„Warum fließt Kapital nicht von allein von reichen zu armen Ländern?“ fragt Lucas in einem vielbeachteten Aufsatz. Die neoklassische Wachstumstheorie besagt, dass ein Land mit geringer Kapitalausstattung auf Grund höherer Grenzproduktivität eine höhere Kapitalverzinsung aufweisen und so mehr Kapital anziehen müsste. Dies hätte eigentlich zu einem massiven Kapitaltransfer von reichen in arme Ländern führen müssen, was in der Realität jedoch nicht einmal ansatzweise beobachtet werden konnte. Selbst in der heutigen Zeit von starkem Aufholwachstum vieler ehemaliger Entwicklungsländer hat sich dieses Phänomen noch verschärft. Anscheinend fließt Kapital sogar besonders aus schnell wachsenden Entwicklungsländern und eher in langsam wachsende:
„The paradox of international capital flows is worse than Lucas had imagined!“
Überträgt man den Gedanken auf die Kreditnehmerebene, lautet die Frage: „Warum
fließt Kapital nicht von reichen zu armen Menschen?“ Aufgrund ihrer geringeren Kapitalausstattung müssten Menschen mit wenig Kapital über eine höheres Kapitalgrenzprodukt verfügen und damit mehr Kapital anziehen.
Das Paradigma asymmetrischer Information liefert einen wichtigen Erklärungsansatz für
die Unvollkommenheiten des Kreditmarkts. Nach einer kurzen Erläuterung des Principal-
Agent-Modells, werden die wichtigsten Probleme der Kreditvergabe in Abschnitt 3 anhand verschiedener Modelle dargestellt. Während diese Probleme in Industrieländern weitestgehend gelöst sind, stellen sie Kreditnachfrager und -anbieter in Entwicklungsländern vor erhebliche Schwierigkeiten. Insbesondere trifft dies auf die besitzlosen, unteren Einkommensschichten zu. Segmentierungen zwischen formellem und informellem Sektor prägen bis heute weite Teile der Kreditmärkte in Entwicklungsländern. Ärmere Individuen haben hier oftmals keinen Zugang zum formellen Kreditmarkt und sind deshalb auf informelle Kreditgeber angewiesen, die vergleichsweise hohe Zinsen erheben und sich bei der Kundenauswahl außerdem sehr selektiv verhalten.
Die Zustände in den Kreditmärkten der Entwicklungsländer bewegten die Politik dazu,
subventionierte Kreditprogramme zu initiieren, deren Ziel vornehmlich darin bestand,
Kredite mit günstigen Zinsen anzubieten.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Das Principal-Agent-Modell
3 Principal-Agent Probleme im Kreditmarkt 3.1 Adverse Selektion 3.1.1 Unterinvestition
3.1.2 Überinvestition
3.1.3 Kreditrationierungen
3.2 Moral Hazard
3.2.1 Ex-ante Moral Hazard
3.2.2 Ex-post Moral Hazard
3.2.3 Kreditrationierungen
4.1 Informationssysteme
4.2 Kreditbesicherungen
4.2.1 Pfand
4.2.2 Bürgschaft
4.3 Folgen für die Kreditmärkte in Entwicklungsländern
5 Entwicklung der Mikrokredite
5.1 Die Anfänge
5.2 Mikrokredite erster Generation
5.2.1 Ausgangspunkt
5.2.2 Programme und Resultate
5.3 Die Mikrokreditrevolution
6 Gruppenkredite
6.1 Lösung des adversen Selektionsproblems
6.1.1 Eigenschaften der Individuen sind untereinander bekannt
6.1.2 Eigenschaften der Individuen sind private Information
6.2 Lösung des Moral Hazard Problems
6.2.1 Projektwahl
6.2.2 Anstrengung
6.2.3 Durchsetzung
7 Jenseits von Gruppenkrediten
7.1 Dynamische Initiativen
7.2 Hochfrequentige Rückzahlungspläne
7.3 Cross-Reporting
7.4 Weitere Aspekte
7.4.1 Kreditvergabe überwiegend an Frauen
7.4.2 Flexible Handhabung von Kreditbesicherungen
7.4.3 Der Microloan Officer
8 Gruppenkredite
8.1 Individuelle Kreditvergabe versus Gruppenkredite
8.2 Einfluss von sozialen Bindungen innerhalb der Gruppe
9 Zur Wirkamkeit von Mikrokreditprogrammen
10 Subventionen: Zielkonflikte und Trade-offs
10.1 Poverty Lending versus Financial Systems
10.2 Finanzielle Unabhängigkeit?
10.3 Trade-off von Profitabilität und Armutsbekämpfung
10.4 Kosten-Nutzen-Analysen
11 Fazit
A Der Subsidy Dependence Index
B ROSCAs
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
„Warum fließt Kapital nicht von allein von reichen zu armen Ländern?“ fragt Lucas in einem vielbeachteten Aufsatz. 1 Die neoklassische Wachstumstheorie besagt, dass ein Land mit geringer Kapitalausstattung auf Grund höherer Grenzproduktivität eine höhere Kapitalverzinsung aufweisen und so mehr Kapital anziehen müsste. Dies hätte eigentlich zu einem massiven Kapitaltransfer von reichen in arme Ländern führen müssen, was in der Realität jedoch nicht einmal ansatzweise beobachtet werden konnte. Selbst in der heutigen Zeit von starkem Aufholwachstum vieler ehemaliger Entwicklungsländer hat sich dieses Phänomen noch verschärft. Anscheinend fließt Kapital sogar besonders aus schnell wachsenden Entwicklungsländern und eher in langsam wachsende: „The paradox of international capital flows is worse than Lucas had imagined!“ 2
Überträgt man den Gedanken auf die Kreditnehmerebene, lautet die Frage: „Warum fließt Kapital nicht von reichen zu armen Menschen?“ 3 Aufgrund ihrer geringeren Kapitalausstattung müssten Menschen mit wenig Kapital über eine höheres Kapitalgrenzprodukt verfügen und damit mehr Kapital anziehen.
Das Paradigma asymmetrischer Information liefert einen wichtigen Erklärungsansatz für die Unvollkommenheiten des Kreditmarkts. Nach einer kurzen Erläuterung des Principal-Agent-Modells, werden die wichtigsten Probleme der Kreditvergabe in Abschnitt 3 anhand verschiedener Modelle dargestellt. Während diese Probleme in Industrieländern weitestgehend gelöst sind, stellen sie Kreditnachfrager und -anbieter in Entwicklungsländern vor erhebliche Schwierigkeiten. Insbesondere trifft dies auf die besitzlosen, unteren Einkommensschichten zu. Segmentierungen zwischen formellem und informellem Sektor prägen bis heute weite Teile der Kreditmärkte in Entwicklungsländern. Ärmere Individuen haben hier oftmals keinen Zugang zum formellen Kreditmarkt und sind deshalb auf informelle Kreditgeber angewiesen, die vergleichsweise hohe Zinsen erheben und sich bei der Kundenauswahl außerdem sehr selektiv verhalten. 4
Die Zustände in den Kreditmärkten der Entwicklungsländer bewegten die Politik dazu, subventionierte Kreditprogramme zu initiieren, deren Ziel vornehmlich darin bestand, Kredite mit günstigen Zinsen anzubieten. Die Ergebnisse waren jedoch enttäuschend: Die Rückzahlungsraten waren durchweg so niedrig, dass die Kredite beinahe den Charakter direkter Subventionen annahmen. Einige Banken waren gezwungen, die Programme einzustellen. Außerdem erreichten die Kredite oftmals nicht die eigentliche Zielgruppe, nämlich die unteren Einkommensschichten. Das Scheitern der Mikrokreditprogramme erster Generation kann vornehmlich darauf zurück geführt werden, dass keine geeignete Lösung für Probleme asymmetrischer Information gefunden wurde.
