Analyse kommunikativen Verhaltens in Talkshows

"Vera am Mittag" und die "Oliver Geissen Show" im Vergleich


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Kurzbeschreibung „Daily-Talkshows“

3. Analyse
3.1 Faktoren der Gesprächskonstellation
3.2 Gästekonstellation und Thematik
3.2.1 Gästekonstellation und Thematik: Oliver Geissen Show
3.2.2 Gästekonstellation und Thematik: Vera am Mittag
3.3 Der Moderator als Kontrollinstanz / Fragetechniken
3.3.1 Fragetechnik: Oliver Geissen Show
3.3.2 Fragetechnik: Vera am Mittag
3.4 Sprecherwechsel und Kommunikationsstruktur
3.4.1 Sprecherwechsel und Kommunikationsstruktur: Oliver Geissen Show
3.4.2 Sprecherwechsel und Kommunikationsstruktur: Vera am Mittag

4. Fazit

5. Quellen

6. Erklärung

1. Einleitung

„Man kann nicht nicht kommunizieren“[1], das erkannte bereits der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick. Jede Form von Verhalten ist gleichzeitig auch Kommunikation. Sprachliche Kommunikation ist ein wesentliches Merkmal von Menschlichkeit, die durch nonverbales Verhalten unterstützt wird. Talkshows leben von dem menschlichen Bedürfnis zu kommunizieren. Die folgende Arbeit befasst sich hauptsächlich mit dem sprachlich-kommunikativen Verhalten der Beteiligten einer Talkshow, welches ich vergleichsweise anhand zweier Ausschnitte unterschiedlicher Sendungen darstellen werde.

Mit Hans Meiser ging 1992 die erste deutsche Daily-Talkshow auf Sendung. RTL gilt damit als erster Sender, der dieses ursprünglich amerikanische Format übernommen hat.[2] Aufgrund des herausragenden Erfolgs wurde das Talkshowformat von vielen Sendern übernommen, so auch von dem Sender Sat1.

In den letzten fünfzehn Jahren besuchten etliche Zuschauer unterschiedlicher Gesellschaftsschichten Talkshows, um ihre Meinung zu einem bestimmten Thema oder ihre persönliche Geschichte im Fernsehen zu publizieren. Die Sendung lebt von der Kommunikation zwischen den Teilnehmern, doch ist der kommunikative Ablauf unterschiedlicher Sendungen wirklich so ähnlich, wie es scheint? Und wenn nicht, wie unterscheidet sich das kommunikative Verhalten in den einzelnen Sendungen?

Um diese Fragen zu beantworten, werde ich zwei auf den ersten Blick sehr ähnliche Talkshows, nämlich die Oliver Geissen Show des Senders RTL mit dem Titel „Pustekuchen – Bei uns ist im Bett die Luft raus!“[3] und die ebenfalls wochentags täglich ausgestrahlte Sendung Vera am Mittag zum Thema „Alles sinnlos - Oder hörst du mir heute zu?[4] “ miteinander vergleichen. Um den Gesprächsverlauf und das Kommunikationsverhalten detailliert erläutern zu können, werde ich jeweils nur die erste Talksequenz der genannten Sendungen behandeln. Ein kritischer Vergleich soll einen kleinen Einblick in die typischen Merkmale des Talks bieten und zeigen, ob und inwiefern sich die genannten Sendungen in ihrer Umsetzung von Kommunikation unterscheiden. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Sinne das kommunikative Verhalten der Moderatoren, da der Moderator das Gespräch leitet, Gesprächsschritte initiiert und gegebenenfalls eingreift.

Eine Kurzbeschreibung von Daily-Talkshows wird zunächst eine allgemeine Definition bieten. Anschließend werde ich mit der Analyse beginnen, indem ich zunächst verschiedene Faktoren der Gesprächsituation erläutere und im Folgenden die Gästekonstellation und Thematik, die Fragetechnik der Moderatoren und den vollzogenen Sprecherwechsel sowie die Kommunikationsstruktur der beiden Sendungsausschnitte miteinander vergleiche. Kurze Dialogzitate werden im Fließtext durch Anführungszeichen gekennzeichnet. Im Kapitel „Sprecherwechsel und Kommunikationsstruktur“ bietet es sich jedoch an, größere Dialogteile aus dem Text herauszustellen, um Überlappende Gesprächsbeiträge sinnvoll darstellen zu können. Ein Fazit wird die wesentlichen Unterschiede des kommunikativen Verhaltens innerhalb der verschiedenen Sendungen zusammenfassen.

