Bahnbrechende gesellschaftliche Veränderungen und auch Entwicklungen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (nachfolgend IKT), hinterlassen ihre Spuren in den Biographien von Menschen, indem sie nachhaltigen Einfluss auf Individuen und ihre Lebensgestaltung ausüben. Meist werden Veränderungen dieser Art erst retrospektiv als solche bewusst wahrgenommen, weil das Eingebundensein in den Moment für die größeren Zusammenhänge blind macht. Dieser Sachverhalt geht eng einher mit meiner eigenen Lebensgeschichte und diente als Inspiration und Motivation bei der Themenfindung zu dieser Diplomarbeit, die ich auch ein Stück weit als Biographiearbeit verstehe.
Viele der technischen Entwicklungen, die heute Standard sind, waren vor wenigen Jahren noch unbekannt. Dieser schnelle Wandel bringt es mit sich, dass auch die Forschungsergebnisse meiner Untersuchung in diesem Bereich nur vorläufiger Natur sind. Angesichts dieser Tatsache bleibt für den Forschenden die Motivation bestehen: „Das Aktuelle mag wieder versinken, worauf es ankommt ist der langfristige Prozess, der allmählich sichtbar wird, wenn man eine Momentaufnahme an die andere reiht“ (SCHULZE 2005, S.I) Bei meinem Forschungsansatz möchte ich induktiv, von mir ausgehend, die durch die Nutzung des Internets veränderten Wahrnehmungs-, Denk- und Verhaltensmuster im Leben meiner Mitstudierenden1 aufspüren und nachzeichnen. Von Interesse ist dabei, welche Rolle das weltweite Datennetz im Leben der Menschen spielt, wie sie es benutzen, und vor allem wie sie darüber denken und welche unmittelbare Bedeutung es für sie als Individuen, ihre Sozialität und den gesamtgesellschaftlichen Kontext hat.
Als Ziel möchte ich verallgemeinerbare Schlüsse ableiten, die für die Beantwortung meiner Forschungsthese von der Kulturtechnik Webkompetenz von Bedeutung sind. Diese Ausgangsthese, dass Webkompetenz in ihrer Vielschichtigkeit im Paradigma der Wissensgesellschaft den Rang einer Kulturtechnik erlangt, ist gleichzeitig auch eine Frage nach den gesellschaftlichen Bedingungen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Die Wissens- und Informationsgesellschaft
- 1.1 Bestandsaufnahme
- 1.2 Kritik einer Epochenbezeichnung
- 1.3 Digitale Revolution oder digitaler Wahn
- 1.4 Die Neuordnung des Sozialen durch Technologie
- 1.4.1 Technologie durchdringt den Alltag
- 1.4.2 Die digitale Kluft- User oder Loser
- 1.4.3 Die Wissenskluft-Hypothese
- 1.4.4 Die globale Dimension der digitalen Kluft
- 1.4.5 Das 100 Dollar Laptop
- 1.5 Die kreative Klasse
- 1.5.1 Die Rolle der Hochschule in der Wissensgesellschaft
- 1.5.2 Reformbestrebungen zwischen Elitenbildung und Chancengleichheit
- 2 Betrachtungen des Netzmediums Internet
- 2.1 Eine kurze Geschichte des Internets
- 2.2 Eine Betrachtung des Internets im Theoriekontext Marschall McLuhans
- 2.2.1 Das Medium ist die Botschaft
- 2.2.2 Die Erweiterungen des Menschen
- 2.2.3 Das globale Dorf
- 2.2.4 Das Internet ist die Botschaft
- 2.3 Web2.0 – das Mitmach-Web
- 2.4 Die dunkle Seite des Netzes
- 3 Lernen im Paradigma der Wissensgesellschaft
- 3.1 Gedanken zum Lernen
- 3.2 Hauptströmungen der Lerntheorien
- 3.2.1 Behaviorismus - Lernen als Verhaltensveränderung
- 3.2.2 Kognitivismus – Lernen als Erkenntnisprozess
- 3.2.3 Konstruktivismus - Lernen als subjektive Konstruktion
- 3.3 e-Learning
- 3.4 Eine neue Lernkultur durch e-Learning 2.0
- 3.4.1 Selbstreguliertes/ selbstgesteuertes Lernen
- 3.4.2 Bottom-up oder Top-down
- 3.4.3 Blended Learning
- 4 Empirische Untersuchung zu Webkompetenz als Kulturtechnik
- 4.1 Forschungsdesign
- 4.2 Qualitative und Quantitative Sozialforschung
- 4.3 Multimethodaler Ansatz
- 4.4 Das Experteninterview
- 4.4.1 Der Interviewleitfaden
- 4.4.2 Auswahl der Interviewpartner und Kontaktanbahnung
- 4.4.3 Interviewdurchführung
- 4.4.4 Datenschutz
- 4.4.5 Technische Hilfsmittel
- 4.4.6 Transkription und Auswertung
- 4.5 Interviewergebnisse
- 4.6 Der Fragebogen
- 4.7 Auswertung der Fragebögen
- 4.8 Synthese aus Interview- und Fragebogenergebnis
- 5 Webkompetenz eine neue Kulturtechnik?
