In meiner Seminararbeit möchte ich die Ainu im Norden Japans etwas näher beleuchten. Der besondere Schwerpunkt soll dabei auf der Behandlung von Alten und Kranken liegen. Diese scheint sich bei den verschiedenen Wildbeuter- und Pflanzerkulturen in der ethnologischen Literatur zunächst sehr unterschiedlich darzustellen. Von menschenunwürdigen Ritualen wie der Altentötung beispielsweise bei den Tschuktschen in Sibirien ist die Rede oder davon, dass ältere Menschen einfach ausgesetzt und sich selbst überlassen werden. Diese Behauptungen erfordern eine eingehendere Betrachtung, welche ich bei den Ainu im nördlichen Japan vollziehen möchte.
Um jedoch näher auf die Situation und die Behandlung von alten und kranken Menschen in diesem Volk eingehen zu können, werde ich zunächst mit dem kulturellen Hintergrund der Ainu näher zum zentralen Thema meiner Seminararbeit hinführen. Dabei werde ich das Verbreitungsgebiet der Ainu, ihre Herkunft und Geschichte sowie insbesondere ihre Religion kurz darstellen.
Die Siedlungsgebiete der Ainu umfassen die Insel Hokkaido, die nördlichste der vier japanischen Hauptinseln, sowie die Südhälfte von Sachalin und die Inseln der Kurilenkette, wobei in der heutigen Zeit nur noch Hokkaido als Siedlungsgebiet „übrig geblieben“ ist (vgl. Karte Abb.2, S.4). Die ethnische Selbstbezeichnung „Ainu“ steht für „Mensch“. Eine Ableitung vom japanischen Wort „imu“ (Hund) ist mit großer Wahrscheinlichkeit falsch und wirft vielmehr einen Blick auf die Stellung und Wertschätzung der Ainu als Minderheit in der japanischen Gesellschaft .
Die Zahl der Ainu wird nach aktuellen Erhebungen auf knapp 24.000 geschätzt , bei Fitzhugh ist die Rede von bis 50.000 . In der Vergangenheit hatte man mehrfach ein Aussterben befürchtet. Dies schien jedoch unbegründet. Wie Ölschleger betont, zeigt ein Blick auf die Bevölkerungszahlen zwischen 1804 und 1940 zwar einen Rückgang von 21.697 auf 16.170 Menschen, jedoch fiel die Zahl nie unter 15.000 . Ohnuki-Tierney schreibt in diesem Kontext, dass der letzte der Kurilen-Ainu 1941 gestorben ist.
Im Bezug auf Technik und soziale Organisation ist die Ainu-Kultur auf Hokkaido am komplexesten und am weitesten entwickelt . Für Hokkaido spricht Ohnuki-Tierney von 18.000 tatsächlichen Ainu; diese Zahl bezieht sich allerdings auf Daten, welche sie im Jahr 1981 als Arbeitsgrundlage verwendete.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Verbreitungsgebiet und Herkunft
- Lebensweise
- Geschichtliche Entwicklung
- Religion
- Ramat
- Kamui
- Inau
- Bärenfest
- Haus und Feuerstelle
- Behandlung von alten Menschen
- Tod, Krankheiten und Begräbnis
- Tod
- Krankheiten
- Gewöhnliche Krankheiten
- Metaphysische Krankheiten
- Begräbnis
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Behandlung von alten und kranken Menschen bei den Ainu im Norden Japans. Im Fokus stehen die ethnologischen Perspektiven auf die Behandlung von Alten und Kranken in verschiedenen Wildbeuter- und Pflanzerkulturen und wie sich diese im Fall der Ainu darstellen. Die Arbeit zielt darauf ab, die komplexen und vielschichtigen Aspekte der Ainu-Kultur zu beleuchten, insbesondere im Hinblick auf ihre Lebensweise, ihre Religion und ihre Ansichten über Krankheit und Tod.
- Die Lebensweise und kulturellen Praktiken der Ainu
- Die Bedeutung der Religion und der Geisterwelt in der Ainu-Kultur
- Die unterschiedlichen Arten von Krankheiten und deren Behandlung bei den Ainu
- Der Umgang mit dem Tod und die Begräbnisrituale der Ainu
- Die Behandlung alter Menschen in der Ainu-Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Seminararbeit ein und beleuchtet die unterschiedlichen Ansätze in der ethnologischen Literatur zur Behandlung von Alten und Kranken in verschiedenen Kulturen. Die Ainu im Norden Japans werden als Fallbeispiel vorgestellt.
- Verbreitungsgebiet und Herkunft: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Verbreitungsgebiet der Ainu, ihrer Herkunft und ihrer ethnischen Selbstbezeichnung. Es werden verschiedene Theorien zur Herkunft der Ainu diskutiert und die Debatte um ihre ethnische Zugehörigkeit beleuchtet.
- Lebensweise: Dieses Kapitel beschreibt die traditionelle Lebensweise der Ainu, die auf Jagen, Fischen und dem Sammeln von Pflanzen basiert. Die Bedeutung der Jagd und Fischerei sowie die Bedeutung der verschiedenen Tier- und Pflanzenarten für die Wirtschaft der Ainu werden dargestellt.
- Religion: Dieses Kapitel beleuchtet die Religion der Ainu und die verschiedenen Götter und Geister, die eine zentrale Rolle in ihrem Glauben spielen. Es werden die Bedeutung des Bärenfestes und die Rolle der Götter im täglichen Leben der Ainu erklärt.
- Behandlung von alten Menschen: Dieses Kapitel befasst sich mit der Behandlung von alten Menschen in der Ainu-Gesellschaft. Es werden die sozialen Strukturen und die Rolle der Ältesten in der Ainu-Kultur beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit konzentriert sich auf die Ainu, ein indigenes Volk im Norden Japans. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Wildbeuter- und Pflanzerkulturen, ethnologische Perspektiven, Behandlung von Alten und Kranken, Lebensweise, Religion, Krankheit, Tod, Begräbnisrituale, soziale Strukturen, ethnische Zugehörigkeit.
- Arbeit zitieren
- Rudi Loderbauer (Autor:in), 2006, Behandlung von alten und kranken Menschen bei den Ainu, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87710