2. Kurzbeschreibung „Daily-Talkshows“

Grundlegende Eigenschaften der Daily-Talkshows sind bereits aus dem Namen abzuleiten. Aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt könnte man sie „ tägliche Gesprächs-Sendungen“ nennen. Die Sendung lebt von Gästen, die im Studio ihre Probleme oder ihre Meinung zu einem bestimmten Thema preisgeben. Ein Moderator führt die Gäste in die Sendung ein, koordiniert die Redebeiträge, fasst noch einmal prägnant zusammen und stellt Fragen, um weitere Gesprächsschritte zu initiieren und den Gästen für die Sendung entscheidende Informationen zu entlocken. Im Grunde werden zwei unterschiedliche Abläufe realisiert. Die häufigste Form besteht darin, dass sechs oder mehr Gäste nacheinander ihre Meinung zu einem bestimmten Thema abgeben und die verschiedenen Oppositionen miteinander diskutieren. Dabei handelt es sich in der Regel um Extrempositionen, die ein hohes Konfliktpotential hervorrufen. Häufig wird die Sendung aber auch in kleinere Talk-Sequenzen gegliedert, in denen meist zwei Personen ihre spezifischen Konflikte besprechen. Das Spektrum kann dabei von Offenbarungen über Vaterschaftstests bis hin zu Heiratsanträgen reichen.[5]

Zur Unterstützung des Moderators und als erste Hilfestellung für die Gäste ist häufig ein Psychologe anwesend, der im Publikum sitzt und bei Bedarf die Situation objektiv bewertet und Ratschläge gibt.

Egal in welcher Form die Sendung realisiert wird, werden gerne „Bunte Vögel“ gezeigt oder aber die Gäste stammen wie die Themen aus dem Alltagsleben. So flimmert zum Beispiel die Mutter von nebenan über den Bildschirm und berichtet von den Problemen mit ihren Kindern, oder ein betrogener Ehemann klagt sein Leid vor Publikum. Trotz der „Gewöhnlichkeit“ der Gäste besitzen sie dennoch häufig Sensationscharakter. Eben diese Konzentration auf Sensationen ist ein wesentlicher Teil des Show-Charakters von Talkshows. Besonderes Merkmal ist indessen die Fokussierung auf Emotionalität, die in der Show provoziert und vermittelt wird. Streitgespräche, Versöhnungen, Wiedersehen und Offenbarungen bilden den wesentlichen Kern der Sendungen. Inwieweit dies den Gesprächsverlauf und das kommunikative Verhalten der Teilnehmer beeinflusst, soll die folgende Analyse der Oliver Geissen Show und der Sendung Vera am Mittag zeigen. Gleichzeitig sollen Abweichungen von der hier dargestellten allgemeinen Definition herausgestellt und die Sendungen miteinander verglichen werden.

3. Analyse

3.1 Faktoren der Gesprächskonstellation

Die Konstellation eines Gespräches hat wesentlichen Einfluss auf dessen Verlauf und Ordnung. Gespräche in einer Talkshow unterscheiden sich stark von natürlichen Gesprächen, da sie arrangiert sind. Die Unnatürlichkeit des Talk-Gespräches ergibt sich im Besonderen durch die Festlegung von Ort, Zeit und Thematik. Diesen Aspekt des Vorbereitseins möchte ich im Folgenden genauer erläutern.

Die zu analysierenden Talkshows weisen ähnliche Faktoren der Gesprächskonstellation auf. Beide Talks besitzen durch einstündige Sendezeiten eine zeitliche Begrenztheit. Da beide Sender öffentlich rechtlich sind, wird die Gesprächzeit mehrere Male von Werbung unterbrochen und damit auf 40 Minuten begrenzt.

