In dieser Arbeit soll das Zeitgerüst der Novelle „ Der Tod in Venedig“ von Thomas Mann analysiert werden. Die verwendete Methode, die erzählte Zeit mit der Erzählzeit zu vergleichen, orientiert sich an Eberhard Lämmerts Buch, „Bauformen des Erzählens“. Hilfreiche Informationen in Bezug auf die Anwendung der Methode erhielt ich durch Hans W. Nicklas Arbeit, „Analyse des Motivzusammenhangs und der Erzählstruktur“, welches sich mit dem Verhältnis von dargestellter Zeit und Inhalt der Novelle beschäftigt.
Diese Arbeit soll das Zeitgerüst der Novelle chronologisch anhand der einzelnen Kapitel de-konstruieren. In Anlehnung an Nicklas decken sich in diesem Skript die 5 entwickelten ‚Erzählphasen’ mit den 5 Kapiteln der Novelle.
Das Vorhandensein von Geschehensabläufen, Ideen, die Darstellung von Gedanken, und ihre Einbettung in ein zeitliches Modell stellen die Vorraussetzung einer Analyse der Zeitstruktur dar.
Da ein Autor in seiner Erzählweise nicht an eine chronologische Abfolge der Handlung gebunden ist und weiterhin die Möglichkeit hat, Geschehen auf verschiedene Arten, sprich verzerrt, unterbrochen, gerafft oder gedehnt, darzustellen, wird die Analyse der Zeitstruktur zu einer wichtigen Interpretationshilfe. Die Zeitgestaltung eines Textes bietet also eine Möglichkeit zum zentralen Thema eines Textes vorzustoßen und dessen Bedeutung offen zu legen.
Der Beginn der Handlung wird zunächst nur allgemein angegeben: „ An einem Frühlingsnachmittag des Jahres 19..“. Dann nach zwanzig Zeilen und einer ersten Einführung in die Person Aschenbachs wird zumindest der Monat genannt: „Es war Anfang Mai (…)“ Am Nachmittag desselben Tages trifft Aschenbach die Entscheidung zu verreisen. Er wird allerdings noch etwa zwei Wochen in München verweilen, um diverse Erledigungen zu machen. Anschließend reist er an einem Tag zwischen Mitte und Ende Mai mit dem Nachtzug nach Triest. Er bleibt einen Tag dort, um am folgenden Morgen über Pola zu der Adria-Insel, seinem ersten Aufenthalt, zu fahren. Aber das schlechte Wetter dort, sowie das Fehlen eines Sandstrandes veranlassen ihn dazu schon nach anderthalb Wochen nach Venedig aufzubrechen. Aschenbach kommt am Nachmittag auf dem Lido an. Den nächsten Tag verbringt er am Strand und streift durch die Gassen von Venedig. Er spürt die Notwendigkeit eines erneuten Ortswechsels, da die Seeluft zusammen mit dem Scirocco ihn in einen schlechten körperlichen Zustand bringt. So beschließt er am darauf folgenden Tag abzureisen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Zeitstruktur der Novelle
- Erste Erzählphase
- Zweite Erzählphase
- Dritte Erzählphase
- Vierte Erzählphase
- Fünfte Erzählphase
- Schlussteil
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Zeitstruktur von Thomas Manns Novelle „Der Tod in Venedig“ und verwendet dabei die Methode des Vergleichs zwischen erzählter Zeit und Erzählzeit. Die Analyse verfolgt die Entwicklung der Zeitstruktur chronologisch anhand der einzelnen Kapitel der Novelle. Die Arbeit zielt darauf ab, die Zeitgestaltung des Textes als ein wichtiges Interpretationsmittel aufzuzeigen und die Bedeutung des Zeitgerüsts für das Verständnis des zentralen Themas der Novelle zu beleuchten.
- Die Verwendung von Erzähltechniken zur Darstellung der Zeit in „Der Tod in Venedig“
- Der Einfluss der Zeitstruktur auf die Interpretation der Handlung und der Figuren
- Die Beziehung zwischen erzählter Zeit und Erzählzeit im Kontext der einzelnen Kapitel
- Die Rolle der Zeitgestaltung für die Entwicklung des zentralen Themas der Novelle
- Die Bedeutung der Zeitebenen für die Darstellung von Aschenbachs innerer Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Novelle führt den Leser in die Geschichte von Aschenbach ein. Die erste Erzählphase umfasst Aschenbachs Begegnung mit einem seltsamen Fremden, seinen Wachtraum und seine Entscheidung, München für eine kurze Reise zu verlassen. Die zweite Erzählphase unterbricht den Handlungsfluss und bietet Einblicke in Aschenbachs Biografie und innere Gedankenwelt. Diese Informationen sind entscheidend für das Verständnis der weiteren Ereignisse. Die Analyse der Zeitstruktur in diesen beiden Kapiteln zeigt, wie Thomas Mann verschiedene Erzähltechniken verwendet, um die Zeit in der Novelle zu gestalten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Zeitstruktur der Novelle „Der Tod in Venedig“ und setzt sich mit den wichtigsten Schlüsselbegriffen auseinander, wie z.B. erzählte Zeit, Erzählzeit, Raffung, Dehnung, Zeitstruktur, Erzähltechnik, Motivzusammenhang, Motiv, Zeitgestaltung, Motivverdichtung, und Interpretation. Diese Begriffe bilden die Grundlage für die Analyse des Zeitgerüsts der Novelle und die Erforschung der Beziehungen zwischen Zeit, Handlung und Bedeutung im Kontext der Novelle.
- Arbeit zitieren
- Simone Bender (Autor:in), 2004, Die Zeitstruktur in "Der Tod in Venedig" von Thomas Mann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88649