Vor diesem Hintergrund scheint das momentan zu beobachtende rasante Wachstum von Mikrofinanzinstitutionen (MFI) etwas überraschend. Es gelingt ihnen, durchweg sehr hohe Rückzahlungsraten zu erreichen. Einige MFI kommen dabei sogar ohne Subventionen aus. Angeführt von der Grameen Bank haben sie verschiedene Methoden entwickelt, die eine hohe Rückzahlungsraten sicher stellen, ohne dabei die Verhältnismäßigkeit von Aufwand und Nutzen aus den Augen zu verlieren. Populärstes Instrument sind dabei Gruppenkredite, die teilweise synonym mit Mikrokrediten verstanden werden. Neben den Gruppenkrediten gibt es aber weitere Methoden, die für den Erfolg der MFI ausschlaggebend sein könnten. Schließlich werden die Ergebnisse und Arbeitsweisen der Mikrokreditprogramme im dritten Hauptteil einer kritischen Analyse unterzogen. Eine grundlegende Entscheidung, die eine MFI zu treffen hat, ist die Wahl der Kontraktform, zu der sie Kredite vergibt. Mit der Abwendung einiger führender MFI von der Praxis der Gruppenkreditvergabe wird die unkritische Euphorie in Frage gestellt, mit der Gruppenkrediten begegnet wurde. In Abschnitt 8.1 werden die Vor- und Nachteile von Gruppen- und Individualkrediten gegenübergestellt. Eine weitere Diskussion, die im Abschnitt 8.2 dargestellt wird, kreist um die Frage, welchen Einfluss soziale Bindungen innerhalb der Gruppe auf die Rückzahlungsrate haben. Von den enthusiastischen Verfechtern der Mikrokreditprogramme wird teilweise der Eindruck erweckt, es handele sich bei Mikrokrediten um eine Art Wunderwaffe gegen Armut, mit denen eine Armutsbekämpfung kostenlos möglich sei. Zwar wird von dem meisten Wirkungsanalysen bestätigt, dass Mikrokreditprogramme eine armutsreduzierende Wirkung haben, der zweite Teils des Versprechens (die Kostenlosigkeit der Armutsbekämpfung) bleibt aber weitgehend unerfüllt. MFI sind immer noch zu einem großen Teil subventionsabhängig. Dies ist jedoch nicht unbedingt negativ zu beurteilen, solange der Nettonutzen der Subventionen (Opportunitätskosten mit eingeschlossen) positiv ist.
Teil I Ineffizienzen des Kreditmarkts
2 Das Principal-Agent-Modell
Von Ökonomen wurden Verträge lange Zeit als ein Mittel gesehen, mit dem Wirtschaftssub- jekte zukünftige Leistungen vollständig definieren und Risiken aufteilen konnten. 5 In der „sonderbare[n] Welt kostenloser Transaktionen“ 6 der Neoklassik, können Individuen Verträge kostenlos abschließen und haben vollkommene Voraussicht. Dies ermöglicht ihnen vollständige Verträge abzuschließen, die genau kontrollierbar und durchsetzbar sind. Es wurde davon ausgegangen, dass die Einbeziehung von imperfekter Information die ökonomische Analyse nur unnötig verkomplizieren würde. „Serious consideration of costs of communication, imperfect knowledge, and the like would, it is believed, complicate without informing.“ 7
Viele in der Realität zu beobachtenden Probleme lassen sich jedoch mit vollkommenen Verträgen nicht erklären. Die Principal-Agent-Theorie (PA-Theorie) ist eine bestimmte Art der Vertragstheorie und ein Teilgebiet der Neuen Institutionenökonomik. In dem Principal-Agent-Modell (PA-Modell) gibt es einen Principal und einen Agent. Dabei geht das Grundmodell davon aus, dass der Principal der Auftraggeber und der Agent der Auftragnehmer ist. Es gibt jedoch viele Anwendungsbereiche des PA-Modells, die nur entfernt an das Grundmodell errinnern. Zentrales Element ist jedoch die asymmetrische Information, die sich aus der Annahme positiver Transaktions- bzw. Informationskosten ergibt. Es wird angenommen, dass die Informationskosten teilweise prohibitiv hoch sind. Dies führt dazu, dass der Agent, in bestimmten Bereichen besser informiert ist als der Principal. 8 Es kann zwischen Moral-Hazard-Problemen und adversen Selektionsproblemen unterschiedenen werden. Bei Moral-Hazard-Problemen sind bestimmte Informationen nach dem Vertragsschluss asymmetrisch, bei adversen Selektionsproblemen geht es um asymmetrische Informationen vor dem Vertragsschluss. Bei Moral-Hazard Modellen läßt sich außerdem noch zwischen versteckter Information und versteckter Handlung unterscheiden. Sowohl bei Moral-Hazard- als auch beim advseren Selektionsproblem ist der Agent versucht, sich opportunistisch zu verhalten.
Ein Moral-Hazard-Problem ergibt sich beispielsweise aus dem Verhältnis zwischen dem Besitzer eines Unternehmens (Principal) und dem Manager, der das Unternehmen leitet (Agent). Wenn angenommen wird, dass der Profit sich sowohl aus dem Verhalten des Managers als auch zufälligen Einflüssen ergibt, kann der Unternehmseigner aus dem Profit nur bedingt Rückschlüsse auf das Verhalten des Managers schließen. Ein gutes Ergebnis könnte sowohl die Folge von Glück als auch von harter Arbeit sein, was eine anreizgerechte Entlohnung problematisch macht. 9
Ein anderes Beispiel stammt aus der Versicherungstheorie (der die Begriffe des Moral Hazard und der adversen Selektion entnommen sind). Hat der Agent eine Versicherung abgeschlossen, verschlechtern sich seine Anreize, sich vorsichtig zu verhalten. Das inhärente Risiko des Agents könnte sich nach Abschluss der Versicherung zum Nachteil des Versicherers (des Principals) ändern. 10
Eine weiteres Anwendungsbeispiel der Principal-Agent-Theorie sind Pachtverträge, bei denen es im Interesse des Grundeigentümers liegt, dem Pächter einen Teil der Ernte zu überlassen. Auf diese Weise entsteht ein Anreiz für den Pächter die Ernte zu vergrößern. Zwar würde dieser Anreiz noch größer ausfallen, wenn der Pächter die Ernte komplett behalten könnte, das alleinige Tragen des Risikos durch den Pächter wäre jedoch nicht optimal, da er aufgrund seines geringen Vermögens schlechter als der Grundbesitzer dazu in der Lage ist. 11
Ein Beispiel für adverse Selektion stammt ebenfalls aus dem Versicherungsbereich. Individuen mit schlechter Gesundheit dürften aus einer Lebensversicherung einen höheren Nutzen erzielen als Individuen mit guter Gesundheit. Wenn der tatsächliche Gesundheitszu-stand private Information des Individuums ist, kann die Versicherungsgesellschaft nur einen einheitlichen Preis erheben. Demnach würden Individuen mit unterdurchschnittlicher Ge-sundheit tendenziell mehr Lebensversicherungen nachfragen. Dem Problem wird durch das Angebot verschiedener Verträge begegnet, die nicht nur über den Preis, sondern auch über das Ausmaß der Versicherung definiert werden. 12
Das bekannteste adverse Selektionsproblem ist sicherlich Akerlofs Zitronenmarkt. 13 In einem Markt für Gebrauchtwagen, in dem nur die Verkäufer Informationen über Eigenschaf- ten des angebotenen Automobils haben, werden risikoneutrale Käufer unter der Annahme, dass sie über die Verteilung von guten und schlechten Autos informiert sind, bereit sein, den erwarteten Wert des Automobils zu bezahlen. Dadurch besteht nur noch für die Anbieter von Gebrauchtwagen unterdurchschnittlicher Qualität ein Anreiz, ihre Ware anzubieten. In Folge dessen ändert sich die Verteilung der angebotenen Gebrauchtwagen und der erwartete Wert eines Gebrauchtwagens sinkt. Dies führt zu einem weiteren Verlassen des Marktes durch Anbieter von Gebrauchtwagen guter Qualität. Nach und nach verlassen die Anbieter besserer Gebrauchtwagen den Markt. 14 Dieses Prinzip lässt sich auf viele andere Sachverhalte übertragen. 15
Es gibt verschiedene Möglichkeiten die beschriebenen Probleme zu lösen, die allerdings Agency Kosten 16 für einen oder beide Akteure verursachen. Zum einen kann der Principal den Agenten überwachen (lassen), wodurch Monitoring-Kosten für den Principal anfallen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass der Agent eine Form von Sicherheit aufbringt, die ein Verhalten im Sinne des Principals wahrscheinlicher macht. Hier wäre beispielsweise bei Versicherungen an eine Selbstbeteiligung zu denken. Durch diese Bindung entstehen dem Agenten Bonding-Kosten. In der Regel wird die First-Best-Lösung jedoch nicht erreicht, was zu einem Wohlfahrtsverlust des Principals führt. Diese Divergenz wird als Residualverlust bezeichnet. 17
3 Principal-Agent Probleme im Kreditmarkt
In einem idealisierten Kapitalmarkt werden Kredite wie andere Güter gehandelt. Durch Angebot und Nachfrage kommt es zu einem gleichgewichtigen Zinssatz. In einem solchen Kreditmarkt sind die Investoren mit den besten Projekten bereit, die höchsten Zinsen zu zahlen. Über Preismechanismus wird sichergestellt, dass diese Projekte finanziert werden. Die Kreditallokation wäre Pareto effizient. 18
In der Realität funktioniert ein Kreditmarkt weniger idealtypisch. Der Grund dafür sind asymmetrische Informationen. Der Kreditnehmer hat in der Wirklichkeit mehr Informationen über seine Eigenschaften, Absichten und Handlungen als die Bank. Durchsetzung der Forderungen, Überwachung und Auswahlprozesse machen deswegen einen erheblichen Teil der Kosten aus, die der Bank durch die Kreditbereitstellung entstehen. In den folgenden Modellen werden mögliche Folgen asymmetrischer Information für die verschiedenen Teilnehmer des Kreditmarkts untersucht.