Die festgelegte Thematik ist ein weiteres Indiz für die Unnatürlichkeit des Talkgespräches. Die Moderatoren und auch die Gäste wissen im Vorfeld über die Thematik, die in der Sendung besprochen wird, bescheit und können sich darauf vorbereiten. Die Fixierung auf ein bestimmtes Thema ist in Talkshows besonders hoch. Ausschweifungen werden durch den Moderator normalerweise nicht zugelassen, da sie von der Kernthematik ablenken.

Im Bereich des Vorbereitungsgrades ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Grad der Bekanntheit der Gesprächspartner. Dieser ist jedoch je nach Aufbau der Sendung unterschiedlich. In einer face-to-face Konfrontation zweier Parteien eines spezifischen Konflikts kennen sich die Gäste in der Regel bereits, in einer Sendung, die verschiedene Positionen zu einem Thema präsentiert, sind sich die Gäste dagegen häufig unbekannt. Dem Publikum sind die Teilnehmer der Sendung, ausgenommen der Moderators, unbekannt. Die ausgewählten Beispielsendungen gehören zum Bereich des Einzelkonflikts und arbeiten mit einander bekannten Gesprächsteilnehmern. Zudem besitzen die Moderatoren im Vorfeld einige, für die Sendung relevante Informationen über die Gäste und können sich bereits entscheidende Fragen überlegen. Die Gäste kennen dagegen nur ihren eigenen Standpunkt zum Thema, können sich darüber hinaus aber gegebenenfalls mental darauf vorbereiten, gegen welche oppositionellen Meinungen sie sich verteidigen werden müssen. Die Anzahl der Gesprächspartner ist vorgegeben. Ein weiteres Merkmal von Talkshowgesprächen ist, dass sie öffentlich, also vor Studiopublikum und den Zuschauern zuhause, ausgetragen werden, was die Gäste eventuell bewegt, sich anders zu präsentieren, als in einem Privatgespräch.

Deutlich zu erkennen ist, dass nahezu alle Faktoren der Gesprächskonstellation durch das Talkshowformat vorgegeben sind. Einem natürlichen Gesprächsverlauf wird kaum Raum gelassen, alles ist vorherbestimmt und auf ein thematisches Ziel ausgerichtet.

3.2 Gästekonstellation und Thematik

Die Konstellation der Gäste beeinflusst den Gesprächsverlauf in besonderer Weise. Aus der Gästekonstellation ergeben sich Parameter wie Gesprächsniveau, die Art der Konfliktsituation und das Aggressionspotential, sie beeinflussen aber auch den Ablauf und die Geschwindigkeit des Gesprächs, sowie des Sprecherwechsels. Daneben trägt die Reihenfolge, in der die Gäste in den Talk eingeführt werden, zur Entwicklung des Gesprächsverlaufs bei. So sind die Gäste meist so organisiert, dass abwechselnd Pro- und Contrapositionen zu einem Thema auftreten, sodass ein hohes Maß an Konfliktpotential entsteht. In den genannten Beispielsendungen, zur Beleuchtung des kommunikativen Verhaltens von Vera Int-Veen und Oliver Geissen, handelt es sich jedoch, wie bereits erwähnt, um Einzelkonflikte, doch auch hier spielt die Reihenfolge, in der die Gäste hinein gebeten werden, eine wichtige Rolle.

[...]


[1] Biermann, Heinrich / Schurf, Bernd: In: Texte Themen und Strukturen. Deutschbuch für die Oberstufe. Berlin 1999. S. 93: Die Kommunikationsregeln nach Paul Watzlawick.

[2] Vgl. Kreyes, Thomas: RTL Television. Köln 1996. S.3.

[3] Videoaufzeichnung der Oliver Geissen Show vom 5.10.2007, 13 Uhr.

[4] Videoaufzeichnung von Vera am Mittag 18.10.2007, 10 Uhr.

[5] Nach eigenen Beobachtungen

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Analyse kommunikativen Verhaltens in Talkshows
Untertitel
"Vera am Mittag" und die "Oliver Geissen Show" im Vergleich
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
21
Katalognummer
V87498
ISBN (eBook)
9783638064958
Dateigröße
650 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Analyse, Verhaltens, Talkshows
Arbeit zitieren
Alicia Buske (Autor:in), 2007, Analyse kommunikativen Verhaltens in Talkshows, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87498

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Analyse kommunikativen Verhaltens in Talkshows



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden