Die Varusschlacht in der Beschreibung von V. Paterculus


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1.) Das historische Geschehen

2.) Die Varusschlacht nach Velleius Paterculus

Schlussbemerkung

Literaturangabe

Einleitung

Beschreibung, Erzählung, Argumentation – das sind die drei großen Textformen, von denen diese Seminararbeit handeln soll. Dass sie allzu oft nicht als reine, klare Formen in Erscheinung treten, liegt auf der Hand – sei es aus Unwissenheit um die Begrenzungen oder sei es aus stilistischen oder inhaltlichen Beweggründen. In dem von mir gewählten Beispiel treten alle drei Formen in den verschiedensten Erscheinungen auf - und das aus vielerlei verschiedenen Gründen! Ich möchte einen der „Berichte“ der vielbesprochenen Varusschlacht einmal näher betrachten und unter unserer Fragestellung genauestens analysieren. Dass es sich dabei um ein von antiken Autoren behandeltes Geschehnis handelt, ist nicht zufällig gewählt, gehörten doch Exkurse und Ausschweifungen der verschiedensten Art zur ars scribendi und zum individuellen Signum. Dies bedeutet für uns eine Fülle von Exempeln für die unterschiedlichsten Textformen in einem einzigen Schriftstück. habe mich für den Autor Velleius Paterculus entschieden, der nicht nur mit der Historia Romana eines der bedeutendsten Quellen für Historiker verfasst hat (einem Kompendium der römischen Geschichte von den Anfängen bis zum Konsulat des Augustus-Sohnes Tiberius), sondern dem darüber hinaus aufgrund seiner Stellung als Biograph des kaiserlichen Hofes besondere Bedeutung zukommt. Weiterhin weist er differenzierte Kenntnisse des römischen Kriegs- und Soldatenwesens auf, da er selbst zunächst als Militärtribun, dann als Reitoberst und Legionssoldat in vielen Kriegen der Römer kämpfte, unter anderen in den pannonischen Feldzügen gegen die Germanen unmittelbar vor der hier thematisierten Varusschlacht. Er weist also eine gute Kenntnis von dem Feind, dem Kriegswesen und den topographischen Gegebenheiten auf, woraus sich folgern lässt, dass er seine Aufmerksamkeit auf stilistische Details lenken konnte. Velleius Paterculus lebte vermutlich von 20 vor Christus bis etwa 30 nach Christus.

Dieser eignet sich zudem in meinen Augen besonders, da er einerseits sehr ausführlich über unseren Themenkomplex schreibt, was eine Fülle von zu untersuchendem Textmaterial mit sich bringt und andererseits einer der interessantesten und kunstfertigsten Stilisten ist, was ein bewusstes Einsetzen der gewählten Textform implizieren darf.

Ich werde in meinen Untersuchungen derart vorgehen, dass ich den Autor zunächst zitiere und wir dann ihre Vorgehensweise und die Begründungen dieser (die mir durch mein Studium der Geschichte bekannt sind) gemeinsam betrachten. Durch die Vielfalt der unterschiedlichen Aspekte des Geschehens ergibt sich ein äußerst interessantes Untersuchungsfeld!

Doch zunächst möchte ich den Gegenstand der Texte in Kürze umreißen:

1.) Das historische Geschehen

Im Jahre 9 nach Christus hatten die Römer nahezu alle Völker und Stämme ihres gesamten Expansionsgebietes erobert. Besonders schwierig gestaltet sich die Unterwerfung der „Nordvölker“, hatten sie doch den Römern an Körpergröße und Zähigkeit einiges voraus. Doch trotz der widrigen klimatischen Bedingungen auf den Feldzügen und der großen Angst vor den „Barbaren“, die seit dem Keltensturm auf Rom im Jahre 387 v. Chr. als Personifikation des Schreckens durch die Generationen hinweg galten, konnten erstmals im Jahre 7 v. Chr. die „ Germania capta!“- Münzen des römischen Reiches gedruckt werden. Die Germania als Symbol für Germanien, die Heimat zahlreicher aufrührerischer Stämme war gefangen. Doch schon bald sollten ein „ immensum bellum“ (Velleius Paterculus) die Besatzer erschüttern und im Anschluss daran der sogenannte Pannonische Aufstand“, dessen Beilegung die kriegerprobten Römer große Anstrengungen kostete. „ Nichts gab es mehr in Germanien, das man hätte besiegen können, außer dem Stamm der Markomannen[1] informiert erneut Velleius Paterculus, der Schreiber des kaiserliche Hofes, den Leser über den nach-aufständischen Frieden. Doch schon bald trifft die Nachricht der clades Variana, der Niederlage des Varus ein – des schwersten Rückschlags, den das römische Militär je verbuchen musste.

