Am 25. April 1945 trafen Russland und die Vereinigten Staaten in Form von Einheiten der 1. US-Armee und der russischen 5. Armee in Torgau an der Elbe aufeinander und besiegelten so den nahenden Untergang des Naziregimes. Obwohl es nicht das reale erste Zusammentreffen der beiden Parteien zeigt, ging das nachgestellte Bild der sich freundlich die Hände schütteln-den Soldaten um die Welt. Doch nur drei Jahre später sollte Deutschland und Berlin in zwei politische Lager geteilt sein und der beginnende Kalte Krieg zwischen den beiden ehemaligen Kriegspartnern mit dem Beginn der Berlin-Blockade 1948 seinem ersten Höhepunkt entgegensteuern.
Just hier möchte ich den Beginn meiner Untersuchungen über die Rolle des Radio im ameri-kanischen Sektor (RIAS) von 1948 bis 1952 setzen. Der RIAS war ein von den Amerikanern gegründeter, finanzierter und verwalteter Radiosender der in einer Zeit entstand in welcher Radiosender, anders als heute oft, hauptsächlich der Zerstreuung dienen, und der in einer Stadt seinen Sitz hatte in welcher sich die Westmächte und die UdSSR zunehmend feindseli-ger gegenüberstanden.
Eben diese zunehmende Feindseligkeit stellt ein spannendes Thema dar, denn es lässt die Fra-ge aufkommen mit welchen Mitteln sich die beiden Machtblöcke, in diesem Fall die USA und die UdSSR bekämpften, ob die jeweiligen Rundfunkstationen die zur Verfügung standen Verwendung fanden und wenn ja, welchen Anteil an der Auseinandersetzung sie genau hat-ten. Doch direkt beeinflussen kann man natürlich nicht die Machthaber oder Parteiführer der Gegenseite.
Meine zentrale Fragestellung lautet deshalb: Versuchten die Amerikaner durch den Radiosen-der RIAS Einfluss auf die Bevölkerung der SBZ/DDR zu nehmen oder zeichnete er sich durch neutrales Verhalten aus? Versuchte der Sender ferner die Ostdeutschen gegen ihre Re-gierung oder die russischen Besatzer aufzuwiegeln und zum Aufstand zu bewegen oder waren das nur leere Anschuldigungen von Seiten der SED?
Meine Arbeit soll ausgehend von der intendierten Botschaft des beigefügten Plakates auf die Fragestellung eingehen, einen Überblick über das aufs ostdeutsche Publikum ausgerichtete Programm, die Motive der Verantwortlichen und die verwendeten Mittel eingehen.
Dazu habe ich als Fachliteratur überwiegend Petra Galles Buch über die Rolle von RIAS und des Berliner Rundfunks von 1945-1949 und Herbert Kundlers umfangreiche Beschreibung der Radiostation in einer geteilten Stadt verwendet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Vorikonografische Beschreibung
- Ikonografische Bildanalyse
- Ikonologische Bildinterpretation
- Zusammenfassung
- Quellenverzeichnis, alphabetisch geordnet
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Rolle des Radio im amerikanischen Sektor (RIAS) in der Zeit von 1948 bis 1952. Die zentrale Fragestellung ist, ob der RIAS versuchte, Einfluss auf die Bevölkerung der SBZ/DDR zu nehmen, oder ob er sich durch neutrales Verhalten auszeichnete. Insbesondere wird untersucht, ob der Sender die Ostdeutschen gegen ihre Regierung oder die russischen Besatzer aufwiegeln und zum Aufstand bewegen wollte.
- Die Rolle des RIAS als Medium der amerikanischen Propaganda in der SBZ/DDR
- Die Inhalte des RIAS-Programms und ihre Zielsetzung
- Die verwendeten Mittel der Propaganda und ihre Wirkung auf die ostdeutsche Bevölkerung
- Die Reaktion der SED auf die RIAS-Sendungen
- Die Bedeutung des RIAS im Kontext der Ost-West-Konfrontation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit analysiert ein Plakat aus dem Jahr 1952, das vom Amt für Information der DDR veröffentlicht wurde und den RIAS als „Gift“ darstellt. Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die historische Situation in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Hauptteil beginnt mit einer vorikonografischen Beschreibung des Plakats, die die einzelnen Elemente des Bildes im Detail beschreibt. Anschließend werden die ikonografischen und ikonologischen Aspekte des Plakats analysiert, wobei die Bedeutung der Bildsprache und die Botschaft des Plakats im historischen Kontext untersucht werden.
Schlüsselwörter
RIAS, Propaganda, Kalter Krieg, SBZ/DDR, Ost-West-Konfrontation, Informationspolitik, Bildanalyse, Ikonologie, Geschichte des Rundfunks
- Arbeit zitieren
- Urs Endhardt (Autor:in), 2008, Pop oder Propaganda?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88293