- 5.1 Kulturtechnik und Internet
- 5.2 Zum Kompetenzbegriff und seiner Fassbarkeit
- 5.3 Grundmerkmale von Kompetenz
- 5.4 Blick auf die internationale Diskussion zu Kompetenz
- 5.5 Kompetenz oder Qualifikation
- 5.6 Webkompetenz- Definitionen und Ansätze im Babylon der Begrifflichkeiten
- 5.7 Zusammenfassung
- 5.8 Wie kann man Webkompetenz messen - zwei Best Practice Beispiele
- 5.9 Ist Webkompetenz nun eine neue Kulturtechnik?
- 6 Pädagogische Impulse für die EFH
- 6.1 Die unerträgliche Leichtigkeit des Plagiierens
- 6.2 Die Lernplattform MOODLE
- 6.3 Plädoyer für Sozialinformatik und Neue Medien
- 6.4 Schlussgedanke
- 7 Literaturverzeichnis
- 8 Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Entwicklung von Webkompetenz als Kulturtechnik in der Wissens- und Informationsgesellschaft. Sie untersucht, wie sich der Einfluss des Internets auf die Lebensgestaltung von Menschen auswirkt und welche Herausforderungen für Lehre und Lernen entstehen.
- Die Entstehung und Entwicklung der Wissensgesellschaft
- Die Rolle des Internets als Medium und Kulturtechnik
- Der Kompetenzbegriff im Kontext von Webkompetenz
- Die Bedeutung von Webkompetenz für Lehre und Lernen
- Die Herausforderungen der Informationsgesellschaft für Bildung und Sozialarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Analyse der Wissens- und Informationsgesellschaft und stellt die Bedeutung von Technologie und Wissen in den Vordergrund. Sie diskutiert die Theorie von Marshall McLuhan und beleuchtet das Internet im Kontext des Medienwandels.
Im Anschluss wird der Begriff Webkompetenz im Vergleich zu Medienkompetenz erläutert und in verschiedenen Theorien und Ansätzen eingeordnet.
Ein zentraler Teil der Arbeit besteht aus einer empirischen Untersuchung zu Webkompetenz an der EFH Freiburg. Die Ergebnisse der Experteninterviews und einer Fragebogenuntersuchung werden analysiert und in Bezug zu den theoretischen Überlegungen gesetzt.
Die Arbeit schließt mit einem Ausblick auf pädagogische Impulse für die EFH Freiburg. Sie beleuchtet das Phänomen des Plagiarismus im Internet und stellt die Lernplattform Moodle als zukunftsweisendes Instrument für die Förderung von Webkompetenz vor. Darüber hinaus wird die Bedeutung von Sozialinformatik und Neuen Medien für die Soziale Arbeit betont.
Schlüsselwörter
Wissensgesellschaft, Informationsgesellschaft, Webkompetenz, Kulturtechnik, Medienkompetenz, Internet, e-Learning, Moodle, Sozialinformatik, Neue Medien, Plagiarismus, Bildung, Lernen, Soziale Arbeit, Kritisches Denken.
- Arbeit zitieren
- Diplom Sozialpädagoge Paul Dieterle (Autor:in), 2007, Webkompetenz als Kulturtechnik der Wissens- und Informationsgesellschaft und die Herausforderungen für Lehre und Lernen an der EFH Freiburg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88572