Diese Probleme werden in Principal-Agent-Modellen analysiert, womit die Grundlage für später aufgezeigte Lösungsmöglichkeiten geschaffen wird. In den Modellen ist eine Bank der Principal und bietet einer bestimmten Anzahl von Agenten, die als Individuen bezeichnet werden, Kreditkontrakte mit einer Kredithöhe L und einem Zinssatz r an. Weitere Elemente des Vertrags können das Pfand C und die Transferzahlung c bzw. q sein. Alternativ wird zur Vereinfachung die Notation der Gesamtschuld B = L(1 + r) verwendet. Die Individuen können den Vertrag lediglich annehmen oder ablehnen. Verhandlungen finden nicht statt. Mit dem Kredit beabsichtigen die Individuen ein einperiodiges Projekt zu finanzieren, dessen Erlös am Ende der Periode durch die Zufallsvariable R abgebildet wird. Es wird angenommen, dass alle Akteure rational und risikoneutral sind. Damit werden die Individuen den Kontrakt annehmen, wenn ihr erwarteter Nutzen (Gewinn), der sich aus der Kombination ) ist. Die Bank unterliegt vollständigem Wettbewerb und wird den Zins auf einem kostendeckenden Niveau festsetzen. Die Individuen besitzen einen Wohlstand w, der von der Bank teilweise oder ganz als Pfand C eingefordert werden kann. Der Wohlstand wird jedoch, um der Problematik in Entwicklungsländern gerecht zu werden, meistens auf w = 0 festgesetzt. Außerdem unterliegen die Individuen beschränkter Haftung, was bedeutet, dass sie zur Kreditschuldbegleichung maximal den in der Periode erzielten Erlös und das evtl. hinterlegte Pfand aufbringen können. Für die Bereitstellung des Kredits in Höhe L entstehen der Bank Kosten in Höhe von kL, wobei meistens einfachheitshalber angenommen wird, dass das Kreditvolumen genau eine Geldeinheit beträgt.
Die Hauptprobleme, mit denen sich ein Kreditgeber konfrontiert sieht bestehen darin, festzustellen, welches Risiko die Kreditvergabe an ein bestimmtes Individuum darstellt (adverse Selektion), sicherzugehen, dass der Kreditnehmer sich nach der Kreditvergabe im Interesse der Bank verhält, indem er sich für sichere Projekte entscheidet und sich ausreichend anstrengt (ex-ante Moral Hazard), dafür zu sorgen, dass das Individuum nach der Durchführung des Projekts seinen Erlös wahrheitsgemäß angibt, bzw. die Begleichung seiner Kreditschuld nicht einfach verweigert (ex-post Moral Hazard).
Um diese Probleme abzumildern, kann es für die Bank optimal sein, die Kreditvergabe zu begrenzen, selbst wenn Nachfrager bereit wären, einen höheren Zins zu zahlen. Dieses Phänomen, das eine Abweichung von typischen Marktmechanismen ist, wird als Kreditrationierung bezeichnet. 19 Außerdem können Ineffizienzen in verschiedener Form auftreten.
3.1 Adverse Selektion
3.1.1 Unterinvestition
In einem vereinfachten, auf dem Modell von Stiglitz und Weiss aufbauenden Modell 20 wird gezeigt, wie es aufgrund asymmetrischer Information zu einem Ausschluss von Individuen mit effizienten Projekten kommen kann. Die hier verwendete Darstellung des Modells ist an Armendáriz de Aghion und Gollier 21 sowie Ghatak 22 angelehnt. Es gebe eine bestimmte Anzahl von risikoneutralen, besitzlosen Individuen, die in ein einperiodiges Projekt investieren können, dessen Kosten eine Geldeinheit beträgt. Um die Investition durchführen zu können, müssen sie mangels eigenen Kapitals einen Kredit aufnehmen. Alle Individuen sind durch beschränkte Haftung davor geschützt, mehr als ihre Einnahmen in einer Periode zahlen zu müssen. Es gibt Individuen mit risikoreichen Investi-tionsvorhaben (R-Individuen), die mit Wahrscheinlichkeit p r 2 [1; 0] einen Erlös von R r = H und mit Wahrscheinlichkeit (1 p r ) einen Erlös von R r = 0 erzielen. Ihre Erlösdichtefunktion lautet somit ( Außerdem gibt es Individuen mit sicheren Investitionsvorhaben (S-Individuen), die zwar mit Sicherheit (p s = 1) einen Erlös von R s = h erzielen, dafür fällt dieser aber niedriger aus als der Erlös des R-Individuums (H > h). Ihre Erlösdichtefunktion lautet ( Es wird angenommen, dass die erwarteten Erlöse beider Individuen gleich sind, d.h. E(R r ) = pH = h = E(R s ). Die Bank ist risikoneutral und unterliegt vollständigem Wettbewerb, so dass sie Kredite kostendeckend anbietet. Es entstehen ihr Kosten in Höhe von k 1 pro Geldeinheit vergebenen Kredits. Die erwarteten Erlöse beider Investitionen fallen höher als die Grenzkosten der Bank aus (pH = h > k), so dass beide Investitionen (ex-ante) sozial effizient sind. Es besteht asymmetrische Information über die Eigenschaften der Kreditnehmer. Die Kreditnehmer kennen das Risikoausmaß ihrer geplanten Investition, die Banken können aber nicht zwischen R- und S-Individuen unterscheiden.
