„Die Angleichung des Neuankömmlings [gemeint ist hier der Fremde – Anm. d. Verf.] an die in-group, die ihm zuerst fremd und unvertraut erschien, ist ein kontinuierlicher Prozeß, in welchem er die Kultur- und Zivilisationsmuster der fremden Gruppe untersucht. Dann werden diese Muster und Elemente für den Neuankömmling eine Selbstverständlichkeit, ein unbefragbarer Lebensstil, Obdach und Schutz. Aber dann ist der Fremde kein Fremder mehr, und seine besonderen Probleme wurden gelöst.“
„In seiner Auffälligkeit wird der Fremde als nicht zugehörig wahrgenommen; er ist deutliches Signal der Distanz zur Normalität einer Gesellschaft (…). Seine abweichende Kleidung, Gestik und Sprache setzen ihn vom gewohnten Erscheinungsbild ab und erregen damit Aufmerksamkeit. Der Zwang zur Integration oder Assimilation würde für ihn die Aufgabe des eigenen Besonderen bedeuten.“
In ihrem Sprachduktus und Inhalt sich doch so ähnlich könnten die Auffassungen über den Umgang mit dem Fremden und die Konsequenzen für eine dauerhafte Begegnung mit einer ihm fremden Gruppe hinter den beiden oben stehenden Zitaten wohl nicht sein. Sieht ALFRED SCHÜTZ die Assimilation des Fremden an die ihm neue und fremde Gruppe als notwendige und gleichsam selbstverständliche Folge seiner Annäherung(sversuche) an die ihm fremden Kultur- und Zivilisationsmuster an, so müssten HANS HUNFELD bei dieser Vorstellung sprichwörtlich „die Haare zu Berge stehen“. Denn HUNFELD geht – anders als viele seiner Kollegen – von einer Normalität des Fremden in der heute globalisierten und enger zusammengerückten Welt aus. Aufgrund dessen können nicht Vernichtung/ Vertreibung, Segregation (als Extremfälle) oder Assimilation/ zwanghafte Integration (als bisher geläufige Normalfälle) die logischen Konsequenzen im Umgang mit dem Fremden sein, sondern vielmehr ein interkultureller Austausch, welcher nach HUNFELD, an bestimmte Bedingungen geknüpft, erlern- und erziehbar ist.
Aufgrund der Zeichenvorgabe kann hier konsequenter Weise nicht das gesamte Konzept des hermeneutischen Fremdsprachenunterrichts HUNFELDS vorgestellt werden ... Daher kann sich an dieser Stelle ganz auf einzelne Teilaspekte konzentriert werden. So soll – insbesondere im Vergleich mit SCHÜTZ – den Fragen nach dem Fremden und dem Umgang mit dem selbigem nachgegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Soziologische Betrachtung des Fremden – eine antiquierte Vorstellung?
- Zur Normalität des Fremden - eine unkonventionelle Annahme?
- Konsequenzen der „Ist-Beschreibung“ – realistische Forderungen?
- Interkulturelle Erziehung durch den Fremdsprachenunterricht
- Interkulturelles Lernen
- Interkulturelles Lehren
- Literatur als Sprachlehre
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Umgang mit dem Fremden und setzt die Konzepte von Alfred Schütz und Hans Hunfeld in Beziehung. Sie untersucht, ob die soziologische Betrachtung des Fremden als außerhalb der eigenen In-Group stehend noch zeitgemäß ist. Des Weiteren hinterfragt sie die Annahme der Normalität des Fremden im Kontext einer globalisierten Welt. Die Arbeit analysiert die Konsequenzen dieser Perspektiven und erörtert, ob ein interkultureller Austausch als Alternative zu Assimilation oder Segregation betrachtet werden kann.
- Soziologische Betrachtung des Fremden
- Normalität des Fremden in der globalisierten Welt
- Konsequenzen im Umgang mit dem Fremden
- Interkultureller Austausch
- Hermeneutischer Fremdsprachenunterricht
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die gegensätzlichen Positionen von Schütz und Hunfeld zum Umgang mit dem Fremden vor. Schütz sieht Assimilation als notwendige Folge der Annäherung an fremde Kulturmuster, während Hunfeld von einer Normalität des Fremden ausgeht und einen interkulturellen Austausch als Alternative vorschlägt.
- Soziologische Betrachtung des Fremden – eine antiquierte Vorstellung?: Dieser Abschnitt analysiert den soziologischen Begriff des Fremden als jemanden, der außerhalb der eigenen In-Group steht. Der Text verdeutlicht, wie das Rezeptwissen einer In-Group für den Fremden aufgrund seiner fehlenden Sozialisation in dieser Gruppe keine Relevanz hat und zu einer "Krisis" führt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen des Fremden, der Interkulturalität, der Assimilation, der Integration und dem hermeneutischen Fremdsprachenunterricht. Sie untersucht die soziologischen und sprachdidaktischen Perspektiven auf die Begegnung mit dem Fremden und die Herausforderungen des interkulturellen Austauschs.
- Arbeit zitieren
- Marc Partetzke (Autor:in), 2007, Schütz meets Hunfeld - Über den Umgang mit dem Fremden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86816