Filmanalyse zu Milos Foremans "Einer flog über das Kuckucksnest"


Seminararbeit, 2001

29 Seiten


Leseprobe


GLIEDERUNG

1. Einleitung: Kurze Vorstellung des Seminars und der vorgetragenen Literatur

2. Einordnung und Vorstellung des Werkes von Milos Foreman
2.1 Die Entstehung und Wirkung des Films im historischer Kontext
2.1.1 Der Autor der Vorlage
2.1.2 Der lange Weg der Verfilmung
2.1.3 Der historische Kontext des Films und seine Wirkung
2.2 Der Inhalt des Films

3. Allgemeine Analyse des Filmes – die persönliche Reise durch den Film
3.1 Der Aufbau der Geschichte im Vergleich mit Prinzipien des klassischen Dramas
3.2 Das Tragische – Versuch einer Bestimmung des Genres
3.3 Szenenanalyse: Das Zustandekommen der Katastrophe
3.3.1 Rezeptionsprotokoll
3.3.2 Die Krise im Höhepunkt – Ein Blich auf Robert McKees „Story“

4. Kritische Betrachtung von Peter Wuss´ „Tiefenstruktur im Filmkunstwerk“
4.1 Klärung der Begriffe
4.2 Wuss´ Anwendung auf „Einer flog über das Kuckucksnest“
4.3 Wuss´ Ideologie und Modellvorstellung vom Zuschauer in der Kritik

5. Zusammenhänge zu anderen exemplarischen Filmen des Seminars
5.1 Fritz Lang: M – Eine Stadt sucht ihren Mörder
5.2 Joseph von Sternberg – Der blaue Engel

1. Einleitung: Kurze Vorstellung des Seminars und der vorgetragenen Literatur

Das allgemeine Ziel des Seminars „Dramen- Aufführungs- und Filmanalyse“, das sozusagen in Doppelregie von den Dozenten Dr. Claus Just und Ernst Gortner geleitet wurde, war es, dem Geheimnis von künstlerischen Prozessen im Theater und Film etwas näher zu kommen. Eine der zentralen Fragen, die sich für die Seminarteilnehmer gestellt hat, war die Frage nach einem „richtigen“ Rezipieren von Kunst, in unserem Fall Theater und Filmkompositionen. Wie kommuniziert man, wenn es darum geht, ästhetische Erfahrungen zu beschreiben, ohne total in die Subjektivität abzugleiten? Gibt es zufriedenstellende, hilfreiche Instrumente für eine sinnvolle Rezeption?

Das Seminar sollte vor allem aufzeigen, dass der Königsweg zum Verständnis von Theater und Film eine gewissenhafte Analyse beinhaltet. Dabei war es den Dozenten sehr wichtig, möglichst praxisbezogene Beispiele anzuführen.

Da ich mich für ein Referat in einer der drei Filmgruppen entschieden hatte, war eine Beschäftigung mit entsprechender Literatur über die Analyse von Filmkunstwerken die notwendige Voraussetzung. Dabei erschien es einleuchtend, ein sogenanntes Film -Rezeptionsprotokoll als Analysegrundlage zu erstellen und zu verwenden. Unsere Referatsgruppe war vor allem mit der Aufgabe betraut, sich mir dem Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ von Milos Foreman und entsprechender Literatur über Analyseverfahren und Prinzipien des richtigen Aufbaus von Geschichten eingehend zu beschäftigen.

Die nun folgenden Arbeit setzt sich vor allem mit eben genanntem Film auseinander. Neben einer allgemeinen Vorstellung, die auf die Entstehungsgeschichte, den historischen Kontext und die Wirkung des Films eingeht, wird gegen Ende des zweiten Kapitels der Inhalt ausführlich dargestellt. Der dritte Teil beschäftigt sich mit meiner Analyse des Films. Erst wird anhand eines Vergleiches mit klassischen Prinzipien der Dramentheorie der Aufbau des Filmes allgemein analysiert, ehe ich versuche das Genre des Film über den Begriff des Tragischen zu definieren. Anschließend wird tiefer auf das sich abzeichnende tragische Ende des Filmes eingegangen, was mittels eines Rezeptionsprotokoll und einigen Kernaussagen des Buches „Story. Prinzipien des Drehbuchschreibens“ von Robert McKee verdeutlicht werden soll. Der vierte Punkt beschäftigt sich mit der „Tiefenstruktur des Filmkunstwerks“ - einem Buch des DDR-Autors Peter Wuss - und der Anwendung dessen auf den Film sowie einer kurzen Kritik.