Quinctilius Varus war als Statthalter in das befriedete Germanien gesandt worden, um dort römisches Recht walten zu lassen und die Untertanen in die Sitten des Augustus-Reiches einzuweisen. Seine Legionen zogen – wie damals üblich – mit ihren Familien und Babieren, Schmieden, Prostituierten, Lehrern, Sklaven und dergleichen nach Germanien. Dort verlief alles wie erwünscht, Varus sprach Recht und herrschte über die Germanen als Vertreter des Römischen Reiches, jedoch zeichnete er sich auch durch eine besondere Grausamkeit aus. Die germanischen Stämme litten so sehr unter seinem Unrecht, dass sich unter Leitung des Arminius aus dem Stamme der Cherusker eine Aufständischen-Truppe bildete. Dieser kannte die Schwächen römischer Kriegsführung besonders gut, hatte er doch seine gesamte Jugend als Geisel in einer römischen Familie verbracht und war von dieser auch als Legionär ausgebildet worden. Da er der Sohn des Stammesführers war, war eine Geiselstellung an das Römische Reich nichts ungewöhnliches – so sicherte man sich gegenseitig die Einhaltung von Verträgen zu. Arminius und seine Verbündeten veranlassten, dass der Statthalter im Nachsommer in ein weiter entferntes Gebiet gerufen wurde, da dort ein Germanenstamm aufständisch würde. Dieser sah – wie geplant - die Gelegenheit günstig, von dort gleich weiter ins Winterlager zu ziehen und reiste mit einem immensen und schwerfälligen Tross. Aufgrund des unwegsamen Geländes voller Wälder und schmaler Wege zerfiel die Marschordnung, die ohnehin nicht sehr beachtet wurde, wähnte man sich doch in befreundetem Gebiet. Der Tross wurde stark in die Länge gezogen, was eine Kommunikation erschwerte und er wurde an den Seiten nicht mehr von bewaffneten Soldaten geschützt, konnten doch im Wald- und Moorgebiet kaum zwei Menschen nebeneinander laufen. Dies bot den Germanen die bestmögliche Angriffsfläche und binnen wenigen Tagen hatten sie – die aufgrund so vieler Faktoren im Vorteil waren – die gesamten drei Legionen des Quinctilius Varus vernichtet. Für das Römische Reich war dies eine unvorstellbare Niederlage, waren doch die hochqualifizierten Soldaten des Augustus von Barbaren besiegt worden. Man fürchtete weitere Aufstände in anderen Provinzen und einen Autoritätsverlust bei den Unterworfenen. Nach dem pannonischen Aufstand war das römische Heer so geschwächt wie nie zuvor, weitere Unruhen niederkämpfen zu müssen, wäre zu diesem Zeitpunkt unmöglich gewesen. Unter Arminius wurde Germanien wieder von der römischen Herrschaft befreit, er selbst jedoch schon 16 n. Chr. von seiner eigenen Gefolgschaft ermordet, weil er ein ebenso unersättlicher Herrscher war wie die bezwungenen Römer. Um einen „germanischeren“ Namen für ihn zu finden, wurde er später “Hermann“ genannt und das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald zeugt noch heute von seinem historischen Sieg. Der wahre Schauplatz der Kämpfe ist jedoch noch nicht gefunden: Die Quellen beschreiben ein hügeliges Gelände, das von Wald und Moor umgeben ist. Ein Teil der modernen Forscher glaubt in Kalkriese den Schauplatz gefunden zu haben, dies stellt sich jedoch bei näherer Betrachtung der Quellen als nicht sehr wahrscheinlich dar. Das Römische Reich hat nie wieder Legionen nach den Unglücksziffern der unter Varus gefallenen benannt. In Rom soll der Kaiser Augustus nach Erhalt der Nachricht immer wieder verzweifelt seinen Kopf an die Türen gestoßen haben und den inzwischen berühmt gewordenen Ruf getan haben:

Quinctili Vare, legiones redde!” – Quinctilius Varus, gib mir meine Legionen zurück![2]

2. Die Varusschlacht nach Velleius Paterculus

„117. (1) Caesar hatte gerade jetzt letzte Hand an den Pannonischen und Dalmatischen Krieg gelegt, als innerhalb von fünf Tagen nach Beendigung dieses großen Werkes ein unheilvoller Brief aus Germanien <die Nachricht > brachte, Varus sei gefallen und drei Legionen und ebenso viele Reiterabteilungen und sowie sechs Kohorten seien niedergemetzelt, so als habe das Schicksal allein wenigstens darin Nachsicht gegen uns geübt, dass ... der Feldherr nicht mehr in Anspruch genommen war.“[3]

[...]


[1] Velleius Paterculus, 2, 108, 1 nach: R. Wolters, Die Römer in Germanien, München 20044, S. 39.

[2] R. Wolters, Die Römer in Germanien, München 20044, S. 55 nach: Sueton, Augustus, 23.

[3] V. Paterculus, 2, 117, lat.-dt., hrsg. und übers. v. H.-W. Goetz, K.-W. Welwei in: Altes Germanien, Auszüge aus den antiken Quellen über die Germanen und ihre Beziehungen zum Römischen Reich, Quellen der Alten Geschichte bis zum Jahre 238 n. Chr., 2. Teil, Darmstadt 1995, S. 47.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Varusschlacht in der Beschreibung von V. Paterculus
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
Veranstaltung
Deskriptive, narrative und argumentative Texte und Textformen
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
14
Katalognummer
V86930
ISBN (eBook)
9783638027557
Dateigröße
381 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Varusschlacht, Beschreibung, Paterculus, Deskriptive, Texte, Textformen
Arbeit zitieren
Carolin Althaus (Autor:in), 2007, Die Varusschlacht in der Beschreibung von V. Paterculus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86930

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