In der First-Best-Lösung, bei symmetrischer, vollständiger Information würde die Bank an beide Arten von Individuen Kredit vergeben, jedoch zu unterschiedlichen Zinssätzen. Für die S-Individuen würde ein Zinssatz in Höhe von r s = k würde er r r = k der Investitionen besteht, hätten die R-Individuen einen Anreiz, sich als S-Individuen auszugeben, um so den günstigeren Zinssatz zu erhalten. Folglich ist die First-Best-Lösung bei asymmetrischer Information unerreichbar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Der adverse Selektionseffekt bei steigenden Zinsen. In der linken Darstellung ist ein Pooling- und ein Seperating-Gleichgewicht möglich. In der rechten Abbildung reicht der Erlös des S-Individuums nicht aus, um den gleichgewichtigen Zins zu begleichen (h < rp). Es kommt damit zwangsläufig zu einer ineffizienten Unterinvestition. Angelehnt an Armendáriz de Aghion; Morduch (2005) S. 39-40 sowie Stiglitz; Weiss (1981) S. 397.
Es sei der Anteil von Individuen mit sicherem Investitionsvorhaben und (1) der Anteil von Individuen mit risikoreichem Investitionsvorhaben. Die Bank wird folgenden Zins- satz erheben, wenn sie davon ausgeht, dass alle Individuen einen Kredit beantragen:
Dieser Zinssatz ist ein Pooling-Gleichgewicht, wenn die Teilnahmebedingung für beide Typen erfüllt ist (H > h > r p ). Er übersteigt die Grenzkosten um A = k((1)(pr1) +prpr . A fällt umso höher aus, je größer der Anteil der R-Individuen an der Gesamtbevölkerung ist. Es besteht ein Seperating-Gleichgewicht, in dem nur R-Individuen einen Kredit beantragen, wenn die Bank den kostendeckenden Zinssatz bei ausschließlicher Kreditnachfrage von R-Individuen (r r = k erfüllt ist, d.h. h k in Gleichung 3 erhobene Zins den Erlös des sicheren Projekts übersteigt, also k + A > h (vgl. Abbildung 1, rechtes Diagramm). Jedoch bedeutet ein Ausschluss der sicheren Investitionen einen sozialen Effizienzverlust, da ihr erwarteter Erlös größer ist als die Kosten der Bank für die Kreditbereitstellung (h > k).
Es kann also unter bestimmten Voraussetzungen zu einem gleichgewichtigen Zinssatz kommen, bei dem Individuen mit einem Projekt, dessen Durchführung effizient wäre, auf-grund eines prohibitiv hohen Zinssatzes keinen Kredit beantragen. Durch ihre Partizipation am Kreditmarkt induzieren die R-Individuen einen höheren Zins und verdrängen dadurch - bei einem ausreichend niedrigem h - die S-Individuen. Dieser Zusammenhang entspricht dem in Akerlofs „Market for Lemons“ 23 geschilderten Prinzip.
3.1.2 Überinvestition
Im Modell zur Darstellung der Unterinvestition (vgl. Abschnitt 3.1.1) wurde angenommen, dass alle durchführbaren Investitionen auch sozial effizient sind, das heißt, dass ihr erwarteter Erlös die Kosten der Kapitalbereitstellung übersteigt (E(R i ) > k; i = r; s). Da die Bank nicht zwischen S- und R-Individuen unterscheiden kann, kann sie nur einen einheitlichen Zinssatz von allen Individuen verlangen. Wie im letzten Abschnitt dargestellt wurde, kann es durch adverse Selektion dazu kommen, dass die S-Individuen von den R-Individuen aus dem Kreditmarkt gedrängt werden.
De Meza und Webb haben jedoch gezeigt, dass auch der umgekehrte Fall eintreten kann. Wenn Projekte der S-Individuen sozial effizient, die der R-Individuen jedoch ineffizient sind, induziert die Teilnahme der S-Individuen einen niedrigeren Zins. Dadurch kann es passieren, dass die R-Individuen ihre Projekte ebenfalls finanzieren können. Statt zu wenig Investitionen würde die asymmetrische Information zu übermäßiger Investition führen. 24 Im Gegensatz zum Unterinvestitionsmodell unterscheiden sich die Erlösverteilungen der beiden Individuentypen im Modell von De Meza und Webb lediglich durch die Eintrittswahrscheinlichkeiten der verschiedenen Erlösrealisierungen. Im Erfolgsfall beträgt der Erlös für beide Individuen H, und im Falle eines Scheitern erzielen beide Individuen keinen Erlös. Die Erlösdichtefunktionen lauten folglich ( Dabei ist die Erfolgswahrscheinlichkeit der S-Individuen größer als die der R-Individuen (p s > p r ). Daraus ergibt sich, dass der Erwartungswert des Erlöses für die S-Individuen ebenfalls größer als für die R-Individuen ist (E(R s ) = p s H > p r H = E(R r )). Des Weiteren wird angenommen, dass das Projekt des S-Individuums ex-ante effizient ist (p s H > k), das des R-Individuums jedoch nicht (p s H < k).
In der First-Best-Lösung (bei symmetrischer und vollständiger Information) bietet die Bank zwei verschiedene Zinssätze für R- und S-Individuen an. Damit die Bank kostendeckend arbeiten kann, muss der Zinssatz für die S-Individuen r s = k Individuen r r = k einen Kredit zu beantragen, da nur für sie die Kreditkosten (für eine Kapitaleinheit) geringer sind als der Erlös im Erfolgsfall, d.h. k ps < H < k pr .
Wie jedoch in den vorhergehenden Modellen gezeigt wurde, kann ein solches Seperating-Gleichgewicht bei asymmetrischer Information über das Risiko der zu finanzierenden Projekte nicht existieren, da für die R-Individuen ein Anreiz besteht, sich als S-Individuen auszugeben. Bei asymmetrischer Information gibt es zwei mögliche Gleichgewichte. Im ersten möglichen Gleichgewicht ist die Teilnahmebedingung für beide Typen nicht erfüllt, da der gleichgewichtige Zinssatz den Erlös im Erfolgsfall übersteigt:
Folglich würde es weder zu einer Kreditvergabe noch zur einer Projektrealisierung kommen. Dies erinnert an den bereits geschilderten Fall von Unterinvestition. Es ist zu beachten, dass die Bank keinen niedrigeren Zins anbieten kann, da die R-Individuen dies sofort ausnutzen würden, und die Bank nicht mehr kostendeckend arbeiten könnte. Im zweiten Fall ist die Teilnahmebedingung für beide Individuen erfüllt, d.h.
Dadurch werden beide Investitionstypen finanziert, obwohl nur die Projekte der S-Individuen sozial effizient sind. Dies ist möglich, weil die Partizipation der S-Individuen am Kreditmarkt einen niedrigeren Zins induziert. Es findet effektiv eine Quersubventionierung der R- durch die S-Individuen statt, wodurch es nach sozialen Effizienzkriterien zu einer Überinvestition kommt.
3.1.3 Kreditrationierungen
Im Stiglitz-Weiss-Modell kann es zu Kreditrationierungen durch adverse Selektion kommen. Das Modell basiert auf einer mit dem Zins nicht monoton steigenden Kreditangebotsfunktion (vgl. Abbildung 3). Wie kommt es zu einer solchen Angebotsfunktion? Stiglitz und Weiss haben die Idee der Kreditrationierungen als erste formalisiert. Ihr Modell wird im Folgenden dargestellt. 25
Individuen unterscheiden sich hinsichtlich des Risikos des ihnen zur Verfügung stehenden Projekts, wobei von der Bank nicht beobachtet werden kann. Der Bank ist alleine die statistische Verteilung von in der Bevölkerung bekannt. Außerdem besitzen alle potentiellen Kreditnehmer einen identisches Pfand C, so dass ein Screening durch die Höhe des Pfands (vgl. Abschnitt 4.2) nicht möglich ist. 26 Aufgrund beschränkter Haftung lautet der minimale Payoff des Individuums C. Die insgesamt zu zahlende Zinslast beträgt B. Der Gewinn des Individuums ist eine Funktion des Erlöses R:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Die Gewinnfunktion der Bank und des Individuums. Die Gewinnfunktion des Indivi- duums (links) ist eine konvexe Funktion von R. Die Erlösfunktion der Bank (rechts) ist eine konkave Funktion von R. Angelehnt an Stiglitz; Weiss (1981) S. 396.