Der Schluss beinhaltet schließlich einen Kurzvergleich des Films mit anderen im Seminar vorgestellten Filmen.

2. Einordnung und Vorstellung des Werkes von Milos Foreman

2.1. Die Entstehung und Wirkung des Filmes im historischen Kontext

2.1.1 Der Autor der Vorlage

Der ursprüngliche Autor dieser Geschichte ist Ken Kesey[1], der am 17.09. 1935 in La Junta, Colorado geboren wurde. Er machte seinen Abschluss in Sprache und Kommunikation auf der Universität von Oregon, wobei er ein Stipendium in einem Programm für kreatives Schreiben an der Stanford Universität erhielt. Um nebenbei noch etwas Geld zu verdienen meldete sich Kesey während dieser Zeit als Testperson für bewusstseinserweiternde Drogen wie zum Beispiel Meskalin, Psilocybin und LSD, die bis heute zur experimentellen Erforschung seelischer Krankheiten verwendet werden. Diese Erfahrungen hatten einen großen Einfluss auf Keseys weiteres Leben. In einer seiner Halluzinationen erschien ihm angeblich während eines Testversuchs in einem kalifornischen Krankenhaus ein Indianer. Davon inspiriert entwarf er die Rahmenhandlung zu seinem ersten veröffentlichten Werk „Einer flog über das Kuckucksnest“. Dieser Roman, der 1962 erschien, erntete überraschend gute Kritiken und war auch bei den Lesern vor allem der Beatgeneration ein Bestseller. Kesey wurde zu einem gefeierten aber auch kontroversen Kultautor und vereinte zu seiner Zeit zwei Generationen: die Beat-Generation der 50ger Jahre und die Hippie-Bewegung in den 60gern konnte sich mit den Ideen von Ken Kesey und damit mit der Perspektive des Häuptlings sowie des Aussenseiters Randle McMurphy sehr gut identifizieren. Das Buch wurde als ein Schlüsselwerk der amerikanischen Gegenkultur gehandelt.

2.1.2 Der lange Weg der Verfilmung

Kirk Douglas, der die Rolle der Hauptfigur auf der Bühne gespielt hatte, war von dem Stück begeistert war und erwarb die Rechte an dem Buch, angeblich für nur 20000 Dollar. Die Geschichte landete jedoch vorerst in der Schublade. Dale Wasserman adaptierte die Geschichte zu einem Theaterstück, das auch am Broadway aufgeführt wurde. Erst als Kirks Sohn Michael Douglas, der mit der Fernsehserie „Die Straßen von San Francisco“ schon einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt hatte, seinem Vater die Rechte abkaufte, wurde eine Verfilmung realistischer. Michael Douglas überredete den Schallplattenproduzenten Saul Zaentz2, den Stoff mit ihm zusammen zu produzieren. Ein Regisseur war schnell gefunden: Milos Foreman, der während des Prager Frühlings die Tschechoslowakei verließ und mit seinem ersten in den USA gedrehten gesellschafts-kritischen Film „Taking Off“ einen guten Ruf besaß, war der geeignete Mann für Douglas.

So wurde der Film mehr als zwölf Jahre nach erscheinen des Buches und erst nach mehreren vergeblichen Verfilmungsversuchen realisiert. Er wurde im Oregon State Hospital größtenteils mit Profischauspielern, die mehrere Wochen im Krankenhaus wohnten, um die Verhaltensweisen der Patienten zu studieren, teilweise auch mit den wirklichen Insassen der Klinik inszeniert.

