandelt den Historikerstreit und seine Auswirkungen auf die Geschichtsperspektive des Romans. Kapitel III beleuchtet die Subjektivität und Objektivität in zwei ausgewählten Erzählungen aus "Mein Jahrhundert". Kapitel IV erörtert den Historismus und die Geschichtsrekonstruktion anhand einer Analyse von Grass' Werk im Kontext seiner früheren Werke. Kapitel V befasst sich mit Vergangenheitsaufarbeitung, -bewältigung und autobiographischem Schreiben im Roman.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit Schlüsselbegriffen wie "Historiographie", "Historikerstreit", "Subjektivität", "Objektivität", "Geschichtsbild", "Autobiographie", "Vergangenheitsaufarbeitung", "Vergangenheitsbewältigung", "Historismus", "Geschichtsrekonstruktion" und "Günter Grass".
- Arbeit zitieren
- Achim Zeidler (Autor:in), 2006, Günter Grass: "Mein Jahrhundert", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86326