Da es sich bei (R) um eine konvexe Funktion handelt (siehe Abbildung 2), ist E[(R)j] eine steigende Funktion von , wenn das Risiko als eine Varianzerhöhung bei gleichbleibendem Mittelwert interpretiert wird. 27 haben, ergibt sich die Kreditnach- sind.
Mit E[(R)j] als steigender Funktion von folgt, dass ein existiert, für das gilt, dass . Es werden diejenigen Individuen Kredit nachfragen, deren in [ ; +1] liegt. Der Fall, dass alle Individuen oder kein Individuum Kredit nachfragten, wird nicht beachtet.
Wenn das Projekt erfolgreich verläuft, erhält die Bank die gesamte Kreditschuld. Scheitert das Projekt R + C < B, so erhält die Bank lediglich den erzielten Erlös mitsamt dem Pfand. Die Gewinnfunktion der Bank lautet daher
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Da (R; B) eine konkave Funktion von R ist (siehe Abbildung 2), ist der erwartete Bankgewinn E[(R; B)j] eine abnehmende Funktion des Projektrisikos. Der Gewinn der Bank hängt zum einen von der Höhe der erhaltenen Zinsen zum anderen von der Zusammensetzung der Kreditnachfrager ab. Die beiden Faktoren sind jedoch nicht unabhängig voneinander.
Eine Zinserhöhung hat zwei gegenläufige Effekte. Zum einen führt sie zu höheren Zinseinnahmen bei Projekten, die erfolgreich verlaufen (Preis-Effekt), andererseits steigt das durchschnittliche Ausfallrisiko der beantragten Kredite (Risiko-Effekt). Das ist darauf zurückzuführen, dass der erwartete Gewinn des Individuums durch die höhere Zinslast sinkt, 26 Wie im Originalmodell wird im Folgenden ebenfalls von einem positiven Pfand ausgegangen. Das Ergebnis der Kreditrationierung würde ohne eine Kreditbesicherung nur weiter verstärkt werden. so dass das minimal nötige Risiko für einen erwarteten Gewinn, der oberhalb des Reservationsgewinns liegt, steigt. Dadurch beantragen einige Individuen mit relativ sicheren Projekten keinen Kredit mehr. Ob der Gewinn der Bank insgesamt fällt oder steigt, hängt davon ab, welcher der beiden Effekte überwiegt. Letztendlich ist die beschränkte Haftung die Ursache für den Verlauf der Gewinn- und Erlösfunktionen sowie der daraus resultiereden Risikopräferenz bei Kreditnehmern und Risikoaversion bei Banken:
„In a world with simple debt contracts between risk-neutral borrowers and lenders, the presence of limited liablity of borrowers imparts a preference for risk among borrowers, and a corresponding aversion to risk among lenders. This is because limited liability on the part of borrowers implies that lenders bear all the downside risk. On the other hand, all returns above the loan repayment obli- gation acrues to borrowers. Raising interest rates then affects the profitablity of low risk borrowers disproportionately, causing them to drop out of the applicant pool. [...]“ 28
Das Ausmaß des adversen Selektionseffekts und damit der Verlauf der Gewinnfunktion hängt von der Risikoverteilung innerhalb der Bevölkerung ab. Im dargestellten Beispiel beginnt der Risikoeffekt ab der Zinshöhe r zu überwiegen, wodurch es zu einer eingipfligen Kreditangebotsfunktion kommt (vgl. Abbildung 3). Bei entsprechenden Nachfragefunktionen kommt es zu Kreditrationierungen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Kreditrationierungen bei adverser Selektion. Bei einer nicht monoton steigenden Kre- ditangebotsfunktion kann es bei einer entsprechenden Kreditnachfragefunktion zu Kreditrationierung kommen. Die Kreditangebotsfunktion ergibt sich aus einer entsprechend geformten Gewinnfunktion. Angelehnt an Freixas; Rochet (2006) S. 140.
3.2 Moral Hazard
Bei adversen Selektionsproblemen standen die Eigenschaften der Agenten, über welche nur diese selbst Informationen haben, im Vordergrund. Darüber hinaus können Probleme aus privater Information der Agenten über ihre Handlungen bzw. den Investitionsverlauf entstehen.
Es kann zwischen ex-ante und ex-post Moral Hazard unterschieden werden. In den untersuchten ex-ante Moral-Hazard-Problemen geht es um Handlungen, die die Kreditnehmer vornehmen, nachdem ihnen der Kredit zugeteilt und bevor der Erlös des Projektes realisiert wurde (vgl. Abschnitt 3.2.1 und 3.2.3). Bei den ex-post Moral-Hazard-Modellen wird der Frage nachgegangen, welche Konsequenzen Nicht-Beobachtbarkeit des Erlöses durch die Bank für Konsequenzen haben kann bzw. was für Anreize ein Individuum überhaupt hat, den Kredit zu begleichen, wenn es einen ausreichenden Erlös erzielt hat (vgl. Abschnitt 3.2.2).
3.2.1 Ex-ante Moral Hazard
Während in den adversen Selektionsmodellen die Erfolgswahrscheinlichkeit eines Projektes untrennbar mit dem Individuum verknüpft ist, kann das Individuum in den ex-ante Moral-Hazard-Modellen selbst auf die Erfolgswahrscheinlichkeit des Projektes Einfluss nehmen. In dem in diesem Abschnitt dargestellten Modell ist die von dem Individuum erbrachte Anstrengung sein disponibler Faktor bei der Projektdurchführung. In einem ähnlichen Modell ist der diskretionäre Handlungsspielraum des Individuums die Projektwahl (vgl. Abschnitt 3.2.3). 29
Es gebe n identische Individuen, mit anfänglichem Wohlstand w. Sie können ein einperiodiges, unteilbares Projekt durchführen, das eine Investition in Höhe von K erfordert, wobei ihre eigenen Mittel dazu nicht ausreichen (K > w). Es wird angenommen, dass die Investition vollständig kreditfinanziert und der Wohlstand als Pfand verwendet wird. Dementsprechend werden die Individuen, um das Projekt durchführen zu können, einen Kredit L = K beantragen. Im Falle eines Scheiterns erhält die Bank das Pfand. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Projekt erfolgreich verläuft p, ist eine konkave, zweimal differenzierbare Funktion @e > 0; @ 2 p(e) ihrer Anstrengung e, also p = p(e) und @p(e) @e 2 < 0. Bei erfolgreichem Verlauf des Projektes entsteht ein Erlös R in Höhe von H. Scheitert das Projekt, wird kein Erlös erzielt. Daraus ergibt sich die Erlösdichtefunktion ( Zunächst wird das Optimierungskalkül der Individuen für den Fall betrachtet, dass sie ihr Projekt aus eigenen Mitteln finanzieren. Zwar ist dies aufgrund der Annahme, dass ihr eigener Wohlstand zur Projektfinanzierung nicht ausreicht, im Modell eigentlich nicht möglich, dennoch kann dieser hypothetische Fall als Benchmark verwendet werden. Das Optimierungskalkül des Individuums lautet bei Selbstfinanzierung (10) max fp(e)H e Kg, wenn aus der Anstrengung ein negativer Nutzen in Höhe der Anstrengung entsteht. Damit ergibt sich im Optimum @p(e) 1 (11) = : @e H Das Optimierungskalkül bei einer kreditfinanzierten Investition lautet Im Optimum folgt
Da angenommen wurde, dass p(e) eine konkave Funktion von e ist, korrespondiert eine höhere Grenzwahrscheinlichkeit @p(e) @e mit einer geringeren Anstrengung. Folglich ist die optimale Anstrengung für das Individuum im kreditfinanzierten Fall geringer als bei Selbstfinanzierung, solange der Kredit nicht vollständig von einem Pfand abgedeckt ist. 30 Es kann weiterhin beobachtet werden, dass eine höhere Gesamtschuld B zu einer geringeren optimalen Anstrengung führt. Formal ist dies daran zu sehen, dass eine höhere Schuldlast B im fremdfinanzierten Fall die Grenzanstrengung @p(e) chung 13) und dadurch eine im Optimum geringere Anstrengung generiert. Intuitiv kann der Zusammenhang folgendermaßen verstanden werden: „A higher debt burden reduces the borrower’s payoff in the good state, but not in the bad state, dampening incentive to apply effort.“ 31
Um den Einfluss der Zinslast auf die Entscheidung des Individuums über seine Anstrengung besser untersuchen zu können, werden einige Vereinfacherungen am Modell vorgenommen. Die kontinuierliche Funktion p(e) wird durch eine diskrete Funktion ersetzt. Das Individuum kann jetzt eine Anstrengung e unternehmen oder nicht. Unternimmt es die Anstrengung, wird das Projekt mit Sicherheit einen Erlös H erzielen. Unternimmt es die Anstrengung nicht, wird Erlös H nur mit Wahrscheinlichkeit p < 1 erzielt, mit Wahrscheinlichkeit (1 p) wird kein Erlös erzielt. Die Anstrengung geht mit negativem Vorzeichen in die Nutzenfunktion ein. Außerdem wird angenommen, dass das Individuum eingangs keinen Wohlstand besitzt. Das Individuum ist risikoneutral und wird sich dementsprechend anstrengen, wenn sein erwarteter Gewinn mit Anstrengung größer ist als sein erwarteter Gewinn ohne Anstrengung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Damit das Individuum sich anstrengt, muss der Zinssatz folglich unterhalb von ~ B = H e 1p liegen. Eine Zinserhöhung kann also für die Bank ähnlich wie bei adverser Selektion negative Konsequenzen haben.