2.1.3 Der historische Kontext des Films und seine Wirkung

In den 60gern bis in die Anfänge der 70ger Jahre wurde die Welt von einer kulturellen und politischen Aufbruchstimmung erfasst. Ein längst überfälliger „Wertewandel“ wurde eingeleitet. Proteste gegen den Imperialismus, die Diskriminierung von Minderheiten, für den Frieden, Toleranz und die freie Liebe, Bürgerrechtsbewegungen und Studentenrevolten führten zu einer Politisierung und Liberalisierung des Denkens. Während das glattpolierte Hollywood immer noch an althergebrachten klassischen Genres, Strickmustern und Mainstream-Inhalten festhielt und bis in die 70ger Jahre ohne Risikobereitschaft vor allem auf Glamour und technische Effekte setzte, bildete sich vor allem an der Ostküste der USA vorerst im Untergrund eine Avantgarde heraus, die versuchte mit den alten Konventionen zu brechen und die allgemeine Aufbruchsstimmung in ihren Filmen zu verarbeiten. Die Rebellion fand Einzug in diese experimentellen Filme, die meist provokant, sozialkritisch und gegenwartsbezogener waren. Es wurde eine andere Wirklichkeit von Amerika gezeigt, die von Hollywood konsequent tabuisierte Kehrseite, die den Glauben an den „amerikanischen Traum“ zutiefst erschütterte. Dieser sollte als Illusion enttarnt werden. Damit kamen diese Filmemacher vor allem den Bedürfnissen des jugendlichen Publikums nach, für das das Kino mehr und mehr zum wichtigsten Medium wurde. Die Filmbranche Hollywoods geriet in den 60gern bis in die Anfänge der 70ger Jahre in eine schlimme ästhetische Krise. Nach dem Niedergang der großen Studios war eine Erneuerung der Inhalte Hollywoods zwingend notwendig, um zu sich auf dem Markt zu behaupten, da sich auch in Europa neue, innovativ engagierte Bewegungen im Film etablierten. Langsam begann Hollywood, das sich „mit immer oberflächlicheren Musicals und Historienschinken, die immer weniger Leute sehen wollten, selbst das Grab schaufelte“4, sich umzuorientieren und im Kielwasser der kleinen, unabhängigen Filmproduzenten zu schwimmen, „die mit gut inszenierten Low-Budget-Produktionen, Horrorfilmen, Teenager-Komödien, Drogen- und Motorradfilmen zunächst nur ein Insider-Publikum erreichten“5 Somit wurden alte Genregrenzen verwischt und neue Filmgattungen geschaffen.3

Dem Exiltschechen und Newcomerregisseur Milos Foreman gelang es 1975 mit dem gesellschaftssatirischen Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ ein großer Wurf: er schaffte es, die fünf wichtigsten Oscars für den besten Film, die beste Regie, das beste adaptierte Drehbuch, und die beste weibliche (Louise Fletcher) sowie männliche Hauptrolle zu gewinnen. Vor allem Jack Nicholson, der durch seine Rolle in „Easy Rider“ einen größeren Bekanntheitsgrad erlangte, trug sehr dazu bei, dass der Film auch ein durchschlagender Erfolg beim Publikum wurde. Manch Kritiker attestierte ihm in der äußerst glaubwürdigen Figur des Randle McMurphy die Rolle seines Lebens, in der er sich brillant austoben konnte. Nicholson wurde dadurch „einer der ersten Stars von New Hollywood“6, der Film selbst einer der Schlüsselfilme der 70ger Jahre, voller Kritik gegen gesellschaftlichen Druck, Bevormundung, und das Establishment: eine „Parabel über den Konflikt zwischen Individualität und Konformismus, die ein Irrenhaus als Sinnbild für die gesamte amerikanische Gesellschaft wählt“6. Angesichts der fünf Oscars, den der Film für sich verbuchen konnte, kann man sich gar nicht vorstellen, dass es beim Start des Film durchaus gemischte Kritiken gab. So warf man dem Film beispielsweise vor, sich über die Patienten solcher Nervenheilanstalten lustig zu machen, das System in Gestalt von Schwester Ratched allzu leicht personifiziert zu haben, so dass man allzu leicht meinen könnte, ein Wechsel der Stationsleitung könne den größten Teil der Probleme aus der Welt schaffen7. Labile Menschen wurden sogar davor gewarnt, sich den Film anzusehen, würde er diese doch zu sehr in ihrer Labilität bestätigen und womöglich aus der Bahn werfen.