Unter bestimmten Voraussetzungen kann es zu einem ineffizienten Gleichgewicht kommen, in dem keine Kreditvergabe stattfindet. Wenn die Investition nur bei Anstrengung exante effizient ist (pH < k < H e) und die Kapitalkosten größer als die Anreizbedingung für Anstrengung sind (k > H e 1p ) würde der kostendeckende Zins (B > k) dazu führen,
dass die Individuen sich nicht anstrengen und nur ineffiziente Projekte durchgeführt werden, deren Erlös zur Bedienung des Kredits nicht ausreichen. Antizipiert die Bank dies, wird sie keinen Kredit mehr anbieten, und es kommt zu einem Gefangenendilemma. 32
3.2.2 Ex-post Moral Hazard
Moral Hazard kann auch nach der Realisierung des Projekts entstehen. Während der Fo- 30 Dieswird im Modell jedoch nicht eintreffen, da die erforderliche Investition und damit auch die gesamte Kreditschuld annahmegemäß größer als der Wohlstand des Individuums ist (K > w, B > w). Es gilt B = K(1 + r) > K solange der Zinssatz größer als -100% ist (r > 1), wovon realistischerweise auszugehen ist. Dementsprechend wird die Anstrengung ohne weitere Anreize immer niedriger als in der First-Best-Lösung ausfallen. kus in den vorherigen Modellen auf der Fähigkeit der Individuen lag, ihre Schulden zu begleichen, hängt die erzielte Rückzahlungsrate der Bank ebenfalls von der Bereitschaft der Individuen ab, ihre Schulden zu begleichen.
Ohne Sanktionsmechanismen seitens der Bank hat das Individuum keinen Anreiz, seine Kreditschuld zu begleichen. Sein Payoff bei einem solchen strategischem Nichtbedienen seiner Schulden ist dann nämlich in jedem Fall höher als bei Rückzahlung. Die Sanktionsmechanismen, die der Bank traditionell zur Verfügung stehen, sind finanzielle Sanktionen sowie die Verweigerung zukünftiger Kredite. 33
Finanzielle Sanktionen sind in Entwicklungsländern jedoch aus verschiedenen Gründen problematisch. Zum einen ist die Kreditvergabe oftmals sozial motiviert, so dass eine finanzielle Sanktionierung der ohnehin Armen als nicht vertretbar wahrgenommen werden könnte. Ein anderer Grund ist darin zu sehen, dass finanzielle Sanktionen möglicherweise bei Armen weniger wirksam sind, wie Banerjee und Newman anführen:
„[T]he poor are closer to the lower bound on their utility than the rest of the population. Consequently threats of punishment work less well against the poor than against others: the poor behave as if they have nothing to loose.“ 34
Außerdem erschweren schwache institutionelle Rahmenbedingungen die Durchsetzung finanzieller Sanktionen. 35 Avanto merkt dazu an:
„[E]nforcement mechanisms are typically weak in DCs [developing coun- tries]. Both the judiciary and the executive are often extremely slow, inefficient and even ineffective in enforcing contracts.“ 36
Bei schlecht ausgeprägten institutionellen Rahmenbedingungen (z.B. fehlendes Meldewesen) könnte für ein Individuum ein Anreiz entstehen, seinen Wohnsitz zu wechseln und zu hoffen, dass es nicht entdeckt wird. Es wird angenommen, dass der Erlös des Individuums in jedem Fall H beträgt. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Individuum in seinem neuen Wohnsitz entdeckt wird, betrage . Wird das Individuum entdeckt, wird der gesamte Erlös beschlagnahmt. 37 Folglich wird sich das Individuum nur ehrlich verhalten, wenn der Erwartungswert des Gewinns bei Begleichung der Kreditschuld größer ist als der erwartete Gewinn bei Wohnsitzwechsel 38
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Es folgt, dass die Wahrscheinlichkeit, gefasst zu werden, größer als der Quotient aus Gesamtschuld und Erlös sein muss (> B H ), damit für das Individuum ein Anreiz besteht, sich ehrlich zu verhalten. Die Zinsen sind damit in ihrer Höhe nach oben begrenzt, womit eine Deckung der entstehenden hohen Kosten unmöglich werden könnte, was eine Beschränkung der Kreditvergabe durch die Bank zur Folge hätte. In Entwicklungsländern ist tendenziell geringer als in Industrieländern (s.o.). Durchsetzungskosten machen deshalb einen größeren Anteil der Kreditvergabekosten in Entwicklungsländern aus. 39
3.2.3 Kreditrationierungen
Kreditrationierungen können auch durch die Nicht-Beobachtbarkeit der Projektwahl des Individuums entstehen. Es wird angenommen, dass die Individuen verschiedene Projekte mit unterschiedlichen Risiken durchführen können, nachdem ihnen der Kredit zugeteilt wurde. Die Projektwahl ist jedoch private Information des Individuums. Sichere Projekte liegen im Interesse der Bank, da ihr Erlös nur von der Erfolgswahrscheinlichkeit des Projekts ab- hängt, 40 von einem über B = L(1 + r) hinausgehenden Erlös profitiert ausschließlich das Individuum. Stiglitz fasst den Leverage Effekt und die Konsequenzen für die Bank wie folgt zusammen: „The borrower is compensated for the extra risk associated with the risky project by a higher return when the project is successful, but the bank is not. The risky project has a lower probability of success and, hence, the bank has a lower chance of being repaid. Clearly if the bank could directly control the actions of the borrower, it would specify that the borrower undertake the safe project. It cannot, and this is the basic problem with incentives in credit markets.“ 41
Demnach wird die Bank versuchen, die Durchführung sicherer Projekte über die ihr zur Verfügung stehenden Stellschrauben - den Zinssatz oder die Kredithöhe - zu induzieren. Das Risiko des gewählten Projekts 42 ist dann eine Funktion des Zinssatzes und der Kredithöhe. 43 Allen wiederum besitzlosen und dadurch zur Projektrealisierung auf Kredite angewiesenen Individuen stehen zwei verschiedene Projekte zur Auswahl: Ein relativ sicheres Projekt mit der Erlösfunktion R S (L), dessen Erfolgswahrscheinlichkeit p s beträgt, und ein ri-sikoreiches Projekt mit der Erlösfunktion R R (L) und der Erfolgswahrscheinlichkeit p r . Die Erfolgswahrscheinlichkeit des sicheren Projekts ist größer als die des unsicheren Projekts (1 > p s > p r > 0). Der Output sei eine konkave Funktion des Investitionsvolumens, wobei die Fixkosten bei der risikoreichen Investition größer als bei der sicheren Investition größer als der Grenzerlös der sicheren Investition, d.h. R 0 Bank ist für die Individuen die einzige Bezugsmöglichkeit für Kredite. Es entstehen der Bank Kapitalkosten in Höhe von k 1.
Es wird weiterhin angenommen, dass der erwartete Gewinn des sicheren Projekts - bei gleicher Investitionshöhe - immer größer als der erwartete Gewinn des risikoreichen Projekts ist, also
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ein risikoneutrales Individuum würde mit seinen eigenen Mittel somit immer das sichere Projekt durchführen. Außerdem wird angenommen, dass alle Individuen identisch sind, und die erforderliche Anstrengung ausschließlich von der Kredithöhe bestimmt wird. Damit beträgt die (additiv seperable) Neumann-Morgenstern-Nutzenfunktion 44 für ein Individuum
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
wobei der Grenznutzen positiv ist, aber mit zusätzlichem Einkommen sinkt, also U 0 (R) > 0; U 00 (R) < 0. Der negative Grenznutzen, der aus der erforderlichen Anstrengung entsteht, ist positiv und steigt mit größer werdendem Arbeitsaufwand, d.h. v 0 (e) > 0; v 00 (e) > 0. Die Switch-Linie kann als die Kombinationen von (L; r) definiert werden, für die ein Individuum indifferent zwischen dem sicheren und dem risikoreichen Projekt ist (V s (L; r) = V r (L; r)). Bei konstantem r erhöht ein Anstieg von L die Attraktivität des risikoreichen Projekts, da der Grenznutzen zusätzlichen Kredits bei der risikoreichen Investition größer ist ( @Vr @L > @Vs @L ). Umgekehrt ist der aus einer Zinsabsenkung für das sichere Projekt resultierende Nutzengewinn größer als der für das risikoreiche Projekt ( @Vs @r < @Vr @r < 0). Damit die Individuen indifferent zwischen sicheren und risikoreichen Investitionen bleiben, muss eine Ausweitung des Kreditvolumens folglich mit einer Absenkung des Zinsniveaus einhergehen. In einem Diagramm mit einer Abszisse L und einer Ordinate r, hat die Switch-Linie somit eine negative Steigung.
Abbildung 4: Kreditrationierungen durch nicht-beobachtbare Projektwahl. Auf allen Punkten der Switch-Linie ist ein Individuum indifferent zwischen einer risikoreichen und einer sicheren Investiti- on. Die Switch Linie ist negativ geneigt, da ein niedrigerer Zins c.p. die Attraktivitität des sicheren Projekts steigen lässt und ein höherer Lohn c.p. die Attraktivität des risikoreichen Projekts erhöht. Die Null-Profit Linie folgt aus den kostendeckenden Zinssätzen im Falle von ausschließlich sicheren oder ausschließlich risikoreichen Projekten. Angelehnt an Stiglitz (1990), S. 357.
Wie bereits angeführt wurde, ist die Bank daran interessiert, dass die Individuen sichere Projekte durchführen. Demnach wird sie Kontrakte (L; r) anbieten, die unterhalb der Switch-Linie liegen. Wenn die Bank vollständigem Wettbewerb unterliegt, wird sie Kredite außerdem kostendeckend anbieten. Die Bank wird also Kontrakte anbieten, die a) auf der Null-Profit-Linie liegen und b) sich auf oder unterhalb der Switch-Linie befinden. Bei gegebenem Zins k
Kreditvolumens. Es entsteht folglich ein Gleichgewicht in (L ; r ) (vgl. Abbildung 4). Zu diesem Zinssatz würden einige Individuen gerne einen höheren Kredit beantragen. Da ihnen aber im Modell kein Commitment-Mechanismus zur Verfügung steht, mit dem sie sich glaubwürdig verpflichten könnten, nur sichere Projekte durchzuführen, begrenzt die Bank das Volumen der vergebenen Kredite.
4 Standardlösungen und Grenzen ihrer Anwendung in Ent- wicklungsländern
4.1 Informationssysteme
Bestünde symmetrische, vollständige Information über die Eigenschaften von Kreditnehmern, könnte in den adversen Selektionsmodellen die First-Best-Lösung realisiert werden, in der alle effizienten Projekte (und auch nur diese) finanziert werden (vgl. Abschnitt 3.1). Dabei würde jeder Kreditnehmer genau den seinem Risiko entsprechenden Zinssatz erhalten, und Kreditrationierungen würden nicht länger fortbestehen. Vollständige Information ist in der Realität zwar unerreichbar, dennoch können Kreditbüros dabei helfen, asymmetrische Information zu vermindern und das Kreditrisiko besser einzuschätzen. Durch diesen Screening-Effekt werden Individuen mit zu risikoreichen Projekten von der Kreditvergabe ausgeschlossen, so dass der adverse Selektionseffekt vermindert wird, gleichgewichtige Zinsen sinken und Kreditrationierungen nachlassen.
Kreditbüros haben noch einen weiteren positiven Effekt. Wenn die Kreditnehmer wissen, dass ihr Verhalten überwacht und gespeichert wird, werden sie versuchen, einen negativen Eintrag zu vermeiden, um später weiterhin Kredite erhalten zu können. Es entsteht also auch ein Anreiz-Effekt, der Moral Hazard vermindert. 45
Die ersten Kreditbüros sind in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts in den USA entstanden. Dies führte zu einer Ausweitung der Kreditvergabe und hatte erhebliche Auswirkungen auf die Geschäftskultur der USA. 46
Es konnte empirisch gezeigt werden, dass die Einführung von Kreditbüros zu niedrigeren Zinsen und einer Ausweitung des Kreditvolumens führt, wobei dieser Zusammenhang besonders stark in Ländern mit schwach ausgeprägten Rechtsinstitutionen ausfällt. 47 Prinzipiell kann zwischen drei verschiedenen Stufen des Informationsaustausches unterschieden werden. Auf der niedrigsten Stufe findet überhaupt kein Informationsaustausch statt. Dies führt dazu, dass Individuen Schwierigkeiten haben, die Sicherheit ihres Projektes zu signalisieren. Dadurch kann es zu einer Quasi-Monopolstellung der informellen Kreditgeber und einer Segmentierung des Kreditmarkts kommen, was in informellen Kreditmärkten von Entwicklungsländern häufig beobachtet werden kann (vgl. Abschnitt 5.2.1). Auf der zweiten Stufe findet Informationsaustausch zwischen den Finanzinstitutionen statt, allerdings nur über negativ bewertetes Verhalten der Kreditnehmer. In diesem Fall werden die positiven Auswirkungen sowohl des Screening- als auch des Anreiz-Effekts realisiert - insofern die Kreditnehmer über den Vorgang informiert sind. Auf der dritten Ebene werden Informationen über negatives und positives Verhalten der Kreditnehmer ausgetauscht. Neben den beschriebenen Effekten, kann es die Sammlung positiver Daten dem Kreditnehmer ermöglichen, eine Reputation aufzubauen, wodurch der gleichgewichtige Zins im Ergebnis weiter sinken und einer Überschuldung vermieden werden kann. 48
Es bleibt festzuhalten, dass Kredit-Informationssysteme in Entwicklungsländern trotz- dem weiterhin eine Ausnahme sind. 49 Dies kann insbesondere vor dem Hintergrund steigenden Wettbewerbs unter MFI zu gravierenden Problemen führen, wie die Krise der MFI in Bolivien gezeigt hat.