2.2. Der Inhalt des Films

Der Film erzählt die Geschichte des achtunddreißigjährigen Straftäters Randle Patrick McMurphy, der scheinbar schon in früheren Jahren damit zu kämpfen hatte, sich anzupassen. Der ehemalige Soldat wurde wegen Ungehorsam aus dem Dienst entlassen und kam schließlich wegen Schlägereien, Trunksucht und einem Sexualdelikt ins Gefängnis. Die Vorgeschichte ist im Film allerdings weniger durchsichtig. McMurphy wird zu Beginn des Films vermutlich durch einen Trick zur Beobachtung und Überprüfung seines Geisteszustandes vom Gefängnis in eine Nervenheilanstalt überwiesen. Anfangs noch erfreut über die bequemeren Umstände der Anstalt gegenüber dem Zuchthaus, wird ihm jedoch schnell klar, dass er die im Irrenhaus praktizierten autoritären Methoden nicht akzeptieren kann. Obwohl er geistig fit und gesund ist, wird er konform wie ein Irrer behandelt. Wie alle anderen Insassen, die in „chronische“ und „akute“ Fälle kategorisiert sind, wird auch er ständig bevormundet. Man versucht, die Patienten durch Medikamente, Musik und einschüchternde Maßnahmen ruhig zu stellen. Es hat den Anschein, als dass die Insassen in übertrieben ernstgehaltenen Gesprächsrunden ihres letzten Restes an Selbstbestimmungsglauben und Hoffnung, Lebensfreude und Würde beraubt würden. Ihre Apathie, so scheint es, wird durch bewusste Maßregelungen und Strafen nicht therapiert, sondern vielmehr durch Druck seitens des Personals noch gefördert. Vor allem die Oberschwester Miss Ratched macht dem rebellischen Randle das Leben schwer. McMurphy seinerseits hält sein Bestes dagegen. Er wettet mit den anderen, dass er es schafft Miss Ratched auf die Palme zu bringen. Spätestens als es zu einer Abstimmung der Insassen über eine Änderung der Stationsordnung kommt – es geht dabei um das Anschauen der Übertragung der Baseballendrundenspiele anstelle des strengen Tagesplanes – erkennt der Lebemann McMurphy, dass ein bequemes, allzu lockeres Leben auf Widerstand stößt. Randle schafft es zwar letztendlich, eine Mehrheit herbeizuführen, scheitert aber schließlich an der kalten, sich an ihrer eigenen Bürokratie festhaltenden Oberschwester, die um jeden Preis ihre Macht aufrechterhalten will. Ein Machtkampf beginnt und kommt immer offener ans Tageslicht. McMurphy wiegelt die Patienten noch mehr auf und bringt Leben in den tristen Alltag. Er tut so, als wäre das Verbot nicht präsent und kommentiert ein imaginäres Baseballspiel. Doch damit nicht genug: McMurphy bricht aus der Anstalt aus und entführt die Patientengruppe mit einem Bus zum Hafen und fährt mit ihnen aufs Meer hinaus, um zu fischen. Auch wenn die Tour recht chaotisch verläuft, blühen die Patienten auf und sind stolz auf ihren großen Fang. Auf der darauf folgenden Krisensitzung der Anstaltsleitung wird durch Miss Ratched veranlasst, dass Randle noch länger in der psychatrischen Klinik bleiben darf bzw. muss. Wie sich nun herausstellt ist Randle das Opfer der Willkür des Pflegepersonals. Im Gegensatz zum festen Entlassungszeitpunkt im Gefängnis kann er solange in der Anstalt gehalten werden, wie es Oberschwester Ratched beliebt. Als er dies erfährt, ändert McMurphy sein Verhalten. So versucht er auf einen emotionalen Ausbruch Cheswicks schlichtend einzuwirken. Für ihn sind viele der Patienten „nicht mehr oder weniger verrückt als jedes Durchschnittsarschloch auf der Strasse“8, und er kann nicht begreifen, dass die meisten freiwillig hier sind. Es ist nicht mehr sein Ziel, weiterzurebellieren, es geht ihm von nun an vornehmlich darum, rauszukommen. Allerdings tut er sich sehr schwer damit, sich gegen sein Naturell des unangepassten Außenseiters zu verhalten und verliert seine Beherrschung. Nach Cheswicks Anfall kommt es zu einer Schlägerei mit den Pflegern. Die Konsequenz ist eine brutale Elektroschockbehandlung, der Randle, der bis dato als taubstumm gehaltene Häuptling, der sich ebenfalls als Simulant zu erkennen gibt, und Cheswick unterzogen werden. McMurphy legt dem Häuptling, in dem er einen Hoffnungsträger und ebenbürtigen Partner erkennt zum ersten Mal seine vagen Fluchtgedanken dar, während die panik – und schmerzerfüllten Schreie des armen Cheswicks zu hören sind.