50 Pagano und Jappelli entwickeln ein theoretisches Modell, mit dem das Auftreten von Kreditbüros erklärt werden kann. 51 Kreditbüros sind in dem Modell kooperative Organisationen, deren Zweck der Informationsaustausch über die Kredithistorien von Kreditnehmern ist. Die Mitgliedschaft in einem Kreditbüro ermöglicht den Zugang zu den Informationen der anderen Mitglieder im Austausch gegen die eigenen Informationen. Anreize zum Informationsaustausch fallen stark aus, wenn es eine große Anzahl potentieller Kreditnehmer gibt, über welche die Bank keine Informationen hat. Dies wird bei hoher Kreditnehmermobilität der Fall sein. Eine den Anreiz zum Informationsaustausch verstärkende Wirkung geht ebenfalls von der Größe des Kreditmarkts aus. 52 Da Mobilität der potentiellen Kreditnehmer und Größe des Kreditmarkts in Entwicklungsländern eher gering sind, liefert das Modell eine Erklärung für das geringe Auftreten von Kreditbüros.
4.2 Kreditbesicherungen
Es kann generell zwischen Personen- und Sachsicherheiten unterschieden werden. Eine Personensicherheit zeichnet sich „durch einen persönlichen, d.h. schuldrechtlichen, obligatorischen Anspruch gegen den Sicherungsgeber aus“. 53 Eine Sachsicherheit hingegen zeichnet sich „im dinglichen, also gegenüber jedermann wirkenden, Recht des Sicherungsnehmers am Sicherungsmittel, welches durch eine Immobilie, ein Recht und nach überwiegender Auffassung auch durch eine Mobilie verkörpert werden kann.“ 54 Es soll nun die Anreizwirkung einer Sachsicherheit, die im weiterhin als Pfand bezeichnet wird, untersucht werden.
4.2.1 Pfand
Ein Pfand kann die in Abschnitt 3 beschriebenen Probleme abmildern. Besteht beispielsweise Unklarheit über die Eigenschaften der Kreditnehmer (vgl. Abschnitt 3.1.1), kann ein Pfand einen niedrigeren Zins induzieren und damit ggf. ein Gleichgewicht vermeiden, in dem effiziente Projekte nicht finanziert werden. Die Kostendeckungsbedingung für den Fall, dass R- und S-Individuen Kredit nachfragen und ein Pfand C hinterlegen, lautet bei einem Kredit von einer Geldeinheit (p + (1 p)C)r = k, mit p p s + (1 )p, woraus sich ein gleichgewichtiger Zins in Höhe von ergibt. Dieser Zins ist geringer als der im Gleichgewicht ohne Pfand erhobene Zins r = k , solange (1 p)C > 0.
[...]
1 Vgl. Lucas (1990).
2 Prasad et al. (2007) S. 1.
3 Vgl. Armendáriz de Aghion; Morduch (2005) S. 5.
4 Die Tatsache, dass die Kreditnehmer in der Lage sind, diese hohen Zinsen zu bezahlen, spricht jedoch für ein hohes Kapitalgrenzprodukt der Kreditnehmer.
5 Vgl. Richter; Furubotn (1999) S. 9-10.
6 Richter; Furubotn (1999) S. 9.
7 Rothschild; Stiglitz (1976) S. 629.
8 Vgl.Richter; Furubotn (1999) S. 163-164.
9 Vgl. Grossman; Hart (1983) S. 10.
10 Vgl. Mirrlees (1999) S. 4 ff.
11 Vgl. Stiglitz (1974) S. 219-220.
12 Vgl. Rothschild; Stiglitz (1976) S. 648. Das Angebot verschiedener Verträge wird in anderen Kontexten ebenfalls
13 Mit Zitrone (englisch: lemon) ist im Amerikanischen Englisch ein Gebrauchtwagen schlechter Qualität gemeint. Eine entsprechende deutsche Übersetzung lautet „Schrottkarre“.
14 Vgl. Akerlof (1970) S. 488-592. In seinem Beispiel unterscheidet Akerlof lediglich zwischen guten und schlechten Gebrauchtwagen.
15 Z.B. in Abschnitt 3.1.1.
16 Im Sinne der Institutionenökonomik lassen sich die Agency Kosten als Transaktionskosten interpretieren.
17 Vgl. Jensen; Meckling (1986) S.5-6.
18 Vgl. Besley (1994) S. 29.
19 Vgl. Baltensperger (1976) S. 401. ff.
20 Vgl. Stiglitz; Weiss (1981), S. 395-397.
21 Armendáriz; Gollier (2000) S. 634-635.
22 Vgl. Ghatak (2000) S. 604-606.
23 Vgl. Akerlof (1970) S. 488-592.
24 Vgl. De Meza; Webb (1987) S. 281-289.
25 Vgl. Stiglitz; Weiss (1981), S. 395-397 und Freixas; Rochet (2006), S. 139-140.
26 Wie im Originalmodell wird im Folgenden ebenfalls von einem positiven Pfand ausgegangen. Das Ergebnis der Kreditrationierung würde ohne eine Kreditbesicherung nur weiter verstärkt werden.
27 Vgl. Stiglitz; Rothschild (1979) S. 229-231.
28 Ghosh; Mookherjee; Ray (2000) S. 3.
29 Dieses Modell ist angelehnt an Ghosh; Mookherjee; Ray (1999) S. 5-12.
30 Dieswird im Modell jedoch nicht eintreffen, da die erforderliche Investition und damit auch die gesamte Kreditschuld annahmegemäß größer als der Wohlstand des Individuums ist (K > w, B > w). Es gilt B = K(1 + r) > K solange der Zinssatz größer als -100% ist (r > 1), wovon realistischerweise auszugehen ist. Dementsprechend wird die Anstrengung ohne weitere Anreize immer niedriger als in der First-Best-Lösung ausfallen.
31 Ghosh; Mookherjee; Ray (2000) S. 6.
32 Vgl. Armendáriz de Aghion; Morduch (2005) S. 44-45.
33 Sanktionen der Bank durch die Verweigerung zukünftiger Kredite werden in Abschnitt 7.1 ausführlicher thema- tisiert.
34 Banerjee; Newman (2001) S. 211.
35 Vgl. Besely; Coate (1995) S. 3.
36 Avato (2005) S. 11.
37 Es wird angenommen, dass die Beschlagnahmung problemlos möglich ist. In Wirklichkeit stellen sie hier auf Grund der Ineffektivität der Behörden wieder neue Probleme (s.o.).
38 Vgl. Banerjee; Newman (2002), S. 211.
39 Vgl. Hoff; Stiglitz (1998) S. 486.
40 Dies gilt unter der Voraussetzung, dass das finanzierte Projekt im Falle eines Erfolges einen zur Bedienung der Kreditschuld ausreichend hohen Erlös erzielt.
41 Stiglitz (1990) S. 356.
42 Das Risiko wird wiederum als Varianzerhöhung mit konstantem Mittelwert im Sinne verstanden vgl. Rothschild; Stiglitz (1970).
43 Vgl. Stiglitz (1990), S. 353-359.
44 Zur Von Neumann-Morgenstern Nutzenfunktion vgl. Laffont; Martimort (2002) S. 59 ff.
45 Vgl. McIntosh; Wydick (2004) S. 4.
46 Vgl. Olegario (2003) S. 118.
47 Vgl. Brown et al. (2007) S. 26.
48 Vgl. Luoto et al. (2004) S. 8.
49 Vgl. Luoto et al. (2004) S. 5-6.
50 Zur Krise der MFI in Bolvien vgl. Rhyne (2001) S. 144-146.
51 Vgl. Pagano; Jappelli (1993) S. 1695-1705.
52 Vgl. Pagano; Jappelli (1993) S. 1713-1714.
53 Larisch (2002) S. 11.
54 Larisch (2002) S. 12.
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