Vor seiner geplanten Flucht organisiert McMurphy allerdings noch eine exzessive Party, um seinen Abschied zu feiern. Der Abend scheint gelungen, alle Patienten sind durch den reichlichen Alkoholkonsum sehr ausgelassen, als McMurphy noch für eine letzte Therapiemaßnahme Zeit findet. Er gibt dem durch einen Mutterkomplex völlig verklemmten und schüchternen Billy die Gelegenheit, mit seiner Freundin Candy zu schlafen. Dummerweise schläft McMurphy beim Warten auf Candy ein und so kommt es wie es kommen musste: Das Anstaltspersonal trifft früh morgens fassungslos ein und ertappt McMurphy beim Versuch, aus dem Fenster zu steigen. Billy wird durch Miss Ratched bis auf die Knochen gedemütigt, so dass er Selbstmord begeht. Der Aufschrei geht durch die ganze Anstalt und verhindert schließlich McMurphys zweiten Fluchtversuch. Hasserfüllt würgt er die Oberschwester, wird aber niedergestreckt. Die letzte Konsequenz ist eine gewaltsame Gehirnamputation, die McMurphy seiner Individualität und Persönlichkeit beraubt und ihn so in eine völlig gebrochenen Kreatur verwandelt. Um sein menschenunwürdiges Dasein zu beenden, erstickt der Häuptling McMurphy mit einem Kopfkissen und findet endlich den Mut auszubrechen. Er zertrümmert das Fenster mit dem schweren Waschbecken, an dem McMurphy gescheitert ist und flieht in die Freiheit.

3. Eine Analyse – die persönliche Reise durch den Film

3.1 Der Aufbau der Geschichte im Vergleich mit Prinzipien der klassischen Tragödie

Der Handlungsaufbau von „Einer flog über das Kuckucksnest“ kann meiner Meinung nach durchaus mit althergebrachten Prinzipien klassischer Dramentheorie verglichen werden. Deren Grundlagen reichen bis in die Antike zurück, unterscheiden sich jedoch von moderneren Modellen des „richtigen“ Story- und Figurenaufbaus teilweise nicht wirklich wesentlich.

Die drei aristotelischen Einheiten von Handlung, Zeit und Raum werden natürlich nicht in aller Formstrenge eingehalten, sind jedoch in Grundzügen übertragbar. Es gibt eine eindeutige Haupthandlung, nämlich den Umgang des Individuums McMurphy mit der sich ihm konfrontierenden Situation im System der Nervenheilanstalt. Die Handlung ist sehr kontinuierlich, die Szenen gleiten, möglicherweise für den Zuschauer unbewusst, unmittelbar ineinander über und dienen allesamt der Kernaussage des Filmes: dem Machtkampf der bald klar profilierten Gegner Randle McMurphy und Schwester Ratched, welcher sich letztlich zu einem Duell zuspitzt. Nebenhandlungen gibt es in dem Sinne nicht, jegliche Nebensächlichkeit erweist sich im Verlauf des Filmes als unentbehrlich für das Verständnis des Konflikts. Dabei ist der einzelne dramatische Augenblick wie im klassischen Drama nur das Glied einer logischen Entwicklungskette. Alles Vorhergehende hat Konsequenzen für den Gesamtverlauf der Handlung, den man nicht aus den Augen verlieren sollte. Die äußere Handlung steht also ganz im Dienste der Idee, die hinter der Filmkomposition steht: Dem Scheitern des unangepassten Einzelnen gegenüber einem unmenschlichen System.

[...]


[1] Vgl. www.classicnote.com

2 vgl. www .dem.de

3 vgl. Andrea Gronemeyer: Schnellkurs Film, Dumont Buchverlag Köln 1998, S.128 -137

4 Schnellkurs, a.a.O., S. 164

5 Schnellkurs, a.a.O., S.164f.

6 Schnellkurs, a.a.O.,S.165

7 Reclams Filmführer

8 Filmzitat

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Filmanalyse zu Milos Foremans "Einer flog über das Kuckucksnest"
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Theater- und Medienwissenschaft)
Veranstaltung
Seminar: Dramen- Aufführungs- und Filmanalyse
Autor
Jahr
2001
Seiten
29
Katalognummer
V8762
ISBN (eBook)
9783638156523
ISBN (Buch)
9783656348344
Dateigröße
510 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Filmanalyse, Milos, Foremans, Einer, Kuckucksnest, Seminar, Dramen-, Aufführungs-, Filmanalyse
Arbeit zitieren
Roman Seda (Autor:in), 2001, Filmanalyse zu Milos Foremans "Einer flog über das Kuckucksnest", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8762

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